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Hier könnte es Drachen geben...!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
292 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am04.04.20242. Auflage
Eine jugendliche Heldin, ein Schwarzwald-Sommer voller magischer Abenteuer, die erste Liebe und ein tragisches Familiengeheimnis: In "Hier könnte es Drachen geben" überwindet Linda die Drachen, die die Geheimnisse ihrer Familie hüten - buchstäblich und im übertragenen Sinn. Ein tiefgründiger Coming-of-Age-Roman voller Romantik und Magie.

Katrin S. Knopp studierte Kunstgeschichte in Tübingen, Leipzig und Oslo. Während der Elternzeit absolvierte sie außerdem ein Studium zur Psychologischen Beraterin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern (3 und 5 Jahre alt) wieder in ihrer Geburtsstadt Stuttgart, wo sie als Professorin für Kunst- und Designwissenschaften an der Hochschule für Kommunikation und Gestaltung (HfK+G) lehrt. An der Akademie für Kommunikation unterrichtet sie in der Sekundarstufe II Kunstgeschichte, Ethik und Psychologie und ist dort als Psychologische Beraterin tätig. Durch ihre fachliche Expertise kennt sie psychologische und kulturelle Hintergründe und rekonstruiert in ihrem Schreiben Lebenswelt, Fühlen und Denken ihrer Charaktere. Wichtig ist ihr dabei die Erschaffung einer dichten und realistischen Atmosphäre, die den Leser*innen die Geschichte greifbar und fühlbar macht.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEine jugendliche Heldin, ein Schwarzwald-Sommer voller magischer Abenteuer, die erste Liebe und ein tragisches Familiengeheimnis: In "Hier könnte es Drachen geben" überwindet Linda die Drachen, die die Geheimnisse ihrer Familie hüten - buchstäblich und im übertragenen Sinn. Ein tiefgründiger Coming-of-Age-Roman voller Romantik und Magie.

Katrin S. Knopp studierte Kunstgeschichte in Tübingen, Leipzig und Oslo. Während der Elternzeit absolvierte sie außerdem ein Studium zur Psychologischen Beraterin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern (3 und 5 Jahre alt) wieder in ihrer Geburtsstadt Stuttgart, wo sie als Professorin für Kunst- und Designwissenschaften an der Hochschule für Kommunikation und Gestaltung (HfK+G) lehrt. An der Akademie für Kommunikation unterrichtet sie in der Sekundarstufe II Kunstgeschichte, Ethik und Psychologie und ist dort als Psychologische Beraterin tätig. Durch ihre fachliche Expertise kennt sie psychologische und kulturelle Hintergründe und rekonstruiert in ihrem Schreiben Lebenswelt, Fühlen und Denken ihrer Charaktere. Wichtig ist ihr dabei die Erschaffung einer dichten und realistischen Atmosphäre, die den Leser*innen die Geschichte greifbar und fühlbar macht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758348693
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum04.04.2024
Auflage2. Auflage
Seiten292 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.14283751
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Bibliothek meines Onkels

Mit klopfendem Herzen stieg ich die Treppen hinunter und bog in den dunklen Flur, der zu Onkel Hagens Bibliothek führte. Nach der großen, lichten Eingangshalle, die durch die bunten Glasfenster oberhalb der Eingangstür erhellt wurde, mussten sich meine Augen erst an das Halbdunkel des Ganges gewöhnen.

Die finsteren Figuren auf den Gemälden der Ahnengalerie verschmolzen mit dem Hintergrund der Brokattapete. In den Augenwinkeln meinte ich, schemenhafte Bewegungen zu sehen. Und tatsächlich war mir, als nehme ich den Duft nach alten Büchern und den versengten Geruch nach Onkel Hagens Pfeife wahr. Doch all das musste Einbildung sein, denn die Tür am Ende des Flures war fest verschlossen. Und dahinter saß Onkel Hagen und wartete auf mich.

Ein bisschen hatte ich den Moment noch hinausgezögert, weil mir die Begegnung unangenehm war. Doch nun wollte ich sie endlich hinter mich bringen.

Wir hatten uns zuvor nur kurz begrüßt. Er hatte mir bedeutet, ich könne erst mal auspacken und mich in Ruhe einrichten, bevor ich zu ihm herunterkommen würde. Sechs Jahre waren seit Tante Brunis Tod vergangen, und seitdem war ich nicht mehr hier gewesen, hatten wir uns nicht mehr gesehen.

Sollte ich ihn darauf ansprechen, ihm sagen, dass mir leidtat, was damals passiert war? Nach sechs Jahren wäre das wohl komisch rübergekommen. Aber gleichzeitig konnte ich doch auch nicht so tun, als wäre nichts geschehen.

Meine Schritte wurden langsamer. Ich blieb stehen. Was genau vor sechs Jahren passiert war, wusste ich nicht. Auch nicht, was zu der Tragödie geführt hatte. Nie hatte ich näher nachgefragt. Und von sich aus hatte meine Mutter nicht darüber gesprochen. Normalerweise versuchte ich, nicht an jenen Abend zu denken, der mein Leben verändert hatte, das ich seitdem in ein Davor und ein Danach unterteilte.

Mit einem Mal begann mein Herz zu rasen und mir wurde schwindelig. Zitternd musste ich mich an der Wand abstützen. Die Erinnerung war so intensiv, dass ich meinte, tatsächlich in jene Zeit zurückversetzt zu werden.

Mir war, als befände ich mich wieder in der damaligen Situation, knapp eine Woche nach meinem letzten Ferienaufenthalt im Schwarzwald. Ich fühlte und dachte wieder wie damals: Nur noch fünf Arbeitstage, dann würde Mama zu Hause bleiben können. Während ihr Mutterschutz begann, endeten für mich die Sommerferien und ich würde, das war nun nach langen Diskussionen entschieden, aufs Mörike gehen.

Die Tage wurden bereits merklich kürzer, die Sonne hatte an Kraft verloren und das Licht wurde diffuser. Es war, als hätte sich ein Schleier über die Welt gelegt. Auch die Luft war früh am Tag schon merklich kühler und die ersten Zugvögel sammelten sich. Der Wind wehte vereinzelte Blätter auf die Straßen. Noch wirkten sie verloren, doch es waren schon Vorboten des nahen Herbstes. Sie zeigten eine Veränderung an, die ich bereits spüren konnte. Dass sich auch mein ganzes Leben verändern würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

An besagtem Abend hatte ich es mir mit einem Buch auf dem Sofa bequem gemacht. Die Fensterscheiben strahlten Kälte ab, und so hatte ich mich in die Kuscheldecke gewickelt. Da ich mit Papa gekocht hatte, war Mama für das Abräumen und den Abwasch zuständig. Sie trug die letzten Reste des Abendessens ab. Die Schwangerschaft zehrte an ihren Kräften, ihre Bewegungen waren langsam und schwerfällig. Papa saß noch gemütlich am Esstisch und fischte die letzten angebratenen Maultaschenstreifen aus der Pfanne, als Papas Handy klingelte.

Mama hielt inne. Schrill hallte das Klingeln nach.

Wer das wohl sein kann? Soll ich hingehen? fragte sie verwundert, als es das zweite Mal läutete. Sie wollte gerade die Salatschüssel wieder abstellen, aber Papa legte ihr die Hand auf den Arm.

Lass nur, ich geh schon , sagte er und stand auf.

Wir blickten ihn beide neugierig an, als er abnahm und sich meldete. Viel sagte er nicht, das weiß ich noch. Er wurde auf einmal ganz steif und ganz weiß im Gesicht. Nicht einmal den Papierstapel, der vom Telefontischchen rutschte, als er zusammenzuckte, hob er auf. Dass man sich an solche Kleinigkeiten erinnert ... Herbstblättern gleich segelten die Notizzettel hinunter und blieben auf dem Boden liegen. Ein paarmal nickte er, auch wenn das der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung nicht sehen konnte.

Ja ... Ja, ich verstehe , sagte er und dann: Ich komme. Sofort.

Ohne eine Verabschiedung legte er auf. Er stand einige Sekunden wortlos da und stierte ins Leere. Sein Kinn bebte, die Hände zuckten. Zitternd ballte er sie zu Fäusten, und ich konnte sehen, wie sich heftige Emotionen in ihm bewegten, dass er mit aller Kraft versuchte, sie zurückzudrängen.

Wer war das? fragte Mama.

Ich muss los! antwortete Papa mit tonloser Stimme. Und während er hastig seine Sachen zusammensuchte, begann er zu sprechen: Die Uniklinik in Freiburg habe angerufen. Papa erzählte, dass sie dort auf Verbrennungschirurgie spezialisiert seien und dass er mit einer Schwester gesprochen habe.

Verbrennungschirurgie. Ich hörte das Wort an jenem Abend zum ersten Mal, und seitdem hat es sich in mein Gedächtnis gebrannt.

Er erklärte, was sie dort in der Klinik taten, dass sie spezielle Betten und Hauttransplantationsverfahren hätten. Es war, als würde er über etwas sprechen, das keinen Bezug zu uns hatte, und ich fragte mich schon, warum er das alles erwähnte. Plötzlich hielt er inne.

Mit dem Rucksack in der Hand blieb er stehen und seine Stimme brach. Hastig schob er sich die Haare aus der Stirn, richtete sich auf und als er weitersprach, blickte er aus dem Fenster. Was er sagte, war so schrecklich, dass er es nicht ertrug, uns dabei in die Augen zu sehen.

Auf dem Nachbarhof von Onkel Hagens Anwesen ist ein Feuer ausgebrochen. Es war Brandstiftung. Der Hof ist komplett zerstört. Papa holte tief Luft.

Ist jemand verletzt? unterbrach Mama ihn.

Es gab mehrere Tote und ein paar Verletzte. antwortete Papa mit tonloser Stimme.

Frieder? , zuckte es mir durch den Kopf. Meine Hände krampften sich in die Decke, und das Buch, das ich bis eben gelesen hatte, polterte lautstark auf den Boden. Die unendliche Geschichte. Noch heute sehe ich den Einband vor mir: ein Oval aus zwei ineinander verbissenen Schlangen, durch das sich der Blick in eine fantastische Welt eröffnete.

Das Schweigen zwischen uns schien greifbar. Endlich sprach Papa weiter: Tante Bruni war dort, als das Feuer ausbrach. Sie ist im Krankenhaus. Die Schwestern wissen nicht, ob sie die Nacht überlebt. Seine Stimme verhallte. Keiner sagte etwas.

Ungläubig schauten wir zu, wie er sich anzog: Lederstiefel, Motorradjacke und Schal. Den Helm in der Hand, den Rucksack auf der Schulter, stand er nun vor uns.

Du willst mit dem Motorrad fahren? fragte Mama, dabei war das doch offensichtlich.

Ich weiß nicht, wie lange ich bleibe, so habt ihr morgen zum Einkauf das Auto. Außerdem geht es am schnellsten , erwiderte Papa, dann zwinkerte er mir zu. So bin ich auch am schnellsten wieder bei euch. Fast hätte man meinen können, er sei wieder ganz der Alte. Aber sein sonst so strahlendes Lächeln war getrübt.

Mama wirkte ernst. Sie hatte eine Hand auf ihren Bauch gelegt, mit der anderen umklammerte sie den Lappen, mit dem sie den Tisch hatte abwischen wollen, so als könnte sie daran Halt finden.

Aber es wird schon dunkel und es hat geregnet , stammelte sie. Ich hörte, was sie nicht sagte: Die Straßen sind nass, das Laub glitschig. Es ist gefährlich.

Mir passiert schon nichts. Mit zwei Schritten war er bei mir. Pass auf die beiden auf, meine Große , sagte er mit einem Kopfnicken in Richtung Mama, die noch immer die Hand auf dem Bauch liegen hatte. Er wuschelte mir noch liebevoll über den Kopf. Ich spürte, wie seine Lippen meine Stirn berührten. Sie waren feucht und kalt. Dann ging er zu Mama, nahm sie in den Arm und küsste sie. Als letztes bückte er sich und streichelte ihren Bauch.

Tschüss, Mattis , hauchte er. Ein Lächeln und Winken. Dann war er weg.

Die Tür fiel in Schloss. Dröhnend in der Stille, die uns umgab, die jeden Zwischenraum ausfüllte und die den Abstand zwischen uns vergrößerte.

Wenige Stunden später wurde ich durch ein Klingeln an der Haustür aus dem Schlaf gerissen.

Wer ist da? , hörte ich Mamas verwunderte Stimme an der Sprechanlage. Ein Lichtschein fiel ins Kinderzimmer, dessen Tür einen Spaltbreit offen stand. Leise erhob ich mich und tapste in Richtung Flur. An der Schwelle blieb ich stehen und spickte um die Ecke. Ich fühlte die Kälte des Fußbodens unter meinen nackten Füßen, durch die geöffnete Tür zog es. Mir fröstelte, und ich drückte Ulla, meinen abgegriffenen, dicken grünen Plüschfrosch mit Krönchen auf dem Kopf, fester...
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