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Schuld ohne Sühne

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
220 Seiten
Deutsch
KBV Verlags- & Medien GmbHerschienen am17.04.2024
Ein junger Ermittler und ein grausamer alter Mordfall Als der frischgebackene Kommissar Rudolf Wafzig 1964 den Dienst beim LKA Koblenz antritt, erscheint es ihm zunächst wie eine Art Strafarbeit, als man ihm mehrere Akten vorlegt, die er sichten soll, um einige jahrzehntealte Fälle aus der Zeit der Besatzung möglicherweise doch noch aufzuklären. Dann stößt er auf eine Meldung, die aufgrund ihrer Grausamkeit sofort sein Interesse weckt: »Überfall auf das Burgerhaus bei Andernach am 1. April 1946 - neun Tote, keine erhärtbaren Spuren, Einstellung der Ermittlungen 1956!« Mehrere Familienmitglieder sowie Gäste des Burgerhauses in Plaidt bei Andernach wurden von den Tätern regelrecht hingerichtet. Diese barbarische Tat wird Wafzig sein Leben lang nicht mehr loslassen. Er macht sich auf die Suche nach dem Motiv - und nach den grausamen Tätern. Die Zeit drängt, denn schon bald läuft unweigerlich die Verjährungsfrist ab. Ein realer historischer Kriminalfall, mit all seinen erschütternden Details verpackt in einem aufwühlenden Roman.

Im Laufe ihrer langjährigen Tätigkeit im öffentlich-rechtlichen Hörfunk hat Angelica Netz aus vielen Ländern dieser Welt berichtet. Nun hat sie hier in der Heimat einen erschütternden Stoff gefunden. Im Nachlass ihres Vaters entdeckte sie eine Todesanzeige aus dem Jahr 1946. Die realen Burgerhausmorde zu Kriegsende hat sie nach akribischer Recherche in eine aufwühlende Kriminalgeschichte gepackt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin junger Ermittler und ein grausamer alter Mordfall Als der frischgebackene Kommissar Rudolf Wafzig 1964 den Dienst beim LKA Koblenz antritt, erscheint es ihm zunächst wie eine Art Strafarbeit, als man ihm mehrere Akten vorlegt, die er sichten soll, um einige jahrzehntealte Fälle aus der Zeit der Besatzung möglicherweise doch noch aufzuklären. Dann stößt er auf eine Meldung, die aufgrund ihrer Grausamkeit sofort sein Interesse weckt: »Überfall auf das Burgerhaus bei Andernach am 1. April 1946 - neun Tote, keine erhärtbaren Spuren, Einstellung der Ermittlungen 1956!« Mehrere Familienmitglieder sowie Gäste des Burgerhauses in Plaidt bei Andernach wurden von den Tätern regelrecht hingerichtet. Diese barbarische Tat wird Wafzig sein Leben lang nicht mehr loslassen. Er macht sich auf die Suche nach dem Motiv - und nach den grausamen Tätern. Die Zeit drängt, denn schon bald läuft unweigerlich die Verjährungsfrist ab. Ein realer historischer Kriminalfall, mit all seinen erschütternden Details verpackt in einem aufwühlenden Roman.

Im Laufe ihrer langjährigen Tätigkeit im öffentlich-rechtlichen Hörfunk hat Angelica Netz aus vielen Ländern dieser Welt berichtet. Nun hat sie hier in der Heimat einen erschütternden Stoff gefunden. Im Nachlass ihres Vaters entdeckte sie eine Todesanzeige aus dem Jahr 1946. Die realen Burgerhausmorde zu Kriegsende hat sie nach akribischer Recherche in eine aufwühlende Kriminalgeschichte gepackt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783954416929
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum17.04.2024
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2397 Kbytes
Artikel-Nr.14438135
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. JUNI 1964
LKA KOBLENZ

Auf dem schlichten Schreibtisch des Büros liegen zwei Stapel leicht verblasster, roter Aktendeckel. Bei ihrem Anblick fragt sich Rudolf Wafzig zum wiederholten Mal an diesem Tag, ob es die richtige Entscheidung war, sich ins Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz versetzen zu lassen. So schlecht ist es doch bislang für ihn, den fünfunddreißigjährigen ehemaligen Polizeiobermeister aus Bad Ems, nicht gelaufen. Vor fünf Jahren hat er seine Prüfung zum Kriminalkommissar abgelegt, danach ist er ins Kriminalamt Mainz gewechselt. Dort hat er zuletzt einen spektakulären Überfall auf ein Juweliergeschäft aufgeklärt. Wenig später kam das Angebot vom LKA. Natürlich hat er zugesagt.

Als er gestern vor dem Gebäude des LKA ankam, das, wie alle Häuser in der Koblenzer Neustadt, im hellen Gelb des Kurfürstlichen Schlosses gestrichen ist, musste er erst einmal tief durchatmen. Nun soll er künftig also zu der Mannschaft von ausgezeichneten Kriminalisten gehören, die für die ganz großen Fälle in Rheinland-Pfalz zuständig ist. Mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengrube, aber auch voll Stolz hat er durch die hohe Glastür das moderne vierstöckige Bürogebäude betreten, in das die Beamten des LKA erst vor zwei Jahren eingezogen sind. Zu seiner Überraschung hat ihn der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamts, Rudolf Schmücker, sogar persönlich begrüßt.

»Wunderbar, Herr Wafzig, dass Sie jetzt bei uns sind! Sie werden sehen, es wird Ihnen gefallen.«

Jovial hat Schmücker ihn am Arm genommen und ihn durch alle Abteilungen des LKA geführt. Mit weit ausholender Geste zeigte er auf die über hundertfünfzigtausend Fallakten, die das Archiv des LKA füllen. In einer weiteren Abteilung durfte Wafzig die Kartei mit über siebzigtausend Fingerabdrücken bewundern. Sie werden, so erklärte ihm Schmücker, von Spezialisten katalogisiert und zur Spurensicherung ausgewertet. Im Keller ging es dann zu der speziell für die ballistischen Untersuchungen gebauten Schießanlage. Wafzig bestaunte beeindruckt den mit Sand gefüllten Kasten, in den die Kugeln aus einer mutmaßlichen Tatwaffe abgefeuert werden, um sie anschließend mit den Projektilen zu vergleichen, die am Tatort sichergestellt werden.

Leider erfuhr Wafzig auf seinem Rundgang auch, dass es im LKA keine Betriebsfußballmannschaft gibt. Im Kriminalamt Mainz war er ein gefürchteter Innenverteidiger, der »Eisenfuß« der Mannschaft. Auf seinen Lieblingssport wird er künftig also verzichten müssen, ebenso auf das eine oder andere Glas Bier mit den Kollegen nach dem Spiel. Aber daraus hat er sich ohnehin nie viel gemacht. Er ist nicht der Typ für gesellige Männerrunden. Er könne ja stattdessen Mitglied im Koblenzer Ruderclub Rhenania werden, hat Schmücker gemeint. Dort ruderten mehrere Kollegen, und Wafzig mit seiner Größe und seiner schlanken Figur sei doch wie gemacht für die schmalen, schnellen Boote.

Nach einem Besuch in der Kantine, wo es Eintopf mit Mettenden gab, bat Schmücker ihn dann noch einmal in sein geräumiges, mit dunklem Mobiliar ausgestattetes Büro. Gespannt wartete Wafzig darauf, in welche Abteilung der Kriminalrat ihn beordern würde. Vielleicht zum Rauschgift, Mord oder zur Bandenkriminalität?

»Nun, Kommissar Wafzig«, begann Schmücker das Gespräch, »man hat mir gesagt, dass Sie hartnäckig sind und sehr systematisch an Ihre Fälle herangehen. Solche Leute brauchen wir. Sie haben ja unser umfangreiches Archiv gesehen. Darunter gibt es eine ganze Reihe von Akten, bei denen wir Sorge haben, dass die Fälle schon bald verjähren könnten. Sie wissen ja, in Bonn wird gerade darüber debattiert, ob die Verjährungsfrist von zwanzig Jahren bei Kapitalverbrechen wie Mord und Völkermord aufgehoben wird oder bestehen bleibt.«

Wafzig erinnerte sich, dass er im Rheinischen Merkur kürzlich über die sogenannte Verjährungsdebatte gelesen hatte. Nach geltendem Recht verjähren solche Kapitalverbrechen nach zwanzig Jahren. Diese Frist war von den Besatzungsmächten jedoch für die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 ruhend gestellt worden. Als Stichtag für den Beginn der Verjährung wurde in der französischen Zone der 9. Mai 1945 festgelegt, also der Tag nach der deutschen Kapitulation. Ohne eine Gesetzesänderung droht nun also, dass alle nationalsozialistischen Verbrechen im nächsten Jahr, zum 9. Mai 1965, verjähren könnten.

Der frischgebackene LKA-Beamte fragte sich allerdings, was die anstehende Debatte in Bonn mit seiner künftigen Tätigkeit zu tun hat. Schmücker sollte ihn jedoch umgehend aufklären. Die Verjährungsfrist könne nicht nur die Verbrechen der Nazis straffrei stellen, sondern auch die zahlreichen Verbrechen, die in den chaotischen Zeiten nach Kriegsende, während der französischen Besatzung, in Rheinland-Pfalz geschehen waren.

»Das LKA«, eröffnete ihm Schmücker, »ist gebeten worden, die nicht gelösten Fälle aus jener Zeit noch einmal zu sichten und sie vielleicht doch noch einer Aufklärung zuzuführen.«

Langsam begriff Wafzig, was Schmücker ihm in seinem Bürokratendeutsch da gerade eröffnete. Er sollte also diese Aufgabe übernehmen. Wafzig hatte Mühe, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Der stellvertretende LKA-Leiter wollte tatsächlich, dass er, der leidenschaftliche und bislang durchaus erfolgreiche Kriminalkommissar, sich mit Altlasten in den Archiven des LKA beschäftigt. Er schluckte, räusperte sich und meinte dann: »Ich hoffe sehr, dass dies nur vorübergehend ist.« Allerdings hat er darauf gestern keine Antwort mehr bekommen.

Nun sitzt Wafzig an seinem schlichten Schreibtisch auf einem Stuhl der Marke Raumwunder, dessen mangelnde Ergonomie er schon in Mainz kennenlernen durfte. Für seine Größe ist der Stuhl viel zu klein. Aber ein komfortableres Sitzmöbel hätte kaum Platz in der kleinen Kammer gefunden, die man ihm gestern als Büro zugewiesen hat. Unschlüssig, ob er den Aktenstapel auf seinem Schreibtisch weiter ignorieren soll, testet er die Tasten der Olympia-Schreibmaschine, die er allerdings lediglich im Zweifingersystem beherrscht. Dann sucht er nach Papier und Stiften, findet alles in einer Schreibtischschublade - und sogar einen Aschenbecher! Er platziert alles sorgsam vor sich auf den Tisch. Auf dem Seitenregal haben bereits seine Thermosflasche mit Kaffee und ein Becher Platz gefunden; sein leichter Mantel hängt samt der karierten Schirmmütze an einem Haken neben der Tür.

Jetzt fehlt nur noch das gerahmte Foto von Erika. Mit der Sekretärin aus dem Kriminalamt Mainz ist er seit der Weihnachtsfeier vor zwei Jahren, die er ausnahmsweise einmal besucht hatte, liiert. Er stellt Erikas Foto seitlich hinter die Olympia und betrachtet seine hübsche Freundin, die im gepunkteten Sommerkleid freundlich in die Kamera lächelt. Dabei fällt ihm ein, dass er gestern vergessen hat, Erika anzurufen. Nun wird sie sicher eingeschnappt sein. Schließlich hätte sie gern gewusst, wie sein erster Tag in Koblenz gelaufen ist. Er wird das Telefonat am Abend nachholen und sie hoffentlich besänftigen können.

Er schiebt die Olympia zur Seite und lockert seine Krawatte. Er kann die Enge um seinen Hals jetzt gerade schlecht ertragen. Nachdem er sich eine Stuyvesant, seine Lieblingszigarettenmarke, angezündet hat, legt er schließlich widerwillig den ersten Aktenstapel vor sich auf den Tisch. Sein neuer Vorgesetzter, Hauptkommissar Seiters, hat ihm heute Morgen nach dem unbefriedigenden Gespräch mit Schmücker noch erklärt, er solle prüfen, ob sich in den Akten eventuell neue Ansatzpunkte für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen finden lassen. Wafzig hat allerdings keine Ahnung, wie er das nach so vielen Jahren anstellen soll. Zumal Seiters ihm verraten hat, dass all die Akten vor nicht einmal zehn Jahren schon einmal von Beamten des LKA gesichtet worden waren. Danach verschwanden die meisten mit dem Vermerk »Aufklärung unwahrscheinlich« im Archiv.

Während der Besatzungszeit, so erläuterte ihm Seiters, waren in erster Linie die Alliierten für die Verbrechensaufklärung zuständig, vor allem bei Straftaten, die von sogenannten »Displaced Persons« begangen worden waren. Zu diesen DPs, wie die Alliierten sie nannten, zählten ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, aber auch KZ-Häftlinge. Sie alle unterstanden nach dem Krieg der Hoheit der Alliierten. Die deutschen Behörden hatten so gut wie keine Handhabe, Verbrechen dieser »verschleppten Personen« zu verfolgen. Die Ermittlungsakten wurden damals alle beim französischen Obertribunal in Rastatt aufbewahrt. Erst mit der Auflösung des Tribunals 1955/56 wurde ein Teil an die deutschen Justizbehörden übergeben.

Wafzig erinnert sich, dass er als vierzehnjähriger Hitlerjunge bei den Großeltern in Andernach einmal einen Zug von ausgezehrten...
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Im Laufe ihrer langjährigen Tätigkeit im öffentlich-rechtlichen Hörfunk hat Angelica Netz aus vielen Ländern dieser Welt berichtet. Nun hat sie hier in der Heimat einen erschütternden Stoff gefunden. Im Nachlass ihres Vaters entdeckte sie eine Todesanzeige aus dem Jahr 1946. Die realen Burgerhausmorde zu Kriegsende hat sie nach akribischer Recherche in eine aufwühlende Kriminalgeschichte gepackt.
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