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Windbachs Geheimnis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
206 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am28.03.20241. Auflage
Schon ein paar Jahre hat die 34jährige Delphine Kunstmann an ihrer Dissertation über den Maler Emanuel Windbach geschrieben. Inzwischen aber muss sie sich eingestehen, dass sie die bahnbrechenden Ergebnisse, die sowohl sie sich erhofft hatte wie auch ihr Doktorvater, nicht erreichen kann. Statt einer erfolgreichen Promotion liegen Zukunftsängste vor ihr. Darüber hinaus hat Delphine nicht mal einen Partner, der ihr Mut machen könnte. In dieser trüben Situation erhält Delphine die Nachricht, dass sie geerbt hat. Das Haus ihrer Nachbarin Sidonie von Strawitz, mit der sie sich am Gartenzaun hin und wieder unterhalten hat. Ein Buch über die heilende Kraft eines Gartens, eines Zuhauses und über die Liebe zur Kunst.

Dorothee Haentjes-Holländer, geb. 1963 in Köln, arbeitet nach dem Magisterexamen in Komparatistik, Italianistik und Neuerer Germanistik und einer Zeit als angestellter Verlagslektorin seit 1993 als freiberufliche Autorin und Übersetzerin. Nach zahlreichen Arbeiten im Bereich Kinder- und Jugendbuch wendet sie sich inzwischen an ein erwachsenes Publikum.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextSchon ein paar Jahre hat die 34jährige Delphine Kunstmann an ihrer Dissertation über den Maler Emanuel Windbach geschrieben. Inzwischen aber muss sie sich eingestehen, dass sie die bahnbrechenden Ergebnisse, die sowohl sie sich erhofft hatte wie auch ihr Doktorvater, nicht erreichen kann. Statt einer erfolgreichen Promotion liegen Zukunftsängste vor ihr. Darüber hinaus hat Delphine nicht mal einen Partner, der ihr Mut machen könnte. In dieser trüben Situation erhält Delphine die Nachricht, dass sie geerbt hat. Das Haus ihrer Nachbarin Sidonie von Strawitz, mit der sie sich am Gartenzaun hin und wieder unterhalten hat. Ein Buch über die heilende Kraft eines Gartens, eines Zuhauses und über die Liebe zur Kunst.

Dorothee Haentjes-Holländer, geb. 1963 in Köln, arbeitet nach dem Magisterexamen in Komparatistik, Italianistik und Neuerer Germanistik und einer Zeit als angestellter Verlagslektorin seit 1993 als freiberufliche Autorin und Übersetzerin. Nach zahlreichen Arbeiten im Bereich Kinder- und Jugendbuch wendet sie sich inzwischen an ein erwachsenes Publikum.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759724984
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum28.03.2024
Auflage1. Auflage
Seiten206 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.14242936
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Auch die Tatsache, dass Max jetzt so oft bei ihr war, lenkte Delphine von ihrer Arbeit ab. Max war Handwerker mit Leib und Seele. Und je mehr Zeit er in Delphines Haus verbrachte, umso öfter entdeckte er Dinge, die zu reparieren waren. Ob knarrende Türen, klemmende Fenster, lose Steckdosen oder Rollladengurte, die nach jahrzehntelangem Dienst brüchig geworden waren und nun nach und nach ihren Geist aufgaben - Max arbeitete sich systematisch durch das ganze Haus. Die undichten Armaturen im Bad waren das Erste, was er austauschte. Kurz darauf folgte der Wasserhahn am Spülbecken. Auf diese Weise war für Nero zwar Schluss mit der Selbstversorgung, aber Max´ Argument, dass durch einen tropfenden Wasserhahn ein sauber aufbereitetes Lebensmittel unnütz verschwendet im Kanal verschwand, überzeugte Delphine am Ende doch. Nero bekam einfach einen neuen, größeren Wassernapf. Zwischen all dem hatte Delphine Toto von Strawitz fast schon vergessen. Kurz bevor er aber völlig aus ihrem Blickfeld verschwand, klingelte eines Morgens Delphines Handy. Es war Martin. Max und sie saßen noch beim Frühstück.

Hallo, Martin , meldete sich Delphine. Wie geht´s dir? Was machst du so?

Oh, durchaus angenehme Dinge , antwortete Martin. Sofern ich nicht meinen liebsten Freunden unangenehme Nachrichten überbringen muss: Toto von Strawitz ist wieder zu Kräften gekommen und macht erneut Ärger.

Oh, nein! , seufzte Delphine.

Leider doch , erwiderte Martin. Es sind zwar nicht die Spatzen, die es von den Dächern pfeifen, aber die alten AOPs. Er hat fest vor, Sidsi posthum wegen Vergiftung ihres Ehemannes anzuzeigen.

Pff! , machte Delphine. Der ist doch seit Ewigkeiten tot.

Seit zehn Jahren, um genau zu sein. Aber es gibt Gifte, die auch nach so langer Zeit noch nachweisbar sind.

Mit einem Mal spürte Delphine, wie sie erstarrte. Die seltsame kleine Kladde im Regal fiel ihr ein.

Bist du noch da? , erkundigte sich Martin.

Delphine schluckte. Ja, bin ich. Sie schluckte noch mal. Sie wollte auf keinen Fall, dass Martin ihre plötzliche Verunsicherung mitbekam. Aber das ... das kann ich mir einfach nicht vorstellen ...

Martin lachte leise. Nein, klar, ich mir auch nicht. Sidsi als Giftmischerin! Das ist wirklich eine absurde Vorstellung!

Delphine setzte alles daran, weiter sachlich zu klingen. Und was heißt das jetzt für mich ... für uns alle?

Es heißt, dass deine Freundin Ellen - Delphine hatte Martin von ihrem Gespräch mit Ellen berichtet - nichts erreicht hat und Toto uns weiter nerven wird , antwortete Martin. Hätte mich auch gewundert, wenn er plötzlich auf Frauen hörte , setzte er hinterher. Weißt du was? Ich werde mich mal umhören, wer Okkos Arzt war. Der wird Totos unsinnigen Verdacht sicher locker entkräften können. Ich bin sicher, man muss da nicht allzu weit suchen. Es gibt einige Ärzte unter den AOPs. Ruf du inzwischen mal Ellen an!

Was ist los? Du bist so blass geworden. Schlechte Nachrichten? , fragte Max, nachdem das Gespräch beendet war. Er hatte Nero auf dem Schoß und trank noch eine Tasse Kaffee.

Delphine bemühte sich um Fassung. Zumindest keine guten , antwortete sie. Und im selben Moment wusste sie, dass sie an diesem Tag nicht in die Uni gehen würde.

Als Erstes schrieb Delphine eine Mail an Ellen. Dann stellte sie systematisch Sidsis gesamte Bibliothek auf den Kopf. Buch um Buch schlug sie auf. Sie fand ungezählte Lesezeichen und Anmerkungen. Und auch wenn sie Sidsis geheimnisvolle Kladde tief ins Regal geschoben hatte, stieß sie in den übrigen Büchern auf Tausende Hinweise, wie man einen Menschen durch giftige Kräuter und Pflanzen umbringen konnte, mit und ohne magische Rituale: die Kehrseite der guten Wirkungen der Kräuter, ihrer Heilkräfte und ihrer schönheitsfördernden Wirkung.

Allmählich begannen ihre Hände zu zittern. In den Monaten, seit sie hier wohnte, hatte Delphine geglaubt, Sidsi immer besser kennen gelernt zu haben. Und bis zu diesem Moment hätte sie niemals auch nur im Entferntesteten gedacht, dass Sidsi eine Mörderin gewesen sein könnte. Delphine riss die Schreibtischschublade auf - bisher hatte sie sich diesen Einbruch in Sidsis Privatsphäre untersagt - und wühlte sie durch. Im hintersten Winkel fand sie ein kleines, verknicktes Heft. Die Seiten waren mit Daten versehen, über einen Zeitraum von zehn Tagen im Sommer 1954. Zwischen den Seiten lagen gepresste Blumen, offenbar für jeden Tag eine. Ansonsten kein Wort, kein Kommentar. Noch einmal blätterte Delphine die Seiten vorsichtig durch. Jetzt rutschte weiter hinten ein Stück Papier heraus, eine kleine Karte. Delphine bückte sich und hob sie auf. Es war ein Schwarzweißfoto. Drei junge Leute waren darauf zu sehen, zwei Männer in kurzärmeligen Hemden und dazwischen eine Frau in einem Sommerkleid. Knapp zwanzig mochte die Frau sein. Der eine der beiden Männer schien ein wenig älter als sie zu sein, der andere etwa gleich alt. Delphine sah genauer hin. Die Frau war Sidsi. Und der Ältere der beiden Männer, der Sidsi verliebt ansah, war Okko. Delphine kannte ihn von den Fotos, die im ganzen Haus verteilt waren. Jetzt erst drehte Delphine das Foto einmal herum. Tatsächlich stand auf der Rückseite: Mit Toto und Okko in Berchtesgaden, Sommer 1954. Sofort betrachtete Delphine wieder die Vorderseite. Die Brüder Okko und Toto hatten keinerlei Ähnlichkeit miteinander. Sie wäre im Traum nicht darauf gekommen, dass der unbekannte jüngere Mann, der auf dem Foto so stur geradeaus sah, Okkos Bruder Toto war. Jetzt hatte dieser Toto, der ihr das Leben schwer machte, zum ersten Mal ein Gesicht.

Mit einem Mal durchzuckte Delphine die Erinnerung, wie sie im Garten aus dürren Schwertlilienblättern und einer Nelkenwurzknolle ein Püppchen gebastelt und darauf eingedroschen hatte. Mit dem Erfolg, dass Toto mit einem Schlaganfall im Krankenhaus gelandet war. Nie mehr wieder würde sie sich zu einem solchen Ritual hinreißen lassen, das hatte sie sich geschworen! Ob es nun funktioniert hatte oder alles einfach nur Zufall war. Aber Toto irgendwie loszuwerden, ohne ihm an Leib und Leben zu schaden, wäre schon eine Erleichterung. Einen Augenblick lang überlegte Delphine noch, dann fasste sie das Foto an der oberen Kante und riss es so entzwei, so dass Okko und Sidsi auf der einen Seite nebeneinander blieben, während Totos Konterfei abgetrennt wurde. Mit spitzen Fingern warf Delphine den Fotoschnipsel in den Papierkorb, während sie das restliche Bild mit Sidsi und Okko in das alte Heft zurücklegte und es wieder in der Schreibtischschublade verstaute.

Sobald sie die Schublade schloss, gab ihr Laptop das kleine Klingelzeichen von sich, das den Eingang einer Mail verkündete. Es war Ellen. Liebe Delphine , schrieb sie. Es ist wirklich unglaublich, was mein Vater sich da leistet. Machen wir es so: Ich setze mich mit Martin Auerbach in Verbindung. Soviel ich weiß, bist du mit ihm befreundet, nicht wahr? Ich denke, gemeinsam werden wir eine Lösung finden. Lass den Mut nicht sinken! Deine Ellen.

Delphine musste schlucken. Tibor hatte Recht. Ellen war wirklich fair. Und es stimmte: Niemand unter den Kommilitonen am Institut hatte ihr je eine Chance gegeben. Aus einem ganz einfachen Grund: aus Eifersucht. Weil sie so verdammt gut aussah. Und weil ihr einfach alles gelang, was sie anfasste.

Kaum zwei Tage später hatte Delphine eine Mail von Martin bekommen. Mit der Ankündigung, dass ein Gipfeltreffen stattfinden solle. Bei Delphine. Am nächsten Wochenende. Teilnehmer: Toto von Strawitz und Ellen Brockstedt, Martin Auerbach und der alte, einhunderteinjährige Arzt von Sidsi und Okko in Begleitung seines Neffen, der sich hin und wieder um den alten Herrn kümmerte. Delphine war sehr aufgeregt. Selbst die Aussicht, dass neben Martin auch Max dabei sein und ihr sozusagen moralisch beistehen würde, konnte ihre Nervosität nicht mildern. Der Termin war auf Samstagnachmittag um vier angesetzt. Delphine kaufte Kuchen und kochte Kaffee und Tee. Den Tisch deckte sie vorsichtshalber nicht mit Sidsis Service, sondern mit ihrem eigenen alten Geschirr. Um Toto nicht unnötig herauszufordern.

Um kurz vor vier klingelte es. Auf dem Display der Klingelanlage, die Max inzwischen installiert hatte, erkannte Delphine Martin und, durch die Linse der Kamera nur verzerrt, zwei weitere Herren. Sie lief zur Tür, öffnete und prallte zurück. Hinter Martin stand ein alter Mann, am Arm von - Professor Erasmus!

Guten Tag, meine Liebe , rief Martin überschwänglich. Wir wollten gern als Erste aufkreuzen. Darf ich vorstellen: Dr. Erasmus, der langjährige Hausarzt von Sidsi und Okko, und Professor Erasmus, sein Neffe. Ich denke, ihr kennt euch.

Delphine bekam einen Moment lang kein Wort heraus. Aber Martin schob sie sanft beiseite, so dass die drei Herren ins Haus kommen konnten.

Die Welt ist klein, liebe Frau...
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