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Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Niemeyer C.W. Buchverlageerschienen am20.02.2024
Es läuft nicht gut für den 1,57 Meter kleinen Ernst Groß: Obdachlos, abgebrannt und auf der Flucht vor der Hamburger Polizei findet er sich im nächsten Moment im maroden Hymer-Mobil seines verstorbenen Vaters wieder. Sein Ziel? Polen, den Lkw-Kumpel aus besseren Zeiten besuchen. Seine spannende und unterhaltsame Reise entlang der Ostseeküste wirft nicht nur einen wunderschönen Blick auf Land und Leute, sondern vor allem in das Herz eines Mannes, der bisher vom Leben bitter enttäuscht worden ist. Neben Abenteuern, kriminellen Recherchen und Schicksalsschlägen lernt er unterwegs vor allem eins: Nicht am Ziel wird der Mensch groß, sondern auf dem Weg dorthin.

Krimi-Autor Klaus E. Spieldenner, Jahrgang 1954, gelang 2017 mit ELBTOD, dem 1. Kriminalroman über die Hamburger Elbphilharmonie, sein bisher auflagenstärkstes Buch. Inzwischen steht er mehr denn je für spannende Storyboards, umfangreiche Recherchen und außergewöhnliche Schauplätze 'Made in Hamburg'. Ihm immer zur Seite: Seine Kommissarin Sandra Holz, die gemeinsam mit Spieldenner seit Jahren die Leser*innen in Atem hält. Sehr beliebt sind seine Buchlesungen: Kurzweilig, musikalisch aufgepeppt und immer mit dem gewissen Etwas.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextEs läuft nicht gut für den 1,57 Meter kleinen Ernst Groß: Obdachlos, abgebrannt und auf der Flucht vor der Hamburger Polizei findet er sich im nächsten Moment im maroden Hymer-Mobil seines verstorbenen Vaters wieder. Sein Ziel? Polen, den Lkw-Kumpel aus besseren Zeiten besuchen. Seine spannende und unterhaltsame Reise entlang der Ostseeküste wirft nicht nur einen wunderschönen Blick auf Land und Leute, sondern vor allem in das Herz eines Mannes, der bisher vom Leben bitter enttäuscht worden ist. Neben Abenteuern, kriminellen Recherchen und Schicksalsschlägen lernt er unterwegs vor allem eins: Nicht am Ziel wird der Mensch groß, sondern auf dem Weg dorthin.

Krimi-Autor Klaus E. Spieldenner, Jahrgang 1954, gelang 2017 mit ELBTOD, dem 1. Kriminalroman über die Hamburger Elbphilharmonie, sein bisher auflagenstärkstes Buch. Inzwischen steht er mehr denn je für spannende Storyboards, umfangreiche Recherchen und außergewöhnliche Schauplätze 'Made in Hamburg'. Ihm immer zur Seite: Seine Kommissarin Sandra Holz, die gemeinsam mit Spieldenner seit Jahren die Leser*innen in Atem hält. Sehr beliebt sind seine Buchlesungen: Kurzweilig, musikalisch aufgepeppt und immer mit dem gewissen Etwas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783827197771
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum20.02.2024
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1107 Kbytes
Artikel-Nr.13930879
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1
Das kann doch nicht Ihr Ernst sein

Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!

Die Worte prasselten mit blankem Hohn auf Ernst Groß herab. Wie ein plätschernder Wasserfall. Und jeder Buchstabe, der den Halbwüchsigen traf, verstärkte die Beschwerden in seiner Magengegend.

Mama , stöhnte er, ich werde doch sicher noch wachsen?

Immer mehr Gestalten gruppierten sich um den um Hilfe bettelnden Jungen. Sie grinsten ihn an, als sei er die Hauptattraktion im Tierpark Hagenbeck. Eine Glocke aus Urin hing über der Szene und der Geruch verursachte ihm Übelkeit. Ernst spürte, wie ihm die Luft ausging. Röchelnd und mit letzter Kraft wehrte er sich gegen einen Typen, dessen fauler Atem ihm entgegenschlug. Mit verzerrtem Gesicht robbte dieser Untote auf ihn zu, ließ die Angst des Hauptschülers weiter ansteigen. Ernst musste das Näherkommen unbedingt verhindern. Mit aller Kraft und wütend trat er in Richtung des Angreifers. Er hatte die Gesichtsmitte des geifernden Irren angepeilt und war sich sicher, sie auch zu treffen. Doch beim Auftreffen auf den Schädel ließ ihn ein höllischer Schmerz im Fuß beinahe ohnmächtig werden. Sekundenbruchteile später explodierte der Schmerz auch in seinem Kopf. Ernst wurde schlagartig aus dem Albtraum gerissen und erwachte.

Der 64-Jährige richtete sich abrupt auf und massierte seinen lädierten Zeh. Wie oft hatte er von diesen Geschehnissen schon geträumt? Aber noch nie endeten sie mit Schmerzen im Fuß. Schuld daran war das Pflegebett des verstorbenen Vaters, in dem er die Nacht verbracht hatte. Es besaß rundherum ein Holzgeländer, woran er sich gestoßen hatte. Es tat höllisch weh. Er begutachtete den Fuß. Ein Zeh lief blau an. Das fehlte noch! Prasselte nicht gerade jeglicher Mist dieser dämlichen Welt auf ihn herunter? Der 1,57 Meter große Hamburger, Ernst Groß, hatte das Gefühl, ständig nur auszuweichen, bevor ihn die nächste Ladung der weichen, eklig riechenden Masse von oben traf.

Warum ich? Warum trifft es immer mich? Warum nicht die anderen?

Dem Hamburger begegneten ständig vergnügte und ausgelassene Menschen in der Innenstadt. An ihrer Seite Partner oder Freunde, die sich entspannt zeigten. Nur er hatte sein Päckchen zu tragen. Doch inzwischen war es zum riesigen Paket angewachsen und er konnte es bald nicht mehr stemmen. Waschmaschinengroß lastete es auf seinen Schultern. Ernst war aufgestanden, hatte die Hose übergezogen und humpelte zur Badewanne. Während er einen Lappen mit Wasser beträufelte, überdachte er seine aktuelle Situation: Vor weniger als 48 Stunden musste er seine alte Wohnung in Wedel Hals über Kopf mit dem Nötigsten verlassen. Nachdem seine Ex, Bärbel Boose, ihn durch ihren krankhaften Kaufzwang mit seiner eigenen Kreditkarte hoch in Schulden getrieben hatte, waren gefühlt alle hinter ihm her. Die Bank forderte ihn auf, seinen noch laufenden Kredit zu tilgen und den Dispo umgehend auszugleichen. Privatinsolvenz drohte ihm. Der türkische Hausbesitzer hatte ihm schon mehrfach Schläge angedroht, um an seine noch ausstehende Miete zu kommen. Das war ernst zu nehmen. Der Typ verfügte über eine ganze Horde muskelbepackter Gefolgsleute. Dabei waren es doch nur vier Monatsmieten, die ihm der Frührentner schuldete. Auch das für Wedel zuständige Amtsgericht Pinneberg hatte sich auf ihn eingeschossen und ließ ihn nicht in Ruhe. Dazu drohten Steuernachzahlungen. Seit wann mussten Steuern gezahlt werden, wenn man nichts besaß? Sicher hatten sie schon die Kuckucksaufkleber gedruckt und waren auf dem Weg in seine Wohnung. Doch die würden sich wundern! Bis auf den alten 32-Zoller-Fernseher im Wohnzimmer würde der Verkauf des Hausstandes kaum den Wert eines Kasten Holsten-Bier ergeben. Alles war alt, abgenutzt und aufgetragen. Aber war das nicht auch ein Armutszeugnis? Über dreißig Jahre hatte er als Lkw-Fahrer bei der Spedition Hansi Murksbach in Buxtehude gearbeitet. Just-in-time-Transporte, überwiegend innerdeutsch. Immer ehrlich seine Steuern bezahlt, zumindest in den besten Jahren. Selten sein Konto überzogen. Und nun besaß er ... fast nichts mehr. Es gab noch das alte Hymer-Mobil, das ihm sein im März verstorbener Vater hinterlassen hatte. Aber auch dieses war inzwischen in die Jahre gekommen, eher in die Jahrzehnte. Ernst erinnerte sich, dass die Eltern den Hymer in den 70er Jahren gekauft hatten und noch lange danach abzahlten. Sie verzichteten sogar auf einen PKW, um das Fahrzeug finanziell halten zu können. Aber es hatte sich gelohnt. Sie konnten bis zu Mamas Tod zahlreiche Touren damit unternehmen. Inzwischen war das Wohnmobil vom Ordnungsamt Altona mit Parktickets überhäuft, wie nach einem Kamellen-Regen beim Kölner Rosenmontagsumzug. Die Abstellmöglichkeiten für einen fünf Meter fünfzig langen Wagen waren aber auch beschissen geregelt in der Stadt Hamburg. Überall funktionierte es nur noch mit Anwohnerparkausweis und auch hier in Rissen war kostenfreies Parken gerade so rar gesät wie eine günstige Penthouse-Wohnung. Das hatte Papa schon vor Jahren bemängelt und den Wagen bis vor einem Jahr in einer Scheune in der Wedeler Au abgestellt. Sicher hatten sich auch dabei weitere Schulden angehäuft. Der TÜV des Hymer-Mobils musste bereits vor vielen Monaten abgelaufen sein. Nur wer sehr blauäugig war, glaubte ernsthaft daran, den Wagen erneut für zwei weitere Jahre auf die Straße zu bekommen. Ernst massierte den schmerzenden Zeh mit einem kühlen, feuchten Lappen. Zum Glück hatte der Vater die Miete seiner Zweizimmerwohnung an der Rissener Dorfstraße noch bis Ende Juni bezahlt. Nach dem Tode Mamas war Papa aus der Siedlung Mechelnbusch, in der Ernst und seine Schwester aufgewachsen waren, weggezogen. Er bezog dann diese Zweizimmerwohnung, um Zuflucht zu suchen. Hier war Ernst im Moment noch sicher vor all denen, die hinter ihm her waren.

Eine Polizeisirene ließ ihn erstarren. Waren sie schon unterwegs? Kamen sie, um ihn abzuholen? Zuzutrauen wäre es den Gesetzeshütern. Die taten eh, was die Staatsanwaltschaft verlangte â ohne darüber nachzudenken, ob es den Falschen traf.

Holt mal den Ernst Groß in Rissen ab und buchtet ihn ein!

Alles klar, Peter 11, sind unterwegs!

Ernst hatte inzwischen jegliches Vertrauen in den Staat und dessen politische Führung verloren. Wer war gerade an der Regierung? Er versuchte seine Denkblockade zu überwinden. Bei Wer wird Millionär wäre er schon bei der 100-Euro-Frage mit Glanz und Gloria rausgeflogen. Lange Jahre war es her, dass er sich an einer Land- oder Bundestagswahl beteiligt hatte. Es lag einfach an den Wahltagen, entschuldigte er sich. Die Termine lagen so blöd; er hatte die jeweiligen Sonntage stets mit dem Lkw auf einem Autobahnparkplatz verbracht.

Ernst packte zwei Löffel Kaffeepulver in den alten, noch von der letzten Zubereitung halb vollen Filter der alten Kaffeemaschine und schüttete etwas Wasser in ihren Tank. Nach dem Einschalten gab sie sofort beängstigende Zischlaute von sich.

Das waren noch Geräte!

Bewundernd starrte er die Krups-Kaffeemaschine aus den Neunzigern an. Er hatte sie seinem Vater, nach dem Tod der Mutter vor 26 Jahren, zum Einzug in die neue Wohnung geschenkt. Oder musste man Rückzug sagen? Auf jeden Fall verrichtete die Maschine noch immer ihren Dienst. Kaffeegeruch drang aus dem Filter und zog durch die kleine Küchenzeile in Richtung Wohnraum. Sofort wurde der muffige Geruch von Mottenkugeln und Urin überlagert. Ja, sein Vater hatte alles richtig gemacht. Er war bis zum letzten Atemzug hier in der Wohnung geblieben. Und sogar darin verstorben. Ohne jegliche Qualen. War einfach eingeschlafen. 89 Jahre alt war Rentner Julius Groß, ehemaliger Metallbauer im Kraftwerk Wedel und gebürtiger Rostocker, geworden. Sohn Ernst fand ihn bei seinem abendlichen Besuch tot im Bett. Wie friedlich er damals aussah. Es war gut, dass er das Elend seines einzigen Sohnes nicht weiter miterleben musste. Papa hatte mit Schwester Klara immer das bessere Verhältnis. Sie war vier Jahre jünger als er und stets fleißiger gewesen als er. Sie schaffte sogar den Realschulabschluss. Tatsächlich, Klara hatte es zu etwas gebracht. Die inzwischen 60-Jährige betrieb aktuell einen gut laufenden Blumenladen auf der Insel Fehmarn. Klara erschien ihm plötzlich vor seinen Augen. Das kleine brünette Mädchen mit den wippenden Zöpfen. Wie sie erschrocken am Strand vor den Wellen davonrannte und Papa ihr zärtlich Klärchen, sei vorsichtig! , zurief.

Ernsts Blick fiel auf die schwarzlackierte Hunde-
skulptur. Sie sollte den Chihuahua darstellen, den Mama einst so liebte. Ernst selbst konnte mit dem Tier wenig anfangen und Räuber , so nannte Mama ihren Liebling, spürte seine Aversion gegen Hunde. Mehr als einmal wurde Ernst von ihm in die Wade oder in die Hand gebissen. Letztendlich war Räuber durch Gift gestorben, das Unbekannte auf der Wiese vor dem Häuserblock verteilt hatten. So hatte sich Ernst den Abgang des nervigen Hundes auch nicht gewünscht. Und Mama war lange Wochen kaum ansprechbar. Inzwischen stand die hässliche Skulptur seit Jahr und Tag auf dem kleinen Schreibtisch am Fenster. Sie musste Papa an bessere Zeiten erinnert haben. Tage vor seinem Tod fragte er nach ihr. Sohn Ernst hatte ihm das schwere Teil in die zitternden Hände gelegt.

Halte die Figur in Ehren, mein Junge! , hatte Papa gesagt. Es ist alles, was ich euch hinterlasse! Vertrag dich mit Klärchen und teile mit ihr. Versprich mir auch, meinen Bruder Bernd zu besuchen.

Ernst hatte nicht alles verstanden, aber alles versprochen.

Hinter dem Bett hingen zwei über die Jahre verblichene Fotos....

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Autor

Krimi-Autor Klaus E. Spieldenner, Jahrgang 1954, gelang 2017 mit ELBTOD, dem 1. Kriminalroman über die Hamburger Elbphilharmonie, sein bisher auflagenstärkstes Buch. Inzwischen steht er mehr denn je für spannende Storyboards, umfangreiche Recherchen und außergewöhnliche Schauplätze "Made in Hamburg". Ihm immer zur Seite: Seine Kommissarin Sandra Holz, die gemeinsam mit Spieldenner seit Jahren die Leser*innen in Atem hält. Sehr beliebt sind seine Buchlesungen: Kurzweilig, musikalisch aufgepeppt und immer mit dem gewissen Etwas.