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'Ich habe getötet, aber ein Mörder bin ich nicht'

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Carl Ueberreuter Verlag GmbHerschienen am14.03.20241. Auflage
Quer durch Europa und in den Kaukasus, von Paris über Genf nach Berlin, von Istanbul über Wien nach Rom und Tiflis führt die Spur der Geheimoperation Nemesis. Nach dem Genozid an 1,5 Millionen Armenierinnen und Armeniern ab 1915 wollte sich eine Gruppe junger Männer nicht mit der Opferrolle abfinden. Sie verübten Attentate auf die Hauptverantwortlichen des Völkermords, die sich der Justiz durch Flucht entzogen hatten. So erschoss 1921 ein junger Armenier den früheren osmanischen Innenminister Talat Pascha in Berlin auf offener Straße. Es folgte eine Serie von weiteren Attentaten, zum Beispiel auf den ehemaligen Großwesir Said Halim, den früheren osmanischen Marineminister Cemal und den Ex-Innenminister von Aserbaidschan Behbud Javanshir. Birgit Kofler-Bettschart erzählt die dramatische und faszinierende Geschichte der Geheimoperation Nemesis (Vergeltung) und ihrer Akteure vor internationaler Kulisse und einem historischen und politischen Hintergrund, der bis heute nachwirkt.

Dr. Birgit Kofler-Bettschart, geboren 1965 in Tirol, lebt und arbeitet in Wien und Triest als Autorin und Kommunikationsberaterin im Gesundheitswesen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete sie bei der UNESCO in Paris, im österreichischen diplomatischen Dienst und als Kabinettchefin im österreichischen Gesundheitsministerium. 1997 gründete sie gemeinsam mit Roland Bettschart die Bettschart&KoflerKommunikationsberatung
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

KlappentextQuer durch Europa und in den Kaukasus, von Paris über Genf nach Berlin, von Istanbul über Wien nach Rom und Tiflis führt die Spur der Geheimoperation Nemesis. Nach dem Genozid an 1,5 Millionen Armenierinnen und Armeniern ab 1915 wollte sich eine Gruppe junger Männer nicht mit der Opferrolle abfinden. Sie verübten Attentate auf die Hauptverantwortlichen des Völkermords, die sich der Justiz durch Flucht entzogen hatten. So erschoss 1921 ein junger Armenier den früheren osmanischen Innenminister Talat Pascha in Berlin auf offener Straße. Es folgte eine Serie von weiteren Attentaten, zum Beispiel auf den ehemaligen Großwesir Said Halim, den früheren osmanischen Marineminister Cemal und den Ex-Innenminister von Aserbaidschan Behbud Javanshir. Birgit Kofler-Bettschart erzählt die dramatische und faszinierende Geschichte der Geheimoperation Nemesis (Vergeltung) und ihrer Akteure vor internationaler Kulisse und einem historischen und politischen Hintergrund, der bis heute nachwirkt.

Dr. Birgit Kofler-Bettschart, geboren 1965 in Tirol, lebt und arbeitet in Wien und Triest als Autorin und Kommunikationsberaterin im Gesundheitswesen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete sie bei der UNESCO in Paris, im österreichischen diplomatischen Dienst und als Kabinettchefin im österreichischen Gesundheitsministerium. 1997 gründete sie gemeinsam mit Roland Bettschart die Bettschart&KoflerKommunikationsberatung
Details
Weitere ISBN/GTIN9783800082360
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum14.03.2024
Auflage1. Auflage
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1958 Kbytes
Artikel-Nr.14136098
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINLEITUNG

Am 24. April 2023, dem jährlichen Gedenktag des Genozids am armenischen Volk, wurde im Ringpark der armenischen Hauptstadt Jerewan, gegenüber dem markanten Rundfunkgebäude, unter Beteiligung von Stadtpolitik, Aktivistinnen und Aktivisten und vielen Interessierten ein neues Denkmal eingeweiht. An sich keine große Sensation für eine Stadt, in der es Hunderte Monumente und Standbilder gibt, viele von ihnen weitaus größer und pompöser als diese schlichte Ansammlung von beschrifteten Stäben und Platten aus Stein, die über einem kleinen Brunnen angeordnet sind.

Und doch war die Aufregung groß, jedenfalls außerhalb Armeniens. Wenige Tage nach der Eröffnungsveranstaltung, am 3. Mai 2023, sperrte die Türkei ihren Luftraum für Flugzeuge aus Armenien. Das Denkmal sei beschämend und die Verherrlichung einer blutigen Terrorbewegung , erklärte das türkische Außenministerium und der damalige Ressortchef drohte gar mit weiteren Schritten , sollte das Denkmal nicht entfernt werden. Aserbaidschanische Diplomaten sprachen wegen des Monuments gar von Terrorpolitik des armenischen Staates .

Warum ruft das vom Architekten Tigran Barseghyan entworfene Mahnmal, auf dessen Sockel 1919-1922: Den Helden der nationalen Ehre zu lesen ist und auf dem 16 Namen eingraviert sind, derartige Empörung hervor? In erster Linie wohl deshalb, weil es alle beteiligten Nationen an mehr als hundert Jahre zurückliegende Ereignisse erinnert, an die Zeit vor dem, während des und nach dem Ersten Weltkrieg. Wir erinnern uns: Das Osmanische Reich, der Vorgängerstaat der heutigen Türkei, trat ebenso wie Bulgarien an der Seite der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn in den Ersten Weltkrieg ein. Diesem Bündnis stand die Entente gegenüber, die ursprünglich aus Großbritannien, Frankreich und Russland bestand und später von zahlreichen anderen Staaten unterstützt wurde. Im Kaukasus, wo heute die unabhängige Republik Armenien liegt, verlief eine heftig umkämpfte Front. Armenien und Aserbaidschan existierten zu Kriegsbeginn nicht als eigenständige Staaten, sondern erst ab 1918. Und dies nur für kurze Zeit, bevor sie Teil der Sowjetunion wurden und bis zu deren Zerfall blieben.

Die traditionellen armenischen Siedlungsgebiete befinden sich vorwiegend zwischen dem Hochland Ostanatoliens und dem Südkaukasus. Dort war das armenische Volk seit rund 3.500 Jahren ansässig, in manchen Perioden bestanden unabhängige armenische Königreiche und Fürstentümer in diesem Raum, in anderen war das armenische Hochland Teil unterschiedlicher Großreiche. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten Armenierinnen und Armenier, wenn sie nicht bereits aufgrund der Diskriminierung und wiederholter Pogrome ausgewandert waren, vorwiegend in Westarmenien, so die historische Bezeichnung des westlichen Teils des Hochlands, der zum Osmanischen Reich gehörte, und in Ostarmenien, dem östlichen Teil des Hochlands, der zu diesem Zeitpunkt zum Russischen Reich gehörte. Angesichts der wechselvollen territorialen Schicksale bezog das armenische Volk seine Identität über viele Jahrhunderte weniger über einen gemeinsamen Staat als über die gemeinsame Kultur und Tradition, die eigene Sprache und auch die religiöse Zugehörigkeit. Die Armenier wurden bereits um 300 christianisiert und sind bis heute stolz darauf, der erste christliche Staat der Welt gewesen zu sein.

Eine emotionale und politische Referenz, die das in mehr als 120 Staaten der Welt lebende armenische Volk vereint, ist der Genozid, dessen Opfer es im Schatten des Ersten Weltkriegs im Osmanischen Reich und auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschan wurde. Allein zwischen 1915 und 1918 wurden etwa eineinhalb Millionen armenischer Kinder, Frauen und Männer ermordet, insgesamt starben bis 1923 an die zwei Millionen Armenierinnen und Armenier im Zug von Massakern und Massengewalt. Vor allem ging es den Initiatoren des Völkermords darum, aus dem multikulturellen Osmanischen Reich einen ethnisch und religiös homogenen muslimisch-türkischen Staat zu machen, nichttürkische, nichtmuslimische Völker sollten deshalb aus Kleinasien verschwinden. Opfer dieser Eliminierungspolitik wurden auch aramäischsyrische und chaldäische Christen sowie Pontosgriechen.

Genau mit diesem Völkermord hat nun die neue Skulptur in Jerewan, auf die Armeniens Nachbarstaaten so gereizt reagierten, zu tun. Sie ist der armenischen Geheimoperation Nemesis gewidmet. Die Strategen und Organisatoren, Agenten und Aufklärer, Attentäter und Unterstützer, die zu Beginn der 1920er-Jahre an dieser Operation teilnahmen, sind für viele Menschen in Armenien Nationalhelden. Ihre Aufgabe war es, jene Politiker und Entscheidungsträger aufzuspüren, die die Hauptverantwortung für den Genozid an den Armenierinnen und Armeniern trugen und sich nach der Kapitulation des Osmanischen Reichs zu einem Großteil ins Ausland abgesetzt hatten. Die Aktivitäten der Operation Nemesis fallen in eine Zeit, in der es in der heutigen Türkei alles andere als übersichtlich zuging. Mit der Kapitulation wurde das Kriegskabinett in Konstantinopel vom Sultan durch eine neue Regierung ersetzt, die mit den Alliierten kooperieren und Friedensbedingungen aushandeln sollte. Die nationalistische Bewegung unter dem populären General Mustafa Kemal, dem späteren Atatürk, bildete in Ankara eine Gegenregierung, die sich gegen die Alliierten auflehnte und für eine territoriale Integrität um jeden Preis eintrat. Die Nationalisten setzten sich letztlich durch, 1922 und 1923 wurden zunächst das Sultanat, dann das Kalifat abgeschafft und die Republik Türkei ausgerufen, die sich bei aller Distanzierung vom Osmanischen Reich allerdings nicht von deren Gräueltaten distanzierte. Davon, den Genozid an den Armeniern als solchen zu benennen, die Verantwortung dafür zu übernehmen oder sich gar zu entschuldigen, ist die Türkei - ebenso wie Aserbaidschan - bis heute weit entfernt.

Eine so starke Reaktion haben wir nicht erwartet. Dieses Denkmal steht nicht für Rache , sagte mir anlässlich der Einweihung des Denkmals einer der Initiatoren des Nemesis-Monuments, der armenische Fernsehjournalist Artem Yerkanyan. Der Name seines Großonkels Aram ist auf dem Monument verewigt. Dieses Mahnmal steht vielmehr für Ehre, Gerechtigkeit und Sühne. Die Operation Nemesis habe nach der Vernichtung der osmanischen Armenier die Ehre des armenischen Volkes wiederhergestellt, indem die Beteiligten aus der Opferrolle herausgetreten und aktiv geworden seien. Gerechtigkeit wurde hergestellt, so Artem Yerkanyan, weil die Haupttäter des Genozids von osmanischen Gerichten verurteilt worden sind, sich aber der Bestrafung entzogen haben. Und noch heute ist die Botschaft wichtig, dass Verantwortliche für Völkermord nicht einfach davonkommen dürfen.

Auch Armen Gevorgyan gehörte zu den Initiatoren des Denkmals, ein Nachkomme von Artasches Geworgjan, ebenfalls ein Mitglied der Geheimoperation. Wir haben lange für dieses Denkmal gekämpft , sagte mir Armen. Es ist wichtig, dass alle die Geschichte von Nemesis und die Wahrheit über die Menschen kennen, die dabei waren.

Ihre Geschichte erzählt dieses Buch. Es beschäftigt sich mit den Ereignissen nach dem Genozid am armenischen Volk, mit dem Unrecht nach dem Unrecht, mit der fehlenden internationalen Gerichtsbarkeit gegen die für den Völkermord verantwortlichen politischen und militärischen Führer und mit der verweigerten Anerkennung der Schuld und Wiedergutmachung. Den Prozessen vor osmanischen Militärgerichten entzogen sich die meisten Haupttäter durch Flucht - abgesehen davon, dass deren Urteile nach 1922 durch Regierung und Parlament der neuen kemalistischen türkischen Republik ohnehin fast umgehend wieder aufgehoben wurden.

In diesem Buch wird die Spur der Geheimoperation Nemesis nachgezeichnet, von Boston über Paris und Genf nach Berlin, von Jerewan und Istanbul über Wien und Rom bis nach Tiflis. Die Vorgeschichte von Nemesis, die Vorbereitung und Durchführung der Attentate und ihr politischer Kontext werden geschildert und immer auch in Beziehung gesetzt zu den politischen Entwicklungen, die zeitgleich die Region prägten, und zum Prozess der Verhandlungen um die Friedensverträge und eine Nachkriegsordnung. Es wird auch gezeigt, wie im Zuge dieser Entwicklungen die anfänglichen Versprechungen, die der Westen den Armeniern nach Kriegsende gemacht hatte, immer mehr von der politischen Agenda verschwanden und das verfolgte Volk im Stich gelassen wurde.

Dieses Buch beschreibt die Lebenswege der Beteiligten an der armenischen geheimen Kommandoaktion, die später unter dem Namen Operation Nemesis bekannt werden sollte: der Organisatoren, Financiers, Logistiker, Informationsbeschaffer, Unterstützer und Attentäter. Und es erzählt, was aus den Hauptakteuren nach dem Ende der Geheimoperation wurde. Vor allem die Schicksale jener Nemesis-Attentäter, die in der Sowjetunion blieben...
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Autor

Dr. Birgit Kofler-Bettschart, geboren 1965 in Tirol, lebt und arbeitet in Wien und Triest als Autorin und Kommunikationsberaterin im Gesundheitswesen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete sie bei der UNESCO in Paris, im österreichischen diplomatischen Dienst und als Kabinettchefin im österreichischen Gesundheitsministerium. 1997 gründete sie gemeinsam mit Roland Bettschart die Bettschart&KoflerKommunikationsberatung
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Kofler-Bettschart, Birgit