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Nie wieder Whisky

Highland-Games mit Hindernissen
Tschök & Tschök GbRerschienen am01.07.2021
»Frag doch mal Callum. Der kann dir bestimmt helfen.« - Mein genialer Plan: Den Highlander meiner rosarot karierten Täume beeindrucken. Die Realität: Ich stehe unten ohne auf einer Wiese und singe »Scotland the Brave«, während mein Feinrippschlüpfer an einem Fahnenmast hängt und sich verzweifelt gegen den schottischen Wind zur Wehr setzt. Was hat das mit den Highland Games, dem Ehemann der Queen, Rosamunde Pilcher und einem Taxifahrer zu tun? Und wie konnte das alles überhaupt passieren? Nun ja. Ich habe Callum MacTavish gefragt ... Enthält folgende Dinge: popcornfressende Highlandschafe, Handicaps, brennende Willies, grantige Taxifahrer, den Prinzgemahl der Queen, Rosamunde Pilcher, fliegende Augen, Pannensex, regenbogenfarbene Kilts, Nessie, Haggis auf Beinen, geizige Schotten, Eddie the Eagle, eine Menge Anti-Helden, Uraltwitze und einen winzigen Cameo-Auftritt von se one änd only Dschörmäns. Ach ja, und Schmuddelkram. Kann unter Umständen Diabetes und Bauchmuskelkater auslösen. Kein Reiseführer!

»Fantasie ist wie ein Buffet. Man muss sich nicht entscheiden - man kann von allem nehmen, was einem schmeckt.« Getreu diesem Motto ist Jona Dreyer in vielen Bereichen von Drama über Fantasy bis Humor zu Hause. Alle ihre Geschichten haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Die Hauptfiguren sind schwul, bi, pan oder trans. Das macht sie zu einer der vielseitigsten Autorinnen des queeren Genres.
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Produkt

Klappentext»Frag doch mal Callum. Der kann dir bestimmt helfen.« - Mein genialer Plan: Den Highlander meiner rosarot karierten Täume beeindrucken. Die Realität: Ich stehe unten ohne auf einer Wiese und singe »Scotland the Brave«, während mein Feinrippschlüpfer an einem Fahnenmast hängt und sich verzweifelt gegen den schottischen Wind zur Wehr setzt. Was hat das mit den Highland Games, dem Ehemann der Queen, Rosamunde Pilcher und einem Taxifahrer zu tun? Und wie konnte das alles überhaupt passieren? Nun ja. Ich habe Callum MacTavish gefragt ... Enthält folgende Dinge: popcornfressende Highlandschafe, Handicaps, brennende Willies, grantige Taxifahrer, den Prinzgemahl der Queen, Rosamunde Pilcher, fliegende Augen, Pannensex, regenbogenfarbene Kilts, Nessie, Haggis auf Beinen, geizige Schotten, Eddie the Eagle, eine Menge Anti-Helden, Uraltwitze und einen winzigen Cameo-Auftritt von se one änd only Dschörmäns. Ach ja, und Schmuddelkram. Kann unter Umständen Diabetes und Bauchmuskelkater auslösen. Kein Reiseführer!

»Fantasie ist wie ein Buffet. Man muss sich nicht entscheiden - man kann von allem nehmen, was einem schmeckt.« Getreu diesem Motto ist Jona Dreyer in vielen Bereichen von Drama über Fantasy bis Humor zu Hause. Alle ihre Geschichten haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Die Hauptfiguren sind schwul, bi, pan oder trans. Das macht sie zu einer der vielseitigsten Autorinnen des queeren Genres.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754611432
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.07.2021
SpracheDeutsch
Dateigrösse545
Artikel-Nr.14140504
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1
»Meint er den Hosenstift?«
IAN

Es ist ein ganz normaler Tag in einem ganz normalen, schottischen Pub. Unsere Tische sind abgenutzt, die selbstverständlich karierten Vorhänge ein bisschen muffig und wir servieren Haggis, Neeps and Tatties, weil die Touristen das so wollen. Und von denen wimmelt es in Lochnalyne. Ach ja, und Ale. Wir haben viel Ale.

Der Abend ist bereits vorangeschritten und der Laden voll. Viel zu tun für mich. Ich arbeite hier nämlich. Eigentlich sogar ganz gern, wenn nur manche Gäste nicht so furchtbar anstrengend wären. Zum Beispiel die Niederländer da drüben, die die ganze Zeit die Vorhänge befingern, als würden sie sie mitnehmen wollen. Ich schwitze hier Blut und Wasser, denn die Dinger sind so alt, dass ich fürchte, dass sie einfach zu einer Staubwolke zerfallen, wenn man an ihnen zieht. Die hingen hier schon, als man im Pub noch rauchen durfte. Manchmal stelle ich mir vor, wie das Nikotin den Stoff in kleine Brösel verwandelt hat, die irgendwann einfach von der Gardinenstange rieseln. Aber bevor das nicht passiert, wird es wohl keine neuen geben. Denn mein Chef ist fast so geizig wie mein Grandad.

Während ich immer noch mit der Vorstellung beschäftigt bin, wie sich der niederländische Mann die Bröselgardine wie einen Kilt um die Plauze wickelt, tritt ein Gast an die Theke.

»Ein Auld Reekie Stew, bitte.«

»Die Toiletten sind da drüben«, antwortet mein Kollege und zeigt in Richtung Klotür.

»Hä?« Der Gast kratzt sich am Kopf. »Ich muss nicht aufs Klo. Ich wollte bestellen.«

»Ja, Sie dürfen sich stellen, wir haben Urinale.«

Räuspernd mische ich mich ein. »Er will eine Bestellung aufgeben, Jamie.«

»Seine Stellung aufgeben?« Bestürzt blickt mein Kollege mich an.

»Be-stell-ung«, wiederhole ich und forme das Wort übertrieben mit meinen Lippen.

»Achso!« Jamie klatscht sich gegen die Stirn und wendet sich wieder an den verdatterten Gast. »Was darf´s denn sein?«, brüllt er ihn an. Er brüllt freundlich, aber er brüllt. Das macht er immer.

»Ein Auld Reekie Stew«, wiederholt der Mann tapfer.

»Ich? Wieso ich?«

»Er sagt Stew«, erkläre ich Jamie, »nicht Du.«

»Ich glaub, ich nehm´ einfach ein Sandwich«, murmelt der Gast.

»Nein, nein«, erkläre ich eilig und dränge Jamie beiseite. »Ich übernehme das mal eben. Also, einen Auld Reekie Stew möchten Sie, und was darf es zu trinken sein?«

»Ein Scotch Ale, bitte. Pint.«

Ich gebe Jamie ein Handzeichen, das Bier auszuschenken. Das kapiert er immer. Wortlos. Zum Glück. Der irritierte Gast schlurft mit seinem Ale zurück zu seinem Tisch. Und ich habe gelogen.

Wir sind gar kein ganz gewöhnliches Pub. Hier ist alles so wie in anderen Pubs auch, mit einem kleinen Unterschied: Mein Chef stellt in einem nimmerendenden Anflug des Samariterwahnsinns nur gehandicapte Leute ein. Das ist cool. Keine Frage. Aber ein schwerhöriger Kellner hinter der Theke eines lauten, vollbesetzten Pubs ist, sagen wir, ein wenig unpraktisch. Jamie behauptet zwar, er könne Lippen lesen, aber das ist eine glatte Lüge.

Nicht, dass ich sehr viel nützlicher wäre. Der Teppich im Pub ist Zeuge, wie oft ich schon mit einem vollbeladenen Essenstablett über irgendeine Schwelle gestolpert bin. Ich sehe nämlich nur mono. Ich habe nur ein Auge, das andere habe ich verloren. Wenn mich jemand fragt, wie das passiert ist, dann antworte ich meistens: Ist mir unterwegs rausgefallen und ich hab´s erst zu Hause bemerkt. Das stimmt natürlich nicht, aber ich habe überhaupt keine Lust, jedem die ganze Geschichte zu erzählen. Seit ich eine wirklich hübsche Prothese habe, die sich sogar ein bisschen mitbewegt, fragen zum Glück nicht mehr so viele. Aber in der Schule hatte ich liebreizende Spitznamen wie Zyklop oder Holzauge. Dort muss ich aber Gott sei Dank schon einige Jahre nicht mehr hin.

Die Tür geht auf und ein neuer Pulk an Gästen drängt sich in den ohnehin schon viel zu vollen Raum, aber leider ist noch ein Tisch frei, also kann ich sie nicht postwendend wieder hinausschmeißen. Manchmal stelle ich mir vor, wie ich hereinkommende Gäste mit einem Besen attackiere und sie wieder vor die Tür scheuche. Das steht auf jeden Fall ganz oben auf meiner Bucket-List. Als ich allerdings bemerke, wer unter diesen neuen Gästen ist, verschwinden meine Besengedanken ganz schnell in die Abstellkammer, dafür möchte etwas anderes unbedingt einen Stiel bekommen. Er ist es. Beim verflixten Highlander: Er-ist-es!

Willie Burns.

Ich sinke hinter der Theke darnieder und Jamie packt mich beim Ärmel, als er merkt, dass ich wirklich gerade einen Abflug in Richtung Teppich mache.

»Was ist los?«, brüllt er in mein Ohr.

Ich gebe ihm mit einer Geste zu verstehen, die Klappe zu halten, und lehne mich geiernd über die Theke. Beobachte, wie dieses stramme Mannsbild von einem Schotten mit seinen Begleitern an dem freien Tisch Platz nimmt und sich im Pub umsieht. Ach, diese strammen Waden unter seinem Kilt. Diese muskelbepackten Arme. Das strohblonde Haar. Hrrr. Willie Burns. Der Champion der letzten lokalen Highland Games und eine kleine Berühmtheit. Nicht nur, weil er Baumstämme mühelos bis auf die Orkney-Inseln werfen kann, sondern weil er in meiner kleinen Welt der mutigste Mensch auf Erden ist. Er ist nämlich out. Ich meine, ich bin auch out. Aber Willie Burns ist so out, dass er die letzten Highland Games demonstrativ in einem knallpinken Shirt und einem Kilt in Regenbogenfarben absolviert hat. Was für ein Statement! Das Publikum hat ihn geliebt. Die lokale Presse auch. Und ich erst ...

Er ist also wieder hier. Ich hatte ihn nach dem Ende der letzten Highland Games nicht wiedergesehen, aber das ganze vergangene Jahr jeden Tag von ihm fantasiert. Nicht, dass ein Kerl wie er sich für mich interessieren würde, aber man kann ja mal träumen.

»Das Essen für Tisch vier ist fertig!«, schreit mich Jamie von der Seite an, dass es mir die Frisur verweht.

Ich erwache aus meiner Trance und mache mich an die Arbeit. Es wäre schön, wenn ich heute Abend mal nicht mit dem Tablett auf die Fresse fliegen würde. Peinlichkeiten sind in der Gegenwart meines persönlichen Superhelden zu vermeiden. Nachdem ich den Gästen an Tisch vier unfallfrei ihr Essen serviert habe, schlendere ich betont lässig hinüber zu Willie und seinen Kumpels. Und übersehe dabei beinahe eine Welle im Teppich, von der ich eigentlich genau weiß, dass sie dort ist. Puh. Also. Was mache ich jetzt? Was sage ich jetzt? Einfach so: Hallo, wie geht´s?

»Jemand zu Hause?«

Äh? Erschrocken schüttle ich den Kopf. Scheiße. Ich habe vermutlich gerade dagestanden und grenzdebil gestarrt.

»Hast du ein Problem oder was?« Willie verschränkt seine beeindruckenden Arme.

Ja, ich habe ein Problem. Mein Name ist Ian Ramsay und ich bin in dich verknallt.

»B-Bestellung«, stammle ich. »Wollt ihr schon bestellen? Ha-habt ihr schon was gefunden?«

»Erst mal eine Runde Bier für alle, die du uns bitte an den Tisch bringst, und dann das, was die Tageskarte so hergibt.«

»Fisch mit Buttersoße«, murmle ich abwesend und starre ehrfürchtig auf das kleine Grübchen in seiner Wange, das er sogar hat, wenn er nicht lacht. Und das tut er gerade nicht. Im Gegenteil. Er runzelt die Stirn.

»Okay. Is´ noch irgendwas?«

»Wieso?«, frage ich erschrocken.

»Weil du so glotzt.«

»Entschuldigung«, erkläre ich eilig. »Aber d-du bist doch der Highland-Games-Champion vom letzten Jahr, nicht wahr?«

»Bin ich. Willst du ´n Autogramm?«

»O ja, bitte!«, kreische ich viel zu hoch und viel zu laut, sodass ein Moment Stille im Pub eintritt und gefühlt alle Blicke auf mich gerichtet sind. Die Niederländer hören sogar auf, die Vorhänge zu befummeln.

Willie grinst. Wie kann er es nur wagen, so gut auszusehen? »Wohin willst du das Autogramm denn haben?«

Wohin du willst! Auf meine Stirn! Auf meine Arschbacken! In meinen ...

»Vielleicht auf einen Bierdeckel oder so«, murmle ich schüchtern.

»Na dann streng dich mal an und bewirte uns ordentlich, dann kriegst du vielleicht eins.« Seine Kumpels lachen, er boxt mir spielerisch an den Arm und ich fühle mich wie der karierte Bröselvorhang.

Im Rückwärtsgang entferne ich mich vom Tisch, stoße dabei gegen den Stuhl eines Gastes und ergreife geradezu panisch die Flucht. Das Personalklo ist meine Rettung. Ich brauche eine Minute, um runterzukommen. Atmen, Ian. Atmen. Meinte er das zweideutig mit dem Autogramm? Oder doch nur den Bierdeckel? Aber selbst, wenn: Auch da klebt seine DNA dran. Nicht auszuhalten. Aber wenn ich ihn ordentlich bewirten will, dann sollte ich so langsam mal wieder das Klo verlassen, ihm sein Ale ausschenken und die Essensbestellung an die Küche weitergeben.

Einen kurzen Blick in den Spiegel gönne ich mir noch. Muss ja sehen, ob die Frisur sitzt. Das tut sie übrigens nie. Auch sonst bin ich nicht mit außergewöhnlicher Schönheit gesegnet. Eher dünn, rote Haare, haselnussbraune Augen und ein Gesicht voller Sommersprossen. Dazu die Prothese. Und meine Haare sind heute auch noch ein bisschen fettig, weil ich sie nicht waschen konnte. Mistikack. Grandad dreht nur alle zwei Tage das Warmwasser auf und heute war natürlich kein zweiter Tag. Warum muss ich gerade heute Willie Burns begegnen? Hätte ich das gewusst, wäre ich irgendwoanders duschen gegangen.

Als ich das Klo verlasse, sehen Willie und seine Freunde schon ziemlich ungeduldig aus. Beeilung, Ian! Die sind hungrig und durstig. Eilig gebe ich die Bestellung an die Küche weiter - Murray,...
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