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Morphium für Tante Zöge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Books on Demanderschienen am05.03.20241. Auflage
Morphium für Tante Zöge "Du solltest es auch mal nehmen!", flüstert Zöge von Wechmar, um ihrem Neffen Max Doberwitz das Morphium schmackhaft zu machen. "Es ist so süß und man träumt hernach so schön." Kurz darauf wird sie tot aufgefunden. Ermordet. Max Doberwitz wird verdächtigt, seine morphiumsüchtige Erbtante umgebracht zu haben. Vieles spricht gegen ihn. Er steckt tief bis zum Hals in Schulden, gilt als rauflustig und ist mehrfach vorbestraft. Oder war es ihr raffgieriger Neffe Walter von Wechmar, der steckbrieflich gesucht wird? Roman eines Justizirrtums von Ewald Gerhard (Ewger) Seeliger, dem Autor des Bestsellers "Peter Voss der Millionendieb"

Ewald Gerhard Hartmann alias Ewger Seeliger, geboren am 11. Oktober 1877 in Schlesien, zu Rathau, Kreis Brieg, gestorben 8. Juni 1959 in Cham/Oberpfalz, zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Er war nicht nur Erfolgsautor, sondern auch ein humoristischer Querdenker. Sein provokantes Handbuch des Schwindels brachte ihn vor Gericht und sogar zur Beobachtung in eine Nervenheilanstalt. Nicht nur seine jüdische Ehefrau, sondern auch sein provozierendes Verhalten den Nazis gegenüber bewirkten den Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer und somit das Ende seiner Karriere. Zu seinen bekanntesten Werken gehört Peter Voss der Millionendieb. Seine beiden historischen Barockromane Junker Schlörks tolle Liebschaften und Vielgeliebte Falsette wurden in der Adenauer-Ära der BRD wegen ihres erotischen Inhalts auf den Index gesetzt und somit verboten. Seine schlesische Heimat beschreibt er in Siebzehn schlesische Schwänke, Schlesien, ein Buch Balladen, Schlesische Historien und in vielen Romanen. Morphium für Tante Zöge schrieb er ursprünglich unter dem Titel Der Fall Doberwitz, Roman eines Justizirrtums.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextMorphium für Tante Zöge "Du solltest es auch mal nehmen!", flüstert Zöge von Wechmar, um ihrem Neffen Max Doberwitz das Morphium schmackhaft zu machen. "Es ist so süß und man träumt hernach so schön." Kurz darauf wird sie tot aufgefunden. Ermordet. Max Doberwitz wird verdächtigt, seine morphiumsüchtige Erbtante umgebracht zu haben. Vieles spricht gegen ihn. Er steckt tief bis zum Hals in Schulden, gilt als rauflustig und ist mehrfach vorbestraft. Oder war es ihr raffgieriger Neffe Walter von Wechmar, der steckbrieflich gesucht wird? Roman eines Justizirrtums von Ewald Gerhard (Ewger) Seeliger, dem Autor des Bestsellers "Peter Voss der Millionendieb"

Ewald Gerhard Hartmann alias Ewger Seeliger, geboren am 11. Oktober 1877 in Schlesien, zu Rathau, Kreis Brieg, gestorben 8. Juni 1959 in Cham/Oberpfalz, zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Er war nicht nur Erfolgsautor, sondern auch ein humoristischer Querdenker. Sein provokantes Handbuch des Schwindels brachte ihn vor Gericht und sogar zur Beobachtung in eine Nervenheilanstalt. Nicht nur seine jüdische Ehefrau, sondern auch sein provozierendes Verhalten den Nazis gegenüber bewirkten den Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer und somit das Ende seiner Karriere. Zu seinen bekanntesten Werken gehört Peter Voss der Millionendieb. Seine beiden historischen Barockromane Junker Schlörks tolle Liebschaften und Vielgeliebte Falsette wurden in der Adenauer-Ära der BRD wegen ihres erotischen Inhalts auf den Index gesetzt und somit verboten. Seine schlesische Heimat beschreibt er in Siebzehn schlesische Schwänke, Schlesien, ein Buch Balladen, Schlesische Historien und in vielen Romanen. Morphium für Tante Zöge schrieb er ursprünglich unter dem Titel Der Fall Doberwitz, Roman eines Justizirrtums.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758337567
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum05.03.2024
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.14051609
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I.

Die Landschule, an der August Gammelin seit fast zwei Jahren wirkte, lag zwischen Groß- und Klein-Scheibau, etwa eine Stunde von Lauwitz im Bezirk Gießen. Trotz seiner achtundzwanzig Jahre war Gammelin erst vor kurzem fest angestellt worden. Sein Gehalt war mehr als bescheiden. Er war nämlich auf einem langen Umweg zum Lehrer gelangt. Als Waise von seinem Vormund zum Theologen bestimmt, hatte er das Gymnasium in Lauwitz besucht, wobei sein kleines Erbteil draufgegangen war, hatte sich auf der Universität einige Jahre durchgehungert und war schließlich mit sechsundzwanzig Jahren ins Volksschullehrerexamen gestiegen. Nur sein Trieb zum Nachdenken und zur Beschaulichkeit hatte ihn auf diesen Beruf verfallen lassen. Er wünschte es sich auch nicht besser; denn er war bescheiden und genügsam. Und wenn er an seinen freien Nachmittagen oder in den Ferien ungestört über seinen Büchern hocken durfte, dann war er sogar sehr glücklich.

Gammelin war ein Träumer und lebte meistens in irgendeiner anderen als der wirklichen Welt. Nur wenn er irgendwo ein altes Buch witterte, kam er aus seiner Ruhe heraus.

So hatte er auch heute über der Vergangenheit die Gegenwart vergessen. Er saß auf seinem Lehrstuhl im leeren Klassenzimmer, in eine alte, schweinslederne Chronik vertieft.

Wochenlang wax kein Regen gefallen. Die Sonne stach. Gewitterschwül hing die Luft.

August Gammelin las sich immer weiter in die Vergangenheit hinein.

Vor dem offenen Schulfenster war indessen ein großer, fester Landwirt stehengeblieben und musterte den lesenden Lehrer mit innigem Schmunzeln.

In der Hand trug dieser Beobachter einen derben, knotigen Eichenstock, auf dem Kopf einen grünen, zerknitterten Filz.

Das Schmunzeln verdichtete sich allmählich zum Lachen.

Mensch! Schulmeister! , rief er plötzlich im gutmütig dröhnenden Bass. Fort mit den Schmökern!

Gammelin fuhr erschreckt in die Höhe, schaute mit den kurzsichtigen, wasserblauen Augen durch die goldenen Reifen seiner Brillengläser und kam wieder in die Gegenwart zurück.

Dann strich er sich die flachsblonde Haartolle glatt.

Ach, der Herr Baron! , sagte er lächelnd und schob seine überschlanke Gestalt hinter dem Schultisch hervor.

Bleiben Sie mir bloß mit dem Baron vom Leibe! , polterte der andere los. Sagen Sie lieber Schuldenbaron. Der Gerichtsvollzieher Tschampel ist wieder unterwegs. Er hat sechsundzwanzig ausgeklagte Urteile gegen mich. Wenn er mich diesmal wieder so dumm angrinst wie das letzte Mal, dann fährt mir doch noch die Hand aus der Tasche. Deswegen bin ich lieber fortgegangen. Na, Sie kennen doch Tschampel, diesen gesetzlich geschützten Gewohnheitseinbrecher. So ein Lebewesen mit blanken Knöpfen. Das heißt, jetzt kommen diese Leute in Zivil. Die Knöpfe tragen sie wahrscheinlich auf dem nackten Leib. Ich sage Ihnen, Schulmeister, an den Beamten geht Deutschland noch zugrunde. Die schlagen sich den Ranzen voll an der Staatskrippe, und wir kreuzdämlichen Steuerzahler können sehen, wo wir das Futter hernehmen. Und diese Bande schurigelt uns, macht die Gesetze und sperrt uns ein, wenn wir eine Lippe riskieren.

Aber, aber! , lenkte Gammelin ein, ich bin doch auch ein Beamter!

Schulmeister sind keine Beamten! , entschied der andere mit Nachdruck. Es gibt übrigens Beamte, die arbeiten. Da unten kommt der Briefträger, gegen den Mann habe ich nichts. Der verdient sein Brot ehrlich. Aber sehen Sie den Wachtmeister drüben in Priesteldorf an. Er geht spazieren, steckt seine Nase in jeden Dreck, der ihn nichts angeht, und sitzt im Wirtshaus hinterm Bierglas. Dafür kriegt er sein Gehalt. Und unsereins kann sich von morgens bis abends abplagen und hat kaum trocken Brot. Das nennt die Welt Gerechtigkeit. Und erst die Richter da drin in der Stadt! Die sitzen in der warmen Stube, lassen sich vom Wachtmeister was vorquatschen, was der gesehen oder gehört haben will, und verknacken dann den Angeklagten zu Geldstrafe, Gefängnis oder Zuchthaus. Das macht Spaß, sag ich Ihnen! Und damit sie sich diesen Spaß machen können, kriegen sie noch Geld dazu, diese Staatsgewalterüber!

Na, na! , sagte Gammelin und winkte dem Briefträger, der sich von Groß-Sdheibau her der Schule näherte. Sie schütten wieder einmal das Kind mit dem Bade aus.

Für Herrn Max Doberwitz! , rief der Briefträger, reichte dem Angerufenen eine Karte und machte sich nach Klein-Scheibau davon, um dem Förster Seidel, der gleich hinter der Waldecke wohnte, die Zeitung zu bringen.

Max Doberwitz hatte unterdessen die wenigen Worte, die auf der Karte standen, gelesen und starrte ziemlich verdutzt vor sich hin.

Kreuzmillion! , stieß er heraus. Meine Tante schreibt mir. Sie ist in einer Heilanstalt in Berlin. Bloß einen Gruß und wie es mir ginge. Ob ich sie wohl einladen soll?

Weshalb denn nicht? , fragte Gammelin verwundert.

Schulmeister! , rief Doberwitz stürmisch. Das ist doch meine Erbtante. Sieben Jahre hab ich ihr nicht geschrieben, weil ich kein Erbschleicher sein wollte. Können Sie das nicht verstehen?

Beinahe!

Dabei ist diese Tante eine Seele von Mensch! Und mich hat sie immer gut leiden mögen. Ich lade sie ein und pumpe sie an. Es ist zwar eine Gemeinheit, aber ich kann mir nicht anders helfen.

Versprechen Sie sich einen Erfolg?

Ich hab sie sieben Jahre nicht gesehen! , meinte Doberwitz und schaute ihn mit den tiefblauen Augen treuherzig an. In sieben Jahren verändert sich der Mensch. Sie ist von Kindheit an krank gewesen. Jetzt ist sie schon wieder in der Heilanstalt. Ich weiß nicht einmal, was ihr fehlt. Es gibt eben Leute, denen alles missglückt.

Jawohl! , sagte Gammelin und dachte ein bisschen an sich selber, obschon das selten genug geschah.

Sehen Sie mich an! , fuhr Doberwitz fort. Ich bin auch so einer. Geben Sie acht, die Sache mit der Tante gerät mir auch daneben. Aber schreiben werde ich ihr doch, aus Pflichtgefühl. Es scheint manchmal Pflicht zu sein, eine Gemeinheit zu begehen.

Gammelin schaute ihn kopfschüttelnd an.

Hier auf Klein-Scheibau , erklärte Doberwitz und wies mit dem Eichenstock auf den staubigen Boden, haben schon seit hundertfünfzig Jahren Doberwitze gesessen. Die einen haben fleißig gearbeitet, die andern haben noch fleißiger Schulden gemacht. Aber jetzt mach ich den letzten Versuch. Glückt es nicht, geh ich nach Südamerika in den Urwald. Dort drüben ist das Land noch frei, da schwitzt man nur für sich selber und braucht keine Schmarotzer zu füttern.

Gammelin wiegte schweigend den Kopf.

Dort kann es ein richtiger Landwirt noch zu etwas bringen. Und alle, Schulmeister, kommen mit. Drüben gibt es auch deutsche Schulen. Ich hab die Faust und Sie den Kopf.

Sie sind ein Abenteurer!

Sie vielleicht nicht? , lachte Doberwitz. Noch mehr als ich. Sie abenteuern mit den Gedanken. In jedem Menschen steckt ein Abenteurer, und das ist wahrscheinlich das Beste an ihm.

Möglich! , versetzte Gammelin achselzuckend.

Ich schreib der Tante!

Um auf Ihre Tante zurückzukommen , lenkte Gammelin etwas verwirrt ab. Wenn sie nun Ihrer Einladung nicht folgen kann? Sie ist doch offenbar nicht ganz gesund.

Dann pumpe ich mir von Ihnen das Reisegeld , erwiderte Doberwitz mit seiner ganzen unverwüstlichen Unerschrockenheit, und fahre zu ihr hin.

Auf mich können Sie rechnen! , erwiderte Gammelin. Ich besitze zwar nicht viel, aber einige Ersparnisse habe ich doch in den letzten Monaten machen können. Ich brauche nur sehr wenig.

Sie Heuchler! , fauchte ihn Doberwitz an. Mir machen Sie nichts weis. Sie brauchen sehr wenig! Und wenn Ihnen jetzt eine Million in den Schoß fiele? Was würden Sie tun? Sie würden nobel leben und die Genügsamkeit zum Teufel jagen. Oder würden Sie vielleicht das Geld verschenken?

Gewiss! , sagte Gammelin aufrichtig. Ich wurde erst einmal Ihre Schulden bezahlen.

Sie werden beleidigend! Meine Schulden bezahl ich selber. Verstanden! Legen Sie Ihre lumpige Million lieber in Büchern an.

Das würde ich allerdings mit der anderen Hälfte tun! , erwiderte Gammelin.

Und heiraten wollen Sie nicht? , rief Doberwitz entrüstet. Ein junger Mensch muss heiraten und Kinder in die Welt setzen.

Und Sie? , lächelte Gammelin und hob den Finger.

Ach, ich! Ich hab den Anschluss verpasst. Mich müssen Sie aus dem Spiel lassen. Ich bin ein ganz verpfuschter Kerl.

Das sagte er in einem so ernsten Ton, dass Gammelin nichts darauf zu erwidern wusste.

Ich werde meiner Tante ein Telegramm schicken! , begann Doberwitz wieder, nachdem er noch...
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