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Furchtlose Frauen und wie sie die Welt eroberten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.08.2024Auflage
Wagemutige Abenteurerinnen überwinden Grenzen In seinem neuen Buch nimmt uns Armin Strohmeyr mit auf die tollkühnen Wagnisse von zwölf der mutigsten Abenteurerinnen des 16. bis 20. Jahrhunderts. Er führt uns hinaus aufs offene Meer, u. a. mit der Piratenkönigin Granuaile O'Malley, lässt uns mit Rosita Forbes die todbringende Libysche Wüste auf der Suche nach der verbotenen Oase Kufra durchreiten und entführt uns in die Weiten der Lüfte mit der Fliegerpionierin Amelia Earhart. Alle porträtierten furchtlosen Frauen einte der Drang, die Grenzen des Denkbaren zu weiten und sich die Welt gegen alle Widerstände zu eigen zu machen.

Armin Strohmeyr ist promovierter Germanist und Autor viel beachteter Biografien, Porträtsammlungen und Romane. Sein Buch »Verkannte Pioniere« wurde von der Zeitschrift DAMALS beim Wettbewerb »Historisches Buch des Jahres« mit dem 3. Platz prämiert und stand auf der Shortlist »Wissenschaftsbuch des Jahres« des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Zuletzt erschienen bei Piper »Annette Kolb. Dichterin zwischen den Völkern«, »Weltensammlerinnen. Spektakuläre Reiseabenteuer mutiger Frauen«, »Dichterkinder. Liebe Verrat und Drama - der Kreis um Klaus und Erika Mann«, »Große Philosophinnen. Wie ihr Denken die Welt prägte« und »?Wir sind unser sechs?. Die Geschichte der Geschwister Mann«. Armin Strohmeyr ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. www.armin-strohmeyr.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWagemutige Abenteurerinnen überwinden Grenzen In seinem neuen Buch nimmt uns Armin Strohmeyr mit auf die tollkühnen Wagnisse von zwölf der mutigsten Abenteurerinnen des 16. bis 20. Jahrhunderts. Er führt uns hinaus aufs offene Meer, u. a. mit der Piratenkönigin Granuaile O'Malley, lässt uns mit Rosita Forbes die todbringende Libysche Wüste auf der Suche nach der verbotenen Oase Kufra durchreiten und entführt uns in die Weiten der Lüfte mit der Fliegerpionierin Amelia Earhart. Alle porträtierten furchtlosen Frauen einte der Drang, die Grenzen des Denkbaren zu weiten und sich die Welt gegen alle Widerstände zu eigen zu machen.

Armin Strohmeyr ist promovierter Germanist und Autor viel beachteter Biografien, Porträtsammlungen und Romane. Sein Buch »Verkannte Pioniere« wurde von der Zeitschrift DAMALS beim Wettbewerb »Historisches Buch des Jahres« mit dem 3. Platz prämiert und stand auf der Shortlist »Wissenschaftsbuch des Jahres« des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Zuletzt erschienen bei Piper »Annette Kolb. Dichterin zwischen den Völkern«, »Weltensammlerinnen. Spektakuläre Reiseabenteuer mutiger Frauen«, »Dichterkinder. Liebe Verrat und Drama - der Kreis um Klaus und Erika Mann«, »Große Philosophinnen. Wie ihr Denken die Welt prägte« und »?Wir sind unser sechs?. Die Geschichte der Geschwister Mann«. Armin Strohmeyr ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. www.armin-strohmeyr.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492608497
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum01.08.2024
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse8112 Kbytes
Artikel-Nr.14292697
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Mary Bryant (1765 - nach 1807)

Deportierte, Ausreißerin, Kapitänin in die Freiheit

England, im Januar 1786: Es ist einer der kältesten Winter seit Jahrzehnten. Die Menschen frieren und hungern. Die Ernte des Vorjahres fiel mager aus. Hinzu kommen gewaltige politische und gesellschaftliche Umwälzungen: Zehn Jahre zuvor haben sich die dreizehn nordamerikanischen Kolonien vom Mutterland losgesagt und in einem langen, blutigen Krieg, der bis 1782 währte, ihre Unabhängigkeit erstritten. Dieser Verlust trifft das Vereinigte Königreich schwer: Die amerikanischen Kolonien waren wichtige Rohstoff- und Lebensmittellieferanten und ebenso wichtige Absatzmärkte für englische Tuche, Stahl und Maschinen. Und: Amerika war auch eine ideale Sträflingskolonie. Doch mit der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika steht Großbritannien vor einem gewaltigen sozialen und logistischen Problem: Das Land »produziert« jedes Jahr Abertausende von Menschen, die zur Deportation »begnadigt« werden. Denn es genügen im britischen Strafrecht geringste Anlässe, um zum Tode durch den Strang oder zur langjährigen Verbannung verurteilt zu werden. Dabei sind englische Untertanen nicht in höherem Maße kriminell veranlagt als Menschen in anderen Ländern Europas. Aber eine verfehlte Politik, die Großgrundbesitzer und Fabrikanten bevorzugt und die ohnehin schwachen Rechte der kleinen Tagelöhner und Bauern noch weiter beschneidet, befördert illegale Handlungen. Das seit dem Mittelalter bestehende Allmendesystem, wonach die Dorfbevölkerung ihre Herden auf gemeinschaftlich genutzten Weiden (Allmenden) grasen lässt, wird in jenen Jahren durch das System der »enclosure«, der »Einzäunung« durch Großgrundbesitzer, abgelöst. Der Einsatz der von James Watt entwickelten Dampfmaschine in der Industrie und im Bergbau ermöglicht Arbeitsprozesse im großen, automatisierten Stil und trägt zum Sterben der vielen kleinen Manufakturen, Minen und Handwerksbetriebe bei. Die Folgen all dieser Maßnahmen und Entwicklungen sind eine Zerstörung von Existenzgrundlagen auf dem Land und in den Kleinstädten und eine Abwanderungsbewegung in die Großstädte, die sich mehr und mehr zu industriellen Revieren entwickeln.

Kein Wunder also, dass es in jenen Jahren vermehrt zu sogenannten »riots« kommt, Hunger- und Protestmärschen mit Plünderungen herrschaftlicher Domänen. Die Strafen folgen auf dem Fuß: Das Militär schießt und knüppelt solche Ausschreitungen nieder, Gefangene werden - ungeachtet ihres Geschlechts oder ihres Alters - nach nur kurzem Prozess mit dem Tode oder der Deportation bestraft. Doch es müssen nicht Raubüberfälle sein, die mit Höchststrafen geahndet werden. Meist genügt schon der Diebstahl von etwas Brot oder Fleisch, das Entwenden weniger Kleidungsstücke oder die Veruntreuung von ein paar Kupfermünzen, um mit dem Tode bestraft zu werden. Mit solch drakonischen Maßnahmen versucht die Politik, die ja mitschuldig an der ökonomischen Verarmung und sozialen Verwahrlosung ist, gegenzusteuern - und verschlimmert nur die Situation, weil gesellschaftlicher Friede und Gerechtigkeit damit erst recht auf der Strecke bleiben.
Todesurteil und »Begnadigung«

Ein Opfer dieser Missstände wird in jenem bitterkalten Januar 1786 auch die zwanzigjährige Mary Broad, Tochter eines Seemanns, aus der kleinen Hafenstadt Fowey in Cornwall. Mary, bis dahin nie negativ aufgefallen, verübt mit zwei Komplizinnen, Catherine Fryer und Mary Haydon, einen Raubüberfall auf eine Passantin. Die drei Täterinnen entwenden ihrem Opfer eine seidene Haube und elf Pfund und elf Shilling. Doch die Passantin schreit. Die Angreiferinnen nehmen Reißaus und gelangen bis Plymouth. Dort werden sie gestellt, der Polizei übergeben und ins Gefängnis gebracht. Der Untersuchungsrichter verweist sie an das Schwurgericht im nahen Exeter, das zwei Monate später tagen soll.

Die drei Frauen bringen mehrere Wochen in einer fensterlosen Zelle zu, bevor sie Mitte März 1786 auf einem offenen Karren, aneinandergekettet, nach Exeter gebracht werden, den hämischen Blicken Schaulustiger dargeboten. Im Kastell findet die Verhandlung statt. Mary Broad und ihre Komplizinnen werden des schweren Raubes für schuldig befunden und zum Tod durch den Strick verurteilt. Sie werden nach Plymouth zurückgebracht.

Vier Tage später wird ihnen mitgeteilt, das Urteil werde abgeändert: Sie seien zur Deportation nach Übersee »begnadigt«. Sieben Jahre lang sollen sie an einem noch unbekannten Ort ihr Leben in Ketten und bei Zwangsarbeit fristen. Mary und ihre Freundinnen wissen: Es ist kein »Glück im Unglück«, sondern eine perfide Hinauszögerung des Todesurteils. Denn kaum ein Delinquent überlebt solch eine Tortur, und die körperlich und seelisch Starken, die nicht zugrunde gehen, können ihr Heimatland nie wiedersehen, denn der britische Staat hat keinerlei Interesse, ehemalige Sträflinge zurückzuholen.

Da die Gefängnisse überfüllt sind, verfällt die Regierung auf die Idee, Sträflinge auf Kerkerschiffen einzusperren, die wenige Hundert Meter vor der Küste dümpeln. Eines dieser Schiffe ist die Dunkirk, die vor Devonport liegt. Mary wird dorthin gebracht und im fensterlosen Zwischendeck mit Dutzenden anderer Sträflinge zusammengepfercht. Alles starrt vor Schmutz und Ungeziefer. Die Gefangenen erhalten nur eine kleine Tagesration Wasser. Die Männer dürfen sich sonntags rasieren und bekommen frische Hemden, die Frauen erhalten gar nichts. Mary ahnt nicht, dass das Dasein auf einem Schiff für die nächsten Monate und Jahre zu ihrem Schicksal werden wird. Die nautischen Kenntnisse, die sie einst bei ihrem Vater, dem Seemann William Broad, erwarb, wird sie indes gut brauchen können ...
Die erste Sträflingsflotte

Mary mag in jenen Wochen auf der Dunkirk viel an ihre Familie gedacht haben: Ihre Eltern William und Grace Broad heiraten im Jahre 1761 und lassen sich in der Hafenstadt Fowey an der Südküste Cornwalls nieder. Im Januar 1763 kommt die Tochter Grace, Dolly genannt, zur Welt. Irgendwann im Frühjahr 1765 die zweite Tochter Mary. Eine dritte Tochter und ein Sohn, 1767 und 1769 geboren, sterben im Kleinkindalter. Vielleicht ist die Tatsache, dass William seine zweite Tochter Mary, die im Gegensatz zur eher häuslichen Dolly ein rechter Wildfang ist, wie einen Jungen erzieht, auch dem Umstand geschuldet, dass er sich einen Sohn wünscht, der ihm jedoch versagt bleibt. Also nimmt er Mary mehrmals mit hinaus auf See, in die Gewässer des Ärmelkanals, und vermittelt ihr die Grundbegriffe der Nautik, des Segelsetzens und Ruderns, der Orientierung anhand von Gestirnen, Strömungen und Seekarten.

Es sind unruhige Zeiten: 1778 belagern spanische und französische Truppen den britischen Festungsfelsen Gibraltar und blockieren die Einfahrt zum Mittelmeer. Das Vereinigte Königreich ist damit für geraume Zeit vom Handel mit den Ländern des Mittelmeers abgeschnitten, wichtige Rohstoffe und Südfrüchte können nicht mehr importiert werden, und umgekehrt liegt auch der Export von kornischem und walisischem Zinn und Sardinen in die Levante brach. Die Sardinenzüge durch den Ärmelkanal nehmen in jenen Jahren zudem stark ab, die Fischer an der südenglischen Küste geraten in Existenznot. Auch grassiert in Cornwall eine ominöse Seuche. All das belastet die Familie Broad. Für Mary wird die Erfahrung von Hunger, Krankheit und steter Sorge um die Existenz zu einer Konstante ihres jungen Lebens. All dies mag zu ihrem Entschluss beigetragen haben, sich am Hab und Gut bei denen zu »bedienen«, die mehr besitzen.

Im Grunde hat Mary keine Alternative. Sie ist ein Spielball der prekären Verhältnisse ihrer Zeit und ihres Milieus. Aber in der Art und Weise, wie sie gegen ihre Opferrolle kämpft und einen Ausweg aus dem Dilemma sucht, wird sie zur Heldin werden ...

Freilich ahnt Mary davon noch nichts, als sie im Jahre 1786 auf dem Gefängnisschiff Dunkirk vor der Küste von Devonport schmachtet. Sie ist nicht die einzige Frau an Bord. In den Augen der männlichen Mitgefangenen und vor allem der sie bewachenden Offiziere und Soldaten gelten sie alle schlicht als Huren, Freiwild, dessen man sich nach Lust und Laune bedienen darf.

Mary überlebt die folgenden Monate nur, weil sie sich einen Beschützer sucht - der ...
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Armin Strohmeyr ist promovierter Germanist und Autor viel beachteter Biografien, Porträtsammlungen und Romane. Sein Buch »Verkannte Pioniere« wurde von der Zeitschrift DAMALS beim Wettbewerb »Historisches Buch des Jahres« mit dem 3. Platz prämiert und stand auf der Shortlist »Wissenschaftsbuch des Jahres« des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Zuletzt erschienen bei Piper »Annette Kolb. Dichterin zwischen den Völkern«, »Weltensammlerinnen. Spektakuläre Reiseabenteuer mutiger Frauen«, »Dichterkinder. Liebe Verrat und Drama - der Kreis um Klaus und Erika Mann«, »Große Philosophinnen. Wie ihr Denken die Welt prägte« und »>Wir sind unser sechs