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Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit

mixtvisionerschienen am01.07.2024
13 ¾, heimlich verliebt und Stimmungstiefs, die genau dann anklopfen, wenn er es gar nicht gebrauchen kann - für Leon Hertz ist das Leben nicht einfach. Immerhin bekommt er bei seinem Referat zum Thema Tod und Trauer Unterstützung: Der stille Rouven hilft ihm bei seinen Recherchen über ein rätselhaftes Holzkreuz an der Ampel. Leon merkt bald, dass auch Rouven Traurigkeit kennt und sie einiges gemeinsam haben. Aber etwas scheint ihrer Freundschaft im Weg zu stehen ... •(K)eine Außenseiter-Geschichte - dieses Jugendbuch ab 12 Jahren erzählt einfühlsam und außergewöhnlich von einem des 'gewöhnlichen' Teenagers auf der Suche nach der eigenen Identität •Plädoyer für das Hinsehen und gegen das Wegschauen - Dieses Buch für Freundschaft einzustehen und sich gegen Mobbing zu stellen •Diese Geschichte beschäftigt sich mit dem sensiblen Thema Tod und Trauer. Zugleich ist sie eine Hommage an Toleranz, Akzeptanz und die Vielfalt von Lebenswegenmehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,00

Produkt

Klappentext13 ¾, heimlich verliebt und Stimmungstiefs, die genau dann anklopfen, wenn er es gar nicht gebrauchen kann - für Leon Hertz ist das Leben nicht einfach. Immerhin bekommt er bei seinem Referat zum Thema Tod und Trauer Unterstützung: Der stille Rouven hilft ihm bei seinen Recherchen über ein rätselhaftes Holzkreuz an der Ampel. Leon merkt bald, dass auch Rouven Traurigkeit kennt und sie einiges gemeinsam haben. Aber etwas scheint ihrer Freundschaft im Weg zu stehen ... •(K)eine Außenseiter-Geschichte - dieses Jugendbuch ab 12 Jahren erzählt einfühlsam und außergewöhnlich von einem des 'gewöhnlichen' Teenagers auf der Suche nach der eigenen Identität •Plädoyer für das Hinsehen und gegen das Wegschauen - Dieses Buch für Freundschaft einzustehen und sich gegen Mobbing zu stellen •Diese Geschichte beschäftigt sich mit dem sensiblen Thema Tod und Trauer. Zugleich ist sie eine Hommage an Toleranz, Akzeptanz und die Vielfalt von Lebenswegen
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958549883
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum01.07.2024
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3605
Artikel-Nr.13562751
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1. Das Referat

Isabel quiekte. Dabei war ich noch gar nicht zu der Sache mit dem Kopf gekommen.

Als ich dann zu der Sache mit dem Kopf kam, unterbrach mich Frau Redecker sofort. »Leon, das reicht.«

»Aber ...«, sagte ich.

»Leon, ich glaube nicht, dass wir all die unappetitlichen Details dieses Unfalls erfahren müssen.« Ein Aufatmen ging durch den Klassenraum.

Ich nickte, sehr langsam.

»Überspring diesen Part doch einfach«, sagte Frau Redecker. »Und mach vielleicht direkt bei dem Kreuz weiter.«

»Na ja.« Ratlos schaute ich in das Heft mit meinen Notizen. Dann drückte ich eine der kleinen Pfeiltasten auf der Fernbedienung des Beamers, um ein paar Bilder zu überspringen, die er noch hätte zeigen sollen.

»Also, deshalb steht da dieses Kreuz«, schloss ich und klappte mein Heft zu.

In der Klasse war es so still wie nach einem Unfall.

Frau Redecker fing sich als Erste. »Na gut. Hat jemand ... äh ... Fragen an Leon?«

Halt, stopp.

Das war zwar der Anfang von allem, aber das ist ein blöder Anfang. Ich komm da ja rüber wie der total gestörte Geek, der sich nur für Blut und Hirnmatsch interessiert. Das bin ich natürlich nicht. Aber es ist nun mal der Anfang dieser Geschichte, und ja, zugegeben, ein klein bisschen gestört bin ich schon, aber anders. Erklär ich später.

Zuerst möchte ich mich mal kurz vorstellen. Damit ihr wisst, wer dieses Buch hier eigentlich schreibt. Ich hab zwar, ehrlich gesagt, noch nie ein Buch gelesen, wo der Autor sich am Anfang vorstellt, aber hey, es ist mein Buch, also darf ich das.

Ich bin Leon, hallo. Und eigentlich bin ich ganz normal.

Ich bin ganz normale 13¾, bin ein ganz normales Einzelkind, lebe bei meiner Mutter, die ist auch ganz normal, mein Vater kann mich mal, und ich gehe in eine ganz normale Schule. Da sag ich nicht viel. Mein Lieblingsort in der Schule ist draußen zwischen der Turnhalle und dem Schulgarten. Dort, wo sonst niemand ist, dort, wo ich allein sein kann, wenn ich allein sein möchte. Dort, wo mich niemand sieht.

Referate sind nicht mein Ding, sie sind mir egal. Eigentlich. Nur dieses hier war die Ausnahme. Aber keine Sorge, das ist nicht die Geschichte eines vergurkten Referats. Es ist meine Geschichte, aber die ging halt mit einem vergurkten Referat los.

Referat zum Thema Tod und Trauer: Das Holzkreuz an der Ampel

In meinem Referat geht es um dieses Holzkreuz, das ihr auf dem Weg zur Schule vielleicht schon mal gesehen habt. Es steht an der Kreuzung Kottbusser Allee/Brückentalstraße auf der Verkehrsinsel. [Bild zeigen!]

Hier noch mal in groß. Vor zweieinhalb Jahren ist da am 29. September ein Lukas gestorben bei einem Verkehrsunfall.

Und obwohl das so lange her ist, stehen da trotzdem immer frische Blumen und meistens leuchtet auch ein rotes Teelicht.

An einem Laternenpfeiler hängt dieser vergilbte Zettel. [Nächstes Bild zeigen!]

»Zeug*innen gesucht!!!!!!!!

Am 29.9. starb hier Lukas, 23 Jahre alt, bei einem Verkehrsunfall. Er wurde von einem Lkw überrollt, obwohl er Vorfahrt hatte!!!

Die Polizei behauptet, er wäre ohne Licht gefahren! Aber es war 18.30 Uhr! !! Da ist es noch gar nicht dunkel!!! Außerdem ist es in der Stadt doch immer hell!!!!! Wer hat den Unfall beobachtet? ! Zeug*innen melden sich bitte bei gerechtigkeitfuerlukas@gmx.de!!!!!!«

Ich habe auch einen Zeitungsartikel über den Unfall gefunden.

[Nächstes Bild zeigen!]

»Erneut Radfahrer getötet

Am frühen Donnerstagabend kam es erneut zu einem tödlichen Verkehrsunfall auf der Kottbusser Allee. Ein Sattelzug mit Baustoffen erfasste beim Linksabbiegen einen 23-jährigen Radfahrer, der, aus der Brückentalstraße kommend, die Kottbusser Allee überqueren wollte. Die Fahrradampel zeigte grün. Wieso der Lkw-Fahrer ihn übersah, konnte noch nicht ermittelt werden. Zeugen berichteten, der Radfahrer sei mit hoher Geschwindigkeit und ohne Licht gefahren. Zur Zeit des Unfalls hatte die Abenddämmerung eingesetzt. Der Radfahrer erlitt schwere Kopfverletzungen und verstarb noch am Unfallort, der Lkw-Fahrer erlitt einen Schock. Dies ist bereits der 11. Fahrradfahrer, der in diesem Jahr in Berlin zu Tode kam.«

Auf dem nächsten Bild seht ihr das Google-Earth-Bild von der Kreuzung. Ich hab da mal Pfeile reingemalt, wo der Radfahrer langfuhr und wie der Lkw da abbiegen wollte. Zum Unfall muss es da gekommen sein, wo sich die beiden Linien kreuzen.

Ich hab hier auch mal ein Bild von einem Sattelzug gegoogelt. So ein Lkw hat fünf Achsen und zehn Räder. Er ist bis zu 16,5 Meter lang, bis zu 2,6 Meter breit und kann voll beladen 36 Tonnen wiegen. Und weil in der Zeitung ja stand, dass da Baustoffe drauf waren, und die sind ja megaschwer ... Das heißt, auf jedem Rad lag ein Gewicht von rund 3,6 Tonnen, also im Durchschnitt.

In der Zeitung stand ja, dass der Radfahrer an Kopfverletzungen gestorben ist.

- Quieken Isabel.

Also versucht euch mal selbst vorzustellen, wenn ein Rad mit 3,6 Tonnen über einen Kopf -

- »Leon, das reicht.« Referat Abbruch. Mayday!

»Na gut. Hat jemand ... äh ... Fragen an Leon?«

Frau Redecker schaute in die Runde. Und natürlich! Sonst ignorierten mich die anderen in der Klasse, aber kaum hielt ich mal ein Referat, rissen alle die Klappe auf.

»Leon hat gar nichts zum Kreuz gesagt«, blökte Jule als Erste.

»Das ist keine Frage, Jule. Könntest du es bitte als Frage formulieren?«, sagte Frau Redecker.

»Wenn´s sein muss«, erwiderte Jule schnippisch. »Warum hat der Leon gar nichts zum Kreuz gesagt?«

»Ich hab wohl was zum Kreuz gesagt!«, verteidigte ich mich, woraufhin Frau Redecker gleich pädagogisch wurde. »Du hast etwas zu dem Unfall gesagt, Leon, der Anlass für das Kreuz war. Aber unser Thema ist ja die Trauer. Warum stellt man ein Kreuz dort auf, wo jemand gestorben ist? Sonst findet man Kreuze auf dem Friedhof, wie Rouven und Samuel ja letzte Woche sehr eindrucksvoll geschildert haben.«

Ein Stöhnen ging durch den Raum. Das war die langweiligste Ethikstunde ever gewesen. Rouven und Sam sind die beiden Emos in unserer Klasse. Ja, es gibt tatsächlich noch welche. Sie hatten in der letzten Stunde ein Referat über Friedhöfe gehalten. Über Trauerkultur, Blumengestecke, Bilder und Kuscheltiere auf Gräbern und so Zeug, und dann haben sie eine geschlagene halbe Stunde lang Bilder von Grabsteinen gezeigt, und irgendwann fiel selbst Frau Redecker auf, dass die Grabsteine alle von 13- oder 14-Jährigen waren. Von einigen hatten die beiden sogar noch die Todesanzeigen ergoogelt. Keine Ahnung, wie sie das gemacht haben und warum überhaupt! Voll spooky. Die Friedhöfe hatten Rouven und Sam auch nur als Referatsthema bekommen, weil Jule, Nesrin und Frieda beim Thema »Suizid und Prävention« schneller gewesen waren.

So traurig, wie ich oft bin, sollte ich wohl auch so was wie ein Emo sein. Rouven und Sam sind eigentlich auch in Ordnung. Also, wenn sie nicht gerade Referate halten. Sie laufen halt nur immer ganz in Schwarz rum, haben ziemlich lange Haare und gucken ihre Frisur am liebsten von innen an. Ich hab mal versucht, ihre Musik zu hören, aber die mag ich nicht so. Den Look schon, ein bisschen zumindest. Ich hab mir deshalb die Haare schon etwas länger wachsen lassen und trag auch Skinny Jeans. Vielleicht bin ich Emo light. Aber so light, dass selbst Rouven und Sam es noch nicht mitbekommen haben. Irgendwie finde ich das auch nicht schlimm. Ich weiß gar nicht, ob ich irgendwo dazugehören will.

»Vielleicht wird am Unfallort ein Kreuz aufgestellt, weil die Seele dort rausgegangen ist aus dem Körper«, meldete sich Edda. Das fand ich nicht ganz doof.

»Was soll´n das sein?«, maulte Samuel. »Seele.«

»Das ist das, was bei dir schwarz ist«, witzelte der rechte Leon. Er ist immer für einen dummen Spruch gut.

Er ist der rechte Leon, weil wir drei Leons in meiner Klasse sind. Ich glaub, das sagt alles über meine Eltern. Als sie mich bekommen haben, haben sie sich mal eben umgehört, wie man neugeborene Jungs gerade so nennt, und haben mich dann auch so genannt. Tolle Leistung! Leon und Leon haben offenbar genauso einfallslose Eltern und deshalb sind wir zu dritt. Es gibt den »großen Leon« und den »Leon mit den langen Haaren«, die sogar noch nebeneinandersitzen und deshalb auch »der linke und der rechte Leon« genannt werden. Das sorgt aber immer wieder für Verwirrung, weil man nie weiß, von welcher Seite aus man gerade gucken soll, was die beiden Leons auch geschickt ausnutzen. Na ja, und dann gibt es den »dritten Leon«. Das bin ich. Manchmal werde ich sogar so aufgerufen: »Der dritte Leon, bitte.« Geht schon klar.

»Ich fand Leons Thema eigentlich total interessant«, sagte Edda, und ich horchte auf. »Aber irgendwie hat Leon so gar nix draus gemacht, das find ich voll schade.« Sie guckte mitleidig zu mir rüber. Oh Scheiße. Ich wurde sofort rot und starrte die nächsten Minuten angestrengt meinen Tisch an. Die Diskussion ging noch irgendwie weiter. Ich habe nicht mehr zugehört, und kein Leon hat noch was gesagt.

»Na gut, kommen wir zum nächsten Referat«, erlöste mich Frau Redecker irgendwann. »Hao, Lukacz und Celina, seid ihr vorbereitet? Braucht ihr den Beamer?«

Während die drei nach vorne gingen, kam Frau Redecker an...

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