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Episch

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Delius Klasing Verlagerschienen am05.04.20241. Auflage 2024
Außergewöhnliche Etappensieger der Tour de France Eine Etappe beim wichtigsten Radrennen der Welt zu gewinnen, ist der heilige Gral des Radsports und bedeutet ewigen Ruhm. Jeder Profi träumt davon, aber nur wenigen gelingt es tatsächlich. In diesem Buch erzählt Thomas Olsthoorn die Geschichten von denkwürdigen Etappensiegern der letzten zehn Jahre. Der Radsport-Journalist stellt männliche und weibliche Bergziegen, Sprinter, Domestiken und Spitzenfahrer aus Deutschland, den Niederlanden oder Belgien vor. Darunter befinden sich mit Marcel Kittel, Christophe Laporte, Thomas De Gendt, John Degenkolb, Mathieu van der Poel, Annemiek van Vleuten, Fabio Jakobsen und Marianne Vos echte Hochkaräter aus dem internationalen Fahrerfeld. Wir treffen aber auch auf weniger bekannte Namen bzw. Athleten, die buchstäblich einen weiten Weg zurücklegen mussten, um ihren Moment des Ruhms in Frankreich zu erleben. - Etappensieger der Tour de France und ihr Weg dahin - Spitzenfahrer aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Belgien Das wichtigste Radrennen der Welt uns seine Helden Ein Blick hinter die Kulissen der Tour de France, der die ganze Härte der Rundfahrt offenbart und wie ihre Protagonisten den Trubel erleben.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextAußergewöhnliche Etappensieger der Tour de France Eine Etappe beim wichtigsten Radrennen der Welt zu gewinnen, ist der heilige Gral des Radsports und bedeutet ewigen Ruhm. Jeder Profi träumt davon, aber nur wenigen gelingt es tatsächlich. In diesem Buch erzählt Thomas Olsthoorn die Geschichten von denkwürdigen Etappensiegern der letzten zehn Jahre. Der Radsport-Journalist stellt männliche und weibliche Bergziegen, Sprinter, Domestiken und Spitzenfahrer aus Deutschland, den Niederlanden oder Belgien vor. Darunter befinden sich mit Marcel Kittel, Christophe Laporte, Thomas De Gendt, John Degenkolb, Mathieu van der Poel, Annemiek van Vleuten, Fabio Jakobsen und Marianne Vos echte Hochkaräter aus dem internationalen Fahrerfeld. Wir treffen aber auch auf weniger bekannte Namen bzw. Athleten, die buchstäblich einen weiten Weg zurücklegen mussten, um ihren Moment des Ruhms in Frankreich zu erleben. - Etappensieger der Tour de France und ihr Weg dahin - Spitzenfahrer aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Belgien Das wichtigste Radrennen der Welt uns seine Helden Ein Blick hinter die Kulissen der Tour de France, der die ganze Härte der Rundfahrt offenbart und wie ihre Protagonisten den Trubel erleben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783667129208
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum05.04.2024
Auflage1. Auflage 2024
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2726 Kbytes
Artikel-Nr.14357695
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

lars boom

TANZ AUF DEM KOPFSTEINPFLASTER

Im Bus vom Team Belkin herrschte Stress, und das nicht zu knapp. Die Fahrer schlugen sich mit Beinlingen, Überschuhen und den diversen Kleidungsstücken herum, die sie bei der aktuellen Wetterlage am sinnvollsten überstreifen konnten. Unterdessen gab es unter ihnen und mit der Teamleitung eine Diskussion darüber, ob es besser sei, auf Reifen mit einer Breite von 28 Millimetern zu setzen oder die etwas breiteren 30er zu wählen. Während er seine Teamkollegen dabei beobachtete, wie sie an ihren Jacken herumhantierten, rieb sich Lars Boom Beine, Gesäß und Rücken mit einer Salbe ein, die dafür sorgen sollte, dass diese Körperteile später im Rennen warm bleiben würden. Er wollte sich nicht vorab unnötige Schichten überstreifen, die er später im Rennen ohnehin wieder ausziehen müsste.

Schon seit Tagen gab es innerhalb des Teams nur ein Gesprächsthema, nämlich die Wetterbedingungen an diesem Mittwoch, dem 9. Juli 2014. Die Tour de France hatte dieses Jahr nicht in Frankreich, sondern in England begonnen, wohlgemerkt. Aber sie alle waren vollauf mit der fünften Etappe von Ypern nach Arenberg beschäftigt, vor allem mit den Kopfsteinpflasterpassagen in der zweiten Hälfte. Für die Klassementfahrer im Peloton war dies die Etappe schlechthin, die es zu beachten galt: Hier konnte die Tour verloren gehen, bevor auch nur ein einziger bedeutender Berg erklommen worden war.

Mit Bauke Mollema und Laurens ten Dam hatte Team Belkin zwei Spitzenfahrer in seinen Reihen, die wie im Vorjahr eine gute Platzierung anstrebten. Das niederländische Team wollte das Minenfeld der Kopfsteinpflasterabschnitte so gut es ging überstehen, aber auf dem unberechenbaren Pavé war alles möglich. Fehler oder Unachtsamkeiten führten schnell zu Stürzen oder Zeitverlusten, und genau das sorgte für die hohe Anspannung und Nervosität.

Boom hingegen war entspannt. Im Gegensatz zu vielen seiner Teamkollegen hatte er in den letzten Tagen nicht ständig die Wettervorhersage gecheckt; als ehemaliger Querfeldein-Fahrer hatte er sich diese Macke längst abgewöhnt. Beim Cyclocross ändert sich der Untergrund sehr schnell, wenn die Fahrer Runde um Runde auf demselben Parcours drehen und damit den Boden mürbe und aus ihm einen besseren Acker machen. Es hatte also keinen Sinn, sich schon Tage im Voraus den Kopf zu zerbrechen. Boom hielt das für reine Energieverschwendung. Sein Stil war es, die Ruhe zu bewahren, abzuwarten und zu sehen, wie die Bedingungen am Tag selbst sein würden, und dann so gut wie möglich damit umzugehen.

Allein eine Schwellung an der Hüfte machte ihm etwas zu schaffen, die er sich bei einem Sturz im Finale der dritten Etappe in London zugezogen hatte. Diese Verletzung hatte er seinem Teamkollegen Stef Clement zu verdanken, der in einer Kurve zu spät abgebremst und bei seinem Sturz ein paar Männer mitgerissen hatte. Boom war über die Aktion seines Teamkollegen nicht gerade erfreut gewesen. Auch für ihn zählte der bevorstehende fünfte Tagesabschnitt zu den Schlüsseletappen. In der Tat war es für den aus dem niederländischen Brabant stammenden Fahrer der wichtigste Tag der Tour. Als Klassikerspezialist war ihm diese Etappe auf den Leib geschneidert und bot eine große Chance für einen persönlichen Erfolg. Glücklicherweise stand bereits nach der dritten Etappe wegen des Transfers von England nach Frankreich ein Ruhetag an. Auf der vierten Etappe durfte sich Boom dann ein bisschen ausruhen, um Energien zu sparen und sich vollständig zu erholen.

Aber das war nun Vergangenheit, und er bereitete sich auf den bevorstehenden Höllenritt vor.

Trotz all dem Stress im Bus, der deutlich zu spüren war, befand sich Boom in seiner eigenen Welt. Nachdem er sich umgezogen und seinen Kollegen noch ein paar letzte Tipps in Bezug auf den Reifendruck gegeben hatte, beschloss er, der Hektik für eine Weile den Rücken zu kehren. Boom stieg aus dem Bus und ging zu seiner Frau, die mit ihren beiden Töchtern und seinen Eltern zum Startort der Etappe angereist war. Einfach nur kurz Hallo sagen und sie umarmen, das würde ihm guttun.

Egal, wie schlecht das Wetter war, ihm selbst schien gerade die Sonne; genauer gesagt: Seit er an diesem Morgen aufgestanden war und die Vorhänge beiseitegeschoben hatte. Zu seiner großen Freude regnete es in Strömen, und auf den Straßen sammelte sich das Wasser in Pfützen. Darauf hatte er seit Jahren gehofft: ein Rennen auf nassem Kopfsteinpflaster!

Mehr als ein Jahrzehnt zuvor, es ist der 30. Mai 2004. Lars Boom wirft einen Blick nach draußen und ruft seinem Mitbewohner zu: Oh Mann, prima, es regnet! Michiel Elijzen sah ihn mitleidig an. Was um alles in der Welt war denn so schön daran, im Regen Rad zu fahren? Und dann auch noch auf dem berüchtigten Kopfsteinpflaster in Nordfrankreich. In jenem Winter war der damals 18-jährige Boom als Nachwuchsfahrer zu Rabobank Continental gekommen, einem Nachwuchsteam der größten niederländischen Profi-Equipe mit dem berühmten orangenen Trikot. Als Querfeldeinfahrer hatte er sich bereits einen Namen gemacht, nachdem er ein Jahr zuvor Juniorenweltmeister geworden war. Doch neben Querfeldein zog es Boom auch auf die Straße, vor allem die flämischen Klassiker ließen sein Rennfahrerherz höherschlagen. Nun freute er sich darauf, beim sagenumwobenen Paris-Roubaix an den Start zu gehen, in seinen Augen der heroischste aller Klassiker.

Nun, das erste Kennenlernen verlief fantastisch. Als behänder Lenker - dank Querfeldein-Rennen im Schlamm und auf nassem Gras - fühlte er sich auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster wohl wie ein Fisch im Wasser. Lediglich ein Sturz in einer Asphaltkurve machte eine Spitzenplatzierung zunichte. Boom überquerte die Ziellinie als 21., etwas über vier Minuten hinter dem Sieger und Rabobank-Teamkollegen Koen de Kort. Doch für ihn spielte das alles keine Rolle. Schon als er Paris-Roubaix noch im Fernsehen verfolgte, hatte er das Rennen stets als besonders schön empfunden, und seit diesem Tag hatte ihn endgültig die Faszination für die Hölle des Nordens gepackt.

Ursprünglich standen an jenem Tag im Juli 2014 neun Kopfsteinpflasterabschnitte auf dem Programm, aber die Organisatoren hatten am Morgen der Etappe beschlossen, Monsen-Pévele und Orchies à Beuvry-la-Forêt von der Strecke zu nehmen. Aufgrund des Regens stand auf diesen Sektoren zu viel Wasser, sie wurden als zu gefährlich eingestuft. Boom verstand diese Entscheidung, aber aus seiner Sicht hätte das nicht sein müssen. Je mehr Kilometer über das Pavé, desto besser, fand er. Im Gegensatz zu seinen Belkin-Teamkollegen, die sich ausnahmslos für Reifen mit 30 Millimeter Breite entschieden, hatte Boom sein Bianchi mit 28-Millimeter-Reifen ausgestattet.

Auch weil wir die ersten 80 Kilometer auf Asphalt gefahren sind. Die Anspannung im Peloton wegen des Kopfsteinpflasters nimmt zu, je näher man den Sektoren kommt. Es würde hart gefahren werden, und wegen des schlechten Wetters würden schnell Löcher. Ich entschied mich daher für etwas schmalere Reifen und einen etwas höheren Druck als in Roubaix üblich: 5,6 bar hinten und 5,4 bar vorne. Damit sollte ich etwas schneller unterwegs sein und würde im ersten Teil der Etappe weniger Energie benötigen. Mit den 28-Millimeter-Reifen hatte ich keine Probleme, ich vertraute ihnen und fühlte mich auf dem Kopfsteinpflaster sicher. Ich habe mich auf dem Rennrad immer wohlgefühlt, wenn es geregnet hat.

Noch bevor wir den ersten Sektor erreichten, herrschte bereits das reinste Chaos. Der Straßenbelag war so rutschig, dass die Fahrer in Kreisverkehren manchmal die Kontrolle verloren und einfach wegschlidderten. Große Namen wie Alejandro Valverde und Tejay van Garderen waren früh gestürzt und fuhren hinterher. Für Chris Froome lief es noch schlimmer: Der Brite hatte bereits am Vortag Bekanntschaft mit dem Asphalt gemacht und blieb auch dieses Mal nicht verschont. Nach zwei Stürzen innerhalb kürzester Zeit war seine Moral gebrochen; ziemlich zerknautscht und angeschlagen gab der amtierende Tour-Sieger auf.

In Gruson a Carrefour de l Arbre wartete die erste Kopfsteinpflasterpassage. Innerhalb kürzester Zeit war das Peloton gesprengt. Die leichten Kletterer wurden richtig durchgeschüttelt, und die Klassementfahrer bremsten hektisch, aus Angst, aufs Pflaster zu krachen. Nur die Draufgänger und Spezialisten konnten sich an der Spitze behaupten, so auch Boom. Wegen der schmaleren Reifen war er ständig darauf bedacht, den Grip nicht zu verlieren, und falls es doch einmal vorkam, hieß es, sich schnell wieder zu sammeln und gut durch die Kurven zu kommen. Kopfsteinpflaster ist natürlich etwas anderes als Querfeldein, aber ich weiß, was zu tun ist, wenn mein Hinterrad wegrutscht. Vor allem darf man nicht in Panik geraten. Ich bin es gewohnt, dass mein Rad sozusagen ständig schliddert, und ich wusste daher genau, was zu tun war. Die Kunst, auf dem Kopfsteinpflaster ohne Schaden...
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