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Wilberforce

Der Mann, der die Sklaverei abschaffte
SCM Hänssler im SCM-Verlagerschienen am01.07.2012
26. Juli 1833. Das britische Parlament beschließt die Abschaffung der Sklaverei. Für William Wilberforce geht - drei Tage vor seinem Tod - ein Traum in Erfüllung, für den er sein ganzes Leben gekämpft hat. Trotz Krieg, Morddrohungen und Selbstzweifel hatte er nie aufgegeben. Doch warum setzte ein Politiker wie er seine Karriere aufs Spiel? Nach einer Europareise 1784 die Weichenstellung: Heimlich traf er sich mit John Newton - Ex-Sklavenschiffkapitän, Dichter von 'Amazing Grace' und im Einsatz für die Unterdrückten. Tief beeindruckt verließ er ihn und wendete sich bald vollständig dem christlichen Glauben zu. Er nannte es seine 'große Wandlung'. Noch ahnte er nicht, dass es viel mehr sein sollte. Inklusive 16-seitigem Bildteil.

Eric Metaxas studierte an der Yale University und ist in Deutschland vor allem für seine Biografie über Bonhoeffer bekannt, die auf Deutsch in der siebten Auflage vorliegt. Seine Beiträge als Journalist erschienen u.a. in der New York Times, auf CNN und im Wall Street Journal.
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Klappentext26. Juli 1833. Das britische Parlament beschließt die Abschaffung der Sklaverei. Für William Wilberforce geht - drei Tage vor seinem Tod - ein Traum in Erfüllung, für den er sein ganzes Leben gekämpft hat. Trotz Krieg, Morddrohungen und Selbstzweifel hatte er nie aufgegeben. Doch warum setzte ein Politiker wie er seine Karriere aufs Spiel? Nach einer Europareise 1784 die Weichenstellung: Heimlich traf er sich mit John Newton - Ex-Sklavenschiffkapitän, Dichter von 'Amazing Grace' und im Einsatz für die Unterdrückten. Tief beeindruckt verließ er ihn und wendete sich bald vollständig dem christlichen Glauben zu. Er nannte es seine 'große Wandlung'. Noch ahnte er nicht, dass es viel mehr sein sollte. Inklusive 16-seitigem Bildteil.

Eric Metaxas studierte an der Yale University und ist in Deutschland vor allem für seine Biografie über Bonhoeffer bekannt, die auf Deutsch in der siebten Auflage vorliegt. Seine Beiträge als Journalist erschienen u.a. in der New York Times, auf CNN und im Wall Street Journal.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783775171373
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.07.2012
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8438
Artikel-Nr.14502637
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
1. KAPITEL
DER KLEINE WILBERFORCE

»Du weißt, dass es nicht scheitern kann, wenn es ein Werk der Gnade ist.«

ELISABETH WILBERFORCE

Am 24. August 1759 wurde William Wilberforce als Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in der Stadt Hull geboren. Das eindrucksvolle, aus roten Ziegelsteinen erbaute Herrenhaus aus der Zeit Jakobs I., in dem er zur Welt kam, befand sich an der High Street, mit Blick auf den Fluss Hull. Der Hull strömt eine halbe Meile flussabwärts in den erheblich breiteren Humber und dann weiter nach Osten in die Nordsee.

Die Familie Wilberforce selbst führte ihre Ahnenreihe in Yorkshire stolz bis ins zwölfte Jahrhundert unter die Herrschaft Heinrichs II. zurück. Das Adelsverzeichnis Burke´s Peerage9 nennt sie sogar als eine der wenigen Familien, die sich bis vor 1066 in die angelsächsische Zeit zurückverfolgen lassen.10 Damals und noch Jahrhunderte danach bis in Wilberforce´ eigenes Jahrhundert hinein lautete der Familienname Wilberfoss. Geändert wurde er von Wilberforce´ Großvater, offenkundig ein Mann von »starker« (englisch forceful) Persönlichkeit, wie sich teilweise an seiner Neigung zeigt, alles zu ändern, was ihm missfiel. Wahrscheinlich nahm er Anstoß an den Wurzeln der Endsilbe -foss, die »Vasall« oder im Irischen »Knecht« bedeutet. Das taugte nichts für eine politische Figur mit großen Ambitionen auf Reichtum und Macht. Und so wurde Wilberforce daraus.

Als Junge konnte Wilberforce von den Fenstern seines Hauses aus auf den Fluss sehen und beobachten, wie die großen Segelschiffe russisches Holz und schwedisches Eisenerz entluden. Nachdem sie wieder mit einheimischen Exportgütern beladen worden waren, segelten sie den Hull hinab, weiter auf den Humber und hinaus auf die Ozeane der Welt. Zu Wilberforce´ Lebzeiten entwickelte sich Hull zu einem wichtigen Walfanghafen. In der Fangsaison roch man schon von Weitem den Gestank des ausgelassenen Walfettes. Am wichtigsten für unsere Geschichte jedoch ist nicht die Fracht, die im Hafen von Hull be- und entladen wurde, sondern die Fracht, die dort niemals zu finden war. Obwohl Hull die viertgrößte Hafenstadt Englands war, beteiligte sie sich als einzige nicht am Sklavenhandel.11 Dieser günstige Umstand ermöglichte es Wilberforce in späteren Jahren, sein politisches Amt zu behalten. Ein Mitglied des Parlaments aus Bristol oder Liverpool, deren Wirtschaft vom Sklavenhandel abhängig war, hätte sich nicht lange als Führer der Abolitionisten im Sattel halten können.

Obwohl die Familie Wilberforce seit zwei Jahrhunderten in der Region Hull Handel getrieben hatte, kam sie erst im achtzehnten Jahrhundert zu größerem Reichtum. Der Aufstieg war größtenteils Williams Großvater zu verdanken, der ebenfalls William hieß. (Den Namen Wilberfoss änderte er zwar zu Wilberforce, aber an dem Namen William, »willensstarker Beschützer«, hatte er nichts auszusetzen.) 1690 geboren, hatte Wilberforce´ Großvater sehr erfolgreich in den Ostseehandel investiert und zudem beträchtliche Liegenschaften von seiner Mutter geerbt, einer Erbin der Familie Davye. Dieser William Wilberforce, der zweimal zum Bürgermeister von Hull gewählt wurde und von da an als »Ratsherr« Wilberforce bekannt war, genoss als Patriarch hohes Ansehen in der Familie.

Der zweite Sohn des Ratsherrn, Robert, heiratete Elizabeth Bird, Wilberforce´ zukünftige Mutter, und trat dem Familiengeschäft in Hull bei, das er 1755 als geschäftsführender Partner übernahm.

Der erste Sohn des Ratsherrn, William, hatte sich aus dem Familiengeschäft verabschiedet - durch die Heirat mit Hannah Thornton und den Umzug nach London, wo Hannahs Vater, Robert, Direktor der Bank von England und Mitglied des Parlaments war. Dieses Paar sollte infolge einer Reihe unerwarteter Ereignisse das Leben des jungen William bald stärker prägen als seine eigenen Eltern.

Allen Schilderungen zufolge war William Wilberforce ein entzückendes kleines Kind, ein wahrer kleiner Engel mit sonnigem Gemüt. Nach seinem Tode 1833 nahmen seine mittleren Söhne Samuel und Robert eine fünfbändige Biografie ihres Vaters in Angriff, die 1838 erschien. Eine »ungewöhnliche Rücksicht auf andere kennzeichnete seine frühe Kindheit«, so berichten sie, die natürlich als Söhne Zugang zu vielen Personen gehabt haben müssen, die ihren Vater schon als Kind kannten. Nur eine Erinnerung seiner Kindheitstage ist aus erster Hand erhalten, von einem Gast der Familie irgendwann in den frühen 1760ern:


Ich werde nie vergessen, wie er sich in mein Krankenzimmer schlich, seine Schuhe auszog, um mich nicht zu stören, und mit besorgtem Gesicht durch meine Vorhänge schaute, um zu erfahren, ob es mir besser ginge.


In der Tat berichteten alle, die sich an seine frühesten Tage erinnerten, er sei von »ungemein liebevollem Temperament« gewesen.

Was wir aus späteren Jahren über ihn wissen, scheint dieses Bild vollkommen zu bestätigen. Schon als kleines Kind war er von schwacher Konstitution und seine Sehkraft eingeschränkt. So blieb es sein Leben lang. Wilberforce sagte oft, in weniger »modernen« Tagen hätte er keine Chance gehabt, zu überleben. Doch trotz seiner Kränklichkeit und Kurzsichtigkeit scheint er von Anfang an die Herzen aller erobert zu haben, die ihm begegneten. Die meisten von uns kennen Kinder, deren berührende Arglosigkeit und Fröhlichkeit richtiggehend erfrischend auf eine Erwachsenen-Seele wirken. Solch ein Kind scheint auch der kleine Wilberforce gewesen zu sein - ein Junge, der selbst die abgebrühtesten Menschenfeinde zu dem Gedanken verleiten konnte, dass vielleicht doch noch nicht alle Hoffnung verloren war - für diese völlig aus der Bahn geworfene Rasse von Zweibeinern, der sie angehörten.

1766, als William sieben Jahre alt war, wurde er an der Hull Grammar School angemeldet, die im Jahrhundert zuvor der Dichter Andrew Marvell12 besucht hatte, und in der damals vor allem Griechisch und Latein unterrichtet wurden. Von Wilberforce sagte man, er sei sein ganzes Leben lang sehr kleinwüchsig und zierlich gewesen. Größer als knapp über einen Meter sechzig wurde er nie, und als Erwachsener magerte er während einer seiner vielen Krankheiten bis auf fünfunddreißig Kilo ab. Man kann sich nur vorstellen, wie winzig er mit sieben Jahren gewesen sein muss.

Hin und wieder besuchte er seinen Großvater, der sich in das idyllische Dörfchen North Ferriby am Humber zurückgezogen hatte, das sieben Meilen weit entfernt lag. Doch genau genommen scheinen Männer wie Ratsherr Wilberforce niemals wirklich in den Ruhestand zu gehen. Tatsächlich zog gerade dieser Großvater kräftig die Strippen, um rechtzeitig zum Schulbeginn des kleinen Wilberforce einen gewissen Joseph Milner als den neuen und mit dreiundzwanzig Jahren noch sehr jungen Schulleiter der Hull Grammar School einzusetzen. Dieses Machtspiel wurde gegen die Einwände der anderen Mitglieder der Stadtbehörde von Hull durchgeführt. Doch der gewiefte alte Ratsherr hatte nicht vor, sich durch läppische acht Meilen Entfernung etwas von seiner beträchtlichen und hart erkämpften Macht über die Stadt nehmen zu lassen, in der er schon seit der Regierungszeit des vorletzten Königs Georg das Sagen gehabt hatte.13 Die Gründe dafür, dass er Milner auf diesem Posten wollte, können wir nicht erraten, doch die Einmischung des Ratsherrn in dieser Sache sollte schon bald unbeabsichtigte und ironische Folgen nach sich ziehen, wie wir sehen werden.

Der neue Schulleiter war der Sohn eines bescheidenen Webers aus Leeds. Doch Joseph Milner hatte die schlichte Beschaulichkeit am Webstuhl seiner Familie zurückgelassen und war nach Cambridge gegangen, wo er später mit der begehrten Chancellor´s Medal ausgezeichnet worden war. Nach seiner Zeit in Cambridge wurde Milner CurateF4 und arbeitete als Hilfslehrer in Thorp Arch, wo er schließlich dem wachsamen Auge des alten Ratsherrn auffiel.

Mit Joseph kam sein siebzehnjähriger Bruder Isaac, eine ungehobelte und wahrhaft gigantische Gestalt. Er sollte vorübergehend als Hilfslehrer dienen, doch seine akademischen Erfolge in Cambridge würden schon wenige Jahre später selbst die seines Bruders noch weit übertreffen. Tatsächlich sollte sich dieser unbeholfen wirkende Riese schließlich als einer der hellsten Köpfe auf dem Planeten erweisen. Drei Jahrzehnte nach seiner bescheidenen Tätigkeit als Hilfslehrer an der Hull Grammar School würde er einen der renommiertesten Lehrstühle der Welt innehaben, den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik in Cambridge, zu dessen früheren Inhabern Isaac Newton gehörte und den in Zukunft Leute wie der Nobelpreisträger Paul Dirac und der wohl bekannteste lebende Physiker, Stephen Hawking, besetzen würden. Letzterer hatte ihn bis 2009 inne. In Cambridge wurde Isaac Milner später Präsident des Queens´ College und Vizekanzler der Universität. Außerdem wurde er in die berühmte Royal Society14 gewählt - noch als Student.

Bevor er seinem Bruder in der Schule in Hull helfen durfte, hatte Isaac trübsinnig am Webstuhl seines Vaters gesessen, ein gebeugt kauernder Koloss, der heimlich TacitusF5 las. Doch nun ging es plötzlich bergauf. Zum einen stank es in dem Klassenzimmer in Hull nicht nach Wolle, zum anderen wurde er nicht mit Vorhaltungen und Kopfnüssen belohnt, wenn er Tacitus las.

Diesem jüngeren Milner fiel nun die Aufgabe zu, beim Unterricht der kleinsten Kinder zu helfen. Zu ihnen zählte ein bemerkenswerter kleiner Gnom namens William Wilberforce. Jahrzehnte...
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