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Wellness für das Gehirn

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
edition aerschienen am06.04.2024
Spa-Angebote für unseren Körper gibt es viele. Aber wie geht Wellness für das Gehirn? Dr. Manuela Macedonia zeigt verständlich und unterhaltsam den Zusammenhang zwischen gesunder Psyche und kognitiven Fähigkeiten. So bleiben wir auch in stressigen Zeiten psychisch stabil und behalten einen klaren Kopf.

Dr. Manuela Macedonia ist Neurowissenschaftlerin und forschte nach ihrem Doktoratsstudium in Kognitionspsychologie und Angewandter Linguistik unter anderem am renommierten Max-Planck-Institut in Leipzig. Als Vertreterin des Embodiment geht sie von einem starken Zusammenhang zwischen Körper und Geist aus. Sie ist Autorin mehrerer u?beraus erfolgreicher Sachbu?cher.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextSpa-Angebote für unseren Körper gibt es viele. Aber wie geht Wellness für das Gehirn? Dr. Manuela Macedonia zeigt verständlich und unterhaltsam den Zusammenhang zwischen gesunder Psyche und kognitiven Fähigkeiten. So bleiben wir auch in stressigen Zeiten psychisch stabil und behalten einen klaren Kopf.

Dr. Manuela Macedonia ist Neurowissenschaftlerin und forschte nach ihrem Doktoratsstudium in Kognitionspsychologie und Angewandter Linguistik unter anderem am renommierten Max-Planck-Institut in Leipzig. Als Vertreterin des Embodiment geht sie von einem starken Zusammenhang zwischen Körper und Geist aus. Sie ist Autorin mehrerer u?beraus erfolgreicher Sachbu?cher.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783990017173
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum06.04.2024
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7715 Kbytes
Artikel-Nr.14335204
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2
Der böse Stress

Der englische distress ist als psycho-sozialer Stress zu verstehen. Er wird aufgrund einer konflikthaften Situation ausgelöst. In der Urzeit war es das Mammut, heute ist es meistens aber ein Mensch. In der Regel lösen wir den Konflikt mit einem schemenhaften evolutionären Verhalten, das von der HPA-Achse gesteuert wird, mit Flucht oder Angriï¬. Nach der Stressepisode, wenn die Gefahr gebannt ist, fällt der Cortisolspiegel auf das normale Niveau zurück.

Allerdings setzt sich die Stressreaktion auch ohne unmittelbare Lebensgefahr, die von der Situation ausgeht, in Gang. Die hitzige Diskussion mit unseren Freunden, die spitze Bemerkung eines Bürokollegen, der kritische Blick unseres Partners, wenn wir gerade unser Bestes geben ... All das, was uns gegen den Strich geht, wirkt sich als psycho-sozialer Stress aus. Er belastet uns. Man spricht in diesem Zusammenhang von allostatischer Last. Manche Autoren fügen noch eine Kategorie hinzu, die allostatische Überlast, die durch chronischen Stress ausgelöst wird.
Das Gehirn ist ein Egoist!

Bisweilen haben wir in puncto Stress nur an das Oï¬ensichtliche gedacht: an Konflikte. Aber auch Umstände, die in unserem Hinterkopf schlummern und noch keine unmittelbare Auswirkung auf uns haben, können uns überlasten. Solche, die ein Problem werden können, aber derzeit noch kein Problem sind. Es sind sozusagen die Vorstufen zu unseren Sorgen.

In einem interessanten Artikel befasst sich ein sehr prominentes Forscherteam um Achim Peters mit dem Einfluss von Unsicherheit beziehungsweise Ungewissheit auf die allostatische Last1. Also inwiefern uns tangiert, wenn unser Chef das Unternehmen verlässt, die Gletscher in den Alpen schmelzen, ein neues Strafgesetz erlassen wird oder die EU Wirtschaftssanktionen verhängt. Solche Umstände können unsere bisher abgesicherte Situation verändern, von ihnen hängt unsere Zukunft ab. Wir wissen nicht, wie sie wird.

Die Wissenschaftler vertreten die These, dass das Gehirn ein Egoist sei. Sie schreiben wörtlich vom selfish brain 2. Diesen Begriï¬ hat Achim Peters, Professor an der Universität Lübeck, selbst geprägt. Ein eigener Lehrstuhl wurde für ihn eingerichtet, damit er und sein Team an den Mechanismen des egoistischen Gehirns forschen.

Warum ein Egoist? , werden Sie sich fragen. Nach Peters hält unser Denkorgan seine Energieversorgung ständig im Fokus, auf hierarchische Weise, ganz nach dem Motto: Zuerst komme ich! Wir dürfen nicht vergessen, dass das Gehirn zwischen 400 und 500 Kalorien täglich für sich allein beansprucht. Das ist viel, bezogen auf sein Gewicht von nur eineinhalb Kilo bei einem erwachsenen Menschen. Unaufhörlich arbeitet unser Denkorgan, nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht. Dabei laufen die meisten Prozesse im Hintergrund ab, ohne dass sie uns bewusst sind.

Verändert sich die sichere Situation in unserer Umgebung, in der das Gehirn seine Energiezufuhr bekommt, könnten sich mögliche Krisenzeiten ankündigen, in denen weniger Energie zur Verfügung steht. Das weiß das Gehirn. Woher denn? Weil es permanent und von uns unaufgefordert die Welt erfasst, bewertet und intern darstellt, mit dem Zweck, Vorhersagen zu machen, um uns bestmögliche Entscheidungen treï¬en zu lassen, die ein gutes und langes Leben sichern. Bildhaft gesagt, hat das Gehirn als Kommandozentrale ein Eigenleben: Es erfasst und erschließt sehr viel von selbst für sich selbst. Das Prinzip, nach dem diese unaufhörliche Arbeit stattfindet, ist die Wahrscheinlichkeit. Zuerst beobachtet und analysiert das Gehirn all das, was uns unterkommt, jede Sekunde unseres Lebens.

Hier ein Beispiel: In meinem Garten wachsen Himbeeren. Die ersten Jahre, nachdem ich sie gesetzt hatte, habe ich mir den Bauch vollgeschlagen. Irgendwann bemerkte ich, einige wenige Tage nach Erntebeginn, einen bitteren Geschmack im Mund, der nicht mehr wegging, solange ich Himbeeren in groben Mengen weiteraß. Der Geschmack blieb wochenlang, auch nachdem ich aufgehört hatte, und beeinträchtigte meinen kulinarischen Genuss. Seitdem bin ich bei meinen Beeren vorsichtig: Auch die Thai-Beeren und die Stachelbeeren sind säuerlich, nicht nur die Himbeeren, und ich taste mich seitdem jeden Sommer vorsichtig heran, denn ich habe gelernt, dass die Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass der bittere Geschmack wiederkommt.

Der große Mathematiker der Wahrscheinlichkeitsstatistik war Thomas Bayes, ein südenglischer Pastor, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte. Mit seinem Lehrsatz der Wahrscheinlichkeit wollte er Menschen seiner Zeit erklären, warum sie es mit dem Glücksspiel lieber lassen sollten. Im Casino, so heißt es, gewinnt immer die Bank. Und so ist es auch. Man kann ja gewinnen. Das ist mathematisch möglich, aber es handelt sich nur um eine Wahrscheinlichkeit und um keine Sicherheit. So arbeitet das Gehirn im Hintergrund nach den Wahrscheinlichkeitsprinzipien: Aus der ihm vorliegenden Information macht es Voraussagen für die Zukunft. Deswegen spricht man auch von dem Bayesianischen Gehirn3.

Im Gegensatz zu anderen Körperteilen, wie zum Beispiel dem Bauchgewebe, kann das Gehirn keine Vorräte für schlechte Zeiten anlegen. So will es seine Versorgung immer gewährleistet wissen. Es muss genug Energie vorhanden sein. Sie ist ja unentbehrlich für sein einwandfreies Funktionieren, in der Folge für das Überleben des Menschen, Egoismus hin oder her! Das Gehirn will das, was für uns gut ist. In aller Stille rechnet es unaufgefordert jegliche Wahrscheinlichkeit durch, auch jene, die durch eine zusätzliche Steigerung der Strompreise zu einem unbeheizten Winter führen könnte, in dem die Wärmepumpe nur selten in Betrieb gehen darf. Ohne es zu deklarieren, betreibt unser Rechenorgan permanent eine voraussagende Deutung, aus dem Englischen mit predictive coding4 übersetzt. Es ist, wie die weise Eule auf dem Baum, die - banal gesagt - voraussieht, was passieren kann.

Meine Nonna Irene hatte in den 1970er-Jahren kein Internet, um Wettervorhersagen zu erfahren. Und wir wissen ja, dass damals auf das Fernsehen kein Verlass war. Darüber hinaus konnte Nonna Irene zur Zeit der Nachrichten im Sommer nicht vor dem Fernseher sitzen. Sie war noch unterwegs, Kaninchen füttern, Eier vom Hühnerstall holen und Gemüse bewässern. Wenn das Gras auf den Steilwiesen hoch genug war, musste sie auf den Wind, die Wolken und das Verhalten der Schwalben achten, also wie tief sie flogen, um das Wetter selbst vorherzusagen. Aus ihrem Wissen und ihren Erfahrungen errechnete sie die Niederschlagswahrscheinlichkeit, ob sie mähen sollte oder nicht. Und es gab auf den Feldern und an Weggabelungen kleine Kapellen, in denen verstaubte Kreuze oder Lourdes-Madonnenstatuen aus Gips standen. Man behängte sie mit Rosenkränzen und ihnen wurden Plastikblumen gereicht, die durch die Sonne verblichen, ebenso verstaubten. Aber Jesus und seine Mutter waren da, um den Bergbauern zu helfen. Beim Vorbeigehen machten auch wir Kinder immer ein Kreuzzeichen, als Gruß, als Dank oder als Bitte, es möge doch trocken bleiben, bis das Heu eingefahren war.

Nun zurück zur Unsicherheit und Ungewissheit: Wenn sie wahrgenommen wird, macht unser Bayesianisches Gehirn einen kurzen Prozess und malt dunkle Gespenster an die Wand, ohne dass wir das bewusst in Auftrag geben. Mit anderen Worten löst es die Stressreaktion aus, wie von einem sehr bekannten amerikanischen Forscher, James Mason, bereits im Jahr 1968 beschrieben5. Und das ist nicht ein bisschen Stress, sondern akuter Stress! Woher weiß man das?

In einer 2016 erschienenen Studie6 sahen die Versuchspersonen Fotos von Steinen, die mögliche Verstecke für Schlangen boten. Ihre Aufgabe war es, näher zu betrachten, ob diese Steine gewisse Eigenschaften aufwiesen, zum Beispiel einen Spalt oder eine Aushöhlung, um sie als Versteck oder kein Versteck für Schlangen mittels Knopfdrucks zu kategorisieren. Jeder Treï¬er löste einen schmerzhaften Stromstoß an der Hand aus, der von einer daraufgeklebten Elektrode versetzt wurde. Obwohl der Schmerz auszuhalten war, stellte sich nach einer gewissen Anzahl von Bildern die Stressreaktion ein. Allein beim Betrachten möglicher Schlangenverstecke, also ohne Schmerz zugefügt zu bekommen, hatten die Versuchspersonen gestiegene Cortisolwerte im Speichel, erweiterte Pupillen und eine erhöhte Schweißproduktion, die am Handballen gemessen wurde. Aufgrund der visuellen Information und der kürzlich davor gesammelten Erfahrung konnte das Gehirn die Wahrscheinlichkeit erschließen, Schmerz zugefügt zu bekommen. So löste es die Alarmmeldung vor dem Eintreten des Schmerzes präventiv aus. All das hat...
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Dr. Manuela Macedonia ist Neurowissenschaftlerin und forschte nach ihrem Doktoratsstudium in Kognitionspsychologie und Angewandter Linguistik unter anderem am renommierten Max-Planck-Institut in Leipzig. Als Vertreterin des Embodiment geht sie von einem starken Zusammenhang zwischen Körper und Geist aus. Sie ist Autorin mehrerer überaus erfolgreicher Sachbücher.