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Zwei in einem Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.08.2024
Manchmal muss man sich verlaufen, um anzukommen - der neue große Liebesroman von Bestseller-Autor David Nicholls: »Dieser Roman ist ein Triumph. Was für ein Geschenk!« Sunday Times  »Herzerfrischend! Diese Liebesgeschichte ist echt und authentisch.«  The Guardian Marnie steckt fest. Sie lebt und arbeitet allein in ihrer Londoner Wohnung und kämpft mit der Einsamkeit. Doch mit dem Einigeln soll nun Schluss sein. Michael ist dabei, sich zu verlieren. Seit seine Ehe gescheitert ist, muss er lernen, als Ein-Mann-Show zu funktionieren. Er fühlt sich noch nicht bereit für die Gesellschaft anderer Menschen. Nur bei langen Spaziergängen findet er Ruhe. Als eine gemeinsame Freundin und sehr englisches Wetter Marnie und Michael bei einer Wanderung zusammenbringen, merken die beiden trotz aller Strapazen, dass ein erstes Treffen vielleicht auch eine zweite Chance sein kann. »Nicholls' bester Roman! Sie werden ZWEI IN EINEM LEBEN genauso lieben wie ZWEI AN EINEM TAG.« Independent

David Nicholls, Jahrgang 1966, ist ausgebildeter Schauspieler, hat sich dann aber für das Schreiben entschieden. Mit seinem Roman »Zwei an einem Tag« gelang ihm der internationale Durchbruch, seine Bücher wurden in vierzig Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit über neun Millionen mal. Auch als Drehbuchautor ist David Nicholls überaus erfolgreich und mehrfach preisgekrönt. Mit seiner Familie lebt der Autor in London.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextManchmal muss man sich verlaufen, um anzukommen - der neue große Liebesroman von Bestseller-Autor David Nicholls: »Dieser Roman ist ein Triumph. Was für ein Geschenk!« Sunday Times  »Herzerfrischend! Diese Liebesgeschichte ist echt und authentisch.«  The Guardian Marnie steckt fest. Sie lebt und arbeitet allein in ihrer Londoner Wohnung und kämpft mit der Einsamkeit. Doch mit dem Einigeln soll nun Schluss sein. Michael ist dabei, sich zu verlieren. Seit seine Ehe gescheitert ist, muss er lernen, als Ein-Mann-Show zu funktionieren. Er fühlt sich noch nicht bereit für die Gesellschaft anderer Menschen. Nur bei langen Spaziergängen findet er Ruhe. Als eine gemeinsame Freundin und sehr englisches Wetter Marnie und Michael bei einer Wanderung zusammenbringen, merken die beiden trotz aller Strapazen, dass ein erstes Treffen vielleicht auch eine zweite Chance sein kann. »Nicholls' bester Roman! Sie werden ZWEI IN EINEM LEBEN genauso lieben wie ZWEI AN EINEM TAG.« Independent

David Nicholls, Jahrgang 1966, ist ausgebildeter Schauspieler, hat sich dann aber für das Schreiben entschieden. Mit seinem Roman »Zwei an einem Tag« gelang ihm der internationale Durchbruch, seine Bücher wurden in vierzig Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit über neun Millionen mal. Auch als Drehbuchautor ist David Nicholls überaus erfolgreich und mehrfach preisgekrönt. Mit seiner Familie lebt der Autor in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104920696
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum28.08.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse6533 Kbytes
Artikel-Nr.13999933
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Wigan-Orgie

Es war schade, dass sie nicht in einem romantischeren Bahnhof einsteigen konnte - in der anmutig gewundenen Waterloo Station oder dem riesigen Glasgewölbe von King´s Cross oder Paddington oder in der Marylebone Station, die wie einem Schwarz-Weiß-Film entsprungen schien. Aber Reisen in Richtung Nordwesten begannen in der Euston Station mit ihrem düsteren, kastenförmigen Gebäude, das anscheinend perfekt getarnt ist - selbst gebürtige Londoner können es nicht beschreiben -, und dasselbe gilt auch für die Züge, die dort verstohlen wie aus einem Hinterzimmer abfahren. Selbst an diesem sonnigen, frischen Aprilmorgen wirkte der Bahnhof trist und dystopisch, und Marnie kam sich in ihrer Verkleidung absurd vor: Der Sport-BH fühlte sich an wie ein Druckverband, die Thermohose war viel zu früh zum Einsatz gekommen, und die vierzig Liter Kleidung in ihrem Rucksack waren so schwer, dass sie in der Warteschlange im Café fürchtete, ohnmächtig zu werden, auf den Rücken zu fallen und hilflos mit Armen und Beinen zu rudern wie ein Käfer.

Im Zug, dem ersten des Tages, fühlte sie sich gleich besser, als sie ihren Fensterplatz mit Tisch in Fahrtrichtung in Beschlag nahm - perfekt. Wie eine Führungskraft holte sie ihren Laptop, einen Stift sowie ein Notizbuch aus dem Rucksack und lud ihre elektronischen Geräte auf, was eigentlich unnötig war, aber das war wichtig, wenn man in der Wildnis überleben wollte: wann immer möglich seine Akkus aufzuladen und aufs Klo zu gehen. Sie legte ihre Uralt-Ausgabe von Sturmhöhe daneben, die sie mitgenommen hatte, um sich auf die Wanderung einzustimmen, während der Zug langsam nach draußen ins Tageslicht rollte, vorbei an den Reihenhäusern von Mornington Crescent, einem Ort, der wegen seiner schäbigen Atmosphäre Assoziationen an alte Sozialdramen weckte, traurige Liebesgeschichten, die sie erstrebenswert gefunden hatte, als sie in die Stadt gezogen war. Beim Anblick der geschlossenen Fensterläden und schmutzigen Vorhänge stellte sie sich Frischverliebte vor, die in gemieteten Zimmern noch schliefen. Doch als über den Reihenhäusern ein Streifen leuchtendes Blau sichtbar wurde, taten ihr alle leid, die noch im Bett lagen.

Die Stadt wich den Vororten. Sie sah Gasometer, Pferde in einem Stall, Leute, die Hunde in einer raureifüberzogenen Grünanlage spazieren führten, und Sattelschlepper auf Umgehungsstraßen; alle gingen ihren Beschäftigungen nach wie in einem Wimmelbuch. Sie war nur noch den Ausblick aus ihrem Küchenfenster gewöhnt, einen kleinen Ausschnitt Londoner Lebens. Und jetzt lag England vor ihr wie ein auf Lebensgröße angewachsenes Modelldorf. Sieh nur, Kanalschiffe! Eine Recyclinganlage! Ein Windpark! Infrastruktur, nannte man das so? Die Vororte verschwanden, und Senken und Talkessel tauchten auf, über denen dramatische Nebelschwaden hingen. Frei laufende Kühe! Sie nahm alles begierig in sich auf, und ihr fiel wieder ein, dass Zugfahrten das Leben in eine Filmmontage verwandeln konnten, eine Szenenfolge, die Veränderung suggerierte. Wieso hatte sie so etwas noch nie gemacht? Wovor hatte sie sich gefürchtet? Ob sie etwas vom Snackwagen wolle? Am liebsten alles.

Sie würde drei Übernachtungen und damit die erste Etappe der Wanderung von Küste zu Küste mitmachen, die anscheinend eine große Sache war. Es war zwar keine besonders beeindruckende Leistung, nur eine der beiden Küsten zu sehen, aber selbst wenn alles schrecklich war, wenn sie sich nicht gut verstanden oder einander nichts zu sagen hatten, würde Marnie drei Nächte bestimmt überstehen. Sie würde die Irische See und ein paar der berühmten Seen zu Gesicht bekommen, bevor sie am Dienstag von Penrith aus zurückfuhr; und an den Nachmittagen konnte sie sich ein ruhiges Plätzchen suchen, um zu arbeiten, denn dieses Abenteuer wollte schließlich finanziert werden.

Sie öffnete die Datei für ihren jüngsten Auftrag. Lasterhafte Nächte war die Fortsetzung des extrem erfolgreichen Erotikthrillers Finstere Nächte, der in der glamourösen, schockierenden Welt privater Sexclubs in Hollywood spielte. »Sehr erotisch«, hatte der Verlagslektor gesagt, »aber möglicherweise etwas zu schnell runtergeschrieben.« Selbst der Titel schien eine Anmerkung zu erfordern, denn Nächte mochten finster, heiß oder endlos sein, aber lasterhaft? Ging das?

Sie fand es bald heraus. Schon für die erste Orgie brauchte sie, bis der Zug die Cotswolds und die West Midlands hinter sich gelassen hatte. Die Handlung war so wirr, dass sie auf ihrer Serviette eine Skizze anfertigte, um nachzuvollziehen, wer sich wo befand, ein komplexes Netz aus Pfeilen und Initialen, wie ein Schaubild der Schlacht von Austerlitz. Lag S jetzt auf oder hinter B, und wo war L und was hielt sie in der Hand? Ein Vibrator wanderte auf wundersame Weise unversehens von der rechten in die linke Hand, und die Autorin benutzte »PVC« und »Latex« wie Synonyme. Marnie war sich ziemlich sicher, dass das nicht dasselbe war, doch als sie die Begriffe mit Hilfe des Zug-eigenen WLANs überprüfen wollte, erhielt sie die Information, die Suchanfrage PVC und Latex sei nicht gestattet.

Sie löschte ihren Suchverlauf; das konnte sie später recherchieren. Unterdessen gab es noch genug andere Baustellen, nicht zuletzt die chaotische Interpunktion - Kommata wie verstreute Rosenblätter, willkürlich gesetzte Ausrufezeichen, die alles in einen Aufschrei verwandelten, Sätze, die ganze Absätze lang waren und dem Text eine halluzinatorische, hypermoderne Intensität verliehen. Marnie war zwar noch nie bei einer Orgie dabei gewesen, aber sie hatte schon einige lektoriert, und auch wenn das natürlich nicht dasselbe war, konnte sie nicht leugnen, dass die Autorin ein Talent dafür hatte, ein Gefühl von Desorientierung und sexueller Konfusion zu erzeugen, so dass man nie genau wusste, wer was mit wem und womit trieb. Anscheinend war die Teilnahme an einer Orgie ein bisschen damit vergleichbar, sich gleichzeitig den Kopf tätscheln und den Bauch reiben zu wollen, nur dass der Kopf und der Bauch zu verschiedenen Personen gehörten und dass es eben nicht der Kopf und der Bauch waren. Fuhr die heiße Zunge von S über Ls salzige Haut, umschloss Ls sinnlicher Mund Bs spitzen Nippel, und war »spitz« in diesem Kontext wirklich das passende Adjektiv?

Als private Leserin würde sie all das möglicherweise antörnen, obwohl es etwas anrüchig und oberflächlich war, doch als Lektorin musste sie eine gewisse professionelle Distanz wahren, und so arbeitete sie sich systematisch durch den Text und stellte sich dabei Fragen wie: Schmeckten die Geschlechtsorgane eines Menschen tatsächlich nach Meer, und wenn ja, war das etwas Gutes? Das hing vermutlich stark vom Meer ab. Der Ärmelkanal wäre wohl keine Gaumenfreude.

Marnie nippte an ihrem Tee. Sie war jetzt seit - o Gott, im Rechnen war sie eine Niete - sechs Jahren mit niemandem mehr im Bett gewesen. Sie wusste, dass das nicht ungewöhnlich war und dass es absolut in Ordnung ging, keinen Sex zu haben, aber als sie die Zahl einmal in Gegenwart von Cleo erwähnt hatte, war der ein »Ach, du Schande« herausgerutscht. Ihre Freundin war mit ihrem Schlafzimmerblick und den zerzausten Haaren immer von einer Aura sexuellen Selbstvertrauens umgeben gewesen; sie prahlte zwar nie direkt, deutete jedoch an, dass sie »in dem Bereich« mehr als zufrieden war. Marnie hatte versucht, es ihr nicht übel zu nehmen, aber das »Ach, du Schande« hatte sie getroffen. Sex sei wie Autobahn fahren, hatte Cleo ihr erklärt. Man könne es nicht ewig aufschieben, sonst werde es zu beängstigend. Marnie hatte ihr auch das leicht übel genommen, denn sie war immer gerne Autobahn gefahren, sie hatte sogar Komplimente für ihren Fahrstil bekommen und würde es jederzeit wieder tun. Etwas, woran nicht mal ihre Ehe etwas geändert hatte.

Aber auf diesem Kurztrip war das vermutlich unwahrscheinlich. Es mochte an der frischen Luft, der abwischbaren Hose oder den in Frischhaltefolie eingewickelten Käsebrötchen liegen, das englische Landleben schien alles andere als aphrodisierend. Der Geruch nasser Wolle, einer nicht ausgewaschenen Thermosflasche, der schale Geschmack von Bonbons ... Nein, Sex gehörte in die Städte. Nach Los Angeles zum Beispiel, dort trieben sie es jetzt schon seit dreihundert Meilen, so dass Marnie sich danach sehnte, dass irgendjemand endlich kam, damit sie wieder aus dem Fenster schauen konnte. Doch es ging weiter, Seite für Seite, bis sie Warrington, Wigan und Preston hinter sich gelassen hatten. Marnie bekam Kopfschmerzen. Konnte nicht bitte jemand endlich einen Orgasmus vortäuschen? In Lancaster begannen die Worte ihre Bedeutung zu verlieren. In Oxenholme schrieb sie den Kommentar »zu häufige Wiederholung von Schwanz «, speicherte die Datei ab und hob den Blick.

Es schien, als hätten sie die Grenze zu einem anderen Land überquert, alles war violett und salbeigrün, und zu ihrer Linken erblickte sie so etwas wie Anhöhen - auch wenn das wahrscheinlich nicht das richtige Wort war -, die sich, kleiner als Berge, größer als Hügel, jäh wie von Kindern gezeichnete Vulkane aus der Landschaft erhoben. Irgendwo dahinter musste sich die Irische See befinden, was bedeutete, dass sie diese Landschaft ebenfalls durchqueren musste, um den Zug nach Hause zu nehmen. Sie griff nach ihren Büchern A Pictorial Guide to the Western Fells und The Central Fells von Alfred Wainwright, Faksimiles der alten Ausgaben mit handgeschriebenen Texten,...
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Autor

David Nicholls, Jahrgang 1966, ist ausgebildeter Schauspieler, hat sich dann aber für das Schreiben entschieden. Mit seinem Roman »Zwei an einem Tag« gelang ihm der internationale Durchbruch, seine Bücher wurden in vierzig Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit über neun Millionen mal. Auch als Drehbuchautor ist David Nicholls überaus erfolgreich und mehrfach preisgekrönt. Mit seiner Familie lebt der Autor in London.Simone Jakob hat Literaturübersetzen in Düsseldorf studiert und übersetzt Bücher aus dem Englischen, unter anderem von Philip Kerr, Jennifer Saint, Abi Daré und Novuyo Rosa Tshuma. Sie lebt und arbeitet in Mülheim an der Ruhr.Anne-Marie Wachs hat Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik studiert, lebt in Berlin und übersetzt Literatur diverser Genres aus dem Englischen.