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Die vierte Wand

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Verlag Friedrich Oetingererschienen am02.08.2024
Eine Welt voller Puppenhäuser Seit sie zurückdenken kann - und sie kann sich, findet Fox, schon ziemlich lang erinnern - lebt Fox mit ihrer Familie in diesem Haus, und jeder Tag ist wie der andere. Bis plötzlich ein seltsames Päckchen im Flur liegt, adressiert an Fox, mit einem Brief ohne Absender und einem Buch. Doch dieses Buch ist anders als jedes, das Fox kennt. In ihm stehen Wörter. Das Buch gibt ihr neue Bilder in den Kopf, neue Gedanken, neue Fragen. Kurzentschlossen klettert Fox aus dem Fenster hinaus in die unbekannte Welt - und findet sich neben ihrem Puppenhaus wieder, in einem Haus, das beinah so ist wie ihr eigenes ... Ein wunderbar philosophisches Kinderbuch über das Geschichtenerzählen, die Wirklichkeit, und die Frage, was jenseits des Sichtbaren liegt. Die vierte Wand: Ein fantastisches Kinderbuch mit Klassikerpotenzial! - Zwischen Fantasie und Realität: Eine fantastische Geschichte für Kinder ab 10 Jahren, die zeigt, dass das Abenteuer manchmal nur einen Blickwinkel weit entfernt liegt. - Magisch und tiefgründig: Die kleine Fox entdeckt geheimnisvolle Puppenhäuser, die mehr gemeinsam haben, als es zunächst den Anschein hat. - Inspirierend: Das Kinderbuch regt die Fantasie an und lädt dazu ein, Fragen zu stellen und über das Bekannte hinauszudenken. - Preiswürdig: Das beeindruckende Kinderbuch der ausgezeichneten Autorin Maja Ilisch ('Unten') wandelt auf den Spuren großer Kinderbuch-Klassiker.Das atmosphärische Kinderbuch von Maja Ilisch lädt junge Leser*innen ab 10 Jahren ein, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und von dem Unmöglichen zu träumen. Ein gleichermaßen spannendes und berührendes Leseerlebnis. .  

Maja Ilisch, geboren 1975, ist ausgebildete Fachbuchhändlerin. Nach Stationen in Buchhandel, Verlags- und Bibliothekswesen arbeitet sie nun als freie Autorin. Sie betreibt das Fantasy-Autor*innenforum Tintenzirkel.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEine Welt voller Puppenhäuser Seit sie zurückdenken kann - und sie kann sich, findet Fox, schon ziemlich lang erinnern - lebt Fox mit ihrer Familie in diesem Haus, und jeder Tag ist wie der andere. Bis plötzlich ein seltsames Päckchen im Flur liegt, adressiert an Fox, mit einem Brief ohne Absender und einem Buch. Doch dieses Buch ist anders als jedes, das Fox kennt. In ihm stehen Wörter. Das Buch gibt ihr neue Bilder in den Kopf, neue Gedanken, neue Fragen. Kurzentschlossen klettert Fox aus dem Fenster hinaus in die unbekannte Welt - und findet sich neben ihrem Puppenhaus wieder, in einem Haus, das beinah so ist wie ihr eigenes ... Ein wunderbar philosophisches Kinderbuch über das Geschichtenerzählen, die Wirklichkeit, und die Frage, was jenseits des Sichtbaren liegt. Die vierte Wand: Ein fantastisches Kinderbuch mit Klassikerpotenzial! - Zwischen Fantasie und Realität: Eine fantastische Geschichte für Kinder ab 10 Jahren, die zeigt, dass das Abenteuer manchmal nur einen Blickwinkel weit entfernt liegt. - Magisch und tiefgründig: Die kleine Fox entdeckt geheimnisvolle Puppenhäuser, die mehr gemeinsam haben, als es zunächst den Anschein hat. - Inspirierend: Das Kinderbuch regt die Fantasie an und lädt dazu ein, Fragen zu stellen und über das Bekannte hinauszudenken. - Preiswürdig: Das beeindruckende Kinderbuch der ausgezeichneten Autorin Maja Ilisch ('Unten') wandelt auf den Spuren großer Kinderbuch-Klassiker.Das atmosphärische Kinderbuch von Maja Ilisch lädt junge Leser*innen ab 10 Jahren ein, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und von dem Unmöglichen zu träumen. Ein gleichermaßen spannendes und berührendes Leseerlebnis. .  

Maja Ilisch, geboren 1975, ist ausgebildete Fachbuchhändlerin. Nach Stationen in Buchhandel, Verlags- und Bibliothekswesen arbeitet sie nun als freie Autorin. Sie betreibt das Fantasy-Autor*innenforum Tintenzirkel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960523925
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum02.08.2024
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1764 Kbytes
Artikel-Nr.14130982
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Die Puppen antworteten nicht. Die Puppen antworteten nie, und Fox konnte gar nicht sagen, wie froh sie darüber war. So war alles, was man hören konnte, die leise Stimme ihrer kleinen Schwester.

»Möchten Sie noch eine Tasse Tee, Miss Morris? Ein Stückchen Zucker? Ach, wie reizend von Ihnen!«

Pony schien den Puppen zuzuhören, wartete Antworten ab, nickte und gehorchte und trank Tee aus leeren Tassen. Die Puppen saßen nur da und rührten sich nicht.

Fox hörte ihr eine Weile zu und schüttelte den Kopf. Die ganze Zeit ging das schon so! Erst seufzte Fox noch, blätterte in ihrem Buch und tat so, als ob sie ganz allein war im Schaukelstuhl, dann legte sie doch das Buch beiseite und fragte: »Was spielst du da eigentlich? Und wer ist Miss Morris?«

Pony hatte drei Puppen, und sie hießen Daisy, Poppy und Dahlia. Normalerweise saßen sie auf dem Regalbrett, aber wenn Pony mit ihnen spielte, wurden sie heruntergeholt - was eigentlich jeden Tag nach dem Unterricht passierte.

»Ich spiele, dass Miss Morris zu Besuch ist«, antwortete Pony irgendwo zwischen todernst und erstaunt. »Und wir trinken Tee.«

»Aber wir bekommen doch nie Besuch!«, erwiderte Fox.

Pony nickte. »Darum spiele ich es ja auch.«

Vielleicht war das der Moment, in dem sich Fox zum ersten Mal ein kleines bisschen wunderte. Sie bekamen niemals Besuch, und sie besuchten auch niemals jemanden, aber das war es nicht, worüber Fox sich wunderte. Sie wunderte sich, woher Pony dann überhaupt die Idee genommen hatte. Aber sie wunderte sich nicht lange. Pony konnte spielen, was sie wollte, solange sie dabei Fox mit ihrem Buch nicht störte, und da Pony, wie sich das gehörte, beim Spielen leise war, damit sie das Baby nicht weckte, sollte das dann auch Fox nichts ausmachen.

Es war ein Tag wie andere Tage - wie alle Tage, seit Fox sich erinnern konnte, und sie erinnerte sich, fand sie, schon ziemlich lange zurück. Fox saß im Schaukelstuhl und blätterte in einem Buch, und ihre kleine Schwester saß neben dem alten Puppenhaus, das sie nicht anrühren durften, auf dem Teppich und spielte mit ihren Puppen. Das Baby war auch da, aber es spielte nicht, es lag in seiner Wiege und schlief, auch das wie immer. Das Baby sprach noch nicht und spielte noch nicht. Und wahrscheinlich hatte es ein ziemlich langweiliges Leben, aber das sollte Fox´ Sorge nicht sein, sie war ja selbst kein Baby, und sie hatte ihr Buch, und alles war gut. So wie immer, und gut. Besser als anders und schlecht.

»Lassen Sie mich Ihren Stuhl zurechtrücken, Miss Morris!«, sagte Pony, und Fox schielte unauffällig über den Rand ihres Buches, um zu sehen, welche der Puppen denn nun diese Miss Morris sein sollte. Es war Poppy. Fox versuchte, sich das zu merken, für später, falls es noch einmal wichtig sein sollte. Sie fragte sich, wie Pony auf diesen Namen gekommen war, schüttelte den Kopf und fühlte sich sehr erwachsen, aber sie war ja auch die Große. Nicht groß genug, um mit ihrem Buch irgendwo anders sitzen zu dürfen als im Kinderzimmer, aber immerhin groß genug, um ein Buch zu haben und nicht mehr mit Puppen zu spielen.

Ein kleines bisschen beneidete Fox Pony um ihre Puppen, und ein kleines bisschen fing sie an, sich zu langweilen, doch zu mehr kam sie nicht, als von unten die Glocke ertönte, die sie sonst immer zum Essen rief. Nur war es noch viel zu früh zum Abendessen, und das Mittagessen hatten sie schon hinter sich. Fox und Pony blickten einander an und zuckten die Schultern, und sie beeilten sich, zur Treppe zu kommen.

Unten stand Mutter. Ihr Gesicht war streng, und sie hielt etwas in den Händen, das Fox nicht erkennen konnte.

»Was soll das?«, fragte sie. »Fox, Pony, wer von euch hat die Glocke geläutet? Und was hat das hier zu bedeuten?«

Fox schüttelte den Kopf, während sie die Treppen hinunterlief. »Ich war es nicht!«, rief sie. »Wir waren es beide nicht! Wir waren die ganze Zeit oben.«

»So?«, sagte Mutter. »Das sagst du jetzt! Aber du hast das hier verloren.« Sie streckte Fox ein kleines Päckchen hin, eingeschlagen in braunes Papier und verschnürt mit einer Kordel. »FOXGLOVE«, hatte jemand in großen Buchstaben darauf geschrieben.

Fox starrte das Päckchen an und brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, dass das ihr Name war, ihr richtiger Name. Es war Ewigkeiten her, seit ihn zuletzt jemand benutzt hatte, so lange, dass Fox sich nicht einmal mehr erinnern konnte, wann das gewesen sein sollte. Jeder, selbst der Lehrer, nannte sie immer Fox, genauso, wie Pony immer nur Pony war, aber in Wirklichkeit hießen sie beide nicht wie Tiere, sondern wie Blumen. »Alle Mädchen müssen wie Blumen heißen«, sagte Großmutter immer, und sie musste es wohl wissen. Nur waren irgendwann alle schönen Blumennamen schon vergeben, und so hieß Fox dann Foxglove, wie der Fingerhut, und Pony Peony, wie die Pfingstrose. Selbst Ponys Puppen hatten bessere Namen abbekommen, aber die waren auch schon alt, älter als das Haus selbst, älter als Großmutter, und wenn das Baby einmal selbst Enkel hatte, würden die Puppen immer noch da sein. Aber wen interessierten die Puppen? Die Puppen waren schon immer da. Dieses Päckchen hatte Fox noch nie gesehen. Und doch stand ihr Name darauf.

»Was ist das?«, fragte Fox. »Ist das für mich?«

»Es lag auf dem Läufer bei der Tür«, sagte Mutter. »Jetzt tu nicht so, als ob du das nicht genau wüsstest!«

Fox hob die Hände. »Aber ich weiß es wirklich nicht! Ich war nicht unten, ich schwör´s, ich habe nicht geläutet, und ich habe nichts vor die Tür gelegt.« Ihr kam eine Idee. »Vielleicht ... Vielleicht ist ja jemand zu Besuch gekommen?« Miss Morris. Die echte Miss Morris. Es gab sie wirklich. Oder zumindest jemanden, der kam, ein Geschenk für Fox daließ und wieder verschwand. »Darf ich es haben, bitte? Es steht mein Name darauf, und du sagst ja selbst, es ist meines.«

Neben ihr schniefte Pony. »Und was ist mit mir?«, fragte sie. »Warum bekomme ich nichts?«

Mutter stand immer noch da mit dem Päckchen fest in beiden Händen. »Ihr bekommt es unter einer Bedingung«, sagte sie und zwinkerte, als ob sie selbst nicht verstand, was da gerade passiert war, aber sich fest vorgenommen hatte, sich über nichts im Leben zu wundern. »Ihr teilt euch das, was darin ist, wie Schwestern.«

»Aber es steht mein Name darauf!« Fox konnte es zumindest versuchen. Es hatte keinen Sinn, das wusste sie, und wenn sie sich nicht auf das Teilen einließ, bekam sie am Ende gar nichts. »Also gut«, sagte sie daher. »Aber ich will es auspacken.«

Mutter schüttelte den Kopf. »Ich muss sehen, was es ist«, sagte sie, »was hier so einfach vor der Tür landet.«

Und bevor Fox auch nur protestieren konnte, löste sie schon die Kordel und riss das Papier herunter, dass sich ein großer Riss quer durch Fox´ Namen zog. Fox biss sich auf die Zunge vor Enttäuschung. Und sie konnte nur hoffen, dass, wer immer ihr da Geschenke machte, es beim nächsten Mal an eine Stelle legte, wo Mutter es nicht finden konnte.

Es war ein Buch. Und mit der Feststellung drückte Mutter es Fox in die Hände, und Pony verzog enttäuscht das Gesicht. Es gab viele Bücher im Haus, ein ganzes großes Regal voll, aber niemand kümmerte sich jemals um sie, bis auf Fox. Und damit war dann auch klar, warum ihr Name darauf stand. Tatsächlich hätte es gereicht, da ein Buch hinzulegen, und es wäre bei Fox gelandet. Vater las am Morgen und Abend die Zeitung, aber Bücher - Bücher waren für Fox, immer.

Fox nahm das Buch und drückte es an sich. Die Glocke hatte inzwischen auch die anderen Bewohner des Hauses angelockt, bis auf das Baby, natürlich. Da kam Großmutter aus dem Salon und Koch aus der Küche und Mister Parker aus dem Schulzimmer und Vater aus dem Studierzimmer, und sie alle wollten wissen, wer sie da gestört hatte.

»Was ist hier los?«, fragte Vater. »Wer läutet jetzt schon? Ist das Essen bereit?«

Koch schüttelte den Kopf. »Das wüsst´ ich aber!«, rief er. »Nein, bis zum Essen ist noch Zeit, und geläutet habe ich nicht.«

»Es waren die Mädchen«, antwortete Mutter. »Sie haben gespielt, dass ein Paket kommt. Fox hat eines ihrer Bücher auf die Fußmatte gelegt -«

»Das habe ich gar nicht!«, protestierte Fox, aber niemand hörte ihr zu.

»Sie hat sogar ihren Namen draufgeschrieben, damit sie es wieder zurückbekommt.« Mutter lachte. »Also, es ist alles in Ordnung. Zurück zur Tagesordnung.«

Fox stand da, hielt das Buch fest mit beiden Händen umklammert, damit es ihr nur ja niemand wegnahm, und starrte die Erwachsenen zornig an. »Es ist wirklich ein Paket gekommen!«, rief sie. »Und es war wirklich für mich.« Aber da zogen sich die Großen auch schon wieder in ihre Zimmer zurück, bis auf Mutter, die Fox noch ein letztes Mal ausschelten musste.

»Wenn ihr unbedingt spielen müsst, dass es klingelt«, sagte sie streng, »dann spielt es nur, hörst du? Nicht wirklich läuten. Ihr stört das ganze Haus dabei. Und ihr wisst doch: Kinder soll man sehen, aber nicht hören.«

Fox nickte nur. Den Spruch hatte sie schon so oft gehört, und er stimmte noch nicht einmal. Meistens sollte man die Kinder noch nicht einmal sehen, darum mussten sie ja immer im Kinderzimmer bleiben. Aber es half nichts, jetzt noch mehr zu protestieren. Sie konnte froh sein, dass sie das Buch behalten durfte - vielleicht war ja sogar ganz gut, dass ihr niemand glaubte. Sonst hätte es am Ende noch einer von den Erwachsenen haben wollen.

»Und jetzt ab ins Spielzimmer mit euch!«

So landeten Fox und Pony wieder da, wo sie angefangen hatten. Die Puppen mussten sich schon langweilen, so ganz allein. Und Fox wollte endlich wissen, was es mit...
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