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Eiskalt - Wenn Kinder morden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Niemeyer C.W. Buchverlageerschienen am20.02.2024
Den schrecklichen Anblick wird der Hausmeister niemals vergessen. Er findet bei seinem morgendlichen Rundgang auf dem Schulgelände ein schwer verletztes, junges Mädchen gefesselt auf einer Tischtennisplatte. Die Ärzte verlieren den verzweifelten Kampf um ihr Leben. Sämtliche Mordermittlungen führen in die Schule. Während der Tatrekonstruktion des OFA-Teams des LKA Niedersachsen erhält der Fall eine erschreckende Dimension, mit der niemand gerechnet hatte. Die fiktive Handlung beschreibt nicht nur die Entwicklung von jungen Menschen, die zu Mördern mutieren, sondern ebenso ihre Fantasien sowie die unerträgliche Ohnmacht des familiären und schulischen Umfelds. Was löst diese traumatische Tat in der Familie des Opfers aus? Welche Rolle spielt eigentlich die Familie des Täters? Ist nicht auch sie Opfer ihres eigenen Kindes? Die beschriebene Entwicklung der Protagonisten vor, während und nach der Tat soll sensibilisieren, die oft mediale Pauschalisierung solcher Taten differenzierter zu betrachten.

Carsten Schütte war Leiter der OFA Niedersachsen und weiß, wovon er schreibt: Über 43 Dienstjahre bedeuten vielseitige Erfahrungen in verschiedenen Polizeibehörden. In den 90er-Jahren entdeckte Schütte seine dienstliche Leidenschaft: die Ermittlungen im Bereich der Tötungs- und Sexualdelikte. Sein beruflicher Weg brachte ihn über Fachkommissariate für Kriminaltechnik und Kapitaldelikte im Jahr 2002 in das noch relativ unbekannte Fachgebiet der Operativen Fallanalyse des LKA Niedersachsen. Mehrere Jahre hatte er sich beim BKA zum polizeilichen Fallanalytiker ausbilden lassen. Das medial geprägte Bild eines Profilers als Kaffeesatz- und Glaskugelleser ist im Laufe der Jahre durch die methodisch seriöse und akribische Arbeit der OFA als nunmehr selbstverständliches Instrument der Ermittlungsunterstützung etabliert worden. Carsten Schütte beschreibt in seinen Kriminalromanen die Arbeit des Leiters der OFA Niedersachsen, Thorsten Büthe, und lässt den Leser eine fiktive Geschichte mit vielen autobiografischen Anteilen hautnah erleben. Schütte wurde 1960 in Hannover geboren, hat zwei erwachsene Töchter und lebt mit seiner Frau in einem Vorort von Hannover.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDen schrecklichen Anblick wird der Hausmeister niemals vergessen. Er findet bei seinem morgendlichen Rundgang auf dem Schulgelände ein schwer verletztes, junges Mädchen gefesselt auf einer Tischtennisplatte. Die Ärzte verlieren den verzweifelten Kampf um ihr Leben. Sämtliche Mordermittlungen führen in die Schule. Während der Tatrekonstruktion des OFA-Teams des LKA Niedersachsen erhält der Fall eine erschreckende Dimension, mit der niemand gerechnet hatte. Die fiktive Handlung beschreibt nicht nur die Entwicklung von jungen Menschen, die zu Mördern mutieren, sondern ebenso ihre Fantasien sowie die unerträgliche Ohnmacht des familiären und schulischen Umfelds. Was löst diese traumatische Tat in der Familie des Opfers aus? Welche Rolle spielt eigentlich die Familie des Täters? Ist nicht auch sie Opfer ihres eigenen Kindes? Die beschriebene Entwicklung der Protagonisten vor, während und nach der Tat soll sensibilisieren, die oft mediale Pauschalisierung solcher Taten differenzierter zu betrachten.

Carsten Schütte war Leiter der OFA Niedersachsen und weiß, wovon er schreibt: Über 43 Dienstjahre bedeuten vielseitige Erfahrungen in verschiedenen Polizeibehörden. In den 90er-Jahren entdeckte Schütte seine dienstliche Leidenschaft: die Ermittlungen im Bereich der Tötungs- und Sexualdelikte. Sein beruflicher Weg brachte ihn über Fachkommissariate für Kriminaltechnik und Kapitaldelikte im Jahr 2002 in das noch relativ unbekannte Fachgebiet der Operativen Fallanalyse des LKA Niedersachsen. Mehrere Jahre hatte er sich beim BKA zum polizeilichen Fallanalytiker ausbilden lassen. Das medial geprägte Bild eines Profilers als Kaffeesatz- und Glaskugelleser ist im Laufe der Jahre durch die methodisch seriöse und akribische Arbeit der OFA als nunmehr selbstverständliches Instrument der Ermittlungsunterstützung etabliert worden. Carsten Schütte beschreibt in seinen Kriminalromanen die Arbeit des Leiters der OFA Niedersachsen, Thorsten Büthe, und lässt den Leser eine fiktive Geschichte mit vielen autobiografischen Anteilen hautnah erleben. Schütte wurde 1960 in Hannover geboren, hat zwei erwachsene Töchter und lebt mit seiner Frau in einem Vorort von Hannover.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783827197702
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum20.02.2024
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.13930888
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1
Bargenstedt steht kopf

Barbara und Helmut Meininger errichteten Samstagmorgen um 6 Uhr ihren Marktstand mit Gemüse aus eigenem Anbau auf dem Wochenmarkt in Bargenstedt. Das Ehepaar betrieb einen kleinen Hofladen auf ihrem Bauernhof am Rande der Stadt, der mittwochs, freitags und samstags an den Markttagen in der Region geschlossen war.

Eine der ersten Kundinnen war die Mutter einer Freundin ihrer 15-jährigen Tochter Kim.

Barbara Meininger begrüßte sie freundlich.

Guten Morgen, Anni. Na, du bist ja wieder früh unterwegs. Willst du den beiden Mädels ein gesundes Frühstück auftischen?

Moin, ihr beiden. Meiner Tochter muss ich mit Gemüse und Obst nicht kommen, und ich vermute, eurer Kim auch nicht, oder? Ich warte ja immer noch auf den Tag, an dem Kim euch hier am Stand unterstützt , frotzelte die Kundin und fragte nach: Wie geht s Kim denn? Kommt sie in der neuen Klasse gut zurecht?

Das kannst du sie ja beim Frühstück selbst fragen, sie hat ja heute Nacht bei Sina geschlafen , stellte Barbara Meininger fest.

Das kann ich mir kaum vorstellen. Sina hatte heute erstmalig ihren Freund als Schlafgast in ihrem Zimmer. Wir haben kaum ein Auge zugekriegt. Auch wenn sie gerade 16 Jahre alt geworden ist, bleibt es ein komisches Gefühl. Wie kommst du denn darauf, dass Kim bei uns übernachtet hat? , hinterfragte die Mutter von Sina.

Barbara Meininger zog verunsichert ihr Handy aus ihrer Fleecejacke hervor und zeigte die WhatsApp von Kim, die sie am Vorabend um 21:57 Uhr geschrieben hatte.

Hallo Mama, ich schlafe heute bei Sina und bin nach dem Frühstück zurück.

Also bei uns war sie definitiv nicht , versicherte Sinas Mutter.

Barbara Meininger rief umgehend bei Kim an, wo sofort die Mailbox ansprang. Verdammt, Kim. Wo bist du? Wir sind auf dem Markt, bitte melde dich schnellstens , forderte sie ihre Tochter auf und war stinksauer über diesen Vertrauensbruch, den sie von Kim noch nicht kannte.

Vielleicht hat Kim auch einen neuen Freund und traute sich noch nicht, es euch zu sagen. Die meldet sich schon. Seid nicht so streng zu ihr. Bis bald, macht s gut , verabschiedete sich die Mutter von Sina und schmunzelte. Diese Kim, das fängt ja früh an.

Helmut Meininger hatte alle Kisten aus dem Transporter auf den Marktstand geladen, das Gespräch nebenbei registriert und versuchte, seine Frau zu beruhigen. Hey, Schatz, mach da kein Drama draus. Sie wird sich schon offenbaren. Wir reden heute Nachmittag mit ihr. Okay?

Am Stand bildete sich die erste Schlange an diesem Tag und die Kundschaft ging vor. Das Thema war erst mal vergessen.

Es dämmerte schon, als die Viererclique die angesagte Diskothek in Eimbeckhausen verließ. Sie hatten ausgelassen getanzt und ausgiebig den achtzehnten Geburtstag von Annika gefeiert. Ihr Freund Sven hatte sich bei ihr eingehakt. Sie stützten sich gegenseitig, sangen noch den letzten Song und wankten gemeinsam zum Parkplatz. Sonja stützte ihren Partner Nils, dem die Mischungen, die er alle durcheinandergetrunken hatte, in den Kopf gestiegen waren. Sonja hatte sich bereit erklärt zu fahren und lediglich beim Reinfeiern um Mitternacht mit einem Glas Sekt angestoßen. Sie half ihren alkoholisierten Freunden in ihren kleinen Renault Clio, wobei Nils auf dem Beifahrersitz sofort Beats Radio aktivierte und sich die Stimmung von der Tanzfläche im Auto fortsetzte. Sonja fühlte sich fit und wippte mit ihrem Körper zu den rhythmischen Technoklängen, während sie auf die Bundesstraße 442 in Richtung Bad Münder auffuhr.

An diesem Samstagmorgen war nicht viel Verkehr, wobei ein Nieselregen einsetzte und die Intervalleinstellung des Scheibenwischers nicht mehr ausreichte. Vor ihr saß ein älterer Herr in einem Golf Plus, der unsicher nicht mehr als 80 Kilometer pro Stunde fuhr, obwohl hier 100 km/h erlaubt waren. Sonja ließ sich nicht anstecken, als ihre Mitfahrer sie lautstark animierten, ihn zu überholen. Die Strecke war kurvenreich und unübersichtlich und sie hatten Zeit. Auch ihr Freund stieg kräftig mit ein, trommelte im Takt der Musik auf das Armaturenbrett. Als er die Musik noch lauter aufdrehte, war Sonja genervt und wollte nur schnell nach Hause. Sie wartete, bis sie den Gegenverkehr weit einsehen konnte, und setzte zum Überholen an, als frei war. Ihre Mitfahrer feuerten sie weiter an. Sie stellte den Scheibenwischer auf die höchste Stufe und war froh, auf der Gegenspur keine Scheinwerfer zu sehen. Wie aus dem Nichts wurde Sonja plötzlich direkt von vorn geblendet, als ein großer Traktor von links aus einem Feldweg auf die Bundesstraße einbog. Sonja hatte weder die Gelegenheit zu bremsen noch auszuweichen. Der Renault Clio krachte frontal mit etwa 100 km/h in die landwirtschaftliche Maschine, die vorn auf der Ballengabel zwei große Strohballen transportierte. Die Insassen hatten nicht den Hauch einer Chance. Ihre Körper wurden durch die starken Ballengabeln durchstoßen, bevor die überdimensionalen Reifen des Treckers den Kleinwagen überrollten und unter seinem Gewicht wie ein Panzer förmlich zermalmten. Der Fahrer des VW Golf war von dieser unvorhergesehenen Gefahrensituation völlig überfordert. Der Pkw wurde beim Versuch einer Vollbremsung von der Fahrbahn geschleudert und kollidierte mit einer massiven Eiche am Straßenrand.

Der Landwirt wurde in seinem Führerhaus hin und her geschleudert, überlebte den Unfall aber mit leichten Verletzungen und konnte zitternd den Notruf absetzen.

Als die Meldung in der Einsatzzentrale der zuständigen Polizeiinspektion in Bargenstedt einging, hatten sich die Beamten der Nachtschicht schon auf ihren verdienten Feierabend eingestellt. Daraus wurde nichts. Sämtliche verfügbaren Einsatzkräfte wurden alarmiert und in diesen Einsatz beordert.

Deister an alle, Deister an alle. Schwerer Verkehrsunfall auf der B 442 zwischen Eimbeckhausen und Bad Münder. Frontalzusammenstoß mit Landmaschine. Ein weiterer Pkw soll von der Fahrbahn abgekommen und mit einem Baum kollidiert sein. Mehrere Personen vermutlich schwer verletzt und eingeklemmt. Einsatzführung übernimmt 76.1. Deister 76.3 und 76.4 koordinieren die Absperrmaßnahmen und Einweisung der Rettungskräfte. Feuerwehr und Notärzte sind auf der Anfahrt. Aus Hannover unterstützt euch Christoph 4. Sobald die Frühschicht vor Ort ist, werdet ihr rausgelöst. Deister 76.1: Erwarte Erstmeldung bei Eintreffen. Deister Ende.

Der 38-jährige Einsatzführer des Polizeikommissariats Bargenstedt, Polizeioberkommissar Andreas Kessler, und seine 27-jährige Kollegin, Polizeikommissarin Susanne Reimann, hielten sich zum Zeitpunkt der Alarmierung im Zentrum Bargenstedts auf und wunderten sich, nicht bei dem schweren Unfall eingesetzt zu werden.

Deister von 76.2. Sollen wir auch mit zur B 442 rüberziehen? , fragte POK Kessler nach.

Nein, ich habe gerade Beschwerden von den Standbetreibern des Wochenmarktes. Hier sind wieder Fahrzeuge geparkt, die den Aufbau behindern. Fahrt bitte rüber und regelt die Abschleppmaßnahmen. Ihr seid zudem meine eiserne Reserve, bis die Frühschicht übernommen hat. Deister Ende.

76.2 verstanden , bestätigte die junge Polizeikommissarin.

Und dass bei diesem Wetter auch noch zum Feierabend , bemerkte sie.

Solche Einsätze waren für die Polizisten am Deister leider Routine. Die Bundesstraße 442 war seit Jahren ein Brennpunkt schwerster Unfälle, die oft tödlich endeten.

Am Marktplatz angekommen, wurden sie wieder einmal von aufbrausenden Händlern empfangen. An den Markttagen war dort ein temporäres Halteverbot eingerichtet. Einige Anwohner dachten abends einfach nicht daran, ihre Fahrzeuge pünktlich zu entfernen. Über eine Halterfeststellung versuchte die Streifenbesatzung die Anwohner zu erreichen, damit sie kurzfristig ihren Pkw wegfahren konnten. Gelang das nicht, wurde ein Abschleppunternehmen beauftragt, was sich schon personell auf die Markttage und bevorstehenden Einsätze vorbereitet hatte.

Barbara Meininger hatte die Polizisten schon gesehen, verließ ihren Marktstand und begrüßte den Einsatzführer. Moin Andi, hast du mal einen Moment?

Hallo Barbara, na klar, aber ich sehe, ihr baut schon auf und braucht unsere Hilfe heute Morgen nicht , erwiderte der Polizist.

Die beiden kannten sich aus der Schule, denn Kim Meininger und Conrad Kessler gingen in dieselbe Klasse.

Darum geht es nicht. Kim hat uns gesagt, dass sie gestern Abend bei einer Freundin übernachten würde. Von der Mutter habe ich gerade erfahren, dass Kim definitiv nicht bei ihr war und die Mutter davon auch nichts wusste. Wir machen uns Sorgen, dass sie irgendwo ist und wir das nicht erfahren sollten. Kannst du in deiner Schicht mal die Augen aufhalten? , bat Barbara Meininger besorgt.

Wir sind noch die Nachtschicht , erklärte der Beamte, als ihn seine Kollegin unauffällig in die Seite stieß. Ihr Kollege, der die Kommissarin ausgebildet hatte, verstand sofort.

Mach dir keine Sorgen. Kim ist ja schon 15 und vielleicht hat sie bereits ihren ersten Freund, den sie euch noch geheimhält. Ich gebe das aber gerne an die Kollegen der Frühschicht weiter , versuchte er die Mutter zu beruhigen.

Vermutlich hast du recht, Andi. Dann schlaft euch mal aus. Schönes Wochenende und bis bald , verabschiedete sie sich.

Ich dachte, du wolltest ihr gegenüber schon den schweren Unfall auf der B 442 erwähnen. Die hätte einen Schock erlitten , befürchtete die junge Beamtin.

Dann hoffen wir mal, dass sie nicht dabei ist. Ach, da ist ja der Abschlepper für den ersten Einsatz ,...

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Carsten Schütte war Leiter der OFA Niedersachsen und weiß, wovon er schreibt:Über 43 Dienstjahre bedeuten vielseitige Erfahrungen in verschiedenen Polizeibehörden. In den 90er-Jahren entdeckte Schütte seine dienstliche Leidenschaft: die Ermittlungen im Bereich der Tötungs- und Sexualdelikte.Sein beruflicher Weg brachte ihn über Fachkommissariate für Kriminaltechnik und Kapitaldelikte im Jahr 2002 in das noch relativ unbekannte Fachgebiet der Operativen Fallanalyse des LKA Niedersachsen. Mehrere Jahre hatte er sich beim BKA zum polizeilichen Fallanalytiker ausbilden lassen. Das medial geprägte Bild eines Profilers als Kaffeesatz- und Glaskugelleser ist im Laufe der Jahre durch die methodisch seriöse und akribische Arbeit der OFA als nunmehr selbstverständliches Instrument der Ermittlungsunterstützung etabliert worden.Carsten Schütte beschreibt in seinen Kriminalromanen die Arbeit des Leiters der OFA Niedersachsen, Thorsten Büthe, und lässt den Leser eine fiktive Geschichte mit vielen autobiografischen Anteilen hautnah erleben.Schütte wurde 1960 in Hannover geboren, hat zwei erwachsene Töchter und lebt mit seiner Frau in einem Vorort von Hannover.