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Krieg in Norwegen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Europa Verlagerschienen am28.03.2024
Als die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 an die Macht kommen, leistet Herbert Frahm sofort Widerstand. Um sich vor der Verfolgung durch die Nazis zu schützen, benennt er sich um in Willy Brandt. 1933 verlässt er Deutschland und geht ins Exil nach Norwegen, um von dort aus den sozialdemokratischen Widerstand gegen Hitler zu organisieren. Er lernt im Handumdrehen Norwegisch und geht auf Vortragsreise durch das Land, um vor dem Nazi-Regime zu warnen. wegen, um vor dem Nazi-Regime zu warnen.

Willy Brandt (1913-1992) floh 1933 vor den Nazis nach Norwegen und leistete vom Exil aus Widerstand gegen den Faschismus. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück. 1957-1966 war er Regierender Bürgermeister von Berlin, 1964-1987 Parteivorsitzender der SPD, 1966-1969 Bundesaußenminister, schließlich 1969-1974 Bundeskanzler. Für seine Ostpolitik wurde er 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Von 1976 an war er Präsident der Sozialistischen Internationale, seit 1977 Leiter der von ihm gegründeten Unabhängigen Kommission für Entwicklungsfragen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
BuchGebunden
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextAls die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 an die Macht kommen, leistet Herbert Frahm sofort Widerstand. Um sich vor der Verfolgung durch die Nazis zu schützen, benennt er sich um in Willy Brandt. 1933 verlässt er Deutschland und geht ins Exil nach Norwegen, um von dort aus den sozialdemokratischen Widerstand gegen Hitler zu organisieren. Er lernt im Handumdrehen Norwegisch und geht auf Vortragsreise durch das Land, um vor dem Nazi-Regime zu warnen. wegen, um vor dem Nazi-Regime zu warnen.

Willy Brandt (1913-1992) floh 1933 vor den Nazis nach Norwegen und leistete vom Exil aus Widerstand gegen den Faschismus. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück. 1957-1966 war er Regierender Bürgermeister von Berlin, 1964-1987 Parteivorsitzender der SPD, 1966-1969 Bundesaußenminister, schließlich 1969-1974 Bundeskanzler. Für seine Ostpolitik wurde er 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Von 1976 an war er Präsident der Sozialistischen Internationale, seit 1977 Leiter der von ihm gegründeten Unabhängigen Kommission für Entwicklungsfragen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958906266
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum28.03.2024
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1502 Kbytes
Artikel-Nr.14244642
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Der deutsche Plan, alle strategisch wichtigen Punkte in Norwegen am 9. April zu besetzen, gehört zu den kühnsten Kapiteln der neueren Kriegsgeschichte. Durch eine kombinierte Operation der Marine, der Landungstruppen und der Luftwaffe wurden außer Oslo die Küstenstädte Moß, Horten, Arendal, Kristiansand, Egersund, Stavanger, Bergen, Trondheim und Narvik am 9. April früh am Morgen oder im Laufe des Tages besetzt. Die Flugplätze in Südnorwegen, die meisten Mobilmachungsplätze und militärischen Depots fielen ebenfalls gleich in die Hände der deutschen Wehrmacht. Dadurch war nicht der ganze, aber auf jeden Fall der halbe Sieg gewonnen.

Man steht vor dem Problem: wie konnte dieser verwegene Plan gelingen? Vor allem deshalb, weil die deutsche Aktion gründlich und sorgfältig vorbereitet war. Bei der propagandistischen Behauptung, die deutsche Okkupation Norwegens sei eine Antwort auf die am 8. April erfolgte alliierte Minenauslegung in norwegischen Hoheitsgewässern gewesen, braucht man nicht zu verweilen. In der deutschen Darstellung der Ereignisse wird sonst vor allem hervorgehoben, dass die deutsche Wehrmacht zur Aktion schritt, um einer englischen Besetzung zuvorzukommen. Die Dokumente, welche zum Beweise eines solchen englischen Planes vorgelegt worden sind, stammen jedoch aus der Zeit des finnisch-russischen Krieges. Damals war tatsächlich die Rede davon, ein alliiertes Expeditionskorps über Narvik zu entsenden. Bis jetzt liegt hingegen kein Beweis vor, dass England eine Okkupation von norwegischem Territorium beabsichtigte. Wie einmal die Antwort auf diesen Fragenkomplex lautet, wenn alle Geheimakten zugänglich sind, - das wissen wir jetzt noch nicht.

Indes ist offenbar, dass die deutsche Aktion mehrere Monate im voraus vorbereitet worden ist. Der Ausdruck Blitzangriff will nicht sagen, dass die Zeit für die Vorbereitung der Operationen knapp bemessen wird. Im Gegenteil, gerade diese Form der Offensive verlangt Entwürfe und Vorbereitungen bis in die letzte Einzelheit, besonders wenn der Blitzangriff - wie in Norwegen - von den Basen weit entfernte Landungsoperationen vorsieht. Es braucht nicht nur eine eingehende Kenntnis der militärischen Ziele, sondern auch peinlich genaue Pläne für das Zusammenwirken der Seestreitkräfte, der Transportflotte, der Luftwaffe und derjenigen Teile der Landstreitkräfte, welche sich an den Operationen beteiligen sollen. Dazu kommt die technische Vorbereitung, welche allem nach in den Ostseehäfen mehrere Monate im voraus betrieben worden ist. Endlich muss auch in Betracht gezogen werden, dass zur Erreichung der anbefohlenen militärischen Ziele eine gewisse Zeit erforderlich ist. Zwischen den deutschen Verschiffungshäfen und Oslo, Stavanger, Bergen, Trondheim, Narvik liegen Entfernungen von 650, resp. 720, 890, 1390, 2000 km. Die österreichischen Gebirgsjäger, die für Narvik bestimmt waren, wurden am 6. April in Bremerhaven an Bord der deutschen Zerstörer gebracht. Am 5. April verließen fünfzehn bis zwanzig Truppen- und Transportschiffe Stettin.

Die deutschen Schiffe hatten vom Befehlshaber der deutschen Marine, Großadmiral Raeder, einen versiegelten Tagesbefehl erhalten, welcher nach dem Auslaufen aus den deutschen Häfen erbrochen werden sollte. Darin stand u. a.: «Die Erfahrung lehrt, dass Glück und Erfolg auf der Seite desjenigen stehen, der höchste Verantwortungsfreudigkeit mit Kühnheit, Zähigkeit und Geschicklichkeit verbindet. Überraschung und schnelles Handeln sind die Voraussetzung für das Gelingen der Operation. Ich erwarte, dass die Führer aller Gruppen und alle Kommandanten von dem unbeirrbaren Willen beherrscht sind, den ihnen befohlenen Zielhafen trotz aller auftretenden Schwierigkeiten zu erreichen, dass sie beim Einlaufen in die Ausschiffungshäfen mit größter Entschlossenheit auftreten und sich nicht durch Anhalte- und Abwehrmaßnahmen örtlicher Befehlshaber oder durch Wachfahrzeuge und Küstenbefestigungen von der Erreichung ihres Zieles abschrecken lassen. Alle Versuche, den Vormarsch der Streitkräfte aufzuhalten oder zu verhindern, sind abzuwehren. Widerstand ist nach Maßgabe der in den Operationsbefehlen erteilten Weisungen mit rücksichtsloser Entschlossenheit zu brechen.»

Wie sorgfältig das deutsche Unternehmen vorbereitet worden war, ging auch aus einer Menge Anordnungen hervor, welche die Okkupationstruppen nach ihrem Eintreffen in Norwegen ins Werk setzten. Für eine genaue Vorbereitung spricht auch die Tatsache, dass in Oslo, Trondheim und Narvik Lastdampfer lagen, die sich glücklich der Zollkontrolle entzogen hatten und an deren Bord sich deutsches Kriegsmaterial und deutsches Militär befanden bereit, am Morgen des 9. April an der Okkupation teilzunehmen. Auch in Tromsö lag ein solches Schiff, welches jedoch durch norwegische Schießübungen scheu gemacht wurde und am 7. April in See stach. Das Schiff wurde am 9. April als Prise genommen.

In deutschen Marinekreisen ist eine Okkupation Dänemarks und Norwegens seit Jahren erörtert worden. Vizeadmiral Wolfgang Wegener befürwortete eine solche in einer Schrift, die er bereits 1926 unter ältere Seeoffiziere austeilen ließ. Die Darstellung erschien 1929 in Buchform unter dem Titel «Die Seestrategie des Weltkrieges». Lord Strabolgi hebt in «Narvik and alter» hervor, dass dieses Buch auch in England bekannt war. Korvettenkapitän Stig Hison Ericson hat die Grundgedanken im Buche Wegeners in Svensk Tidskrift, Heft 7, 1940, wiedergegeben. Der deutsche Admiral kritisiert die defensive Strategie, welche die deutsche Flotte im letzten Weltkrieg einschlug. Die deutsche Flotte hätte sich zum Ziel setzen müssen, die Blockade zu brechen und den Handelskrieg gegen die Alliierten zu verschärfen. Um diese Aufgabe meistern zu können, wäre es notwendig, das von den deutschen Basen aus erreichbare Gebiet zu erweitern. Das geschlossene Tor zum Atlantischen Ozean müsste geöffnet und die Besetzung der atlantischen Häfen Norwegens vollzogen werden. Was die Nordsee vor hundert Jahren für Deutschland bedeutete, schrieb Admiral Wegener, das bedeutet jetzt für unser Land der Atlantische Ozean. Um leben zu können, muss Deutschland die Weltmeere ausnützen, und um die maritimen Verbindungen schützen zu können, sind strategische Positionen am Atlantik erforderlich.

Des weitern vertrat Wegener die Auffassung, es sei im letzten Weltkrieg ein großer Fehler gewesen, auf die Neutralität Dänemarks und Norwegens Rücksicht zu nehmen Bei einem Kriege der Großmächte müssen neutrale Kleinstaaten damit einverstanden sein, dass ihr Territorium benützt wird, wenn dies zu einem beschleunigten Siege und zur Verkürzung des Krieges führen kann. Deutschland hätte sich die geographischen Voraussetzungen schaffen sollen, um England die Blockadewaffe zu entwinden und sie darauf gegen die britischen Inseln zu richten. Ein Vorschieben der Basen über Dänemark nach Norwegen hätte eine Verschärfung des U-Bootkrieges ermöglicht. Die deutsche Flotte hätte größere Bewegungsfreiheit erlangt. Weiter wären die Verbindungen der Westmächte mit Russland via Skandinavien unterbrochen worden. Endlich hätte eine energische Kriegsführung zur See hemmend auf Amerika eingewirkt.

Dies wurde also vor vierzehn Jahren niedergeschrieben und elf Jahre vor der Okkupation Norwegens veröffentlicht. Gleichwohl ist es nicht schwierig, zwischen der Situation, welche Admiral Wegener behandelte, und derjenigen, welche Deutschland vor der Aktion im April 1940 vorfand, Ähnlichkeiten aufzudecken. Die Blockade gegen Deutschland sollte gebrochen, U-Bootbasen - und Flugbasen! - gegen Großbritannien vorgeschoben, die Verbindung zwischen England und dem Norden zum Aufhören gebracht werden.

Dies von den Hintergründen zur deutschen Aktion. Um die Geschehnisse in Norwegen richtig beurteilen und bewerten zu können, muss man die Situation vor Augen haben, wie sie am 8. und 9. April vorlag. Man versteht dann, welche Rolle das Überrumpelungsmoment bei der Durchführung der deutschen Besetzung Norwegens gespielt hat.

Am Vormittage des 8. April wurde in einem Telegramm aus Kopenhagen berichtet, dass deutsche Seestreitkräfte von über hundert Kriegs- und Transportschiffen den Belt mit Richtung Norden passiert hätten. Zur Mittagszeit desselben Tages wurde der Hamburger Dampfer Rio de Janeiro durch ein britisches U-Boot außerhalb Lillesand versenkt. Das Schiff war mit Soldaten beladen und hatte auch Pferde an Bord. Eine Anzahl Soldaten retteten sich an Land. Diese zwei Nachrichten waren deutliche Anzeichen, dass Norwegen binnen kurzem in den Krieg der Großmächte hineingerissen werden könnte. Es darf angenommen werden, dass das norwegische Auswärtige Amt bereits einige Tage vor dem 8. April vor der bevorstehenden deutschen Aktion gewarnt worden ist.

Am 8. April entstand außerdem ein neues Problem: es wurde mitgeteilt, dass die Westmächte in den norwegischen Hoheitsgewässern Minenfelder gelegt hatten. Früh am Morgen war Außenminister Koht vom britischen und vom französischen Gesandten in Oslo aufgesucht worden; sie überreichten ihm eine Note mit dem Bescheid, dass außerhalb der Küste drei Minenfelder gelegt worden waren. Die Maßnahme der Alliierten wurde mit der rücksichtslosen Kriegsführung Deutschlands motiviert, welche nicht zuletzt die neutrale Schifffahrt getroffen habe. Außerdem erklärten die Westmächte, dass sie während des Krieges den Missbrauch der norwegischen Hoheitsgewässer durch Deutschland nicht weiter dulden könnten. Diese Note war es, welche am 8. April die norwegischen Staatsgewalten am meisten beschäftigte; sie veranlasste gleich nachdrückliche norwegische Proteste.

Unterdessen waren die ersten deutschen Schiffe an ihren Bestimmungsort herangekommen....


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Autor

Willy Brandt (1913-1992) floh 1933 vor den Nazis nach Norwegen und leistete vom Exil aus Widerstand gegen den Faschismus. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück. 1957-1966 war er Regierender Bürgermeister von Berlin, 1964-1987 Parteivorsitzender der SPD, 1966-1969 Bundesaußenminister, schließlich 1969-1974 Bundeskanzler. Für seine Ostpolitik wurde er 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Von 1976 an war er Präsident der Sozialistischen Internationale, seit 1977 Leiter der von ihm gegründeten Unabhängigen Kommission für Entwicklungsfragen.