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Starling House

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.09.2024
Auf die junge Opal übt Starling House eine seltsame Faszination aus. Das verwunschene Anwesen am Rande der Kleinstadt Eden, Kentucky, gehörte im 19. Jahrhundert der Autorin des Romans »The Underland«. Als Kind hatte sich Opal in die Geschichte dieses Buchs geflüchtet, nun ist es das verfallende Gebäude selbst, das ihr wie eine Zuflucht erscheint. In Wahrheit lebt sie mit ihrem Bruder Jasper in einem Motel und hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Bis ihr Arthur Starling, der unnahbare Erbe von Starling House, eine Stelle anbietet. Opal nimmt das Angebot an, obwohl alle anderen Einwohner von Eden das Herrenhaus meiden. Albträume und Ungeheuer sollen das Gelände heimsuchen und ihren Ursprung in einer Vergangenheit haben, die wie ein Fluch auf der Stadt liegt ...
»Alix E. Harrow ist ein ganz außergewöhnliches Erzähltalent, und ?Starling House? ist die pure Lesefreude.« Olivie Blake

Alix E. Harrow, geboren in Kentucky, ist die New York Times-Bestsellerautorin von Romanen wie »Die zehntausend Türen« und zahlreichen Kurzgeschichten. Sie wurde mit dem Hugo Award und dem British Fantasy Award ausgezeichnet und für zahlreiche weitere Preise nominiert. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Charlottesville, Virginia.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextAuf die junge Opal übt Starling House eine seltsame Faszination aus. Das verwunschene Anwesen am Rande der Kleinstadt Eden, Kentucky, gehörte im 19. Jahrhundert der Autorin des Romans »The Underland«. Als Kind hatte sich Opal in die Geschichte dieses Buchs geflüchtet, nun ist es das verfallende Gebäude selbst, das ihr wie eine Zuflucht erscheint. In Wahrheit lebt sie mit ihrem Bruder Jasper in einem Motel und hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Bis ihr Arthur Starling, der unnahbare Erbe von Starling House, eine Stelle anbietet. Opal nimmt das Angebot an, obwohl alle anderen Einwohner von Eden das Herrenhaus meiden. Albträume und Ungeheuer sollen das Gelände heimsuchen und ihren Ursprung in einer Vergangenheit haben, die wie ein Fluch auf der Stadt liegt ...
»Alix E. Harrow ist ein ganz außergewöhnliches Erzähltalent, und ?Starling House? ist die pure Lesefreude.« Olivie Blake

Alix E. Harrow, geboren in Kentucky, ist die New York Times-Bestsellerautorin von Romanen wie »Die zehntausend Türen« und zahlreichen Kurzgeschichten. Sie wurde mit dem Hugo Award und dem British Fantasy Award ausgezeichnet und für zahlreiche weitere Preise nominiert. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Charlottesville, Virginia.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641320737
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum01.09.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse2350 Kbytes
Artikel-Nr.14290559
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS

Ich träume manchmal von einem Haus, das ich noch nie gesehen habe.

Genauer gesagt: Kaum eine Menschenseele hat es je gesehen. Logan Caldwell behauptet zwar, er habe dort in den vergangenen Sommerferien einen Klingelstreich gemacht, aber er ist ein noch größeres Lügenmaul als ich. Es ist nämlich so, dass man das Haus von der Straße aus überhaupt nicht richtig sehen kann. Man erhascht nur einen Blick auf die Zähne des schmiedeeisernen Tors und die rote Auffahrt, die sich zum Haus hinaufzüngelt, und höchstens noch auf die von Geißblatt und Stechwinden fast vollständig überwucherten Kalksteinmauern. Selbst die historische Gedenktafel vor dem Haus ist halb verdeckt von Efeu und nicht gepflegt. Die Buchstaben sind mit Moos bewachsen und im Laufe der Jahre so unleserlich geworden, dass man nur noch die Überschrift entziffern kann:

STARLING
HOUSE

Doch im Winter, wenn es früher dunkel wird, kann man manchmal ein einzelnes beleuchtetes Fenster durch die Äste der Platanen schimmern sehen. Es ist ein seltsames, satt bernsteinfarbenes Licht, das im Wind zittert, ganz anders als das klare Licht einer Straßenlaterne oder das kränkliche Blau einer Leuchtstoffröhre.1 Ich schätze, aus diesem Fenster dringt das einzige Licht, das ich je gesehen habe, das nicht vom Kohlekraftwerk am Flussufer gespeist wird.

In meinem Traum leuchtet das Licht für mich.

Ich gehe durch das Tor die Auffahrt hinauf auf das Licht zu und schreite über die Türschwelle. Eigentlich sollte ich jetzt Angst haben - es gibt Geschichten über Starling House, die man sich spätabends raunend erzählt, begleitet vom Brummen der Verandalampe -, aber in dem Traum zögere ich nicht.

In dem Traum fühle ich mich zu Hause.

Offenbar ist das selbst für mein Unterbewusstsein zu sehr an den Haaren herbeigezogen, denn an diesem Punkt wache ich normalerweise immer auf und finde mich im Halbdunkel des Motelzimmers mit einem beißenden, hohlen Schmerz im Bauch wieder, von dem ich glaube, dass es Heimweh sein muss, obwohl ich es nicht wirklich wissen kann.

Dann starre ich an die Decke, bis die Parkplatzbeleuchtung im Morgengrauen erlischt.

Ich dachte immer, diese Träume hätten etwas zu bedeuten. Sie begannen unvermittelt, als ich zwölf oder dreizehn war und gerade alle Figuren aus den Büchern, die ich las, anfingen, magische Kräfte zu entwickeln oder verschlüsselte Botschaften zu empfangen oder so was Ähnliches. Natürlich war ich total fasziniert von ihnen.

Ich stellte jedem in der Stadt Fragen über Starling House, erntete jedoch nur kurze, schräge Blicke und missbilligende Äußerungen. Die Bewohner dieser Stadt haben mich nie besonders gemocht - ihre Blicke gleiten über mich hinweg, als wäre ich eine Bettlerin an der Straßenecke oder ein überfahrenes Tier, ein Problem, das sie angehen müssten, wenn sie sich genauer damit befassen würden -, aber die Starlings mochten sie noch weniger.

Sie sind als Exzentriker und Misanthropen verschrien, als Familie zweifelhafter Herkunft, die sich seit Generationen weigert, an den traditionellen Veranstaltungen der bürgerlichen Gesellschaft von Eden teilzunehmen (Kirche, Schule, Kuchenverkauf für die Freiwillige Feuerwehr). Stattdessen verkriechen sie sich lieber in diesem imposanten Haus, das außer dem Coroner noch nie jemand mit eigenen Augen von innen gesehen hat. Sie haben Geld - was in der Regel alles entschuldigt, mit Ausnahme von Mord -, aber ihr Geld geht weder auf Kohle noch auf Tabak zurück, und niemandem scheint es je zu gelingen, in das Vermögen einzuheiraten. Der Stammbaum der Starlings besteht aus einem wahnwitzigen Gewucher aus aufgepfropften Ästen und neuen Trieben, voller Auswärtiger und Fremder, die am Eingangstor auftauchten und den Namen Starling für sich beanspruchten, ohne auch nur einen Fuß in den Ort Eden selbst gesetzt zu haben.

Die meisten hier hätten es am liebsten, dass die ganze Sippe samt ihrem Haus in ein Senkloch stürzt und auf dessen Grund verrottet, ohne dass man sich jemals wieder an sie erinnert oder sie gar betrauert, und dass die Stadt damit - vielleicht - von ihrem jahrhundertelangen Fluch erlöst wird.

(Ich glaube zwar nicht an Flüche, aber wenn es so etwas wie eine verfluchte Stadt gäbe, würde sie Eden, Kentucky, sehr ähneln. Früher war die Stadt landesweit Nummer eins der Kohlereviere, heute jedoch ist hier nur noch ein im Tagebau ausgebeuteter Abschnitt des Flussufers mit einem Kraftwerk, einem Flugaschebecken und zwei Filialen von Dollar General. Eden ist einer dieser Orte, an dem nur die bleiben, die es sich nicht leisten können wegzuziehen - Orte, in denen das Wasser nach Rost schmeckt und der Nebel selbst im Sommer kalt vom Fluss aufsteigt und bis weit nach Mittag in den Niederungen herumwabert.)

Da mir niemand die Geschichte von Starling House erzählen wollte, habe ich meine eigene erfunden. In einer Stadt wie Eden hat man nicht viele Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, und ich hatte nicht viele Freunde in meinem Alter. Wenn du Klamotten aus der Kleiderkammer der First Christian Church trägst und deinen Schulbedarf im Laden klaust, wirst du nie eine große Fangemeinde haben, egal, wie aalglatt du lächelst. Die anderen Kinder spürten den Hunger hinter meinem Lächeln und mieden mich instinktiv, aus Furcht, dass man mich, falls wir alle zusammen Schiffbruch erleiden würden, sechs Wochen später retten würde, während ich gerade ihre Knochen abnage.

Daher verbrachte ich viele Wochenenden mit meinem kleinen Bruder im Schneidersitz auf der Matratze des Bettes im Motel und erfand Spukgeschichten, bis wir beide dermaßen verängstigt waren, dass wir schon losschrien, wenn drei Zimmer weiter auch nur ein Türknauf gedreht wurde. Die besten Geschichten schrieb ich in den stillen Stunden nach Mitternacht komplett auf, wenn Jasper schlief und Mom nicht da war, aber ich reichte sie nie irgendwo ein.2 Mit dem Schreiben habe ich sowieso schon vor Jahren aufgehört.

Mom habe ich mal von den Träumen erzählt. Sie lachte. »Wenn ich dieses verdammte Buch so oft gelesen hätte wie du, hätte ich auch Albträume.«

Zu meinem vierten oder fünften Geburtstag hatte mir Mom ein Exemplar von The Underland geschenkt - eine der alten Ausgaben aus dem neunzehnten Jahrhundert, mit einem Einband aus Leinen in der Farbe von Spinnweben und einem silbern bestickten Buchrücken. Es war gebraucht, wahrscheinlich gestohlen, und auf der Innenseite des Buchdeckels standen die Initialen seines früheren Besitzers. Ich habe es so oft gelesen, dass es irgendwann auseinanderfiel.

Die Geschichte ist ziemlich klischeehaft: Ein kleines Mädchen (Nora Lee) entdeckt eine andere Welt (Underland) und erlebt dort traumartige Abenteuer. Die Illustrationen sind auch nicht gerade umwerfend - eine Abfolge schlichter Lithografien, irgendwo zwischen unheimlich und albtraumhaft. Aber ich weiß noch, wie ich sie so lange angestarrt habe, dass ich noch lange ihre Nachbilder sah, wenn ich die Augen schloss - dunkle, von gespenstischen Kreaturen heimgesuchte Landschaften; blasse Gestalten, verirrt zwischen den knorrigen Bäumen; kleine Mädchen, die in geheime, unterirdische Kammern stürzen. Sie anzuschauen fühlte sich so an, als würde man in die Fantasiewelt eines anderen eintauchen - eines Menschen, der wie ich wusste, dass hinter jedem Lächeln scharfe Zähne lauern und dass unter dem schönen Schein der Welt blanke Knochen liegen.

Ich zeichnete gern mit der Fingerspitze den Namen der Autorin nach, malte ihn versonnen an die Ränder meiner mit C+ bewerteten Schulaufgaben: E. Starling.

Sie hat keine weiteren Bücher veröffentlicht, nie auch nur ein einziges Interview gegeben. Das Einzige, was sie außer The Underland hinterlassen hat, war eben dieses zwischen den Bäumen verborgene Haus. Vielleicht ist dies der eigentliche Grund, warum ich so besessen davon war. Ich wollte sehen, woher sie kam, mir beweisen, dass sie real war. Ich wollte durch das geheimnisvolle Gebäude wandeln, in dem sie gelebt hatte, mit den Fingern über ihre Tapeten streichen, ihre Vorhänge im Wind flattern sehen und einen Moment lang glauben, dass es ihr Geist war.

Es ist jetzt elf Jahre und vierundvierzig Tage her, seit ich dieses Buch zum letzten Mal aufgeschlagen habe. Ich war gerade von Moms Beerdigung nach Hause gekommen, warf es zusammen mit einer halben Packung Newports, einem vergammelten Traumfänger und einem Lippenstift in eine doppelwandige Einkaufstüte und schob alles tief unter mein Bett.

Ich wette, die Seiten sind mittlerweile aufgequollen und haben Stockflecken. In Eden verrottet mit der Zeit alles.

Manchmal träume ich immer noch von Starling House. Ich glaube aber nicht mehr, dass es etwas zu bedeuten hat. Und selbst wenn - ich bin eine Highschool-Abbrecherin mit einem Teilzeitjob bei Tractor Supply, schlechten Zähnen und einem Bruder, der etwas Besseres verdient hat als diese ausweglose, schicksalsgebeutelte Scheißstadt. Träume sind nichts für Leute wie mich.

Leute wie ich müssen zwei Listen erstellen: eine mit dem, was sie brauchen, und eine mit dem, was sie wollen. Wenn man clever ist, hält man die erste Liste kurz und verbrennt die zweite. Meine Mutter hat den Dreh nie rausgekriegt - bei ihr ging es immer um Wollen und Streben, Sehnen, Begehren und Verlangen, bis zu ihrem letzten Atemzug -, ich hingegen lernte schnell. Ich habe genau eine Liste, auf der genau eine Sache steht, und die hält mich genug auf Trab.

Es bedeutet,...

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Autor

Alix E. Harrow, geboren in Kentucky, ist die New York Times-Bestsellerautorin von Romanen wie »Die zehntausend Türen« und zahlreichen Kurzgeschichten. Sie wurde mit dem Hugo Award und dem British Fantasy Award ausgezeichnet und für zahlreiche weitere Preise nominiert. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Charlottesville, Virginia.