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Die Mädchen ohne Namen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
496 Seiten
Deutsch
Festa Verlagerschienen am13.02.20241. Auflage
New York in den 1910er-Jahren: Die Schwestern Luella und Effie wachsen wohlbehütet auf dem Familienwohnsitz auf. Doch nachdem sie ein schockierendes Geheimnis über ihren Vater herausfinden, ist Luella, die ältere der beiden, eines Morgens auf mysteriöse Weise verschwunden.
Effie vermutet, dass ihr Vater seine Drohung wahr gemacht hat und sie in das House of Mercy, ein Heim für gefallene Mädchen, bringen ließ ...
Also geht Effie dorthin, um ihre Schwester zu finden.
Aber sie hat sich geirrt, Luella ist nicht dort. Dafür ist sie jetzt selbst eine Gefangene im House of Mercy - das alles andere als barmherzig ist. ...
Da niemand ihrer Geschichte glaubt, gibt es für Effie keine Möglichkeit zur Flucht - es sei denn, sie vertraut dem rätselhaften Mädchen Mable ...

Dieser akribisch recherchierte Roman enthüllt: Auch in Amerika gab es die berüchtigten Arbeitshäuser. Frauen und Kinder wurden gefangen gehalten, missbraucht und versklavt, während die Kirche mit ihnen Millionen verdiente.

NEW YORK TIMES BOOK REVIEW: »Der Roman endet in einem Crescendo, das so fiebrig ist, dass die letzte Seite fast zu früh kommt.«

PUBLISHERS WEEKLY: »Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Effie, ihrer Mutter Jeanne und Mable erzählt und verbindet üppige Prosa mit einer schnellen und packenden Handlung. Die Leser werden von dieser Geschichte tief bewegt sein.«

KIRKUS REVIEW: »Ein fesselnder Thriller für Fans der Gilded Age Fiction!«


Die Amerikanerin Serena Burdick ist die Autorin mehrerer erfolgreicher Romane und gewann 2017 den International Book Award. Ihre Bücher wurden bisher in elf Ländern veröffentlicht. Sie studierte kreatives Schreiben und hat u. a. einen Abschluss des Brooklyn College in englischer Literatur. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Massachusetts. Ihre Website: www.serenaburdick.com
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextNew York in den 1910er-Jahren: Die Schwestern Luella und Effie wachsen wohlbehütet auf dem Familienwohnsitz auf. Doch nachdem sie ein schockierendes Geheimnis über ihren Vater herausfinden, ist Luella, die ältere der beiden, eines Morgens auf mysteriöse Weise verschwunden.
Effie vermutet, dass ihr Vater seine Drohung wahr gemacht hat und sie in das House of Mercy, ein Heim für gefallene Mädchen, bringen ließ ...
Also geht Effie dorthin, um ihre Schwester zu finden.
Aber sie hat sich geirrt, Luella ist nicht dort. Dafür ist sie jetzt selbst eine Gefangene im House of Mercy - das alles andere als barmherzig ist. ...
Da niemand ihrer Geschichte glaubt, gibt es für Effie keine Möglichkeit zur Flucht - es sei denn, sie vertraut dem rätselhaften Mädchen Mable ...

Dieser akribisch recherchierte Roman enthüllt: Auch in Amerika gab es die berüchtigten Arbeitshäuser. Frauen und Kinder wurden gefangen gehalten, missbraucht und versklavt, während die Kirche mit ihnen Millionen verdiente.

NEW YORK TIMES BOOK REVIEW: »Der Roman endet in einem Crescendo, das so fiebrig ist, dass die letzte Seite fast zu früh kommt.«

PUBLISHERS WEEKLY: »Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Effie, ihrer Mutter Jeanne und Mable erzählt und verbindet üppige Prosa mit einer schnellen und packenden Handlung. Die Leser werden von dieser Geschichte tief bewegt sein.«

KIRKUS REVIEW: »Ein fesselnder Thriller für Fans der Gilded Age Fiction!«


Die Amerikanerin Serena Burdick ist die Autorin mehrerer erfolgreicher Romane und gewann 2017 den International Book Award. Ihre Bücher wurden bisher in elf Ländern veröffentlicht. Sie studierte kreatives Schreiben und hat u. a. einen Abschluss des Brooklyn College in englischer Literatur. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Massachusetts. Ihre Website: www.serenaburdick.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783986761110
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum13.02.2024
Auflage1. Auflage
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.13878688
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Effie

Luella und ich schufen uns gemeinsam einen Platz in der Welt. Streng genommen schuf ihn meine Schwester und ich folgte ihr, weil ich mich in ihrer Nähe in Sicherheit befand. Sie war älter, draufgängerisch und obendrein unberechenbar, was sie zu einer unkalkulierbaren Gefahr machte.

»Luella?«, rief ich in der Angst, dass sie mich verlieren würde.

»Ich bin hier«, hörte ich, nur dass ich sie nicht sehen konnte.

Der Wald von Upper Manhattan, der uns bei Tageslicht so vertraut war, war von der mondlosen Nacht verschluckt worden. Nun stolperten wir mit ausgestreckten Händen blind durch die Gegend, rannten gegen einen Baum, um mit der nächsten Umdrehung gegen einen anderen zu prallen, weil alles fremd und undeutlich wirkte.

Aus den Tiefen meiner Erblindung packte Luella mich am Arm und brachte mich ruckartig zum Stehen. Ich japste nach Luft und spürte meinen Herzschlag im ganzen Körper. Kein einziger Stern war am Himmel zu sehen. Luellas Hand an meinem Arm war der einzige Beweis, dass sie neben mir stand.

»Geht´s dir gut? Bekommst du Luft?«, fragte sie.

»Alles okay. Aber ich kann den Fluss hören.«

»Ich weiß«, stöhnte Luella.

Das bedeutete, dass wir in die falsche Richtung gegangen waren. Wir hätten gleich über die Anhöhe zur Bolton Road laufen müssen. Jetzt waren wir in der Nähe des Spuyten Duyvil Creek und weiter von unserem Haus entfernt als ursprünglich.

»Wir sollten die Straße finden und ihr nach Hause folgen«, sagte ich. Dort würde es wenigstens etwas Licht von den umliegenden Häusern geben.

»Dann sind wir aber doppelt so lange unterwegs. In der Zwischenzeit rufen Mama und Daddy die Polizei, damit die einen Suchtrupp losschickt.«

Unsere Eltern waren immerzu in Sorge - Daddy fürchtete um unser körperliches Wohlergehen, Mama um unsere Seelen. Ich wollte trotzdem zur Straße, denn sie würden uns ohnehin bald suchen. »Immer noch besser, als gar nicht nach Hause zu kommen«, jammerte ich.

Luella lief weiter und zerrte mich hinter sich her, bis sie abrupt stehen blieb. »Ich spüre etwas.« Sie machte noch einen Schritt. »Ein Holzstapel. Hier muss irgendwo ein Haus sein.«

»Dann könnten wir aber Licht sehen«, flüsterte ich, während ich auf matschigem Untergrund stand und den penetranten Geruch von Mist einatmete.

»Es ist einen Versuch wert.« Luella ließ mich los. »Ich gehe vor. Du hältst dich an den Holzstapel.«

Ich fuhr mit behandschuhten Fingern über die rauen, halbrunden Klötze, bis ich das Ende erreichte und ins Leere griff, während mich die Dunkelheit wie ein Tuch umhüllte, das ich von mir reißen wollte. In der Nähe vernahm ich das Rauschen des Flusses. Was, wenn wir direkt hineinstolperten? Nach wenigen Schritten streifte ich mit der Schulter einen Baum. Ich streckte den Arm aus, der Stamm war riesig. Als ich über die Vertiefungen und Rillen der Rinde strich, wusste ich plötzlich, wo wir uns befanden.

»Lu!«, stieß ich hervor. »Wir sind beim Tulpenbaum.«

Sie blieb stehen. Wir glaubten fest an Geistergeschichten und jeder kannte die Legende des Austernhändlers, der sich im wackligen Haus neben dem Tulpenbaum erhängt hatte. So nahe hatten wir uns noch nie an das Haus herangewagt, selbst bei Tageslicht brachten wir nicht genug Mut auf, um mehr als einen Blick von der Hügelkuppe darauf zu werfen.

Luella sog scharf die Luft durch die Zähne ein und sagte mit kräftiger Stimme: »Auch wenn es dort spukt, wohnt da jemand. Wenigstens ist es zu dunkel, um den Geist des Austernhändlers im Fenster baumeln sehen zu können.«

Das klang nicht gerade beruhigend. Meine Kehle schnürte sich zusammen, mir stockte der Atem. Luella war schon immer mutiger gewesen als ich. Ich bekam schon in alltäglichen Situationen aus Schüchternheit Panik. Mittlerweile hatte ich mich in eine Salzsäule verwandelt und wie immer, wenn ich mich ängstigte, ging meine Fantasie mit mir durch.

Als der Tag anbricht, gibt es von den Mädchen keine Spur. Die Sonne geht auf und wärmt den Hügel an der Stelle, wo sie zuletzt standen. In der Ferne erstreckt sich der Fluss unter dem Boot eines Fischers. Er holt das Netz ein, während das Licht die silbernen Fische anstrahlt, die sich protestierend winden. Als er sie aufs Deck wirft, sieht er etwas im Wasser treiben - einen gewölbten Rücken, von einem Rock an der Oberfläche gehalten, der sich wie ein dicker Fisch aufbläht. Das Mädchen liegt mit dem Gesicht im Wasser, das dunkle Haar treibt um seinen Kopf wie Seegras um einen Felsen.

Ich schüttelte das Bild ab. Weder der Boden unter meinen Füßen noch der Baum unter meinen Händen waren Einbildung, genauso wenig wie der Gestank von vergammelndem Fisch und Mist. Die knackenden Zweige unter Luellas Füßen waren real, ebenso das hektische Klopfen auf Holz, die Stille und das Geräusch, als ein schwerer Bolzen zurückgeschoben wurde und ein Riegel klapperte. Licht flammte auf, dann erschien das garstige Gesicht eines bärtigen Mannes mit rot geränderten Augen und krummen Zähnen in einem Mund, der vor Überraschung aufgerissen war. Ich schrie. Der Mann zuckte zurück und wollte gerade die Tür zuwerfen, als er Luella erblickte.

»Was zum Teufel?«, erklang seine dröhnende Stimme, während die Laterne in seiner Hand schaukelte und die Bäume beleuchtete.

Ich setzte gerade zu einem weiteren Schrei an, als ich Luella mit zuckersüßer Stimme sagen hörte: »Entschuldigen Sie bitte die Störung, Sir. Wir haben uns wohl im Dunkeln verlaufen und wären sehr dankbar, wenn wir Ihre Laterne borgen dürften, damit wir nach Hause finden. Ich lasse sie gleich morgen früh zurückbringen.«

Der Kerl hielt die Lampe in die Höhe und trat einen Schritt vor, dann glotzte er Luella ins Gesicht, bevor er die Augen über ihr Kleid schweifen ließ. »Wir?«, fragte er. Sein Blick widerte mich an. Ich hatte schon früher mitbekommen, wie Luella von Männern auf diese Weise gemustert worden war, doch da waren wir nicht ohne Begleitung im Dunkeln unterwegs gewesen.

»Meine Schwester steht direkt hinter mir.« Luella trat einen Schritt in meine Richtung, war aber immer noch außerhalb meiner Reichweite.

»Der Schreihals?« Der Mann stieß ein bellendes Lachen aus.

»Wenn Sie die Laterne nicht entbehren können, nehmen wir eben die Straße.« Luellas Stimme zitterte, als sie sich zurückzog.

»Jetzt warte schon.« Er packte sie am Arm.

Ein Geist wäre besser gewesen als dieser stämmige Kerl aus Fleisch und Blut. Ich wollte um Hilfe rufen, doch hier war niemand, der uns hören konnte. Vielleicht konnte ich aus der Dunkelheit hervorspringen, ihm die Lampe aus der Hand reißen, mir Luella schnappen und lospreschen.

Doch ich tat nichts davon, sondern stand gelähmt vor Angst da, während meine Schwester auf ihn zutrat und ihr Kleid sein Bein streifte.

»Oh, du liebes kleines Ding.« Sie berührte seine Hand und jagte ihm einen solchen Schrecken ein, dass er den Griff lockerte. »Wie freundlich, dass Sie sich um uns sorgen. Ihre Liebenswürdigkeit wird man bestimmt anerkennen.« Blitzschnell drückte sie ihm einen Kuss auf die pockennarbige Wange, während sie sich von ihm befreite und ihm die Laterne entriss. Sie wirbelte herum, vollführte zwei Ausfallschritte, nahm meine Hand und preschte so schnell sie konnte den Hügel hinauf.

Von dem Kuss dermaßen aus dem Konzept gebracht, stand der Mann so verdattert auf der finsteren Türschwelle, dass ich glaubte, er würde uns noch Jahre später für die Geister halten, die gekommen waren, um ihn heimzusuchen.

Wir rannten bis zu unserem Haus, wo die Angst vor der Dunkelheit und dem Geist des Austernfischers von der Angst ersetzt wurde, unseren Eltern gegenüberzustehen.

Völlig außer Atem ging ich in die Hocke und steckte den Kopf zwischen die Knie.

»Du bekommst hoffentlich keinen deiner blauen Anfälle, oder?«, fragte Luella ohne Mitgefühl. Sollte ich einen Anfall bekommen, würden unsere Eltern sie zur Rechenschaft ziehen, weil sie die Ältere war und deshalb die Verantwortung für mich trug. Ich durfte nicht rennen, nie in Atemnot geraten, es gab nur diese simple Regel zu befolgen.

Da ich nicht reden konnte, schüttelte ich stumm den Kopf, während ich langsam und gleichmäßig Luft holte, um wieder zu Atem zu kommen.

»Gut.« Sie blies die Laterne aus und grinste mich an, als sie sie hinter dem Abelienstrauch versteckte. Sie war stolz, die Lampe ergattert zu haben, und es kümmerte sie nicht im Geringsten, dass uns Ärger wegen der missachteten Ausgangssperre drohte. Daddy würde wütend werden und Mama würde schimpfen. Luella würde reumütig wirken, bevor sie sich mit einem Kuss bei Mama und einer Umarmung bei Daddy entschuldigte, und anschließend wäre es, als hätte sie nichts falsch gemacht, denn obwohl meine Schwester rebellisch war, wurde sie vergöttert.

Allerdings mussten wir uns heute Abend darüber keine Gedanken machen. Als wir den Eingangsbereich betraten, wischte Neala gerade den Staub vom Glas der Standuhr, die mit einem lauten Ticken unsere Verspätung verkündete. »Ich will´s gar nicht wissen«, sagte sie mit ihrem irischen Akzent. Unsere Haushälterin Neala war jung und ein »Freigeist«, wie Mama es nannte. Vielleicht verpetzte sie uns deswegen nie. »Eure Eltern sind ausgegangen. Velma war so freundlich, das Essen in der Küche stehen zu lassen. Es hat keinen Sinn, für euch im Esszimmer zu decken.« Als ich an ihr vorbeilief, schlug sie mit dem Staubtuch nach mir und schüttelte den roten Haarschopf in gespieltem...

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