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Never Been Better

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am16.07.2024
Ein Roman über Liebe aller Art: zwischen Liebenden, zwischen Freunden, zwischen Schwestern, aber vor allem über die Liebe zu sich selbst. Als Dee von der Hochzeit ihrer beiden besten Freunde erfährt, wird aus der Einladung erst mal eine Zielscheibe für Dartpfeile. Monatelang war sie mit den beiden in einer psychiatrischen Klinik, die Diagnose «bipolaren Störung» hat sie wie ein Kleeblatt zusammengeschweißt. Aber jetzt hat Dee das Gefühl, abgehängt zu werden. Matt und Misa scheinen sich wieder im echten Leben zurechtzufinden, ja, sogar ihr Glück in die eigene Hand zu nehmen: Sie wollen eine Bilderbuch-Hochzeit in der Karibik feiern. Allerdings weiß niemand aus Misas Familie von ihrer Krankheit, und das soll auch so bleiben. Dee selbst hat noch ein ganz anderes Problem: Sie ist in Matt verliebt. Und das nicht erst seit dem Tag, an dem sie seinetwegen aus der Klinik geworfen wurde ... Ein Roman über Freundschaft, psychische Gesundheit und Selbstliebe - einfühlsam, humorvoll und sehr authentisch.

Leanne Toshiko Simpson, Jahrgang 1992, hat kanadisch-japanische Wurzeln. Sie lebt mit einer bipolaren Störung und wurde 2016 zur 'Emerging Writer' von Scarborough ernannt und für den Journey Prize 2019 nominiert. Sie ist Mitbegründerin eines Programms für reflektierendes Schreiben an Kanadas größter psychiatrischer Klinik und lehrt an der Universität von Toronto. 'Never Been Better' ist ihr Debütroman. Leanne Toshiko Simpson lebt mit ihrer Familie in Toronto.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEin Roman über Liebe aller Art: zwischen Liebenden, zwischen Freunden, zwischen Schwestern, aber vor allem über die Liebe zu sich selbst. Als Dee von der Hochzeit ihrer beiden besten Freunde erfährt, wird aus der Einladung erst mal eine Zielscheibe für Dartpfeile. Monatelang war sie mit den beiden in einer psychiatrischen Klinik, die Diagnose «bipolaren Störung» hat sie wie ein Kleeblatt zusammengeschweißt. Aber jetzt hat Dee das Gefühl, abgehängt zu werden. Matt und Misa scheinen sich wieder im echten Leben zurechtzufinden, ja, sogar ihr Glück in die eigene Hand zu nehmen: Sie wollen eine Bilderbuch-Hochzeit in der Karibik feiern. Allerdings weiß niemand aus Misas Familie von ihrer Krankheit, und das soll auch so bleiben. Dee selbst hat noch ein ganz anderes Problem: Sie ist in Matt verliebt. Und das nicht erst seit dem Tag, an dem sie seinetwegen aus der Klinik geworfen wurde ... Ein Roman über Freundschaft, psychische Gesundheit und Selbstliebe - einfühlsam, humorvoll und sehr authentisch.

Leanne Toshiko Simpson, Jahrgang 1992, hat kanadisch-japanische Wurzeln. Sie lebt mit einer bipolaren Störung und wurde 2016 zur 'Emerging Writer' von Scarborough ernannt und für den Journey Prize 2019 nominiert. Sie ist Mitbegründerin eines Programms für reflektierendes Schreiben an Kanadas größter psychiatrischer Klinik und lehrt an der Universität von Toronto. 'Never Been Better' ist ihr Debütroman. Leanne Toshiko Simpson lebt mit ihrer Familie in Toronto.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644019973
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum16.07.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse6853 Kbytes
Artikel-Nr.14237945
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1


«Crazy In Love» - BEYONCÉ FT. JAY-Z (3:56)


Als meine Einladung zur Hochzeit von Matt und Misa mit der Post kam, pinnte Tilley sie an die Dartscheibe in unserer Küche.

« Ich sage mit Vergnügen zu oder Ich sage mit Bedauern ab », las sie vor und schnaubte. «Warum gibt es nie ein Kästchen für Ich trinke mit relativer Teilnahmslosigkeit gratis die Bar leer ? Erst recht, da du nicht mal eine Begleitung mitbringen darfst.»

Sie zog ein paar Pfeile aus der Dartscheibe und ging fünf Schritte rückwärts, bis sie gegen den Küchentisch stieß. Mit leicht zusammengekniffenen Augen schleuderte sie einen Pfeil in Richtung Wand, dann drehte sie sich zu mir um und bemerkte meinen Gesichtsausdruck. «Alles okay bei dir?»

Ich begutachtete den Schaden. Meine Schwester hatte die Palmkrone durchbohrt, aber das perfekt in Szene gesetzte Foto von Matt und Misa auf der Einladung war unversehrt geblieben. Matt, stämmig in seinem tintenblauen Anzug, hatte die Arme um Misa gelegt, die in einem puderrosa Satinkleid strahlte. Sie warf ihm über die Schulter einen warmherzigen Blick zu, der mich an Frühstück im Bett denken ließ, an zusammen getrunkene Flaschen Wein zum Abendessen, gemeinsame Bankkonten - alles Dinge, die ich mir für mich selbst kaum vorstellen konnte.

«Er sieht so aus, als würde er sie komplett aufsaugen wollen», murmelte Tilley, die plötzlich neben mir stand. «Wie ein ehelicher Schwamm.»

«Es ist okay», sagte ich ein wenig zu laut. «Mir geht´s ganz gut. Ich wusste, dass das kommen wird. Seit Monaten wappne ich mich für diesen Moment. Weißt du was, entschuldige mich mal kurz, ich muss da noch was im Bad erledigen.»

Ich spürte, wie die schlechten Gedanken hochkamen und ich in Panik geriet, weswegen ich mich tief vor Tilley verbeugte, bevor ich im Eiltempo aus der Küche durch den Flur ins Bad marschierte, das wir uns teilten. Ganz ruhig bleiben. Ganz ruhig bleiben. Ich knallte die Tür in dem Moment zu, als Tilley den größten Seufzer ausstieß, den die Menschheit je gehört hatte. Ich ignorierte ihre trampelnden Schritte, die in meine Richtung steuerten, und auch die Wasserfälle, die sich in meinen Augäpfeln bildeten, und kramte im Medizinschrank nach einer sehr alten Flasche Listerine. Mit zitternden Händen schüttete ich eine ordentliche Portion in den Deckel, kippte mir die Ladung Antiseptikum in den Mund und verzog das Gesicht.

Tilley klopfte an die Tür. «Dee, kann ich reinkommen?»

«Nrghh», sagte ich und spülte mir mit finsterer Entschlossenheit den Mund. Die Mundspülung brannte, und meine Augen begannen zu tränen, aber es tat gut, das unangenehme Gefühl unter Kontrolle zu behalten. Ich spuckte alles ins Waschbecken, streckte die Zunge raus und goss mir einen weiteren Deckel voll ein.

«Okay, also ich habe aus reiner Höflichkeit gefragt, ob ich reinkommen darf, aber du weißt ja, dass ich nach dem letzten Vorfall das Türschloss rausnehmen musste», fuhr Tilley fort. «Also, ich komme jetzt rein, und du musst mir versprechen, dass du nichts ... du weißt schon, Selbstmordartiges anstellst.»

Trotzig spülte ich meinen Mund noch gründlicher aus. «Nrghhh, nrghhh!»

Tilley stieß die Tür auf, die damit gegen meinen Arm knallte, den ich ausgestreckt hatte, um sie zuzuhalten. Mit einem Mund voller Chemie und einem geprellten Ellbogen gleichzeitig kam ich nicht klar, daher drehte ich mich um und spuckte wieder ins Waschbecken aus. Tilley starrte auf die offene Listerine-Flasche, dann wieder auf mich und verschränkte die Arme.

«Was?», fragte ich. «Darf ein Mädchen keinen Wert auf gute Dentalhygiene legen?»

«Sag mir, dass das nicht irgendeine seltsame Selbstbestrafungsaktion ist.»

«Ich weiß nicht», sagte ich und hielt meinen Kopf unter den Hahn, um einen Schluck Wasser zu trinken, bevor ich das weiter erläuterte. «Ich sehe es eigentlich eher als Konfrontationstherapie. Vielleicht kann ich mit der Hochzeit besser umgehen, wenn ich richtig gut darin werde, mich unwohl zu fühlen.»

«Dee, du hast diese Leute in der Psychiatrie kennengelernt», sagte sie in den Spiegel und begutachtete die Poren auf ihrer Nase. «Ich glaube, ihr drei habt das mit dem Unwohlfühlen zusammen im Griff.»

Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber es kam nichts heraus. Seit meiner Entlassung waren viele Monate vergangen, und ich wusste immer noch nicht, wie ich Tilley sagen sollte, dass ich mich nie geborgener gefühlt hatte als in der Klinik zusammen mit Matt und Misa.

Im Spiegel sah sie, wie ich die Schultern hängen ließ, drehte sich um und schlang die Arme um mich. «Hey. Ich sage ja nicht, dass das etwas Schlechtes ist», murmelte sie an meiner Schulter. «Ihr hättet beim Cocktailschlürfen die besten Smalltalk-Themen.»

«Wozu wäre das schon gut?», sagte ich und wand mich sanft aus ihrer Umarmung. «Bestimmt sind alle vollauf damit beschäftigt, darüber herzuziehen, wie schnell die beiden sich verlobt haben.»

«Ich vermute, es gibt keinen festgeschriebenen Ablaufplan von einer Zwangseinweisung bis zum Bund fürs Leben, vor allem nicht innerhalb eines Jahres.»

«Die meisten Gäste kennen nur die halbe Geschichte», sagte ich. «Misa hat nicht mal ihrer Familie erzählt, wo sie sich wirklich kennengelernt haben.»

Tilley zog eine Augenbraue hoch. «Du willst da also einfach als physische Manifestation ihres größten Geheimnisses auftauchen?»

Hilflos wedelte ich mit der Hand in Richtung der Flasche Mundspülung. «Als könnte ich auch nur den Flug ohne Nervenzusammenbruch überstehen. Ich will für sie da sein. Und halbwegs normal sein, weißt du? Aber ich kann nicht sagen, ob ich dazu fähig bin.»

«Falls es dir dafür nicht gut genug geht, hätten sie mehr Verständnis als irgendjemand anders.» Ihre Stimme wurde ein wenig weicher.

«Das ist es nicht», sagte ich und schenkte mir zur Sicherheit noch einen letzten Deckel voll Listerine ein. «Ich würde mir nur lieber die Augenbrauen abrasieren, als dabei zuzusehen, wie Matt Costigan eine andere heiratet.»

Als sich die letzte Ladung widerlichen Minzgeschmacks auf die Unterseite meiner Zunge ergoss, kam ich nicht umhin, im Spiegel Tilleys gequälten Gesichtsausdruck zu sehen - als müsste sie ebenfalls mit Zahnfleischentzündung und garantiertem Liebeskummer gleichzeitig kämpfen.

* * *

Hier sind fünf gute Gründe, warum ich - und nicht Misa - an Matts Seite sein sollte:

1. Ich war zuerst da.

Ich will ja nicht angeben oder so, aber ich war die Erste, die in die Psychiatrie eingeliefert wurde. In meiner ersten Nacht dann wurde Matt in die Klinik gerollt, mit verbundenen Unterarmen und einem schiefen Lächeln, das die Notaufnahme erleuchtete. Er sah auf robuste Art und Weise gut aus, hatte eine Statur wie ein Teddybär und trug zwei Krankenhauskittel, die an der Taille zusammengebunden waren, damit er es bequemer hatte.

«Ich setze ein modisches Statement», sagte er, als er mich aus der Cafeteria herüberstarren sah. Er war das erste leuchtende Etwas, das ich seit Langem gesehen hatte, und ich wollte ihn mir schnappen wie eine Elster und mit in mein deprimierendes weißes Krankenhauszimmer nehmen.

2. Wir können über alles lachen ...

«Weswegen bist du hier?», fragte ich, als würde ich für eine Rolle in «Prison Break» vorsprechen.

«Ich habe gestern beschlossen, meine letzte Live-Show zu spielen», antwortete er unbekümmert. «Das einzige Problem ist, dass meine Band die Worte letzte Live-Show interpretiert hat als Er hängt das Gitarrespielen an den Nagel und nicht als Er schlitzt sich nach der Zugabe die Pulsadern auf . Kleiner Kommunikationsfehler meinerseits, schätze ich.»

Ich nickte eifrig. «Die Semantik immer, nicht wahr?»

3. ... dringen aber dennoch zum Kern eines Gesprächs vor.

Ich erzählte Matt, dass ich mich im Wintermantel und allem Drum und Dran in den Pool geworfen hatte, in dem ich kleinen Kindern beigebracht hatte, Blubberblasen zu machen, nur um zu sehen, ob ich untergehen würde. «Ich habe es getan, weil ich dachte, ich wäre unsterblich», erläuterte ich.

«Also, in dieser Hinsicht wäre ich eher skeptisch», sagte er, und um seine Augen bildeten sich Fältchen. «Aber du musst schon ganz schön hartgesotten sein, wenn du zum ersten Mal hier gelandet bist und es trotzdem schaffst, dem Ganzen einen positiven Dreh zu geben. Das ist eine ganz eigene Kategorie von Stehvermögen, wenn du mich fragst.»

4. Wir waren immer ein tolles Team.

«Lucie nimmt am besten Blut ab, aber Marc kann unglaublich gut Robert De Niro nachmachen», berichtete Matt, als wir es uns auf dem Sofa im Aufenthaltsraum gemütlich machten. «Es kommt also nur darauf an, was du für deine Steuergelder haben möchtest.»

«Du kennst dich hier ja wirklich aus», sagte ich.

Er grinste schief. «Ich schätze, ich gehe als Stammkundschaft durch. Die letzten Jahre waren nicht die einfachsten.» Er kratzte an einem seiner Verbände. «Weißt du, als ich das erste Mal hier gelandet bin, dachte ich, dieser Ort würde mein Leben verändern. Dass er ein symbolischer Wendepunkt werden würde. Aber jetzt habe ich schon so viele Bauchlandungen hingelegt, dass ich das Gefühl habe, ich muss vielleicht doch etwas Grundlegendes ändern.»

«Dann ist jetzt womöglich deine Chance.» Ich nickte, und sein Blick versenkte sich in meinen.

«Warum nicht?», sagte er. «Wir haben nichts zu verlieren.»

5. Bei ihm...
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Autor

Leanne Toshiko Simpson, Jahrgang 1992, hat kanadisch-japanische Wurzeln. Sie lebt mit einer bipolaren Störung und wurde 2016 zur "Emerging Writer" von Scarborough ernannt und für den Journey Prize 2019 nominiert. Sie ist Mitbegründerin eines Programms für reflektierendes Schreiben an Kanadas größter psychiatrischer Klinik und lehrt an der Universität von Toronto. "Never Been Better" ist ihr Debütroman. Leanne Toshiko Simpson lebt mit ihrer Familie in Toronto.Silke Jellinghaus, geboren 1975, ist Übersetzerin, Autorin und Lektorin und lebt in Hamburg. Unter anderem hat sie Jojo Moyes und Graham Norton übersetzt.
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Simpson, Leanne Toshiko