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Höhenfluch - Absturz eines Managers

Bärenklau Exklusiverschienen am01.07.2023
Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ist Vincent Horn ein deutscher Spitzenmanager in der Medienbranche - und so hoch oben ist die Luft verdammt dünn.
Ehrgeiz, Intrigen und emotionale Kälte prägen das gehetzte Leben des Workaholic, und hätte er nicht seine Liebe zur Kunst, er wüsste gar nicht, was Glück ist. Jedoch ist es gerade diese Liebe - er sammelt wie besessen teure Gemälde - die ihn gefährliche finanzielle Wagnisse eingehen lässt.
In Horns Ehe kriselt es, und der 45-jährige Vater zweier Teenager findet eine junge Geliebte, aber sie erwidert seine Gefühle nicht. Den täglichen Kampf als Vorstandsvorsitzender empfindet Horn als extrem hart, wobei er gleichzeitig Ruhm und Erfolg maßlos genießt. Als das neue, aggressive Boulevardblatt STAR - Horns Idee - mit schwindelerregenden Verkaufszahlen ein Durchbruch wird, feiert man auch ihn, doch im Hintergrund lauert bereits der Absturz. Man sägt an seinem Stuhl.
Es kommt, wie es kommen muss - zur absoluten Katastrophe. Mitten in der angespannten Situation, da ihn Gegner innerhalb wie außerhalb der Firma piesacken, hat der erschöpfte Vincent alles satt und fliegt auf Geschäftskosten nach Australien, um dort Urlaub zu machen. Ein großer Fehler!
Das Desaster ist offenbar nicht mehr aufzuhalten; nach und nach wird auch klar, dass der Manager, gefangen in Ängsten, drohendem Burn-out und zwanghaften Gewohnheiten, seine familiären Traumata nie bearbeitet hat.
Wird die Katastrophe ein heilsamer Wendepunkt in seinem getriebenen Leben?
»Dieser Roman«, so liest man gelegentlich zu Beginn eines Buches, »ist frei erfunden. Seine Personen und die Handlung haben nichts mit der Realität zu tun.« Bei dem folgenden Text ist es anders, er hat sehr viel mit der Realität in Deutschland zu tun. Seine handelnden Personen sind keineswegs nur frei erfunden, sie haben zusammengefügte, übereinander geblendete Biographien, gleichsam Collagen aus prominenten deutschen Managerschicksalen, einige davon betreffen sogar Personen, die wegen gravierender Vergehen vor Gericht gestellt wurden. Bitte suchen Sie, verehrte Leserin, geneigter Leser, deshalb nicht eine vermeintlich wahre Identität des Helden meiner Geschichte oder seines Gegenspielers oder anderer Charaktere, die ich auftreten lasse. Sie sind, so wie ich sie schildere, das Produkt meiner Phantasie, sie hätten aber durchaus existieren können. dasselbe gilt für die Handlung. Auf diese Weise entstand eine Erzählung aus der Realität, Fiktion auf der Basis.

Fred Breinersdorfer ist einer der renommiertesten Drehbuchautoren Deutschlands, über 75 Drehbücher von ihm wurden für Kino und TV verfilmt, darunter mehr als 20 Episoden 'Tatort'. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Adolf-Grimme-Preis mit Gold und den Deutschen Filmpreis. Mit seinem Film ?Sophie Scholl - die letzten Tage«, war er 2006 für den Oscar nominiert.
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Produkt

KlappentextAnfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ist Vincent Horn ein deutscher Spitzenmanager in der Medienbranche - und so hoch oben ist die Luft verdammt dünn.
Ehrgeiz, Intrigen und emotionale Kälte prägen das gehetzte Leben des Workaholic, und hätte er nicht seine Liebe zur Kunst, er wüsste gar nicht, was Glück ist. Jedoch ist es gerade diese Liebe - er sammelt wie besessen teure Gemälde - die ihn gefährliche finanzielle Wagnisse eingehen lässt.
In Horns Ehe kriselt es, und der 45-jährige Vater zweier Teenager findet eine junge Geliebte, aber sie erwidert seine Gefühle nicht. Den täglichen Kampf als Vorstandsvorsitzender empfindet Horn als extrem hart, wobei er gleichzeitig Ruhm und Erfolg maßlos genießt. Als das neue, aggressive Boulevardblatt STAR - Horns Idee - mit schwindelerregenden Verkaufszahlen ein Durchbruch wird, feiert man auch ihn, doch im Hintergrund lauert bereits der Absturz. Man sägt an seinem Stuhl.
Es kommt, wie es kommen muss - zur absoluten Katastrophe. Mitten in der angespannten Situation, da ihn Gegner innerhalb wie außerhalb der Firma piesacken, hat der erschöpfte Vincent alles satt und fliegt auf Geschäftskosten nach Australien, um dort Urlaub zu machen. Ein großer Fehler!
Das Desaster ist offenbar nicht mehr aufzuhalten; nach und nach wird auch klar, dass der Manager, gefangen in Ängsten, drohendem Burn-out und zwanghaften Gewohnheiten, seine familiären Traumata nie bearbeitet hat.
Wird die Katastrophe ein heilsamer Wendepunkt in seinem getriebenen Leben?
»Dieser Roman«, so liest man gelegentlich zu Beginn eines Buches, »ist frei erfunden. Seine Personen und die Handlung haben nichts mit der Realität zu tun.« Bei dem folgenden Text ist es anders, er hat sehr viel mit der Realität in Deutschland zu tun. Seine handelnden Personen sind keineswegs nur frei erfunden, sie haben zusammengefügte, übereinander geblendete Biographien, gleichsam Collagen aus prominenten deutschen Managerschicksalen, einige davon betreffen sogar Personen, die wegen gravierender Vergehen vor Gericht gestellt wurden. Bitte suchen Sie, verehrte Leserin, geneigter Leser, deshalb nicht eine vermeintlich wahre Identität des Helden meiner Geschichte oder seines Gegenspielers oder anderer Charaktere, die ich auftreten lasse. Sie sind, so wie ich sie schildere, das Produkt meiner Phantasie, sie hätten aber durchaus existieren können. dasselbe gilt für die Handlung. Auf diese Weise entstand eine Erzählung aus der Realität, Fiktion auf der Basis.

Fred Breinersdorfer ist einer der renommiertesten Drehbuchautoren Deutschlands, über 75 Drehbücher von ihm wurden für Kino und TV verfilmt, darunter mehr als 20 Episoden 'Tatort'. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Adolf-Grimme-Preis mit Gold und den Deutschen Filmpreis. Mit seinem Film ?Sophie Scholl - die letzten Tage«, war er 2006 für den Oscar nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757917289
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten410 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse866
Artikel-Nr.13844237
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Band eins, erste Seite

 

Standortbestimmung. Suche nach dem Selbst. Aussagen des Zeugen Vincent Horn über den Vorsitzenden des Vorstandes der MediaGlobal AG, Dr. jur. Vincent Horn, und damit zugleich die Suche nach dem, was dieser Job überhaupt von ihm übriglässt. Zur Erinnerung, zur Schärfung des Bildes von sich selbst.

Lange habe ich überlegt, ob es richtig ist, Protokolle für mich allein zu sprechen. Jetzt habe ich mich dazu entschlossen.

Die Zeit ist auch reif dafür, denn heute am späten Nachmittag habe ich zum ersten Mal in meinem Leben dieses Büro des Vorstandsvorsitzenden betreten. Es ist nun mein eigenes Büro. Alles in ihm ist neu. Keiner der Gegenstände hat eine eigene Geschichte außer der seiner Erzeugung.

Der Büroturm, in dessen 38stem Stockwerk ich sitze, ist noch nicht einmal fertig ausgestattet. Nichts hier hat Tradition.

Vieles ist noch halb verpackt. Was zum Vorschein kommt, funkelt und glänzt. Die Klimaanlage fördert mit leisem Rauschen Luft, die selbst nach dem Filtern nach frischer Farbe riecht und dem Lösungsmittel der versiegelten Parkettböden.

Mein Büro ist ein weißer Kubus, dessen eine Seite aus grünlichem Glas besteht. Zu meinen Füßen die weißen und orangefarbenen Lichter der Großstadt. Jede Bewegung wirkt langsam von hier gesehen. Eine Perspektive, die mir Gelassenheit gibt. Ich arbeite losgelöst von jeglicher Hektik und halte mich über den Dingen auf.

Ich befinde mich im Machtzentrum eines der größten Medienkonzerne in Deutschland. Es liegt exakt hier in meinem Büro. Morgen beginne ich meine Arbeit. Ich werde diesem Unternehmen meine Kraft verleihen. Es muss wachsen. Der Wettbewerb zwingt uns dazu: Wachsen oder von anderen übernommen werden, das sind die Alternativen. Wir werden die Stärksten werden.

Unsere Meinung wird zählen. Wir werden mächtiger und mächtiger werden. Und weil ich weiß, wie gefährlich Macht ist, werde ich sie mit Behutsamkeit handhaben. Ich werde diese Menschen, mit denen ich arbeite, im skrupulösen Gebrauch der Macht trainieren.

Für meinen Aufsichtsrat zählt der Erfolg, nichts als der in Profit messbare Erfolg des Konzerns. Deswegen haben sie mich gewählt und keinen anderen. Sie halten mich für den Besten, den Garanten für Umsatz, Geld, Gewinn.

Ich weiß, wie man Erfolg produziert.

Genauso wie ich dieses Büro, diesen Kubus mit seinen weißlackierten Wänden und Böden und seiner gläsernen Front in jedem Detail gestalten werde, genauso werde ich meinem neuen Konzern eine klare, dynamische und funktionale Form geben.

Schreibtisch, Halogenleuchten und Sessel im Büro sind schwarz. Die Platte des Tisches ist mit chinesischem Lack behandelt. Sie glänzt und wirkt verletzlich wie Bakelit. Die Wände sind noch leer, weiß, kalt. Ich habe mir Vorschläge des Innenarchitekten verbeten. Ich kann nicht die minderwertige Graphik aus den Suiten amerikanischer Großhotels in meinem Umfeld ertragen. So etwas quält mich physisch. Aber ich weiß noch nicht, welches Exponat aus meiner Sammlung expressionistischer Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen ich hierher bringe. Ich habe im Augenblick nur eine vage Vorstellung von den Sujets und den Farben, in deren Nachbarschaft ich so arbeiten kann, dass ich uns so bedeutend mache, wie wir sein müssen, um die Konkurrenz zu schlagen. Deswegen sind die Wände noch leer und weiß.

Als ich heute Nachmittag zum ersten Mal diesen Raum betreten habe, bin ich vorsichtig an den Schreibtisch gegangen und habe meine beiden Handflächen flach auf die Lackoberfläche gelegt. Ich habe die angenehme Kühle, die makellose Glätte des Materials gespürt. Meine begreifliche Erregung angesichts der neuen Lebenssituation ist nur langsam gewichen. Ich habe mir die Geduld genommen zu warten. Und dann habe ich einen Versuch durchgeführt, spontan: Ich habe angeordnet, dass man den Chefredakteur des Wall Street Journals anruft und mich mit ihm verbindet. Mein Vorstandsassistent war drei Jahre in den USA, er kennt sich aus. Und er hat nicht lange reden müssen, dann war ich verbunden. Wir müssen uns also auch in den Staaten nicht mehr vorstellen, man weiß, wer wir sind. Ich habe mich kurz gefasst und ein Interview verabredet. Morgen, am ersten Arbeitstag. Ich habe noch ein paar Floskeln aufgelegt, bin an mein Fenster getreten und habe durch die grünlichen Scheiben, die wie das Glas eines Aquariums wirken, auf die Stadt hinuntergesehen. Die Zeit bis zu dem kleinen Empfang, den ich für meine Kollegen im Vorstand geben wollte, ließ ich langsam zusammenschmelzen und versuchte, dieses Gefühl der Ruhe am Anfang eines wichtigen neuen Abschnitts in meiner Biographie festzuhalten, zu einer verlässlichen Erinnerung werden zu lassen.

Ich habe in meinem Leben mehrfach eine solche Schnittstelle passiert, ohne es mit Bedacht zu registrieren, genauso wie man auf einem Nachtflug den Äquator überquert, ohne in der Schläfrigkeit der Reise daran zu denken. Als ich mit 19 Jahren die Schule verließ mit dem Abitur in der Tasche: eine Raserei, wildes Besäufnis, ohnmächtige Trunkenheit. Als ich mein Studium abschloss: unruhig und gespannt; die Sicherheit, meinem Vater bewiesen zu haben, dass ich in der Lage war, schneller als er das Examen zu machen - und die nagende Gewissheit, das erträumte Spitzenergebnis verfehlt zu haben. Die nächsten Zäsuren waren in meiner Erinnerung entweder zu feierlich (die Eheschließung) oder zu dramatisch (die Geburt der Kinder, bei der ich in einem grünen Kittel wie ein Trottel danebenstand), um bewusst erlebt zu werden. Der später folgende Wechsel von Unternehmen zu Unternehmen - vor allem der Sprung hinein in die teilweise Selbständigkeit eines Unternehmensberaters - bleibt heute hinter Schleiern des Gedächtnisses zurück, verwischt von Hektik, wie ein unscharfes Foto wirkend.

Doch, da fällt mir noch ein: der Tod meiner Mutter. Die Lähmung, die davon ausging, die Angst, die er erzeugte. Diese Nächte voller Unruhe, das Gefühl plötzlicher Wurzellosigkeit; das spüre ich noch fast physisch. Die räumliche Trennung von meinem Vater ist bei weitem nicht so präsent: obwohl meine Wut auf ihn so viel Kraft gekostet hat und immer noch kostet!

Ich habe noch kein System gefunden, wie ich mit meinem Gefühlschaos klarkomme. Erinnerungen, Begebenheiten, Sentimentalitäten rauschen auch jetzt durch meinen Kopf wie Wasser durch ein Gewirr großer Pumpstationen. Und immer wieder mit großer Aufdringlichkeit: Die Überlegungen, die um dieses Unternehmen hier kreisen, um uns , wie ich schon zu mir selbst sage. Bis ich schließlich feststelle, dass ich nicht mehr wie ein selbständiges Individuum denke, sondern wie ein Teil des Konzerns. Notwendige Identifikation. Jetzt bin ich sein Kopf, sein Nervenzentrum und nicht mehr nur eine Schaltstelle im Organisationsplan. Ich denke - das Unternehmen handelt, und es zwingt mir seine Gedanken auf.

Genau das war der Punkt, den ich gesucht habe, die Klarheit, um die es mir gegangen ist. Man muss sich einmal den Tatbestand vor Augen führen, dann kann man mit ihm umgehen, dann weiß man, wo man steht. Damit ich vor lauter Tageskram diese Dollpunkte nicht aus dem Auge verliere, habe ich begonnen, für mich, und zwar ganz für mich alleine, auf dieses Band zu sprechen.

Also erzähle ich mir selbst von diesem Augenblick des Triumphes, als meine neue Sekretärin, eine Frau Aberbusch, die Tür öffnete und schweigend zurücktrat. Vielleicht war es Zufall, vielleicht war es Absicht, mein schärfster Konkurrent um meine Position betrat als erster nach mir dieses neue Büro des Vorstandsvorsitzenden, um zu gratulieren: David Lentz. Er hatte sich beworben, war schon praktisch designiert und musste, so glaube ich, am Ende noch froh sein, dass er mein Stellvertreter wurde. Dass ich über einen Kopf größer bin als er, versucht er stets durch besonders aufrechte Haltung zu kompensieren. Hoch aufgerichtet und straff schritt er zu mir her, mit einem Lächeln auf zusammengepressten Lippen, die Hände flach in die Außentaschen seines dunkelblauen Anzugjacketts geschoben. Bevor er mir die Hand gab, rückte er seine Nickelbrille zurecht. Unsicherheit! Sein Händedruck war kühl, nicht hart, nicht weich. Wegen einer Allergie schuppt die Haut seiner Hand. Sie fühlt sich rau an.

»Glückwunsch, mein Lieber«, sagte Lentz, bevor er an das Fenster trat und hinzufügte, »ein wenig wie in einem Aquarium, nicht wahr?« Dann zeigte er auf die weißen Wände, »da kommen doch sicher ein, zwei Expressionisten hin«, sagte er. Sein Mund verzog sich schräg. Seine Augen hatten das Grau eines Kieselsteins.

Was gehen den meine Expressionisten an?

Nach seiner nächsten Bemerkung wusste ich, dass er mich bekämpfen wird. Die Bemerkung lautete wörtlich: »Viel Glück, mein Lieber. Und Sie werden viel Glück brauchen. Aber keine Angst, ich werde Sie begleiten, seien Sie meiner kritischen Freundschaft sicher. Es ist manchmal besser, einen harten, ehrlichen Partner als einen opportunistischen Freund zu haben. Ich erwähne das, um die Claims abzustecken.«

Ich bin ziemlich nahe an ihn herangetreten, nicht um sein beliebtes Spiel zu spielen, sich gegenseitig in die Augen zu starren, um herauszubekommen, wer es länger aushält. Nein, aber ich wollte ihn meine physische Präsenz spüren lassen. Ihn, David Lentz, Vorstandsmitglied Bereich Finanzen, 51, ledig, Nichtraucher, angeblich Nichttrinker, die Pflicht in Person. Wir standen uns gegenüber wie zwei Duellanten, bevor sie sich umdrehen und auf Schussdistanz gehen, als wie auf ein Stichwort die anderen Herren erschienen. Ich hasse diese Inaugurations-Feierlichkeiten und habe mir jede Form von Ansprache verbeten. Wir salbadern nicht, wir kämpfen um einen Markt.

Ich hob das Glas. Wir stießen an. Allein Lentz mit...
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