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Brot statt Spiele. Am Beispiel Trump

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
238 Seiten
Deutsch
Weissbooks Verlagsgesellschafterschienen am24.09.20181. Auflage
'Es geht hier nicht um Trump. Auch wenn es mir unumgänglich sein wird, ihn ständig beim Namen zu nennen. Es geht auch nicht darum, ob man ihn als Irren, Kranken oder bloß 'bösen Menschen' sehen soll, selbst wenn davon die Rede sein muss. Dieser um jeden Preis nach Aufmerksamkeit gierende Mensch ist vor allem ein Kind geblieben und für mich nicht mehr und nicht weniger als nur das aktuellste Beispiel in einer langen Reihe von Kindmännern, die bis zurück zu Nero oder Caligula reicht, dem 'Stiefelchen', wie ihn die römischen Soldaten nannten. Es geht hier vielmehr um die Frage, ob wir, die wir auf einem unvergleichlich größeren gesellschaft-lichen und technologischen Pulverfass sitzen als alle Generationen vor uns, uns noch heimlich rauchende Kinder in power leisten können, und warum wir sie immer wieder in Führerstände heben, in die Kinder nicht gehören. Und vor allem geht es hier darum, warum wir das Spektakel wählen, das sie uns zwangsläufig durch ihr chaotisches Verhalten im Glashaus der Politik garantieren, und nicht die bestmögliche Versorgung für uns alle.'

Adrian Naef, geboren 1948 in Wallisellen (Schweiz), lebt in Zürich. Nach dem Studium der Ökonomie und der Philosophie arbeitete er in der Jugend- und Erwachsenenbildung, als Religionslehrer, Journalist, Musiker und Schauspieler. Er ist Autor mehrerer Bücher, u.a. Gott ist krank, sein Sohn hört Punk und Nachtgängers Logik (beide Suhrkamp), sowie Ein schamloser Blick auf die Dame in Schwarz (Elster, 2011). Bei weissbooks.w erschienen Die Städter (2011), sowie die Gedichtbände? An der Scheibe mit dem Fisch (2011), Mohn (2013) und Raben (2014). Sein neuestes Werk Moonshiner ist 2017 erschienen.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext'Es geht hier nicht um Trump. Auch wenn es mir unumgänglich sein wird, ihn ständig beim Namen zu nennen. Es geht auch nicht darum, ob man ihn als Irren, Kranken oder bloß 'bösen Menschen' sehen soll, selbst wenn davon die Rede sein muss. Dieser um jeden Preis nach Aufmerksamkeit gierende Mensch ist vor allem ein Kind geblieben und für mich nicht mehr und nicht weniger als nur das aktuellste Beispiel in einer langen Reihe von Kindmännern, die bis zurück zu Nero oder Caligula reicht, dem 'Stiefelchen', wie ihn die römischen Soldaten nannten. Es geht hier vielmehr um die Frage, ob wir, die wir auf einem unvergleichlich größeren gesellschaft-lichen und technologischen Pulverfass sitzen als alle Generationen vor uns, uns noch heimlich rauchende Kinder in power leisten können, und warum wir sie immer wieder in Führerstände heben, in die Kinder nicht gehören. Und vor allem geht es hier darum, warum wir das Spektakel wählen, das sie uns zwangsläufig durch ihr chaotisches Verhalten im Glashaus der Politik garantieren, und nicht die bestmögliche Versorgung für uns alle.'

Adrian Naef, geboren 1948 in Wallisellen (Schweiz), lebt in Zürich. Nach dem Studium der Ökonomie und der Philosophie arbeitete er in der Jugend- und Erwachsenenbildung, als Religionslehrer, Journalist, Musiker und Schauspieler. Er ist Autor mehrerer Bücher, u.a. Gott ist krank, sein Sohn hört Punk und Nachtgängers Logik (beide Suhrkamp), sowie Ein schamloser Blick auf die Dame in Schwarz (Elster, 2011). Bei weissbooks.w erschienen Die Städter (2011), sowie die Gedichtbände? An der Scheibe mit dem Fisch (2011), Mohn (2013) und Raben (2014). Sein neuestes Werk Moonshiner ist 2017 erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863371463
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum24.09.2018
Auflage1. Auflage
Seiten238 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse886 Kbytes
Artikel-Nr.14281072
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe
Eine Art Vorwort

Es geht hier nicht um Trump. Auch wenn es mir unumgänglich sein wird, ihn ständig beim Namen zu nennen. Es geht auch nicht darum, ob man ihn als Irren, Kranken oder bloß »bösen Menschen« sehen soll, selbst wenn davon die Rede sein muss. Dieser um jeden Preis nach Aufmerksamkeit gierende Mensch ist vor allem ein Kind geblieben und für mich nicht mehr und nicht weniger als nur das aktuellste Beispiel in einer langen Reihe von Kindmännern, die bis zurück zu Nero oder Caligula reicht, dem »Stiefelchen«, wie ihn die römischen Soldaten nannten. Es geht hier vielmehr um die Frage, ob wir, die wir auf einem unvergleichlich größeren gesellschaftlichen und technologischen Pulverfass sitzen als alle Generationen vor uns, uns noch heimlich rauchende Kinder in power leisten können, und warum wir sie immer wieder in Führerstände heben, in die Kinder nicht gehören. Und vor allem geht es hier darum, warum wir das Spektakel wählen, das sie uns zwangsläufig durch ihr chaotisches Verhalten im Glashaus der Politik garantieren, und nicht die bestmögliche Versorgung für uns alle.

Warum wählen wir immer wieder das Spiel statt das »Brot«? Weil der Mensch nicht von Brot allein lebt, wie es die Bibel beschreibt?

Ungefragt leben zu müssen auf einem Planeten des »Fressens und Gefressen-Werdens« ist tatsächlich kein Schleck. Ohne Drogen und anderweitige Ablenkungen würden wir vor der wohl nur von uns Menschen erkannten Gewissheit unseres sicheren Endes verzweifeln. Nicht wenige ziehen sich auf die eine oder andere Weise vorzeitig aus dem Verkehr - der offenkundige, statistisch relevante Suizid ist nur eine von vielen, vielleicht sogar die unwichtigste. Darum kam nach dem Fressen schon immer nicht die Moral, sondern das Spiel, die Moral sollte es allerdings in die Schranken weisen. Doch tut sie das noch?

Uns steht heute ein Drogen- und Spielwarenladen zur Verfügung, der mit nichts in der Geschichte vergleichbar ist, selbst im Mittelalter musste man sich mit saurem Wein und bunten Kirchenfenstern zufriedengeben. Doch heutzutage, im sogenannten digitalen Zeitalter, werden uns Spiel und Spektakel geradezu körperlich aufgedrängt: gedopter Hochleistungssport rund um die Uhr, Infotainment rund um die Uhr, Tausende Werbekanäle und Radiosender bedrängen uns, Musik schamlos allüberall, sogar an den Orten, die wir mit »Stille« verbinden - es sind nicht mehr nur gelegentliche Tropfen, nein, wir hängen am Tropf, alle, immer. Und als sei das noch nicht genug, muss auch noch die Börse mit unserer aller Versorgung Roulette spielen. Die Folgen sind bekannt und schon vergessen, man zockt wieder, wilder als zuvor. Von den Kindern des Silicon Valley ganz zu schweigen, denen wir unsere Daten in die Hände legen wie Trump unser Schicksal.

Angesichts unserer Spektakel wären die römischen Bürger auf den Rängen des Kolosseums und des Circus Maximus vor Neid erblasst. Warum müssen unsere Politiker dann auch noch Clowns sein, Verwaltung von Bürgerwillen Zirkus? Es sollte doch genügen. Schreit der öffentliche Drogenspiegel nach immer noch mehr, weil wir uns gegenseitig einen Stress machen, den die Geschichte auch noch nicht gesehen hat? Aber musste wirklich auch noch ein Trump sein? Brauchen wir Erdogans, Orbans, Wilders, die für mich nicht weniger Kinder sind? Brauchen wir Blochers, hinter deren Landesvaterattitüde und Machtanspruch nichts weiter als spätpubertäre Egozentrik steckt? Die »Land« sagen, aber »Ich« meinen? Ja gar nie anders denken gelernt haben? Setzen wir diesen Kindern keine Grenzen, weil wir heute schon im Privaten darin versagen, unseren Kindern Grenzen zu setzen? Ist die vaterlose Gesellschaft am äußersten Ende angekommen?

Die Römer hatten neben zwei Brettspielen bloß ihre Arenen - da ist es zu verstehen, dass sie Blut sehen wollten, Raubtiere, die sich zerfetzen; die allzu schreckliche conditio humana - vorgeführt, aber gebändigt. Die Kelche sollten gezeigt, aber noch einmal vorübergehen - der Tatort am heiligen Sonntag ist nichts anderes. Doch ob auch unsere Kelche wohl noch einmal vorübergehen?

Im Jahr 2018 sollte uns die ein oder andere Ablenkung eigentlich genügen - warum genügt sie uns nicht? Warum nur lassen wir Kinder wie Trump nicht einfach in den Wrestling-Ring steigen oder die Berlusconis dieser Welt ihre Bunga-Bunga-Partys feiern? Warum schenken wir ihnen auch noch Regierungsämter? Ist unser Alltag so furchtbar langweilig, dass wir sogar auf der Ebene der höchsten Exekutive das »Spiel mit dem Feuer« wählen, das uns Trump in beispielloser Offenheit vorführt? Zu Zeiten Caligulas und Neros war es die Fackel, die eine Stadt in Schutt und Asche legen konnte, zu Zeiten des ewigen Bubenkaisers Wilhelm II. war es die »Dicke Bertha«, die eine ganze Kompanie junger Franzosen zerfetzen konnte, heute jedoch ist es die Atomtechnologie - womit das Leben dann zu Ende wäre. Zwei bereits nicht mehr besiedelbare Areale in der Ukraine und in Japan sollten als Warnung genügen, dass wir definitiv in einer anderen Liga angekommen sind. Zweiunddreißig Jahre nach Tschernobyl muss das Fleisch von Wildschweinen im Tessin noch immer auf zu hohe Dosen Radioaktivität untersucht werden, bevor es zum Konsum freigegeben wird. Und Tschernobyl ist eine Knallerbse verglichen mit den atomaren Potenzialen, die heute in der Welt sind. Bei allem Respekt für das schreckliche Leid der Bevölkerung Hiroshimas und Nagasakis - doch auch die Bomben, die auf diese beiden Städte fielen, waren Knallerbsen. Ein einziger Sprengkopf der Tausenden von Mehrkopfraketen, die heute rund um den Globus installiert sind, würde ein Mehrfaches anrichten.

Sind diese Zeichen, diese toten Brachen zu eindrücklich, dass wir sie so verdächtig schnell ausblenden? Rührt daher unsere Naivität und Schläfrigkeit beim Thema Abrüstung, von der heute kaum mehr die Rede ist? Gestern hat der Bundesrat beschlossen, den Vertrag zum Atomwaffenverbot nicht zu unterschreiben, weil sich die Schweiz damit in einem Konfliktfall den Schutz verspiele, den die Abschreckung durch die Atommächte gewährleiste. Was für ein Schutz bei einem atomaren Konfliktfall sollte das sein?

Oder ist es Panikmache, was ich hier schreibe? Meine private Paranoia? Koketterie mit der Apokalypse? Die Geschichte der Möglichkeit ultimativer Vernichtung seit dem Kalten Krieg lehrt leider unmissverständlich etwas anderes. Es ist allein einer glücklichen Serie von Zufällen zu verdanken, dass es belegbare zwanzig Mal nicht schon geschehen ist. Die Kubakrise im Oktober 1962 ist nur eine davon. Fehlte nur noch ein Zufallsgenerator als Chef der US-Streitkräfte, fehlte nur noch ein Trump!

Und hat tatsächlich keiner der Fans von rabiaten Populisten wie Trump schon davon gehört? Dass Kindmänner vor allem im Echoraum der populistischen Lager zu finden sind, ist leicht einzusehen, wollen sie doch die Welt so einfach haben wie «mein und nicht dein«, und wollen sie doch stets nur ihren eigenen Namen hören - wenn nicht mehr von Mama und Papa, dann eben von uns allen. Und da wir Wähler selbst Kinder geblieben sind, wollen wir uns fortwährend vergewissern, dass sie noch da sind, Mama und Papa, sie können nicht oft genug Laut geben. Insofern werden wir gut bedient. Ist Trump also ein Produkt unserer Verkindlichung während dieser anhaltend »fetten Jahrzehnte«, wo die Einkommensschere zwar aufgeht, aber selbst am unteren Ende noch Spielraum übrig lässt für Spekulationen? Ist Trumps bizarre Darstellung lediglich die Einladung zum »totalen Comic«? Mit Donald im Disneyland? Soll alles nicht so ernst gemeint sein, gerade weil es ernster nicht sein könnte?

Mit diesem protokollartigen Text - ausgehend vom Wahltag eines dieser Kindregenten ein Stück weit die Strecke hinab zu dessen politischem Ende - wollte ich mir zunächst einmal selbst klar darüber werden, warum es in der Nacht vom 8. auf den 9. November 2016 allen Ernstes heißen konnte: »Gewählt ist Donald Trump.« Das war der vielleicht folgenreichste Satz der Menschheitsgeschichte. Denn mit der Absetzung dieses Kindes wäre das Unheil noch lange nicht abgewendet, die finsteren und dubiosen Claqueure seines Hofes warten nur darauf, ihm nachzufolgen. Doch wenigstens hätten wir es dann mit dem berechenbaren »Bösen« zu tun, nicht mit einem unbeherrschten Kind.

Vor 1945 hätte ich wohl gedacht, Ideologen wie Hitler, Stalin und Konsorten, also bösartige Menschen mit einem Plan, seien schlimmer als ein konzeptloses Kind wie Trump, das sich immerhin von einer bislang nicht aushebelbaren starken Verfassung in die Schranken gewiesen sieht. Mein Gott, ja, man hat schon andere Präsidenten erlebt, und die Vereinigten Staaten gibt es immer noch. Richtig. Nur heute ist die Gefahrenlage, wie zweifelsfrei zu beweisen ist, eine fundamental andere. Auch wenn die alltäglichen Lebensumstände der Amerikaner nach anderthalb Jahren Trump vermutlich nicht so anders sind wie unter dem verständnisvollen Obama - zufällig und teilweise dank diesem vielleicht sogar besser -, kann ich Beschwichtigungen nicht gelten...
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Autor

Adrian Naef, geboren 1948 in Wallisellen (Schweiz), lebt in Zürich. Nach dem Studium der Ökonomie und der Philosophie arbeitete er in der Jugend- und Erwachsenenbildung, als Religionslehrer, Journalist, Musiker und Schauspieler. Er ist Autor mehrerer Bücher, u.a. Gott ist krank, sein Sohn hört Punk und Nachtgängers Logik (beide Suhrkamp), sowie Ein schamloser Blick auf die Dame in Schwarz (Elster, 2011).
Bei weissbooks.w erschienen Die Städter (2011), sowie die Gedichtbände¿ An der Scheibe mit dem Fisch (2011), Mohn (2013) und Raben (2014). Sein neuestes Werk Moonshiner ist 2017 erschienen.