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Heißer Scheiß

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am02.09.2024
»'Shame on' alles, was uns beschämt und bedrückt, was uns klein hält oder die Sprache verschlägt!«  Lisa Ortgies Wenn wir Frauen in unserer Lebensmitte jedes weitere Jahr feiern, statt auf graue Haare zu warten, werden ungeahnte Kräfte frei! Jetzt beginnen die verheißungsvollsten Jahre! Wir haben die Rushhour überlebt, sind klüger geworden und haben die ersten Tiefschläge hinter uns gelassen. Warum schleicht sich dann bei Frauen jenseits der fünfzig trotzdem so oft diese große Verzagtheit ein? Es ist an der Zeit, den Neustart im Job, in der Liebe und in Freundschaften zu wagen! Lisa Ortgies sagt 'Scheiß drauf'! Jetzt ist der Moment, die Person zu sein, die wir schon immer sein wollten. Selbstironisch, messerscharf und wortgewandt resümiert sie, wieso Hitzewallungen nicht gelöscht werden müssen und die Menopause das Tor zur großen Freiheit ist, warum Frauen ein Dasein als Projektionsfläche führen und weshalb wir (oft) keine Ahnung haben, was in uns steckt. Ganz nach dem Motto: Mit 30 wusste ich, was ich will, mit 40 wusste ich, was ich kann und mit 50 weiß ich, wer ich bin! Das humorvolle Stimmungsbild einer Generation emanzipierter Frauen in der zweiten Lebenshälfte.

Lisa Ortgies, geboren 1966, ist Moderatorin, Journalistin, Bestsellerautorin und Podcasterin. Sie moderiert seit über 20 Jahren Frau tv im WDR und schreibt als Bestsellerautorin über Gleichstellung und Vielfalt, über das Älterwerden und Neuanfänge. Zuletzt erschien ihr Buch Ich möchte gern in Würde altern, aber doch nicht jetzt (Kiepenheuer & Witsch). In ihren Podcasts Paarschnitt und Von Müttern und Töchtern geht es um Familie, Beziehung, die Hürden und Dramen des Lebens und den Dialog zwischen den Generationen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

Klappentext»'Shame on' alles, was uns beschämt und bedrückt, was uns klein hält oder die Sprache verschlägt!«  Lisa Ortgies Wenn wir Frauen in unserer Lebensmitte jedes weitere Jahr feiern, statt auf graue Haare zu warten, werden ungeahnte Kräfte frei! Jetzt beginnen die verheißungsvollsten Jahre! Wir haben die Rushhour überlebt, sind klüger geworden und haben die ersten Tiefschläge hinter uns gelassen. Warum schleicht sich dann bei Frauen jenseits der fünfzig trotzdem so oft diese große Verzagtheit ein? Es ist an der Zeit, den Neustart im Job, in der Liebe und in Freundschaften zu wagen! Lisa Ortgies sagt 'Scheiß drauf'! Jetzt ist der Moment, die Person zu sein, die wir schon immer sein wollten. Selbstironisch, messerscharf und wortgewandt resümiert sie, wieso Hitzewallungen nicht gelöscht werden müssen und die Menopause das Tor zur großen Freiheit ist, warum Frauen ein Dasein als Projektionsfläche führen und weshalb wir (oft) keine Ahnung haben, was in uns steckt. Ganz nach dem Motto: Mit 30 wusste ich, was ich will, mit 40 wusste ich, was ich kann und mit 50 weiß ich, wer ich bin! Das humorvolle Stimmungsbild einer Generation emanzipierter Frauen in der zweiten Lebenshälfte.

Lisa Ortgies, geboren 1966, ist Moderatorin, Journalistin, Bestsellerautorin und Podcasterin. Sie moderiert seit über 20 Jahren Frau tv im WDR und schreibt als Bestsellerautorin über Gleichstellung und Vielfalt, über das Älterwerden und Neuanfänge. Zuletzt erschien ihr Buch Ich möchte gern in Würde altern, aber doch nicht jetzt (Kiepenheuer & Witsch). In ihren Podcasts Paarschnitt und Von Müttern und Töchtern geht es um Familie, Beziehung, die Hürden und Dramen des Lebens und den Dialog zwischen den Generationen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426446157
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum02.09.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse1639 Kbytes
Artikel-Nr.14344333
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Schamscrawling

Noch nie wurde so viel Zeit und Energie verschwendet, um sich am Ende so schlecht wie möglich zu fühlen. Wie viele Frauen verfluchen und beschimpfen sich jeden Morgen selbst, nachdem sie festgestellt haben, dass sie 200 Gramm mehr wiegen als am Tag zuvor? Das entspricht dem Gewicht eines regulären morgendlichen Stuhlgangs. Das heißt, wenn alle Morgenwaagefrauen erst auf die Toilette gingen, sähe ihr Tag vermutlich schon viel freundlicher aus. Angefangen mit dem morgendlichen Wiegeritual wird er jedoch mit jeder Stunde mehr zu ihrem Feind, denn ausgestattet mit dem ersten Dämpfer fürs Selbstwertgefühl, wird die Wahrnehmung zu einer selektiven. Es werden nur noch Defizite ins Hirn gelassen, der Ärger über sich selbst, die Scham, der negative Selbstwert - alles vermischt sich zu einem deprimierten, ängstlichen und/oder aggressiven Gemütszustand, der andere auf Distanz gehen lässt - und schon haben wir die Bestätigung dafür, dass wir nicht attraktiv sind für andere undsoweiterundsofort, und die Katze beißt sich in den Schwanz ...

Geht man davon aus, dass junge Menschen Schlüsse aus dem Verhalten älterer Menschen ziehen - und ich wähle an dieser Stelle bewusst nicht den Ausdruck »lernen« -, dann hat es eine gewisse Konsequenz, dass junge Frauen heute schon lange vor der ersten Falte mit der Altersprävention beginnen.

Die garantiert schamfreie Zeit einer Frau beschränkt sich sowieso auf die ersten 25 Jahre, denn genau genommen beginnt der biologische Alterungsprozess bereits in diesem Alter. Wir verlieren nicht nur langsam, aber sicher an Ausdauer, auch optisch machen sich die ersten Veränderungen bemerkbar. Die Haut verliert an Spannkraft - Kollagen, Elastin und Hyaluronsäure nehmen ab.6

Seit sich diese wissenschaftliche Erkenntnis auch bei TikTok und Instagram rumgesprochen hat, sieht man dort junge Frauen wie Loren Asad, 25 Jahre, Beauty-Influencerin, rund eine halbe Million Follower:innen, die Anti-Aging-Produkte ausprobieren und anpreisen, O-Ton, frei übersetzt: »Wusstet ihr, dass eure Haut ab 25 Kollagen verliert? Das neue Bounce-Booster Serum von First Aid Beauty hilft, jugendliche Haut zu erhalten und Mimikfalten zu mildern. Damit werdet ihr den ganzen Tag strahlen.« Es darf hinzugefügt werden, dass die betreffende Influencerin aussieht wie eine elfjährige isländische Elfe.

In meinem Alter brauchen die morgendlichen Knitterfalten ganz schön lange, um zu verschwinden, sodass ich manchmal noch im Aufzug, auf dem Weg zum Mittagessen, angesprochen werde: »Na, ausgeschlafen?«

Gleichaltrige mit hartnäckigen Schlaffalten können bei solchen Anekdoten mitlachen, und ich fühle mich gleich weniger allein an den Tagen, an denen ich versuche, den Badezimmerspiegel zu meiden. Und eigentlich ist mir klar, dass meine Beziehungen, meine Kinder, meine Arbeit, fehlende Zeit für mich und Stress viel mehr Einfluss auf meine Selbstwahrnehmung haben als die Zahl meiner Falten. Aber Wissen ist nicht immer fühlbar, und Selbstbeschämung ist ein sehr tief sitzendes Denkmuster, das bei jedem Scroll durch Insta getriggert wird.

Ein Besuch bei Douglas tut´s aber auch. Ich habe dort komischerweise noch nie ein Kompliment zu hören bekommen. Dabei wäre meine Vermutung, dass es ein viel geschickteres Marketing wäre, Menschen zunächst einmal zu schmeicheln, um ihnen dann etwas zu verkaufen. Wenn eine der überschminkten Fachverkäuferinnen schnellen Schrittes auf mich zueilt, obwohl ich genau weiß, wo ich meine zu teuren Cremes finde, an deren Versprechen ich so gern glaube, und eigentlich nur so schnell wie möglich wieder raus möchte, weiß ich schon, was kommt: Im nächsten Moment werde ich mit einem neuen Makel oder irgendwelchen Alterserscheinungen konfrontiert. Schon vor dem Hallo fokussiert sie eine bestimmte Stelle, sie legt den Kopf schief und setzt einen leicht mitleidigen Krankenschwesterblick auf. »Hallo, Sie brauchen wahrscheinlich etwas gegen Couperose? Wenn ich mir Ihre Wangen anschaue ...« Auf diese Weise erfahre ich, was ich nie wissen wollte: Meine »Bauernröte«, die mir einen frischen Look verleiht, wie ich bisher fand, besteht offenbar aus geplatzten Äderchen unter der Haut und »braucht dringend eine grüne abdeckende Creme«. Dann kommt sie auf meinen Hals zu sprechen, der in meinem Alter eventuell bald zu Längsfalten neige. Auch dagegen gäbe es von demselben Hersteller ein fantastisches Serum. Und eine neue Augencreme für fortgeschrittene Haut. Macht zusammen 285 Euro. »Da können Sie nix falsch machen.« Meine Creme, die ich eigentlich kaufen wollte, ist noch gar nicht dabei. Das »Schnäppchen« lasse ich liegen, nicht nur wegen des absurden Preises, sondern auch, weil ich nach - zugegeben - sehr vielen Besuchen bei Douglas zum ersten Mal hinfühle, wie es mir nach so einem Verkaufsgespräch eigentlich geht: irgendwie schlecht. Zu Hause vorm Spiegel ziehe ich die Haut meiner Wangen auseinander und nehme meinen Hals unter die Lupe.

Die Verkäuferin hat mich also tatsächlich dazu gebracht, meine angeblichen Defizite aus der Nähe sehen zu wollen und mich selbst mit ihrem kritischen Blick, besser gesagt, dem der Schönheitsindustrie, zu betrachten. Für einen kurzen Augenblick denke ich darüber nach, ob ich vielleicht mit einem Makel herumrenne, der allen anderen ins Auge sticht und nur mir noch nicht aufgefallen ist. Ein Gefühl, als käme man im Restaurant von der Toilette zurück und würde erst nach dem Essen bemerken, dass ein Streifen Klopapier unterm Schuh klebt.

Anders ausgedrückt: Ich habe mich beschämen lassen. Kurz. Bevor ich vorm Spiegel den Rücken gerade mache, einiges Schöne entdecke und mich selbst anlächele: High five, gar nicht so schlecht. Es ist mein Körper, also sind wir Freunde, ich kann fantastische Sachen mit ihm anstellen, und er macht mir oft Freude. Ich habe ihm einiges an Schmerzen und unterdrückten Gefühlen und Giften zugemutet. Er hat mich erst ein einziges Mal im Stich gelassen. Und da hat er sich zu Recht gewehrt. Wir sind quitt.

Trotzdem ist das Gefühl, aus dem Nichts mit Scham geflutet zu werden, nach wie vor jederzeit abrufbar. Es braucht nicht einmal jemanden, der mit dem Finger auf mich zeigt - über die Jahrzehnte habe ich etliche Normen und Standards so weit verinnerlicht, dass ich mich selbst beschämen kann.

Ob ich auf dem Badehandtuch hocke und nicht weiß, wer mich auf dem Weg zum Wasser sehen könnte. Oder in einem Meeting, wo mir erklärt wird, dass die neue Zielgruppe bei Mitte 40 endet. Oder in der Boutique, wo man mir mit einem taxierenden Blick zu verstehen gibt, dass die Stange nur bis Größe 40 reicht. Oder wenn mich jemand ungefragt auf den Zustand meines Halses hinweist und mir anbietet, das entsprechende Foto zu löschen.

Dass inzwischen auch das Alter hinzukommt, ist neu, aber das Gefühl der Scham über alle möglichen angeblichen Makel kenne ich aus allen Lebensjahrzehnten, bis zurück in meine Kindheit, seitdem ich als Mädchen wahrgenommen wurde. Wieso wachsen deine Brüste nicht? Bist du nicht zu jung für Cellulite? Der Tamponfaden schaut raus. Lass mal deine Titten sehen. Kannst du nicht zu Hause stillen? Ist das Kind noch da drin? Trägst du noch Mini? Du traust dich was ... To be continued.


Scham

Substantiv, feminin

durch das Bewusstsein, (besonders in moralischer Hinsicht) versagt zu haben, durch das Gefühl, sich eine Blöße gegeben zu haben, ausgelöste quälende Empfindung7


»Scham ist eines der schmerzhaftesten Gefühle, zu denen der Mensch fähig ist. Und eines der mächtigsten«,8 schreibt Matthias Kreienbrink in seinem Essay in der Zeit Online. »Lange Zeit sah es so aus, als ob sie an Macht verliere«,9 aber obwohl wir uns schon im letzten Jahrhundert unter anderem von einer rigiden Sexualmoral befreit haben, sieht Kreienbrink ein Comeback des Gefühls in den sozialen Medien, wo sich neue Gesellschaften, Communitys und Subkulturen bilden: »Die Frage, welche Kleidung man trägt, welche Worte man benutzt, wer cool ist und wer nicht, all das wird durch Beschämung kreiert und durchgesetzt.«10 Durch den Overkill an perfekten Bildern und Inszenierungen auf Insta oder TikTok, durch die vielen Vorbilder, die scheinbar mühelos Follower:innen sammeln, wird es für junge Menschen zu einem Auslöser für Scham, wenn sie einfach nur dem Durchschnitt entsprechen.

Die Soziologin und Schamforscherin Brené Brown beschreibt die Scham als eine Art Netz von unerreichbaren, widersprüchlichen, konkurrierenden Erwartungen. Als eine Zwangsjacke und eine Epidemie unserer Kultur.11

Das Perfide an der Scham ist, dass es im Unterschied zur Schuld keine Option gibt, ihr zu entkommen, etwas wiedergutzumachen. Die Scham frisst sich weiter, weil sie sich nicht auf ein Fehlverhalten bezieht, das man korrigieren könnte. Die Scham bleibt, weil sie in einer erlernten Haltung zu sich selbst begründet ist und nur wechselnde Anlässe braucht, um reaktiviert zu werden.

Für Frauen bedeutet das häufig: Alles, was nicht perfekt aussieht (Gesicht, Körper, Klamotte) oder nicht perfekt läuft (Job, Beziehung, Kinder, Haushalt), kann zum Auslöser für Scham werden.

Brené Brown umkreist das Phänomen in wenigen Sätzen: »Schuld bedeutet: Tut mir leid, ich habe einen Fehler gemacht. Scham bedeutet: Tut mir leid, ich bin ein...
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Autor

Lisa Ortgies, geboren 1966, ist Moderatorin, Journalistin, Bestsellerautorin und Podcasterin. Sie moderiert seit über 20 Jahren Frau tv im WDR und schreibt als Bestsellerautorin über Gleichstellung und Vielfalt, über das Älterwerden und Neuanfänge. Zuletzt erschien ihr Buch Ich möchte gern in Würde altern, aber doch nicht jetzt (Kiepenheuer & Witsch).In ihren Podcasts Paarschnitt und Von Müttern und Töchtern geht es um Familie, Beziehung, die Hürden und Dramen des Lebens und den Dialog zwischen den Generationen.