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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
704 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am09.09.2024
Die GRU, der russische Militärgeheimdienst ist einer der effektivsten und geheimsten Nachrichtendienste weltweit. Bis heute gibt es im Westen kaum gesicherte Informationen über die GRU, vor allem, weil bis in die Gegenwart kaum ein Dokument aus den Archiven der GRU zugänglich ist.? Das Buch stellt erstmals für einen breiten Leserkreis die Geschichte der GRU von ihrer Gründung 1918 bis heute dar. Matthias Uhl kann dabei auf Dokumente aus dem legendären Archiv des Militärgeheimdienstes zurückgreifen. Zudem lüftet er die Identität des GRU-Agenten »Murat«, der Moskau in den 1950er und 1960er Jahren Hunderte streng geheime Unterlagen aus dem NATO-Hauptquartier geliefert hat. Und beleuchtet Operationen und Spionageaktionen während des Kalten Krieges und des heutigen Russland - bis hin zu Morsanschlägen in Westeuropa sowie zum Einsatz der GRU bei der Besetzung der Krim und im Ukraine-Krieg.?

Matthias Uhl (geb. 1970) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Moskau und gilt als einer der besten Experten für die Geschichte des Kalten Krieges sowie der sowjetischen und russischen Geheim- und Nachrichtendienste. Uhl publizierte als (Mit-)Herausgeber 'Das Buch Hitler' (erschienen 2005 und in 29 Sprachen übersetzt) und 'Die Organisation des Terrors. Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945'.
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Verfügbare Formate
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Produkt

KlappentextDie GRU, der russische Militärgeheimdienst ist einer der effektivsten und geheimsten Nachrichtendienste weltweit. Bis heute gibt es im Westen kaum gesicherte Informationen über die GRU, vor allem, weil bis in die Gegenwart kaum ein Dokument aus den Archiven der GRU zugänglich ist.? Das Buch stellt erstmals für einen breiten Leserkreis die Geschichte der GRU von ihrer Gründung 1918 bis heute dar. Matthias Uhl kann dabei auf Dokumente aus dem legendären Archiv des Militärgeheimdienstes zurückgreifen. Zudem lüftet er die Identität des GRU-Agenten »Murat«, der Moskau in den 1950er und 1960er Jahren Hunderte streng geheime Unterlagen aus dem NATO-Hauptquartier geliefert hat. Und beleuchtet Operationen und Spionageaktionen während des Kalten Krieges und des heutigen Russland - bis hin zu Morsanschlägen in Westeuropa sowie zum Einsatz der GRU bei der Besetzung der Krim und im Ukraine-Krieg.?

Matthias Uhl (geb. 1970) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Moskau und gilt als einer der besten Experten für die Geschichte des Kalten Krieges sowie der sowjetischen und russischen Geheim- und Nachrichtendienste. Uhl publizierte als (Mit-)Herausgeber 'Das Buch Hitler' (erschienen 2005 und in 29 Sprachen übersetzt) und 'Die Organisation des Terrors. Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783534610389
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum09.09.2024
Seiten704 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse12036 Kbytes
Artikel-Nr.14495881
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung

Die Glawnoje raswedywatelnoje uprawlenije (GRU), auf Deutsch Hauptverwaltung für Aufklärung - also der russische Militärgeheimdienst -, ist der wohl geheimste Nachrichtendienst Russlands. Die Behörde, die sich im Selbstverständnis einer über 200-jährigen Tradition sieht, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Erste institutionelle Vorläufer des bis 1917 auch als Raswedka bezeichneten militärischen Geheimdienstes bildeten sich 1810 unter Kriegsminister Michael Barclay de Tolly heraus, dem späteren Bezwinger Napoleons, als dort die sogenannte Expedition für geheime Angelegenheiten eingerichtet wurde. Gleichzeitig begannen an den diplomatischen Vertretungen Russlands Militärattachés - damals noch als Militäragenten bezeichnet - mit der strategischen Auslandsaufklärung. 1812 entstand dann aus der Expedition für geheime Angelegenheiten die für den militärischen Nachrichtendienst zuständige Sonderkanzlei beim Kriegsministerium. Das neu geschaffene Amt verfügte mit vier Beamten nur über einen ausgesprochen kleinen Mitarbeiterstab, um geheime Aufgaben zu lösen. Die Beschaffung von nachrichtendienstlichem Material fiel deshalb im Wesentlichen den Militäragenten zu, die damals in Spanien, Frankreich, Österreich, Preußen, Bayern und Sachsen operierten. Mit der Bildung des Sonderbüros beim Kriegsministerium stand dem russischen Militär erstmals eine Organisation zur Verfügung, die systematisch den Nachrichtendienst gegen ausländische Streitkräfte betrieb. Deshalb gilt das Jahr 1812 bis heute als die Geburtsstunde des russischen Militärgeheimdienstes.1
Entstehung und Entwicklung bis zum Ende des Zarenreiches

Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege löste Zar Aleksandr I. die Sonderkanzlei allerdings wieder auf, ihre Aufgaben übernahm ab 1815 die 1. Abteilung des russischen Generalstabes. Die Funktion der Militäragenten wurde abgeschafft. 1836 erfolgte eine Reorganisation des Kriegsministeriums, dort kam es zur Einrichtung eines Generalstabsdepartements, das aus drei Abteilungen bestand, von denen die zweite (militärwissenschaftliche) Abteilung nun nachrichtendienstliche Aufgaben erfüllen sollte. Ein Vorhaben, das jedoch nur unter großen Schwierigkeiten umgesetzt werden konnte. Erst die russische Niederlage im Krimkrieg 1856 führte zu einem Umdenken. Zar Aleksandr II. bestätigte damals eine Instruktion über die Tätigkeit der nun wieder eingeführten Militäragenten.21867 übernahm dann das Militärstatistische Komitee beim Generalstab die nachrichtendienstlichen Aufgaben der 2. Abteilung des Generalstabsdepartments. Diese neue Struktur sollte sich beständiger als ihre Vorläufer erweisen, denn bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts beaufsichtigte das genannte Komitee den militärischen Nachrichtendienst der Zarenarmee. Allerdings existierte noch immer keine klare Trennung zwischen den Bereichen Beschaffung und Auswertung. Ferner besaß das Referat keinen Zugriff auf die Truppenaufklärung bei den Militärbezirken.3

Die bittere Schlappe im Russisch-Japanischen Krieg von 1904/1905 führte zu umfangreichen Reformen in den Streitkräften des Zaren, die auch den militärischen Nachrichtendienst betrafen. Im April 1906 erfolgte endlich eine Aufteilung der Militäraufklärung in eine Beschaffungsabteilung und mehrere Auswertungsreferate. Die Nachrichtenbeschaffung lag nun beim Referat V (Aufklärung) bei der 1. Oberquartiermeisterverwaltung des Generalquartiermeisters. Die Auswertung der klandestinen Informationen erfolgte in den Referaten der 2. und 3. Oberquartiermeisterverwaltung des Generalstabes. Für die Beschaffung von Geheimmaterial sorgten zudem die Dependancen des Nachrichtendienstes in den Militärbezirken des Zarenreiches. Neben den Spionagenetzwerken des militärischen Nachrichtendienstes blieben auch die Militäragenten weiterhin eine wichtige Quelle für die Beschaffung von nachrichtendienstlichen Informationen.4

Der Beginn des Ersten Weltkrieges stellte die russische Militäraufklärung vor neue Herausforderungen, denen sie nur bedingt gerecht werden konnte. Bereits die Schlacht bei Tannenberg im Sommer 1914 zeigte, dass die Raswedka keine zuverlässigen Angaben zu den strategischen Plänen der Deutschen liefern konnte.5 An der galizischen Front hingegen gelang es den russischen Streitkräften aufgrund ihrer personellen und materiellen Überlegenheit, bis Ende 1914 den größten Teil Galiziens und der Bukowina einzunehmen und den österreichisch-ungarischen Truppen hier eine schwere Niederlage zuzufügen.6

Das Fehlen einer zentralisierten Führung der Militäraufklärung erschwerte im Krieg den weiteren Nachrichtendienst des Zarenheeres. Zudem fehlte jegliche Koordination durch vorgesetzte Stellen. Insgesamt blähten sich die Agentennetze immer mehr auf. Im Herbst 1917 spionierten 46 Spionagenetzwerke mit mehr als 1000 Agenten für die Raswedka. Für deren Unterhalt musste die Militäraufklärung mit mehr als 1,5 Millionen Rubel jährlich beträchtliche Summen aufwenden.

Der Blick auf den russischen Militärnachrichtendienst während des Ersten Weltkrieges zeigt die für diese Zeit typischen Widersprüche. Zwar gelangen ihm zwischen 1914 und 1917 schrittweise Verbesserungen auf taktischer und operativer Ebene, doch verlief dieser Prozess viel zu langsam, um sich auf die Geschehnisse an den Fronten auszuwirken. Es erwies sich als bittere Ironie des Krieges, dass der Militärgeheimdienst zu einem Zeitpunkt begann, operativ nachrichtendienstlich verwertbare Informationen zu gewinnen, als Kampfkraft und Moral der Zarenarmee spürbar sanken und deren Untergang nicht mehr aufzuhalten war.7 Die Revolutionen vom Frühjahr und Herbst 1917 führten schließlich zum Zusammenbruch des russischen Imperiums - und seiner Raswedka.
Sowjetunion

Doch wie sich bald zeigen sollte, brauchten auch die neuen Herrscher im Russischen Reich, die Bolschewiki, einen militärischen Nachrichtendienst, wenn sie sich weiter an der Macht halten und ihren Einfluss im Ausland ausbauen wollten. Der neu zu schaffende militärische Geheimdienst sollte jedoch nicht mehr dem Staat, sondern nunmehr der kommunistischen Partei treu ergeben sein. Die GRU selbst wurde 1918 als Registraturverwaltung der Roten Armee gegründet. Ihre Aufgabe lässt sich kurz und knapp mit Militärspionage beschreiben. Die spätere Hauptverwaltung für Aufklärung versuchte also vornehmlich an Informationen mit militärischer Bedeutung zu gelangen. Zu diesem Zweck hatten ihre Agenten im Ausland Truppenverbände jeder Art zu beobachten und Angaben über deren Struktur, Organisation und Bewaffnung zu sammeln. Weiterhin sollten Informationen über Stationierungsorte, rüstungswirtschaftliche Kapazitäten und zur politischen Stimmung in den Streitkräften beschafft werden. Haupteinsatzort war zunächst Europa, wobei sich die Nachrichtenbeschaffung neben Polen vor allem auf Deutschland konzentrierte. Allein zwischen Dezember 1918 und Januar 1920 investierte die GRU in die dortige Spionage mehr als sechs Millionen Rubel, 284 Agenten spionierten zwischen Rhein und Weichsel für den Nachrichtendienst der Roten Armee.8 Aktiv waren ihre Agenten jedoch auch in Vorderasien und in Fernost. 1922 wurde die GRU dem 1. Stellvertreter des Stabschefs der Roten Armee unterstellt und 1926 zur 4. Verwaltung des Stabes erweitert. Unter der Leitung ihres Chefs Jan K. Bersin gelang es, eine straff organisierte und hoch qualifizierte Spionageorganisation zu schaffen, die 1934 in Statistische Informationsverwaltung der Roten Armee umbenannt wurde.9

Bei ihren Spionagenetzen wollte die GRU sicherstellen, dass diese auch unter Kriegsbedingungen arbeiten konnten. Zu diesem Zweck wurden in den betreffenden Ländern illegale Residenturen eingerichtet, d. h. ihre Mitarbeiter waren nicht durch einen Diplomatenstatus geschützt und sie besaßen auch keine Tarnung als Angehörige einer sowjetischen Auslandsoder Außenhandelsorganisation. Um ihre Tätigkeit im Kriegsfall sicherzustellen, verfügten die illegalen Residenturen über eigene Ressourcen sowie unabhängige Funk- und Kurierverbindungen zur Moskauer Zentrale.10

Daneben wurde in den 1930er-Jahren die Zahl der Militärattachés beträchtlich erhöht. Sie führten für die GRU die »offizielle« Militärspionage durch. Die Zahl der in den Einsatzländern tätigen Agenten hing von der Größe der Botschaft und der strategischen Bedeutung der Region ab. In wichtigen Ländern gab es neben dem Militärattaché auch noch Marine- und Luftwaffenattachés. Unterstützt wurden sie bei ihrer Arbeit von inoffiziellen Mitarbeitern der GRU, die getarnt in den verschiedensten sowjetischen Auslandsbehörden und -organisationen arbeiteten. Auch sie sammelten, wie die Attachés, offene Informationen über die Streitkräfte der betreffenden Staaten, versuchten aber auch geheime Quellen abzuschöpfen und führten eigene Agentennetze.11

Als günstig für die Anwerbung von sowjetischen Geheimdienstquellen stellte sich die politische Situation der UdSSR dar. Die Ideale des Kommunismus, die Ideen des proletarischen Internationalismus und der Solidarität mit dem einzigen sozialistischen Land der Welt erwiesen sich als guter Nährboden für die Anwerbung von Agenten. Um an dringend benötigte Quellen zu gelangen, nutzte der Militärgeheimdienst auch kompromittierendes Material und finanzielles Interesse. Dadurch vermochte es die GRU, bis Mitte der 1930er-Jahre wirksame Spionagenetze aufzubauen, die in der Lage waren, die sowjetische Partei- und Staatsführung mit den geheimen Informationen zu versorgen, die Einfluss auf wichtige Entscheidungsprozesse in Fragen...
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Autor

Matthias Uhl (geb. 1970) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Moskau und gilt als einer der besten Experten für die Geschichte des Kalten Krieges sowie der sowjetischen und russischen Geheim- und Nachrichtendienste.Uhl publizierte als (Mit-)Herausgeber "Das Buch Hitler" (erschienen 2005 und in 29 Sprachen übersetzt) und "Die Organisation des Terrors. Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945".