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Mord an der Keizersgracht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
239 Seiten
Deutsch
Verlag edition krimierschienen am11.03.2024
Nach einer schweren psychischen Erkrankung hat Freddy Walz sich von seiner Familie getrennt und den Dienst als Kriminalpolizist in Berlin aufgegeben. In Amsterdam findet er eine neue Heimat und eine neue Liebe, die Niederländerin Lieke. Doch als vor ihren Augen ein Geldtransporter überfallen und Lieke verletzt wird, geraten sie und Freddy in Verdacht, in kriminelle Strukturen verstrickt zu sein. Freddy beginnt zu ermitteln. Er entdeckt, dass hinter den schönen Kulissen Amsterdams nicht alles ist, wie es scheint. Bald muss er um sein Leben fürchten. Kann er sich selbst und Lieke von jedem Verdacht befreien?

Stefan Schweizer lebt in Potsdam. Als Schriftsteller bewegt er sich in fremden Kulturen und exotischen subkulturellen Milieus. Die Ränder der Gesellschaft faszinieren ihn und für Kriminalroman-Recherchen scheut er keine Kontakte mit Schwerkriminellen. Schweizer ist Autor von gesellschaftskritischen Romanen, Kriminalromanen und Thrillern, aber auch Sachbüchern über Terrorismus, Politik und Geschichte.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextNach einer schweren psychischen Erkrankung hat Freddy Walz sich von seiner Familie getrennt und den Dienst als Kriminalpolizist in Berlin aufgegeben. In Amsterdam findet er eine neue Heimat und eine neue Liebe, die Niederländerin Lieke. Doch als vor ihren Augen ein Geldtransporter überfallen und Lieke verletzt wird, geraten sie und Freddy in Verdacht, in kriminelle Strukturen verstrickt zu sein. Freddy beginnt zu ermitteln. Er entdeckt, dass hinter den schönen Kulissen Amsterdams nicht alles ist, wie es scheint. Bald muss er um sein Leben fürchten. Kann er sich selbst und Lieke von jedem Verdacht befreien?

Stefan Schweizer lebt in Potsdam. Als Schriftsteller bewegt er sich in fremden Kulturen und exotischen subkulturellen Milieus. Die Ränder der Gesellschaft faszinieren ihn und für Kriminalroman-Recherchen scheut er keine Kontakte mit Schwerkriminellen. Schweizer ist Autor von gesellschaftskritischen Romanen, Kriminalromanen und Thrillern, aber auch Sachbüchern über Terrorismus, Politik und Geschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783949961144
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum11.03.2024
Seiten239 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1010 Kbytes
Artikel-Nr.14117472
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2.

Singelgracht

Einen Tag später saß Freddy beinahe um dieselbe Uhrzeit, zu der er die Touristen der Flusskreuzfahrt verabschiedet hatte, in einem alten niederländischen Kaffeehaus, das durch eine schmale Straße von der Gracht getrennt wurde. Direkt an der Gracht waren kleine Tische aufgestellt worden, um den Umsatz zu steigern. Diese Plätze waren besonders bei Touristen begehrt. Er hingegen bevorzugte den Platz im Außenbereich, der näher an der Theke lag, weil er aus Erfahrung wusste, dass die an der Gracht aufgegebenen Bestellungen eine Weile dauerten.

Weil er für seine Verabredung zu früh da war, hatte er sich schon einen Cappuccino kommen lassen. Inzwischen war er daran gewöhnt, dass die Niederländer jede Kaffeespezialität mit einem leckeren Gebäckstück versüßten. Nun gut, seiner Linie würden die niederländischen Leckereien nicht schaden, denn seit seiner Erkrankung und Scheidung hatte er 15 Kilogramm abgenommen. Während der Dienstzeit als Polizist hatte er sich vor allem aus Kompensationsgründen mit Pommes, Chips, Süßigkeiten und anderem ungesundem Kram vollgestopft. Während seiner Erkrankung hatte er hingegen manchmal vergessen, überhaupt zu essen.

Sein Morgen in der luxuriösen Anwaltskanzlei war durchwachsen verlaufen. Wie immer hatte er sich gefreut, seinen alten Kameraden Rudy wiederzusehen, den er bereits seit seines Jura-Studiums kannte. Rudy hatte sich in der Zwischenzeit sehr verändert. War er früher einmal recht aufbrausend und beinahe unberechenbar gewesen, so schien ihm der berufliche Erfolg mehr innere Gelassenheit und Stabilität zu verleihen. Freddys deutsche Klientin hatte sich als schwieriger Fall erwiesen. Kompliziert war das treffende Wort. Eindeutig eine schwierige Zeitgenossin. Frau Dörte Rebecca Hansen trug, obwohl sie derselbe Jahrgang war wie er, immer noch voller Stolz ihre braunblonden Dreadlocks, die ihr bis zur Schulter reichten. Ihr äußeres Erscheinungsbild wurde durch ein paar bunte Kleidungsstücke vervollständigt, die in den 70er-Jahren bei Hippies wahrscheinlich in gewesen waren. Hinzu kam ein penetranter Körpergeruch, den Freddy, trotz der zwischen ihnen liegenden Entfernung von zirka zwei Metern, als unangenehm wahrgenommen hatte. Sicherlich duschte sie nicht mehr als einmal die Woche, vielleicht weil es schlecht für das Karma oder ihr inneres Gleichgewicht war. Ihre grauen Augen hatten sich bei dem Gespräch zwischen Anwalt und Mandantin auf nichts fokussieren können und ein richtiggehender Dialog hatte sich nur zögerlich und unter großen Anstrengungen entwickelt. Nach etlichen Nachfragen und seinem Beharren, dass ihm als Anwalt bestimmte Dinge bekannt sein müssten, um die Verteidigung verantwortungsvoll übernehmen zu können, war die folgende, für Freddy unglaubliche Geschichte zum Vorschein gekommen. Frau Hansen war mit ihrer 17-jährigen Tochter vom westfälischen Bielefeld in das kosmopolitische Amsterdam gekommen, um die liebe, kleine Frauke in die Welt des Cannabis einzuführen. Freddy hatte sich nach der Verkündung des sensationellen Sachverhalts kurz an seinen Stuhllehnen festhalten müssen, um nicht unter den Tisch zu rutschen.

Wie konnte man einer Minderjährigen, noch dazu der eigenen Tochter, eine Sache nahebringen wollen, die, wenn überhaupt, ausschließlich Erwachsenen vorbehalten sein sollte? Wie auch immer, die Menschen waren unterschiedlich und jeder hatte das Recht, nach seiner Fasson glücklich zu werden, solange niemand mit dem Gesetz in Konflikt kam, was hier aber nicht der Fall gewesen war. Nach einer ausführlich, in den schönsten Farben beschriebenen, ausgiebigen Tour durch Amsterdams beste Coffeeshops, waren Mutter und Tochter dort gelandet, wo vor der Gentrifizierung der europäischen Metropole einmal das größte Rotlichtviertel Europas gewesen war. Was genau Frau Hansen und Frauke dorthin gelockt hatte, war ihm nicht so richtig klar geworden. Heute gab es in Amsterdam zum Glück nur noch eine überschaubare sündige Meile, die sich dennoch immer noch bei den Touristen aus aller Herren Länder einer großen Beliebtheit erfreute.

In einem der vielen kleinen Läden, die es im Rotlichtviertel gab, hatten sich Mutter und Tochter zwei 0,5 Liter Dosen hiesiges Bier gekauft und waren mit den grünen Dosen ziemlich benebelt an den Grachten entlang gebummelt. An dieser Stelle hatte Freddy an den plumpen, aber unter deutschen Touristen beliebten Wortwitz denken müssen: »Wenn du in Amsterdam ordentlich bekifft bist, musst du achtgeben, dass du nicht in eine Gracht krachst«. Natürlich hatte er sich gehütet, eine Andeutung in diese Richtung zu machen. Offensichtlich hatte das Mutter-Tochtergespann die überall deutlich angebrachten Warnhinweise der Gemeinde- und Stadtpolizei Amsterdams übersehen. Um die Attraktivität der Altstadt für Touristen mit Familien zu steigern, war im Amsterdamer Rathaus beschlossen worden, dass im Rotlichtviertel Alkohol ausschließlich in Kneipen und in Restaurants konsumiert werden durfte. Bei Zuwiderhandeln, also dem öffentlichen Trinken und Herumtragen von Alkohol, drohte eine Strafe von knapp 100 Euro. Als ein Amsterdamer Gesetzeshüter der Stadtpolizei die Beiden auf das Verbot freundlich aufmerksam machte, sie zudem höflich bat, die nicht einmal zur Hälfte geleerten Dosen Bier im nahegelegenen Mülleimer zu entsorgen und es bei einer mündlichen Belehrung belassen wollte, waren bei Mutter Hansen, warum auch immer, alle Sicherungen durchgebrannt. Vielleicht zählten schlechte Erinnerungen an ihre Jugend und die möglicherweise damit verbundene Kombination von Cannabis und Polizisten zu den Auslösern ihres Verhaltens und den folgenden Aussagen.

»Ich kann mein Bier trinken, wo ich möchte!«

»Das ist Faschismus!«

»Die Schweine können uns doch nicht alles vorschreiben!«

»Wenn ich mit euch fertig bin, werdet ihr um Gnade betteln!«

Auf jeden Fall war es zu einem zuerst lautstarken und danach handgreiflichen Streit zwischen Frau Hansen und dem Polizisten gekommen, mit dessen juristischen Auswirkungen er sich nun beschäftigen musste. Zwei weitere Stadtpolizisten mussten dem bedrängten Ordnungshüter zur Hilfe eilen, um die Situation in den Griff zu kriegen, Frau Hansen zu beruhigen und sie und die Tochter danach zum Verhör aufs Polizeipräsidium zu bringen.

»Ah, schön, dass du schon da bist«, riss ihn eine angenehm klingende weibliche Stimme, die im Niemandsland zwischen Alt und Sopran angesiedelt war, aus seinen Gedanken.

Er blickte auf und Lieke van Dijk strahlte ihn in all ihrer Schönheit und Erhabenheit an.

»Lieke«, rief er überrascht aus, obwohl sie ja verabredet waren, »ich freue mich so sehr, dich wiederzusehen. Schön, dass du da bist.«

Vor ihm stand eine jung wirkende Frau, die einen Meter fünfundachtzig und damit genau fünf Zentimeter größer war als er. Die Beine waren äußerst lang, schienen in den Himmel zu ragen und besaßen die für ihn perfekte Form: weder zierlich und zerbrechlich noch stämmig oder elefantös. Zudem besaß sie schön geformte Brüste. Er stand auf und sie tauschten temperamentvolle, aber züchtige Küsschen aus. Dabei dateten sie sich bereits eine ganze Weile. Einmal mehr wurde ihm bewusst, dass Lieke größer war als er, was aber keinen von beiden störte. Das Wachstum musste in der Genetik der meisten Holländerinnen begründet sein oder an der seit Jahrhunderten hier betriebenen Milchwirtschaft liegen. So oder so: Viele Niederländerinnen waren große und starke Frauen.

»Nicht nur du freust dich, das kann ich dir versichern«, sagte sie, lachte, zwinkerte ihm zu und warf ihre prächtigen Locken über die Schulter nach hinten.

Da Freddy wusste, aus welch bourgeoise-reichen Kreisen Lieke stammte und da er sich für einen waschechten Gentleman hielt, rückte er ihr den Stuhl zurecht und setzte sich erst, als sie sich hingesetzt hatte.

»Oh, du hast dir bereits etwas zu trinken geholt«, stellte Lieke mit ihrem angenehm klingenden holländischen Akzent fest und in ihren lebhaften Augen blitzte ein klein wenig Schalk auf. »Gut. Für Amsterdamer Verhältnisse ist es auch recht warm. Geradezu ein tropischer Sommer.«

Sie zwinkerte ihm vertraulich zu, was er erwiderte.

»Ja, ich wusste nicht genau, wann du kommst. Da dachte ich, eine kleine Koffeinspritze wäre ganz okay.«

»Solange du dich nicht vor unserem Treffen betrinkst, Freddy, kannst du dir bestellen, was du möchtest. Ich hoffe, jetzt bist du wach genug.«

Freddy glaubte winzige Lachfältchen ausmachen zu können und aus Erfahrung konnte er bestätigen, wie gerne sie lachte.

»Sieht das nach einem wilden Besäufnis aus?«

Beide gackerten eine Runde, bevor der Kellner, der gerade am Nebentisch Bestellungen aufgenommen hatte, sich zuvorkommend an Lieke wandte.

»Ich hätte bitte gerne einen Café au Lait«, bestellte sie und kaute ein wenig verlegen auf ihren Lippen herum, als ob sie eine schwere Entscheidung treffen müsste.

Trotz aller vordergründigen Fröhlichkeit schien Freddy zu bemerken, dass etwas auf Liekes Seele lastete. Vielleicht täuschte er sich auch. Aber sie wirkte ein wenig neben der Spur, auch wenn sie sich viel Mühe gab, davon nichts nach außen dringen zu lassen. Er hoffte inniglich, dass es nichts mit ihrer Beziehung zu tun hatte. Der Worst Case wäre, wenn sie ihm gleich erzählen würde, dass es ihr leidtut, aber dass sie die sich zwischen ihnen anbahnende Beziehung doch beenden müsste.

»Für mich bitte noch mal einen Cappuccino«, orderte er und, da er gerade Lust darauf hatte und hoffte, Lieke dadurch ein wenig zu unterstützen, »und ein Stück Apfelkuchen bitte.«

Holländischen Apfelkuchen mit Rosinen fand Freddy...

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Stefan Schweizer lebt in Potsdam. Als Schriftsteller bewegt er sich in fremden Kulturen und exotischen subkulturellen Milieus. Die Ränder der Gesellschaft faszinieren ihn und für Kriminalroman-Recherchen scheut er keine Kontakte mit Schwerkriminellen.Schweizer ist Autor von gesellschaftskritischen Romanen, Kriminalromanen und Thrillern, aber auch Sachbüchern über Terrorismus, Politik und Geschichte.