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1967

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am03.04.2024
Unverzichtbar für das Verständnis des aktuellen Konflikts: Wie der Sechstagekrieg die Welt verändert hat
Tom Segev schildert Ursachen, Verlauf und Auswirkungen des Sechstagekriegs, den Israel im Juni 1967 mit seinen arabischen Nachbarstaaten führte. Er zeichnet die Entscheidungsprozesse innerhalb der israelischen Regierung nach und legt das Geflecht der verschiedenen Interessen offen, die diesen Krieg zu einer folgenschweren weltpolitischen Auseinandersetzung werden ließen.
Am frühen Morgen des 5. Juni 1967 stiegen die Flugzeuge der israelischen Luftwaffe in den Himmel. Bereits wenige Tage später hatte Israel seine arabischen Kriegsgegner besiegt und kontrollierte nun ein Territorium, das um ein Vielfaches größer war als das eigentliche Staatsgebiet. Mit dieser spektakulären militärischen Operation begann der dritte militärische Nahostkonflikt, der als »Sechstagekrieg« in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Bis heute sind die Auswirkungen dieses arabisch-israelischen Kriegs für Israel und die gesamte Region spürbar, nicht zuletzt deshalb, weil die wichtigsten damaligen Protagonisten wie PLO-Chef Jassir Arafat, Itzhak Rabin als Stabschef oder Ariel Sharon als Kommandeur einer Panzerdivision noch Jahrzehnte später das Gesicht des Nahen Ostens prägten.
Anhand zahlreicher bisher unbekannter Quellen schreibt Tom Segev die erste umfassende Geschichte dieses folgenschweren Kriegs, seiner politischen und gesellschaftlichen Hintergründe und Nachwirkungen. Mit großem Scharfsinn und erzählerischer Brillanz entlarvt Segev dabei den Mythos von der Unvermeidbarkeit des Blutvergießens im Sommer 1967.
Der Nahost-Konflikt ist ohne die Ereignisse des Jahres 1967 nicht zu verstehen.

Tom Segev ist Historiker und einer der bekanntesten Journalisten Israels, dessen Bücher alle weltweit große Beachtung finden. Seine Eltern flohen 1935 aus Deutschland nach Palästina. Tom Segev wurde 1945 in Jerusalem geboren und gehört seit über 50 Jahren zu den klügsten Beobachtern der deutsch-israelischen Geschichte. In Deutschland wurde er durch sein Buch »Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung« (1995) bekannt. Für »Es war einmal ein Palästina« (2005) wurde er mit dem National Jewish Book Award ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm bei Siedler seine viel gerühmte Geschichte des Sechstagekrieges »1967. Israels zweite Geburt« (2007), »Die ersten Israelis. Die Anfänge des jüdischen Staates« (2008), die Biografie »David Ben Gurion. Ein Staat um jeden Preis« (2018) sowie seine Lebenserinnerungen »Jerusalem Ecke Berlin« (2022). Segev lebt in Jerusalem.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextUnverzichtbar für das Verständnis des aktuellen Konflikts: Wie der Sechstagekrieg die Welt verändert hat
Tom Segev schildert Ursachen, Verlauf und Auswirkungen des Sechstagekriegs, den Israel im Juni 1967 mit seinen arabischen Nachbarstaaten führte. Er zeichnet die Entscheidungsprozesse innerhalb der israelischen Regierung nach und legt das Geflecht der verschiedenen Interessen offen, die diesen Krieg zu einer folgenschweren weltpolitischen Auseinandersetzung werden ließen.
Am frühen Morgen des 5. Juni 1967 stiegen die Flugzeuge der israelischen Luftwaffe in den Himmel. Bereits wenige Tage später hatte Israel seine arabischen Kriegsgegner besiegt und kontrollierte nun ein Territorium, das um ein Vielfaches größer war als das eigentliche Staatsgebiet. Mit dieser spektakulären militärischen Operation begann der dritte militärische Nahostkonflikt, der als »Sechstagekrieg« in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Bis heute sind die Auswirkungen dieses arabisch-israelischen Kriegs für Israel und die gesamte Region spürbar, nicht zuletzt deshalb, weil die wichtigsten damaligen Protagonisten wie PLO-Chef Jassir Arafat, Itzhak Rabin als Stabschef oder Ariel Sharon als Kommandeur einer Panzerdivision noch Jahrzehnte später das Gesicht des Nahen Ostens prägten.
Anhand zahlreicher bisher unbekannter Quellen schreibt Tom Segev die erste umfassende Geschichte dieses folgenschweren Kriegs, seiner politischen und gesellschaftlichen Hintergründe und Nachwirkungen. Mit großem Scharfsinn und erzählerischer Brillanz entlarvt Segev dabei den Mythos von der Unvermeidbarkeit des Blutvergießens im Sommer 1967.
Der Nahost-Konflikt ist ohne die Ereignisse des Jahres 1967 nicht zu verstehen.

Tom Segev ist Historiker und einer der bekanntesten Journalisten Israels, dessen Bücher alle weltweit große Beachtung finden. Seine Eltern flohen 1935 aus Deutschland nach Palästina. Tom Segev wurde 1945 in Jerusalem geboren und gehört seit über 50 Jahren zu den klügsten Beobachtern der deutsch-israelischen Geschichte. In Deutschland wurde er durch sein Buch »Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung« (1995) bekannt. Für »Es war einmal ein Palästina« (2005) wurde er mit dem National Jewish Book Award ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm bei Siedler seine viel gerühmte Geschichte des Sechstagekrieges »1967. Israels zweite Geburt« (2007), »Die ersten Israelis. Die Anfänge des jüdischen Staates« (2008), die Biografie »David Ben Gurion. Ein Staat um jeden Preis« (2018) sowie seine Lebenserinnerungen »Jerusalem Ecke Berlin« (2022). Segev lebt in Jerusalem.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641235178
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum03.04.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse7664 Kbytes
Artikel-Nr.14226387
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINLEITUNG
Helden
Yechiam

Am Abend des 5. Juni 1966 entzündete Josef Weitz zwei Gedenkkerzen für seinen Sohn Yechiam, dessen Tod sich an diesem Tag zum zwanzigsten Mal jährte. Der damals 76-jährige Weitz war der Oberförster des Jüdischen Nationalfonds (JNF), einer Organisation der zionistischen Bewegung, die sich um den Erwerb und die Kultivierung von öffentlichem Land kümmerte. Er lebte jetzt seit fast sechzig Jahren im Land Israel; in dieser Zeit hatte der JNF Millionen von Bäumen angepflanzt. Weitz war im Alter von achtzehn Jahren aus Russland eingereist. Zunächst als Landarbeiter in Palästina tätig, stieg er im Laufe der Jahre zum Leiter der »Abteilung für Land und Wälder« des JNF auf. Er war außerdem an der Planung neuer Gemeinden beteiligt und galt als Gründungsvater des israelischen Staates; als alter Mann schrieb er Kindergeschichten. Weitz saß vor den Gedenkkerzen und blätterte in den alten Briefen, die sein Sohn geschrieben hatte. Sein Yechiam, schrieb er in das Tagebuch, blicke mit einem traurigen Lächeln von einem Foto an der Wand auf ihn herab.

Yechiam war in einer hektischen Zeit aus Krieg und Hoffnung zu seinem Namen gekommen. Er wurde im Oktober 1918 in einer der ersten zionistischen landwirtschaftlichen Siedlungen geboren, in Yavnel in Untergaliläa. Die britische Armee unter General Edmund Allenby hatte die Besetzung des unter türkischer Herrschaft stehenden Palästina fast abgeschlossen; am Abend von Yechiams Geburt erreichten Allenbys berittene Soldaten das Gebiet um Yavnel. Acht Tage später, als Yechiam beschnitten wurde und seinen Namen erhielt, hörte Josef Weitz zum ersten Mal von der Erklärung des britischen Außenministers Lord Arthur James Balfour, in der er sich positiv zu dem Bestreben der zionistischen Bewegung äußerte, eine »nationale Heimstätte«, einen jüdischen Staat in Palästina, zu errichten. Die Balfour-Erklärung war gut zehn Monate vorher abgegeben worden, doch Untergaliläa wurde damals noch von den Türken regiert und hatte keinen Kontakt zu den britisch besetzten Gebieten.

Weitz und seine Nachbarn waren über diese Nachricht ganz aus dem Häuschen. Als sie zur briss (Beschneidungsfeier) zusammenkamen, bewegte die »Vision der bevorstehenden Erlösung« ihre Herzen. »Ihre strahlenden Augen und die freudigen Ausrufe brachten einen Segen zum Ausdruck - dass das jüdische Volk im eigenen Land leben soll«, schrieb Weitz. Als der mohel nach dem Namen des Neugeborenen fragte, rief ein Gast aus: »Yechiam! Yechiam!« - was so viel bedeutet wie: »Lang lebe die Nation«. Und so kam der Junge zu seinem Namen. Es war »ein Zeichen für den Bund, den die englische mit der hebräischen Nation eingegangen war, damit diese in ihrem eigenen Land wiederauferstehen würde«, so Weitz. Er hätte sich keinen patriotischeren Namen ausdenken können; vor seinem Sohn hatte niemand ihn getragen.

Yechiam wuchs in Jerusalem auf. Sein Vater gehörte zu den Gründern von Beit Hakerem, einer komfortablen, abgelegenen Wohngegend im Westteil der Stadt: Steinhäuser mit roten Ziegeldächern, umgeben von dem Grün der Pinien und Zypressen. In den Gärten blühten Narzissen und Alpenveilchen, und Josef Weitz hatte einen Kirschbaum. Die Bewohner des Viertels erzogen ihre Kinder zu loyalen Zionisten und Führungspersönlichkeiten mit Pioniergeist; gebildet im Sinne der europäischen Kultur, sollten sie so auf das Leben in der sehnsüchtig erwarteten »nationalen Heimstätte« vorbereitet werden.

Wie die meisten Kinder der Jerusalemer Gründungselite besuchte Yechiam das Hebräische Gymnasium. Er war ein guter Schüler, der sich einmal beklagte, dass seine Lehrer die Schüler nicht ausreichend für den Dienst am Vaterland anleiteten. Er wuchs zu einem stattlichen, charismatischen jungen Mann heran und schloss sich der sozialistischen Jugendbewegung ha-Schomer ha-Za´ir an, wo er für die Arbeit im Kibbuz ausgebildet wurde, was damals bei vielen Jugendlichen üblich war. Als 1936 der arabische Aufstand gegen die Briten und die Zionisten ausbrach, »trat Yechiam in die Armee ein«, wie sein Vater schrieb. Gemeint war damit die Haganah, die größte Selbstschutzorganisation der jüdischen Gemeinschaft in Palästina. »Er gewinnt anscheinend an Ernsthaftigkeit«, schrieb sein Vater, »hat er sich selbst gefunden?« Offenbar nicht, denn Yechiam verließ bald darauf das Militär, um in London Chemie und Botanik zu studieren. »Ich bin ganz verliebt in London«, schrieb er seinen Eltern. Aber als der Zweite Weltkrieg ausbrach, kam er nach Hause und meldete sich wieder freiwillig, dieses Mal bei der Palmach, dem »stehenden Heer« der Haganah.

Nach dem Krieg wurde Yechiam für antibritische Operationen ausgebildet. Die Einwanderungspolitik der Briten, die darauf zielte, das Wohlwollen der Araber zu finden, hielt Opfer der NS-Verfolgung davon ab, sich in Palästina niederzulassen. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni 1946 holten Palmach-Einheiten zum Schlag gegen die britische Herrschaft aus: Sie überfielen elf Brücken und zerstörten zehn davon. Yechiam wurde in dieser »Nacht der Brücken« getötet. Er fiel im Norden in der Nähe von Achziv. Nur wenige Stunden, nachdem sein Vater in der Zeitung von der Militäroperation gelesen hatte, wurde er nach Haifa ins Krankenhaus gerufen. Er bat darum, den Leichnam seines Sohnes sehen zu dürfen. »Ich zog den Rand des Tuches zurück und sah seine Locken und seine Stirn. Das dichte Haar war wild und lebendig, und seine Stirn war glatt und gedankenvoll. Hier lag Yechiam, für immer zum Schweigen gebracht.«1

Yechiam wurde so beigesetzt, wie er gelebt hatte: als der Sohn eines Vaters, der in einer sehr kleinen Gesellschaft eine bekannte Gestalt war. Jeder kannte jeden, und viele waren miteinander verwandt. »Das jüdische Jerusalem geleitete gestern zu Tausenden Yechiam, den Sohn von Josef Weitz, zu seiner letzten Ruhestätte«, berichtete die Tageszeitung Davar. Die Landesflagge wurde über den Leichnam drapiert. Dreizehn weitere Männer waren in jener Nacht gefallen, aber ihre Körper waren in tausend Stücke gesprengt worden. Yechiams Begräbnis stand daher auch für ihres. Die Allgemeinheit wurde zur Teilnahme aufgefordert. In Haifa, dem Ausgangspunkt des Leichenzuges, wurde die Produktion gestoppt, der Verkehr stand still, Schulen wurden geschlossen, und in Jerusalem kam der Zug nur noch mühsam durch die Menschenmenge voran. Yechiam wurde auf dem Ölberg beigesetzt.

Weitz hielt seinen Schmerz im Tagebuch fest: »Der geliebte Sohn ist gegangen! Man kann es nicht akzeptieren - ist er wirklich von uns gegangen? Denn er lebt in jedem Winkel des Hauses weiter; er ragt neben jedem Baum und jeder Blume auf, er spiegelt sich in jedem Buch, in jeder Zeile, auch in diesem Moment ... Ich höre seine Stimme, höre sein letztes Schalom, eilig hervorgestoßen, als er aus dem Haus ging. Und er drängt in jeden Gedanken und unterbricht ihn. Es fällt mir schwer zu schreiben, ich muss ihn beklagen und Rema auch.« Rema Samsonov war Yechiams Frau. Sie stammte aus einer Familie, die seit Generationen in Chadera lebte, und wurde später eine berühmte Sopranistin. »Zwei junge Menschen, groß und aufrecht, schön, zärtlich. Ich hatte mir Großes für sie erhofft.«

Weitz gab sich selbst die Schuld. »Warum habe ich ihn nicht begleitet? ... Wenn ich ihn begleitet hätte, wäre ihm vielleicht nichts zugestoßen?« Er war von einem »brennenden Verlangen« erfüllt, genau zu wissen, wie Yechiam gefallen war, wie und wo man ihn getroffen hatte, wie er die letzten Momente verbracht, was er zuletzt gesagt hatte. Freunde teilten ihm die letzten Worte seines Sohnes mit, und ja, hier fand sich heldenhafte Opferbereitschaft für die Heimat: »Ich bin verloren ... Führt die Operation fort«, oder »Ich bin erledigt - ihr macht weiter«, und auch: »Kümmert euch um Rema.« Der Vater schien verletzt: »Kein Wort des Abschieds für seine trauernden Eltern?« Aber vielleicht hatte Yechiam dazu nicht mehr die Kraft gehabt.

Weitz schilderte, wie er mit seinem Schmerz umging: »Meine Seele ist entzweigerissen, in die gemeinschaftliche und die individuelle.« Er fand Trost in der massenhaften Anteilnahme an seiner Trauer; der öffentliche Aspekt schien ihn, zumindest anfangs, von seinem eigentlichen, privaten Schmerz abzuschirmen. Außerdem hielt er es für seine Aufgabe, die öffentliche Rolle eines hinterbliebenen Vaters zu erfüllen. »Die ganze Nation marschierte in Haifa und in Jerusalem mit uns«, notierte er in seinem Tagebuch, »und Menschen aus allen Kreisen strömten in Scharen zu Beileidsbesuchen in mein Haus. Sie sagen, er sei das Opfer für die Nation.«

Yechiams Tod bekam tatsächlich eine nationale und historische Dimension. »Wir plädieren nicht für einen Opferkult«, hieß es in einer Tageszeitung, »aber jedes Opfer wie Yechiam Weitz ist uns sieben Mal so viel wert. Nicht nur wegen der Art, wie er gelebt hat, sondern wegen der Art, wie er ums Leben kam.« Auch der ranghöchste Zionist im damaligen Palästina kondolierte: Mosche Schertok, der später als Mosche Scharett Israels erster Außenminister und zweiter Ministerpräsident werden sollte. Yechiam, so Schertok an Weitz, sei dem rechten Weg gefolgt und habe eine »heilige Pflicht« erfüllt. Weitz griff diese Worte auf: »Ich habe das auch gesagt: Wir müssen Stärke zeigen angesichts der bösen gojim, sowohl der arabischen wie der britischen. Und Yechiam hat diesen Weg eingeschlagen. Er hat daran geglaubt. Er war ihm ganz ergeben. Er wird von allen bewundert.« Dass ausgerechnet Yechiam, der im Zeichen der Balfour-Deklaration geboren worden war und zu einer Zeit aufwuchs, als die »nationale Heimstätte« unter dem Schutz des Empire mit so großen Hoffnungen aufgebaut wurde,...
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