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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Dressler Verlagerschienen am06.09.2024
Einzigartige Kurzgeschichten von jungen Talenten - inspirierend und berührend  Unter der Schirmherrschaft von Cornelia Funke fand 2022 zum ersten Mal der Kurzgeschichtenwettbewerb 'Claras Preis' statt. Ein einmaliger Schreibwettbewerb für junge, aufstrebende Schriftsteller*innen im Alter von 13 bis 17 Jahren. Dieses wunderbare Buch versammelt die zwölf Geschichten, die die Herzen der Jury erobert haben. Die preisgekrönten Kurzgeschichten sind von einer beeindruckenden Qualität: Ihre eindrücklichen, berührenden und humorvollen Texte werden literaturinteressierte Leser*innen ab 12 Jahren inspirieren und begeistern!  Ich leih dir mein Herz. 12 unvergessliche Geschichten: Cornelia Funkes Talentschmiede  - Inspirierend: Die 12 besten Kurzgeschichten des Schreibwettbewerbs 'Claras Preis' für junge Talente, unter der Schirmherrschaft von Cornelia Funke. - Herausragend: Die prämierten Geschichten überzeugen durch Qualität, Emotionalität und Humor. - Junge Talente: Die Preisträger*innen im Alter von 13 bis 17 Jahren begeistern mit ihren eindrucksvollen Texten.Die international erfolgreichste deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke hat mit 'Claras Preis' eine neue Plattform geschaffen, die junge Schriftsteller*innen ermutigt, ihre Stimme zu finden und zu teilen. Der Erlös des Buches unterstützt einen guten Zweck und kommt der Charité in Berlin zugute.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEinzigartige Kurzgeschichten von jungen Talenten - inspirierend und berührend  Unter der Schirmherrschaft von Cornelia Funke fand 2022 zum ersten Mal der Kurzgeschichtenwettbewerb 'Claras Preis' statt. Ein einmaliger Schreibwettbewerb für junge, aufstrebende Schriftsteller*innen im Alter von 13 bis 17 Jahren. Dieses wunderbare Buch versammelt die zwölf Geschichten, die die Herzen der Jury erobert haben. Die preisgekrönten Kurzgeschichten sind von einer beeindruckenden Qualität: Ihre eindrücklichen, berührenden und humorvollen Texte werden literaturinteressierte Leser*innen ab 12 Jahren inspirieren und begeistern!  Ich leih dir mein Herz. 12 unvergessliche Geschichten: Cornelia Funkes Talentschmiede  - Inspirierend: Die 12 besten Kurzgeschichten des Schreibwettbewerbs 'Claras Preis' für junge Talente, unter der Schirmherrschaft von Cornelia Funke. - Herausragend: Die prämierten Geschichten überzeugen durch Qualität, Emotionalität und Humor. - Junge Talente: Die Preisträger*innen im Alter von 13 bis 17 Jahren begeistern mit ihren eindrucksvollen Texten.Die international erfolgreichste deutsche Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke hat mit 'Claras Preis' eine neue Plattform geschaffen, die junge Schriftsteller*innen ermutigt, ihre Stimme zu finden und zu teilen. Der Erlös des Buches unterstützt einen guten Zweck und kommt der Charité in Berlin zugute.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783986420277
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum06.09.2024
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2442 Kbytes
Artikel-Nr.14130960
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Clara Christ
Echt


Es war neun Minuten vor sieben, als Federico mit dem vorletzten Haus fertig war. Alles machte den Anschein eines perfekten Abends. Die brennende Juniluft war etwas abgekühlt, und ein leichter Wind, zitronengelb wie seine Stimmung, wirbelte durch sein dunkles Haar. Das erste Mal seit Tagen hatte er das Gefühl, im Freien nicht zu zerfließen. Die Sonne war noch längst nicht untergegangen und spiegelte sich in den hohen Fenstern und Glasfassaden der Wolkenkratzer, was die vielen kleinen Gassen, die sich zwischen den gigantischen Gebäuden hindurchschlängelten, in goldenes Licht tauchte. Die Stadt war still wie immer, doch ausnahmsweise verlieh die Stille ihr etwas Friedliches. Im Postwagen lag nur noch ein einziger Brief. Zufrieden stützte der alte Mann die Hände in die Hüften und versank schon in der Vorstellung von einem eiskalten Getränk und einem guten Buch. Schließlich ermahnte er sich. »Noch sind wir nicht fertig. Ein Brief, dann ist Feierabend«, murmelte er. Auf seiner Schulter gab Coco, sein Kanarienvogel, einen zustimmenden Pfiff von sich. Manchmal war sich Federico wirklich sicher, sie verstünde jedes seiner Worte.

Er beugte sich über den altmodischen Karren, in dem er die Briefe und Karten transportierte. Ganz unten am Boden lag das letzte Exemplar, das noch verteilt werden musste. Eifrig klaubte er es heraus, wozu er wie immer mehrere Versuche brauchte, weil sich das dünne Papier nicht vom Boden lösen wollte.

»Und zu wem willst du?«, fragte Federico den Brief und drehte den Umschlag um. Als sein Blick auf den Empfänger fiel, zuckte er überrascht zurück. Irritiert blinzelte er ein paarmal. Er schaute sich eilig nach links und rechts um, denn auch wenn er keinen bestimmten Grund dazu hatte, wollte er sich vergewissern, dass er nicht beobachtet wurde. Schließlich kratzte er sich am Kopf und zog die buschigen Augenbrauen zusammen, bevor er den Blick erneut auf das merkwürdige Kuvert in seiner Hand richtete. Seine Augen glitten ein weiteres Mal über das Geschriebene. Dort stand:


An

Federico Vero

Apartment sR!4

Komplex 23, 2894473


Sein Name. Seine Adresse. Wann war wohl das letzte Mal gewesen, dass er einen an sich adressierten Brief in den Händen gehalten hatte? Federico war kein Mensch, der Briefe bekam. »Coco und ich mit meinem kleinen Postwagen in der großen weiten Welt - mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein«, pflegte er zu sagen. So sehr er es auch liebte, in seinem Beruf Menschen eine Freude zu machen, so war er doch ein ziemlicher Einzelgänger.

»Äußerst verwunderlich ...«, murmelte er. Nach kurzem Zögern riss er noch auf der Straße vorsichtig das metallisch glänzende Kuvert auf, bedacht, die hübsche Briefmarke nicht zu zerstören. Mit spitzen Fingern zog er einen Bogen weißes Papier heraus, faltete es auf und begann leise zu lesen.


Federico!

 

Seit 12 Jahren leisten Sie Ihren Dienst bei der Speed & Hermann Postkompanie. Nun sattelt unser Unternehmen auf den Warenversand mittels Atom-Codierung um. Und Nachrichtenübermittlung mit Briefen in Zeiten des Netzwerks werden bedeutungslos. Kurz gesagt: Sie werden nicht mehr benötigt. Wir wünschen alles Gute für Ihren weiteren Weg. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Unternehmensleitung.

 

Grüße,

8n)OMe977S&H


Minutenlang stand Federico auf der Straße, die Augen geschlossen. Er merkte nicht einmal, wie sich seine Hand verkrampfte und den Brief zerknitterte. Das durfte nicht wahr sein. Nie in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt. In seinem Kopf schrien die Stimmen durcheinander, es war zu hell, zu laut.

Federico! Mit Ausrufezeichen. Kurz gesagt: Sie werden nicht mehr benötigt. Sie werden nicht mehr benötigt. Sie werden ..., war alles, was er denken konnte.

»Es war nur eine Frage der Zeit«, stieß er tonlos hervor. Coco antwortete nicht. Niemand antwortete. Wortlos griff Federico nach seinem Postwagen und drehte um. Er begann zu rennen, immer schneller. Nur weg von dieser Straße, weg von all dem. Ein dünn bedrucktes Blatt Papier segelte durch die Luft und landete auf dem tiefgrauen Asphalt.

Als Federico atemlos mit Coco auf dem Kopf vor seinem Apartment stand, hatte die Sonne sich vom Horizont verabschiedet. Dunkel war es trotzdem nicht. Es war lange her, dass es das letzte Mal nachts dunkel gewesen war. Das Licht der Stadt erlosch nie, es war 24 Stunden taghell. Der Himmel leuchtete in blendendem Neongelb und verkündete motivierende Sprüche.

»Fehlerfreie Freunde finden: das Netzwerk!«, »Unsere Welt SCHNELLER ALS JE ZUVOR«, »Wir machen 2073 groß!«.

»Groß und digital und einsam ...«, dachte Federico und legte den Kopf in den Nacken. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte er den Laser an seinem Hals, dann erklang ein heller Ton, eine sanfte Stimme sprach: »Your Security Identification-Code got verified. Please enter«, und die Tür öffnete sich. Seufzend betrat Federico sein Refugium. Er schlurfte über den Boden aus verspiegeltem Glas und ließ sich in einen plüschigen Sessel am Fenster fallen, während Coco sich auf ihrer schwebenden Stange niederließ.

Langsam stürzte die Neuigkeit auf ihn ein und drohte, ihn zu erschlagen. Von links und rechts drangen Pieptöne in seine Ohren, als nach und nach die täglichen Benachrichtigungen des Netzwerks auf den Smart-Wänden erschienen: eine Hitzewarnung, eine Erinnerung an Cocos Geburtstag und 28 neue Nachrichten. Bestimmt waren 27 davon nicht echt. Sicher konnte er sich nicht sein, aber er vermutete, dass kaum einer der Social Codes, mit denen er alltäglich kommunizierte, zu einer echten Person gehörte. Anders als der Großteil der Leute hatte Federico dieses System noch nie gemocht. Wie er diesen Namen schon verabscheute: Netzwerk. Sofort sah er sich als kleine Fliege gefangen im klebrigen Netz einer Spinne, aus dem er nicht entkommen konnte. Das Netzwerk: eine riesige Plattform, um Nachrichten mit Code-Namen auszutauschen, anonym natürlich. Jeder war dort anonym. Realität verschmolz mit künstlicher Intelligenz. Die Roboter-Social-Codes, die sich in diesem System bewegten, waren mit menschlichen Mitteln nicht von echten Menschen zu unterscheiden. Der Gedanke deprimierte ihn. Er war verloren in einer Welt, in der er nicht wusste, ob seine Freunde ein schlagendes Herz hatten. Verloren in einer Welt, in der er nicht Federico, sondern Social Code Qn24eGG9?F war. Dies war der Grund, warum er Briefe liebte. In einem Brief hatte der Empfänger einen Namen. Briefe wurden von Menschen geschrieben und von Menschen gelesen. Echte Gefühle. Echte Gedanken. Alles daran war echt, und Federico liebte es. Jetzt sollte es die Echtheit einfach nicht mehr geben. Es war, als ob der letzte schützende Schatten aus Federicos Welt wegradiert wurde. Zurück blieb nur diese grenzenlose Helligkeit, die ihn blendete. Er kniff die Augen zusammen und sah schrille Farben hinter seinen Lidern tanzen.

Plötzlich weckte ein Geräusch seine Aufmerksamkeit. Federico öffnete die Augen und sah sich verwundert um. Es war ein leises helles Klopfen, schon fast zu überhören, und für einen Moment fragte er sich, ob er es sich bloß eingebildet hatte. Doch es verschwand nicht. Es schien vom Fenster zu kommen. Federico drehte den Kopf und versuchte, die Quelle des merkwürdigen Klangs auszumachen. Überrascht stieß er Luft zwischen seinen Zähnen hindurch, als er sie entdeckte. Draußen vor der Fensterscheibe stieß etwas Helles, Kleines unentwegt an das Glas. Federico erhob sich aus dem Sessel und streckte sich, wobei er sich entsetzlich unbeweglich vorkam, dem Laser-Scan entgegen.

»Your Security Identification Code got verified«, sprach er augenrollend mit. Sofort fuhr die Scheibe in die Wand und gab dem Objekt den Weg frei, welches daraufhin in den Raum schwebte und auf dem Boden vor Federicos Füßen landete. Die warnenden Stimmen in seinem Kopf ignorierend bückte sich er sich danach - und schreckte zurück, als es sich erneut bewegte, bevor es endgültig zur Ruhe kam.

»Vielleicht ist es gefährlich ...«, sagte er laut, streckte jedoch die Hand aus und griff nach dem Gegenstand. Erstaunt stellte er fest, dass es sich um einen filigranen kleinen Vogel aus weißem Papier handelte. Er begutachtete ihn von allen Seiten, während sich das Fenster in seinem Rücken wieder schloss. Es brauchte einen Moment, bis Federico bemerkte, dass der Vogel mit schwarzer Schrift beschrieben war. Neugierig versuchte er, sie zu entziffern, doch die Nachricht war teilweise verdeckt. Ein wenig verdrossen entschloss er sich, das hübsche Papierwesen aufzufalten. Seine Hände zitterten, als er die kunstvollen Faltungen löste und das Blatt glattstrich.

»Was zur ...?!«, entfuhr es ihm laut, und Coco flatterte erschrocken von der Stange auf. Es war der Brief der Postkompanie an ihn. Das verhängnisvolle Stück Papier, dessen Bedeutung er noch immer nicht ganz fassen konnte. Er musste es auf der Straße fallen gelassen haben. Federico wollte sich nicht mehr damit beschäftigen. Das hier war zu viel für ihn. Sekunden vergingen, in denen er nur verzweifelt in der Mitte des weiten Raums stand, die Nachricht in seinen Händen, und versuchte, das Schwindelgefühl, das ihn ergriff, loszuwerden. Erst Cocos zaghaftes Zwitschern brachte ihn zurück.

»Was soll ich noch hiermit?«, fragte er seine treue Begleiterin. »Zerreißen? Verbrennen?«, überlegte er betrübt, während er das Blatt in seinen...
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