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Unter dem Aequator

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
736 Seiten
Deutsch
epublierschienen am12.03.20243. Auflage
In ihrer Verzweiflung willigt die plötzlich verarmte Hedwig ein, einen ihr vollkommen fremden Mann in Batavia zu heiraten, nachdem auch noch ihre Verlobung geplatzt ist - natürlich durch ihre veränderten Vermögensverhältnisse. Sie gerät auf Java in einen Strudel turbulenter Ereignisse, aus der es dann jedoch für sie eine unerwartete Rettung gibt. Friedrich Gerstäcker hat hier einen Gesellschaftsroman geschrieben, der uns das Leben in der Kolonie auf vielfältige Weise schildert, uns das Leben der damaligen Zeit näher bringt, so, wie er es während seines Aufenthaltes auf Java selbst kennengelernt hatte.

Der Weltreisende und Abenteurer wird hier in einer neuen Werkausgabe vorgelegt, die er noch 1872 selbst vorbereitet hatte. Wir folgen dem ungekürzten Orginaltext.
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Produkt

KlappentextIn ihrer Verzweiflung willigt die plötzlich verarmte Hedwig ein, einen ihr vollkommen fremden Mann in Batavia zu heiraten, nachdem auch noch ihre Verlobung geplatzt ist - natürlich durch ihre veränderten Vermögensverhältnisse. Sie gerät auf Java in einen Strudel turbulenter Ereignisse, aus der es dann jedoch für sie eine unerwartete Rettung gibt. Friedrich Gerstäcker hat hier einen Gesellschaftsroman geschrieben, der uns das Leben in der Kolonie auf vielfältige Weise schildert, uns das Leben der damaligen Zeit näher bringt, so, wie er es während seines Aufenthaltes auf Java selbst kennengelernt hatte.

Der Weltreisende und Abenteurer wird hier in einer neuen Werkausgabe vorgelegt, die er noch 1872 selbst vorbereitet hatte. Wir folgen dem ungekürzten Orginaltext.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758486647
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.03.2024
Auflage3. Auflage
Seiten736 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1012 Kbytes
Artikel-Nr.14136229
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


 

 

Friedrich Gerstäcker

 

Unter dem Aequator

Javanisches Sittenbild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Volks- und Familien-Ausgabe Band Drei

der Ausgabe Hermann Costenoble, Jena

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig

Ungekürzte Ausgabe nach der von Friedrich Gerstäcker für die Gesammelten Schriften, H. Costenoble Verlag, Jena, eingerichteten Ausgabe letzter Hand , herausgegeben von Thomas Ostwald für die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unterstützt durch die Richard-Borek-Stiftung und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, beide Braunschweig Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V. u. Edition Corsar Braunschweig. Geschäftsstelle Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

Alle Rechte vorbehalten. © 2005 / 2024

 

1.

In Cramat - einer der reizenden Vorstädte Batavias, war eine Anzahl von jungen Leuten auf dem Erbe1 eines ihrer Gesellschaft versammelt, um dort einen fröhlichen Abend zu verbringen. Leopold van Roeken feierte heute seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag und hatte nicht allein beschlossen, sein erstes Viertel vom Jahrhundert in würdiger Weise zu verlassen, sondern auch das zweite auf gleiche Art - und keineswegs nüchtern - anzutreten. Passende und willkommene Gesellschaft fand er dazu leicht. Es waren, außer seinem eigenen Compagnon, einem Deutschen - lauter junge holländische Kaufleute, neun an der Zahl, theils eigene Geschäfte Betreibende, theils Buchhalter der großartigen Maatchappey2, und schon um den reichbesetzten Tisch geschaart, sprudelte der fröhliche Humor der Versammelten mit den fliegenden Champagnerpropfen lustig in's Freie.

Der Holländer hat darin volle Aehnlichkeit mit dem Deutschen, seinem halben Landsmann, daß er bei dem Essen gern und viel spricht. Er verzehrt dadurch die Speisen nicht so rasch und verdaut besser, indeß der Amerikaner, als scharfer Contrast, während der Mahlzeit kein Wort mit dem Nach/6/bar wechselt und die Speisen so rasch als möglich hinunterschlingt. Time is money, denkt er dabei, was liegt ihm an dem Körper, den er ja doch nur dazu benutzt, Geld - immer nur Geld zu verdienen. Der Holländer verdient eben so gern Geld wie er, aber er thut es auf vernünftigere Weise. Wir leben nur einmal, und er will, während er lebt, auch genießen. Wo das mit Maß geschieht, ist er im vollen Recht, und Unmäßigkeit bildet überhaupt kein hervorstechendes Laster der Niederländer.

Zahlreiche malayische Diener umgaben die Tafel, jeden Wunsch der Gäste rasch zu befriedigen, und als man die warmen Speisen beendet hatte, trugen sie Massen der herrlichsten Früchte herein, denn Java wird darin von keinem Lande der Welt übertroffen. Die Insel selber erzeugt schon eine große Zahl ihr eigenthümlicher wilder und delicater Früchte, und was außerdem andere Tropenländer Köstliches darin boten, wurde ebenfalls hierher verpflanzt und gedieh vortrefflich. So lag hier, neben der Perle aller Früchte, dem Mangustan-Apfel, die saftige Ananas, mit denen im Innern weite Flächen bepflanzt stehen; - die brasilianische Butterbirne, deren markartiges Fleisch eben so gut mit Salz, wie mit Madeira und Zucker zu einem crème angerührt, vortrefflich schmeckt; ferner die Manga und Pompelmuß, eine riesige Orange; ja das Hochland hatte heute selbst seine Erdbeeren liefern müssen, und der in Eis gekühlte Wein wurde mit dem Saft der Cocosnüsse zu einem wunderbar erfrischenden Getränk gemischt.

Das Mahl hatte sich indessen länger als gewöhnlich hingezogen, und mit der Beendigung desselben brach auch schon die Dämmerung herein - diese frühe Dämmerung der Tropen, die den heißen Tag kürzt und mit ihren kühlen Lüften den ermatteten Körper stärkt und kräftigt. Ueberdies dürfen wir Nordländer uns die Hitze unter dem Aequator nicht zu drückend vorstellen, und so sonderbar es klingt, ist es doch gar nicht selten bei uns heißer, als dort. Viel zur Milderung trägt schon die kürzere Zeit der Sommertage bei. Die Sonne geht regelmäßig in den Tropen um sechs Uhr auf und unter, im ganzen Jahre nur um wenige Minuten differirend - /7/ steigt also nie vor acht Uhr über den Dunstkreis herauf und hat um halb fünf Uhr Abends schon wieder ihre größte Kraft verloren. Ferner sind die dortigen Wohnungen alle so gebaut, Kühle zu verbreiten und dem Luftzug freien Durchgang zu lassen, während unsere Häuser gerade im Gegentheil darauf berechnet sein müssen, dem langen Winter Trotz zu bieten. Die wahrhaft heißen und endlosen Tage, wo die Sonne Morgens um fünf Uhr schon hoch am Himmel steht und um sieben Uhr Abends fast noch ihre volle Kraft hat, finden uns deshalb auf nichts vorbereitet, was uns Kühlung bieten könnte. Fast verschmachtend, denken wir mit Schaudern an die Unglücklichen, die jetzt auch noch unter dem Aequator leben müssen, während wir hoch im Norden beinahe verbrennen, und wie würden wir diese Unglücklichen" beneiden, könnten wir sie zu solcher Stunde unter ihrem kühlen Porticus, im Schatten dichter Fruchthaine, von der kühlen Seeluft angefächelt, sitzen sehen.

Es war sechs Uhr Abends, eben neigte sich die Sonne im Westen hinter den hochstämmigen Palmenkronen und riesigen Waringhis3, und bequeme luftige chinesische Rohrstühle waren von den geschäftigen Malayen hinaus in die von hohen Säulen getragene Vorhalle geschafft worden, den weißen Tuwans4 die Aussicht auf die vor ihnen liegenden Gärten zu gestatten, die einen wahrhaft paradiesischen Anblick boten. Dort wurde der Kaffee servirt, und während ein paar junge Burschen Manila- und Havana-Cigarren umherreichten, liefen Andere mit den aus Cocosbast gedrehten brennenden Lunten hinterdrein. Zwei und zwei der Gäste hatten jedesmal ein kleines Tischchen zwischen sich, auf dem die Tassen standen, und behaglich auf den mit Schiebern versehenen Stühlen aus/8/gestreckt, lagen die jungen Leute, bliesen den Dampf in die aromatisch duftende Welt hinaus, und plauderten und erzählten sich Anekdoten. Die Malayen aber, die horchend dabeisaßen und die holländische Sprache nicht verstanden, sahen sich jedesmal, sobald irgend eine gute Anekdote schallendes Gelächter hervorrief, mit breitem Grinsen von der Seite an, und zeigten jeder zwei Reihen, vom Sirihkauen braungelb gefärbter Zähne. Aber ihre Ruhe dauerte nicht lange - api!"5 rief es bald von dieser, bald von jener Seite, wenn eine oder die andere der Cigarren beim Erzählen ausgegangen war, und wie der Blitz fuhren dann die Burschen herum und, ihre Lunten anblasend, in die Höhe, das Geforderte so rasch als möglich darzubieten.

Eigentlich kann man's hier in Indien aushalten," sagte ein kleines, zusammengedrücktes und etwas verwachsenes Männchen, mit lockigem dunkeln Haar und ein paar kleinen grauen lebendigen Augen - er war einer der ersten Buchhalter der Maatchappey - verdoam my, Roeken, Ihr habt eins der hübschesten Erbe hier in ganz Cramat, so hübsche Plätze hier überall herumliegen; Eins aber fehlt Euch doch noch, und wenn Ihr meinem Rathe folgt, macht Ihr bald Anstalt, das herbeizuschaffen."

Und das wäre?" frug das Geburtstagskind.

Eine Frau," sagte Heffken, der Kleine, während die Anderen lachten und riefen:

Ja, ja - Heffken hat Recht - Roeken muß heirathen, Roeken muß heirathen."

Zum Henker auch, Mann," nahm der Buchhalter das Gespräch wieder auf, Ihr habt jetzt Euer eigenes Geschäft, verdient ein prächtiges Geld und könntet leben wie der Hase im Klee, wenn Ihr Euch hier eben eine freundliche Heimath schafftet und Euch nicht mehr mit den verdammten rothen Halunken herumzuquälen brauchtet. Ein Commis oder ein Buchhalter ja - ich habe nichts dagegen, der mag ledig bleiben und sich so behelfen, aber ein Principal m u ß heira-/9/then - wie können auch sonst seine Commis Respect vor ihm haben."

Waarachtig niet, Heffken," lachte aber van Roeken, von einem M u ß kann hier gar keine Rede sein, da noch dazu in ganz Batavia Keine ist, die ich heirathen könnte oder - möchte."

Hoho!" rief der kleine Buchhalter erstaunt aus - wollte ich mich doch selbst getrauen, in Batavia eine passende Frau zu finden; also Bescheidenheit kann das nicht sein - oder ist es Hochmuth? - Da wüßte ich dem gestrengen Herrn doch noch ein paar zu nennen, wo selbst er die Finger ablassen sollte. - Api!"

Der ihm nächste Bursche glitt zwischen zwei Lehnstühlen und unter dem kleinen Tische hin, um den Rufenden recht bald zu erreichen, und hob die Lunte zu ihm empor, und van Roeken rief mit dem Kopfe schüttelnd:

So hoch hinaus will ich gar nicht, Heffken, und mit viel Geringerem wäre ich zufrieden, aber Ihr müßt bedenken, daß ich noch nicht so lange hier in der Colonie bin, und das alte Land deshalb auch noch nicht so weit vergessen habe, mich schon ganz und vollkommen in ein indisches Familienleben hineinzufinden. Ueberdies, wenn ich einmal heirathe, thue ich es meiner Bequemlichkeit wegen, und dann will ich auch eine Frau haben, die sich mir ganz und mit voller Seele hingiebt."

Nun, Du sollst sagen, daß Du noch nicht Indier wärst," rief ein Anderer der Gäste, sich behaglich in seinem langausgezogenen Lehnstuhl dehnend, bis auf's Mark hinein hast Du die hiesige Luft eingesogen, und das Gescheiteste, was Du thun...
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Der Weltreisende und Abenteurer wird hier in einer neuen Werkausgabe vorgelegt, die er noch 1872 selbst vorbereitet hatte. Wir folgen dem ungekürzten Orginaltext.