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Der Richter und das Biest - Ein Fall für Abel

Bärenklau Exklusiverschienen am01.07.2023
Eduard Hablik ist ein gnadenloser Richter und hat so manche Schwierigkeiten mit Frauen. Er liest eines Abends eine verletzte und verwirrte junge Frau auf, Stella, äußerst aufregend und ebenso rätselhaft. Sie lebt seit Jahren entmündigt in einer Nervenheilanstalt und ist anscheinend entflohen. Hablik verfällt sofort ihrem Charme und will ihr helfen, die Entmündigung aufzuheben. Die beiden bitten den Rechtsanwalt Abel um Hilfe. Doch offenbar verschweigt Stella so einiges:
Weshalb flieht sie vor ihrem amtlichen Betreuer? Warum sucht der undurchsichtige Leiter der Klinik nach ihr? Und stimmt das, was Menschen, die sie näher kennen, über sie sagen? »Sie ist böse und von Natur aus gefährlich. Sie verstellt sich, sie wickelt jeden um den Finger, den sie um den Finger wickeln will.«
Jemand wird ermordet, die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen und auch Jean Abel gerät plötzlich in Lebensgefahr ...


Fred Breinersdorfer ist einer der renommiertesten Drehbuchautoren Deutschlands, über 75 Drehbücher von ihm wurden für Kino und TV verfilmt, darunter mehr als 20 Episoden 'Tatort'. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Adolf-Grimme-Preis mit Gold und den Deutschen Filmpreis. Mit seinem Film ?Sophie Scholl - die letzten Tage«, war er 2006 für den Oscar nominiert.
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Verfügbare Formate
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR14,99

Produkt

KlappentextEduard Hablik ist ein gnadenloser Richter und hat so manche Schwierigkeiten mit Frauen. Er liest eines Abends eine verletzte und verwirrte junge Frau auf, Stella, äußerst aufregend und ebenso rätselhaft. Sie lebt seit Jahren entmündigt in einer Nervenheilanstalt und ist anscheinend entflohen. Hablik verfällt sofort ihrem Charme und will ihr helfen, die Entmündigung aufzuheben. Die beiden bitten den Rechtsanwalt Abel um Hilfe. Doch offenbar verschweigt Stella so einiges:
Weshalb flieht sie vor ihrem amtlichen Betreuer? Warum sucht der undurchsichtige Leiter der Klinik nach ihr? Und stimmt das, was Menschen, die sie näher kennen, über sie sagen? »Sie ist böse und von Natur aus gefährlich. Sie verstellt sich, sie wickelt jeden um den Finger, den sie um den Finger wickeln will.«
Jemand wird ermordet, die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen und auch Jean Abel gerät plötzlich in Lebensgefahr ...


Fred Breinersdorfer ist einer der renommiertesten Drehbuchautoren Deutschlands, über 75 Drehbücher von ihm wurden für Kino und TV verfilmt, darunter mehr als 20 Episoden 'Tatort'. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Adolf-Grimme-Preis mit Gold und den Deutschen Filmpreis. Mit seinem Film ?Sophie Scholl - die letzten Tage«, war er 2006 für den Oscar nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757903954
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten333 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse566
Artikel-Nr.13844216
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Freitag

 

 

Zwei Stunden später, als die Vögel in den Straßenbäumen ihre Arbeit aufnahmen und die Briefkastendeckel klapperten, weil die Zeitung eingeworfen wurde, drehte sich Hablik vorsichtig herum und betrachtete die langgestreckte Fremde im Bett neben sich. Sie lag auf dem Bauch, den Kopf seitlich von ihm weggedreht. Er beobachtete die leichte Bewegung des Oberkörpers beim Atmen. Unter der glatten Haut konnte man ihre Rippen zählen. Er hielt ganz vorsichtig seine Hand über ihre Hüfte. Langsam senkte er sie, bis er Stellas von der Morgenbrise kühle Haut berührte. Sie schnurrte, ohne aufzuwachen. Tief und unschuldig wie ein Kind, dachte Hablik.

Er stand leise auf, nahm die Tasche, die schwere Pistole und das verblutete Taschentuch mit einem Stück Papier von seinem Schreibtisch und verschloss alles in einer Schublade. Sicher ist sicher. Er machte sich Sorgen, obwohl sie es ihm verboten hatte.

 

*

 

Der Eingang zu Abels Büro lag noch im Schatten. Die Tür stand sperrangelweit auf. Vor der Schule schräg gegenüber wartete ein Junge mit blondierten Haarspitzen und gegeeltem Haar. Er rauchte und weinte. Auf seinem T-Shirt stand »Bin ich sexy?«

Abel genoss den jungen Tag und sprengte Wasser aus einem Plastikeimer auf den Asphalt. Sein weißes Hemd stand am Hals offen. Die Ärmel hatte er hochgekrempelt. Seine schwarzen Anzughosen verliehen ihm zusammen mit dem weißen Hemd etwas Sportlich-Seriöses - wäre er nicht barfuß gewesen.

Abel kniff die Augen zu und starrte zu dem Jungen hinüber. Er versuchte sein Alter zu schätzen. Warum heulte er? Liebeskummer? Schlechte Noten? Er sah nicht aus, als würde er wegen schlechter Noten heulen. Aber wie sehen heute Jungen aus, die wegen schlechter Noten heulen? Abel grübelte und kühlte seine linke Hand im Wasser. So ein Quatsch, sagte er sich. Mitten in den Ferien weint niemand wegen Zeugnissen. 

Abel betupfte sich die Stirn mit Wasser und verteilte den Rest vor den Stufen seiner Kanzleiwohnung. Vergnügt und ziemlich falsch pfiff er »Toujours l Amour«. Er blickte die Fassade hoch. Langsam deckte der Großstadtstaub die hellen Umrisse der ehemaligen Leuchtreklame zu. Fräulein Gautinger war entweder verreist oder gestorben, denn erstaunlicherweise blieben ihre Fenster geschlossen. Den ganzen Morgen kein Pavarotti? Abel wäre es nicht recht, wenn seine Nachbarin tot in ihrem Bett läge. Er fürchtete aber einen langen Vortrag über die Situation der Poesie in unserer schlechten Welt und beschloss, nicht bei ihr zu klingeln. Sicher war sie in der Stadtbibliothek am Gasteig, um die Bibliothekarinnen mit Anfragen auf Trab zu halten. Oder sie war beim Metzger.

»An einem hellen Sommermorgen sterben die Leute nicht«, verscheuchte er den Gedanken an den Tod. Vor seinen Füßen schob sich eine giftgrüne Raupe über den feuchtstaubigen Asphalt. Abel ging in die Knie, um ihre groteske Bewegung zu studieren. Die Raupe zog den Körper zusammen, bildete einen enormen Buckel wie eine kleine Brücke, danach schob sie sich um die halbe Länge ihres Leibes nach vorne. Seitlich war sie gelb gezackt und hatte winzige schwarze Warzen an der Unterseite. In der Kanzlei klingelte das Telefon. Abel ließ sich nicht stören. Erst noch der Raupe zusehen. So viel Zeit muss sein. Erst als Paul Schmitz bedrohlich knurrte, drehte er sich um und stand auf.

Vor ihm stand Richter Hablik. Er wirkte steif und war bleich. Das Telefon hörte auf zu läuten. Flott gekleidet, der Hablik, dachte Abel. Leichte Sommerhose mit Bügelfalte, hellblaues Hemd, dunkelblauer Strickschlips, Socken und Sandalen, das Cordjackett über dem Arm. Seine Augen verdeckte eine enorme Sonnenbrille mit verspiegelten Gläsern. Abel nahm den Hund am Halsband und schaute ungläubig, denn neben Hablik stand die junge Frau von gestern aus dem Billardcafé. Abels Interesse war geweckt. Wie Hablik trug sie eine große Sonnenbrille. Abels Blick glitt neugierig über ihr Gesicht und ihre Figur.

»Dürfen wir eintreten?«, fragte Hablik ohne Gruß.

»Ungern«, antwortete Abel wahrheitsgemäß, »es ist noch nicht geöffnet.«

»Kann ich mir denken«, erwiderte Hablik. Trotz seines fast distanzierten Verhältnisses zur Kollegenschaft hatte er mitbekommen, dass der Rechtsanwalt Abel als ein Bohemien galt, der nie vor zehn oder elf Uhr telefonisch zu erreichen war. Im Sommer manchmal sogar erst ab zwölf. Hablik fügte entschlossen hinzu: »Das ist so was wie ein Notfall.«

Abel seufzte. Mit einer knappen Geste zeigte er schließlich doch auf die offene Tür. Sie traten ein. Abel sperrte seinen Hund in die Küche und vergaß die Schuhe anzuziehen. Der Richter nestelte ein paar Notizzettel heraus, faltete sie auseinander und legte sie auf den mit Akten, Gebührentabellen und Schriftstücken übersäten Schreibtisch. Die junge Frau studierte Abel, sie hatte ihn aus dem Bistro nur vage in Erinnerung.

»Was für ein Notfall?«, fragte Abel.

Hablik mochte nicht, wie Stella den Anwalt ansah. Er tippte auf seine Notizen.

»Es geht um eine Betreuung.«

»Das ist doch kein Notfall.«

»Normalerweise nicht, aber â¦«

Betreuungssachen betrafen meist alte Menschen, hilflose, aber auch verrückte unverbesserliche Querulanten, vor denen sich ihre Umgebung nicht anders schützen konnte, als sie unter Kuratel zu stellen. »Eine unrechtmäßige Anordnung muss sofort aufgehoben werden.«

Abel nickte. Wenn es um eine Art staatlich verfügte Freiheitsberaubung ging, das war schon was anderes.

Trotzdem kam bei ihm keine rechte Begeisterung auf. Betreuungssachen waren unter Anwälten gefürchtet. Geringe Gebühren, viel Arbeit und Ärger. Abel hatte keine Lust auf das Mandat irgendeines tobsüchtigen alten Onkel dieses Richters. Einen solchen Fall abzulehnen, die Freiheit nahm er sich. »Bin überlastet.«

Hablik antwortete: »Es ist justizbekannt, dass Sie nie überlastet sind, Herr Rechtsanwalt.«

Diese Bemerkung ärgerte Abel. »Was immer Sie vorhaben, machen Sie s doch selbst. Sie wissen doch sonst auch alles besser«, knurrte er in der Hoffnung, Grobheiten würden den unerfreulichen Besuch in der Morgenstunde abkürzen, ohne dass er deutlicher zu werden brauchte.

Hablik biss die Zähne zusammen, steckte den Hieb weg wie ein guter Boxer und rückte nur kurz unschlüssig an seiner Sonnenbrille.

»Sie müssen â¦«

»Nix muss ich«, unterbrach Abel freundlich. »Erinnern Sie sich nicht an gestern?«

»Doch, aber als Anwalt sind Sie verpflichtet â¦«

»Sie täuschen sich.« Abel verschränkte die Arme.

»Komm, wir gehen.« Hablik stand plötzlich auf. »Irgendeinen Rechtsanwalt finden wir schon.«

Abel nickte entspannt. So, der Tag schien gerettet. An der Tür blieb er stehen und schaute dem langen, breitschultrigen Richter und der zierlichen Frau nach, wie sie im Schatten der Häuserzeile entlanggingen, Hand in Hand.

Er wollte sich gerade herumdrehen, um für sich und Jane, die noch auf der Bank war, einen Kaffee zu machen, da bemerkte er, dass Hablik stehen blieb. Die beiden wechselten scheinbar erregt Worte. Hablik ließ die Hand seiner Begleiterin los. Er gestikulierte. Abel verstand nicht, warum sich die beiden zankten. Aber es ging um ihn. Hablik zeigte Richtung Kanzlei. Schließlich kam das Pärchen zurück, trat unaufgefordert ein und setzte sich auf die Besucherstühle vor Abels Schreibtisch.

»Man muss beim Familiengericht einen Antrag stellen, um Stellas Betreuung aufheben zu lassen«, sagte Hablik nach einem Seitenblick auf seine Begleiterin. Er legte die Hand auf die Schulter der Frau, damit Abel wusste, wer gemeint war.

Stellas Betreuung? Darauf wäre Abel nie gekommen. Sie sah nicht im Entferntesten so aus, als hätte sie ein Problem. Ihr Blick wirkte klar, sie schien die Initiative ergriffen zu haben. Wie kam so jemand dazu, entmündigt zu werden? Abel sträubte sich innerlich dagegen, sodass ihn die Sache zu interessieren begann.

»Lass gut sein, Hablik, ich kann schon selber â¦«, sagte die Frau und wandte sich an den Anwalt. »Wie gesagt, es geht um mich«, erklärte sie. »Beim Familiengericht braucht man einen Anwalt. Man muss sich vertreten lassen. Einer muss es doch machen.«

»Korrekt.« Abel leistete noch ein wenig Widerstand. »Bloß, ich bin nicht der ganz große Fuchs im Familienrecht.«

»Sie sollten sich schämen, Herr Abel«, fuhr Stella zu ihm gewandt in fast liebenswürdigem Ton fort. »Herr Hablik respektiert Sie, weil Sie sich immer sehr gut einarbeiten, einer von wenigen Anwälten sind, die sich auch mal mit Herrn Hablik für Ihre Mandanten streiten.«

Natürlich fühlte sich Abel auch ein wenig geschmeichelt, weil sie ansprach, worauf er insgeheim stolz war. Seine Courage. Laut sagte er: »Bei wie viel Kollegen waren Sie schon?«

»Wir gehen. Ich hab doch gesagt â¦« Abel wütend fixierend, zerrte Hablik seine Begleiterin vom Stuhl hoch. Ruppig machte sich Stella los und schrie Hablik plötzlich an: »Nein, ich mache das nicht länger mit! Wir haben jetzt schon bei sechs Anwälten angerufen, und überall sind wir abgeblitzt.« Und zu Abel gewandt rief sie zornig: »Kommen Sie sich eigentlich gut vor?«

»Nein«, sagte Abel nach kurzem Überlegen. »Entschuldigung. - Okay, bringen wir s hinter uns. Prozesskostenhilfe?« Abel fischte routiniert ein Formular aus einer Schublade, mit dem minderbemittelte Bürger Hilfe für die Honorare und Gebühren beantragen konnten.

Hablik gab sich einen Ruck und sagte: »Ich zahle die Rechnung, wenn nicht die Staatskasse dafür aufkommen muss, weil eine rechtswidrige Anordnung ergangen ist«, und...
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