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Die Feinde des Guiscard

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
acabus Verlagerschienen am04.03.2024
Mord aus Leidenschaft oder politisches Attentat? Salerno 1080: Anna, die Tochter des Leibarztes der Herzogin, hält es für ein Rendezvous. Die Falle kostet sie ihr Leben. Normannenherzog Robert Guiscard beauftragt den besitzlosen Ritter Jocelin, den Mord aufzuklären. In seinem Schlepptau Principessa Liliana, in die er hoffnungslos verliebt ist. Die vermeintliche Tat aus Eifersucht entpuppt sich rasch als ein Intrigenspiel alter Feinde und Gegner der Normannenherrschaft und reicht sogar bis zur Kurie. Eine turbulente Jagd nach der Wahrheit und gegen die Zeit durch das kulturell bunte Salerno.

Diane Amber verlor 1987 in Florenz ihr Herz an Italien. Es waren die normannischen Eroberungen Süditaliens, die sie einige Jahre später während einer Geschichtsvorlesung in ihren Bann zogen und nie losließen. Trotz ihrer Arbeit in der Verwaltung hörte sie nie auf, sich für italienische Geschichte zu interessieren und sich mit ihr zu befassen. Sie ist verheiratet und lebt mit Mann, einer Wasserschildkröte und zwei Katzen, die äußerst gerne über Tastaturen laufen, am Stadtrand von Köln.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,50
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextMord aus Leidenschaft oder politisches Attentat? Salerno 1080: Anna, die Tochter des Leibarztes der Herzogin, hält es für ein Rendezvous. Die Falle kostet sie ihr Leben. Normannenherzog Robert Guiscard beauftragt den besitzlosen Ritter Jocelin, den Mord aufzuklären. In seinem Schlepptau Principessa Liliana, in die er hoffnungslos verliebt ist. Die vermeintliche Tat aus Eifersucht entpuppt sich rasch als ein Intrigenspiel alter Feinde und Gegner der Normannenherrschaft und reicht sogar bis zur Kurie. Eine turbulente Jagd nach der Wahrheit und gegen die Zeit durch das kulturell bunte Salerno.

Diane Amber verlor 1987 in Florenz ihr Herz an Italien. Es waren die normannischen Eroberungen Süditaliens, die sie einige Jahre später während einer Geschichtsvorlesung in ihren Bann zogen und nie losließen. Trotz ihrer Arbeit in der Verwaltung hörte sie nie auf, sich für italienische Geschichte zu interessieren und sich mit ihr zu befassen. Sie ist verheiratet und lebt mit Mann, einer Wasserschildkröte und zwei Katzen, die äußerst gerne über Tastaturen laufen, am Stadtrand von Köln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862828555
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum04.03.2024
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1739 Kbytes
Artikel-Nr.14066944
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



3 - Jocelin

»Sie wurde in ihr Elternhaus gebracht«, erklärte Sebastien. Zu Pferde trabten wir gemächlich zwischen den eng aneinandergeschmiegten Häusern über das löchrige Pflaster zum Haus des Arztes. »Nicos hat sie suchen lassen, als er am Morgen bemerkte, dass sie nicht da ist. Vater ist dort, um ...«

»Wer ist Nicos?« Ich versuchte angestrengt, ein Gähnen zu unterdrücken.

»Na, der Medikus. Der Vater des Mädchens.«

Ich grunzte. Mehr bekam ich noch nicht zustande, weil ich die ganze Zeit übermüdet rätselte, was Vater von mir verlangte. Er konnte unmöglich erwarten, dass ich den Mörder eines Mädchens fand, das ich zuvor nie gesehen hatte.

Wir kamen vor einem Karren, der die Gasse verstopfte, ins Stocken. Sehnsüchtig sinnierte ich über den Wein in den Fässern nach, die ein quadratischer Kerl in Kittelschürze unter den Augen des Wirts in die Taverne rollte. Ich leckte mir über die Lippen. »Wo hat man sie denn gefunden?«

»Bei den heidnischen Ruinen mit den Kirschbäumen.« Sebastien schluckte schwer. »Du weißt ja, was das für ein Ort ist, oder?«

Natürlich wusste ich das. Die Ansammlung alter Kirschbäume um den See, die Marmorbänke, seien sie auch gebrochen und mit Moos überzogen, boten eine exzellente Kulisse für jedes Liebesspiel. Wenn die Kirschen nicht gerade gärten, hatte das Ambiente eine durchaus aphrodisierende Wirkung auf Frauen, hieß es. Sebastien würde mir nicht glauben, aber ich war nur einmal hingeritten, um es mir anzusehen. Ich war nur halb so schlimm wie mein Ruf.

»Nicht, dass ich das nötig hätte«, versuchte ich witzig zu sein, spürte aber, dass Sebastien nicht in Stimmung war.

Der Karren rumpelte los, die Masse, deren Teil wir waren, schwamm über die Straße, als hätte jemand einen Pfropfen gezogen, und zerstreute sich erst auf der nächsten Piazza. Das Haus des Medikus fiel direkt ins Auge. Eine Gruppe Schaulustiger knubbelte sich vor den verschlossenen Toren des Prachtbaus, dessen Fassade in der Sonne lohfarben leuchtete. Die Leute hatten eine Art, sich um Tragödien zu scharen, die mir widerlich war. Einige schienen seit dem Morgengrauen da herumzulungern, in Händen verkohlte Holzstümpfe, vormals Fackeln, die wie Knüppel wirkten. Aufgeregt palavernd stellten sie sich auf die Zehenspitzen, um über die Schulter ihres Vordermanns zu spähen, der aber auch bloß auf ein verschlossenes Tor glotzte. Nur einer guckte zur Straße. Als er uns erkannte, kläffte er was und gestikulierte in den Pulk. Das Murmeln erstarb, die Pforten schwangen auf, und die Menge bildete respektvoll einen Durchlass. An Wachleuten der Zitadelle vorbei trabten wir in den Hof, wo wir aus den Sätteln glitten und die Tiere in die Obhut des Knechtes entließen.

Während ich mich umsah, schob ich mir ein paar Pfefferminzblätter in den Mund. Ich machte mir keine Illusionen. Der Respekt da draußen hatte nicht mir gegolten, ich war nur das illegitime Gewürm. Das katzbuckelnde Getue galt dem Wappen Orias, und somit Sebastien. Aber mehr noch Cesare de Fécamps, dem Grafen von Oria, unserem Vater, der eben aus dem Haupteingang des Hauses schritt, um uns in Empfang zu nehmen. Wie immer bei seinem Anblick kämpften Stolz und Auflehnung in mir.

Ja, ich war stolz darauf, ein Spross dieses Mannes zu sein, der vor Jahrzehnten mit dem Herzog als Söldner ins Land gekommen war, um sich halb Italien unter den Nagel zu reißen. Aber etwas zerrte an mir, wenn ich ihn sah, weil ich wusste, dass ich ihm nicht gerecht wurde. Nichts, was ich je getan hatte, hatte ihm genügt. Der Stolz dieses kühlen Mannes stand neben mir und scharrte mit den Füßen. Ich drehte mich nach Sebastien um und hob die Brauen. Tatsächlich. Er scharrte mit den Füßen. Was stimmte mit ihm nicht?

Fécamps wechselte einige Worte mit einem Büttel, der dem Mob Warnungen zubellte, die er geschickt mit dem Knüppel untermauerte. Die Leute zerstreuten sich. Vater lotste uns ins Haus. Im Torbogen zum Garten wartete ein mageres, am ganzen Leib bebendes Mädchen, das sich fickerig über die Finger fuhr. Die Art, wie es Sebastien ansah, gehetzt, aber als würden sie sich kennen, schärfte meine Sinne.

»Das ist Zoe«, erklärte der Graf. »Die Zofe der Toten. Erhellendes hat sie nicht zu sagen.«

»Meine Herrin liegt in der Wohnhalle«, wisperte sie.

Stumm stiefelte ich hinter den anderen her in eine Halle, die eines Fürsten würdig gewesen wäre. Anerkennend stieß ich einen Pfiff aus, derweil ich mir die sarazenischen Malereien in der Gewölbedecke ansah. Sebastien trat mir sachte gegen ein Schienbein. »Sei vorsichtig, Jocelin. Vaters Laune ist unterirdisch.«

Der stand neben dem Tisch, auf den man die Tote gebettet und züchtig mit einem Tuch bedeckt hatte. Zu ihren Füßen lag fein säuberlich zusammengefaltet ihre Kleidung. Mein Bruder hatte recht, in Vaters ebenmäßigem Gesicht zuckte ein Augenlid. Eine Weile gafften wir die Tote an, als wüssten wir nicht, wie wir anfangen sollten. Ihr pechschwarzes Haar war blutverklebt. Sie guckte so verblüfft wie eine Heilige nach der unmittelbaren Erfahrung des Martyriums. Hübsch war sie. Schade, dass ich sie nicht gekannt hatte. Weil ich angestrengt darüber sinnierte, was von mir erwartet wurde, fragte ich: »Und?«

»Was und? Sie ist tot«, antwortete Vater verschnupft. Er hätte bestimmt mehr gesagt, wenn nicht plötzlich Guido LeFerte hereingewankt wäre und erschöpft in einen Sessel plumpste. Ich runzelte die Stirn. Was wollte der denn hier?

Er war einer der normannischen Barone, genoss aber weder eine herausragende Stellung, noch war sein Baronat wohlhabend. Im Grunde tat er sich allein durch großspuriges Gequatsche und durch eine berückende Gemahlin hervor. Ich schaute Vater, der die sehnigen Arme vor der Brust verschränkte, hilfesuchend an.

»Frag nicht. Er war schon hier«, spuckte er aus.

Das erklärte mir nicht, warum. Der gespannt genervte Mund meines Vaters irritierte mich nicht, den war ich gewohnt. Aber der nebulöse Eindruck, LeFerte sähe das Mädchen nicht zum ersten Mal, verwirrte mich ebenso wie Sebastiens befremdliches Verhalten. Weshalb gab er sich mit der Ermordung des Mädchens ab?

Mit der Hand fuhr ich mir durchs Haar und reimte mir aus all dem, was mich aus dem Schlaf gerissen hatte, zusammen, dass tatsächlich von mir erwartet wurde, herauszufinden, wer der Mörder des Mädchens war. Das war kein Albtraum gewesen. Zeit damit zu verplempern, zu überlegen, warum Vater dachte, ich könnte so etwas, oder ihn sogar danach zu fragen, war gefährlich. Selbst unter besseren Umständen behelligte man ihn nicht mit Fragen. Ich wagte es dennoch.

»Warum seid Ihr hier?« Vage zuckte ich mit der Hand zur Toten. »Ich meine, sie ist nur  ...« Herrgott, wirf mir die richtigen Worte zu, dachte ich, aber stattdessen zog Vater ein Schweißtuch aus dem Gürtel und streckte es mir auffordernd hin. Ich überlegte kurz, ob er von mir erwartete, dass ich mir den Schweiß von der Stirn wischte, verwarf den idiotischen Gedanken wieder und entdeckte die Stickerei auf dem Tuch. Ich riss es ihm aus der Hand. Das war doch  ... Ich guckte von Sebastien zu Vater, die einander nicht beachteten. Dann planlos in den Raum und hielt bei der Zofe inne, die noch verschreckter aussah als vorhin. Ihre zaundünnen, aus der Tunika herausragenden Ärmchen schlang sie um sich, als fröre sie. »Wo ist das her?«, fragte ich niemanden Bestimmten, aber mit Blick auf ihr.

»Sie hat ... sie war ...«, winselte sie.

»Es lag bei der Toten«, antwortete der Graf an ihrer Stelle.

»Bei den Ruinen?« Ich verengte die Augen.

Ich kaute auf der Frage herum, was das über ihr Stelldichein aussagte, denn dass sie eines gehabt hatte, stand ebenso außer Frage, wie der Ruf, den die Ruine hatte. Kampanien, insbesondere hier am Golf von Salerno, war an einigen Orten lieblich. Die Landschaft vielschichtig. Schroffe, baumlose, mit Macchien bewachsene Felslandschaft wechselte mit fruchtbarer Erde ab. Letztere war häufig mit römischen Ruinen bestanden, in denen lausige Bauern, die den Boden drumherum bestellten, dahinvegetierten. Nur an diesem Ort war es anders. Von der ursprünglichen Villa war nicht genug übrig, worin man hätte leben können. Wegen der Wasserquelle war der See von saftigen Wiesen umgeben. Kaputte Statuen und Bänke, die Reste eines Pavillons, umstanden von knorrigen Kirschbäumen, luden zum Verweilen ein. Es grenzte an ein Wunder, dass die Leiche nicht schon früher von einem Liebespaar gefunden worden war. Aber das eigentliche Problem war, dass jemand aus meiner Familie mit drin hing. Vater störte meine Überlegungen. »Es hat der Suchtrupp bei ihr aufgelesen.«

Warum musterte er mich so scharf? Ich ertappte mich dabei, dass ich von einem Fuß auf den anderen trat, und verfluchte erneut das Schädelbrummen und den sauren Wein vom Vorabend. Ich musste irgendetwas sagen. »Das sieht nach einem romantischen Treffen aus.«

»Ach?«, ätzte Vater.

Um ihn nicht ansehen zu müssen, nahm ich die Schatulle an mich, die zu Annas Füßen lag, und klappte sie auf. Schmuck lag darin. Ohrringe und ein Armband, das neben der kostbaren Halskette mit dem grünen Stein geradezu billig aussah. »Ist das das Zeug, das sie anhatte?«

»Ja«, meinte Sebastien bedauernd. »Oh, da kommt Nicos.«

Wir hätten es nicht überhören können. Er weinte: »Meine Tochter! Das ist meine Tochter. Mein Kind! Ihre Ehre ...«

»Ich bedauere deinen Verlust, Nicos«, erinnerte Vater ihn süffisant, dass es hier weniger um Ehre als ums Sterben ging. »Wir wissen nicht, was geschehen ist, aber ich bin sicher, wir werden bald...

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Diane Amber verlor 1987 in Florenz ihr Herz an Italien. Es waren die normannischen Eroberungen Süditaliens, die sie einige Jahre später während einer Geschichtsvorlesung in ihren Bann zogen und nie losließen. Trotz ihrer Arbeit in der Verwaltung hörte sie nie auf, sich für italienische Geschichte zu interessieren und sich mit ihr zu befassen. Sie ist verheiratet und lebt mit Mann, einer Wasserschildkröte und zwei Katzen, die äußerst gerne über Tastaturen laufen, am Stadtrand von Köln.