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Die Fürstin der Raben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Verlagshaus Jacoby & Stuarterschienen am01.04.20241. Auflage
Margarete (17) und Josua (16) leben auf einem entlegenen Hof. Die Geschwister verbindet eine innige Beziehung und die Liebe zum Wald. Margarete ist hochsensibel - Lärm versetzt sie in Panik; Menschen sieht sie in Farben, ihre Umgebung in Zahlen. Akribisch dokumentiert sie ihr Leben in Tagebüchern. In der Schule wird sie gemobbt, und Josua hat immer das Gefühl, sie beschützen zu müssen. Eines Tages trifft er im Wald auf die geheimnisvolle Sarah und ihre zwei Raben, und die Geschwister freunden sich mit ihr an. Doch während Margarete spürt, dass mit Sarah etwas nicht stimmt, keimt zwischen Josua und Sarah eine zarte Liebe. Als Sarah das Dorf verlässt, um einen Auftrag zu erfüllen, erscheinen um den Hof unzählige Raben. Nach Sarahs Rückkehr verbringen die beiden Mädchen eine Nacht im Wald - am nächsten Morgen macht Josua eine unglaubliche Entdeckung ...

Hannes Wirlinger, Jahrgang 1970, studierte Kommunikations- und Politikwissenschaften. Seit 2003 ist er freier Drehbuchautor und Schriftsteller in Wien und verfasste zahlreiche Fernsehkrimis fu?r die Serie SOKO Kitzbu?hel. In letzter Zeit widmet er sich verstärkt Texten fu?r Kinder und Jugendliche. Für seinen Roman 'Der Vogelschorsch' wurde er 2020 mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Er liebt das Leben und ist neugierig, was es fu?r ihn noch alles bereithält.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextMargarete (17) und Josua (16) leben auf einem entlegenen Hof. Die Geschwister verbindet eine innige Beziehung und die Liebe zum Wald. Margarete ist hochsensibel - Lärm versetzt sie in Panik; Menschen sieht sie in Farben, ihre Umgebung in Zahlen. Akribisch dokumentiert sie ihr Leben in Tagebüchern. In der Schule wird sie gemobbt, und Josua hat immer das Gefühl, sie beschützen zu müssen. Eines Tages trifft er im Wald auf die geheimnisvolle Sarah und ihre zwei Raben, und die Geschwister freunden sich mit ihr an. Doch während Margarete spürt, dass mit Sarah etwas nicht stimmt, keimt zwischen Josua und Sarah eine zarte Liebe. Als Sarah das Dorf verlässt, um einen Auftrag zu erfüllen, erscheinen um den Hof unzählige Raben. Nach Sarahs Rückkehr verbringen die beiden Mädchen eine Nacht im Wald - am nächsten Morgen macht Josua eine unglaubliche Entdeckung ...

Hannes Wirlinger, Jahrgang 1970, studierte Kommunikations- und Politikwissenschaften. Seit 2003 ist er freier Drehbuchautor und Schriftsteller in Wien und verfasste zahlreiche Fernsehkrimis fu?r die Serie SOKO Kitzbu?hel. In letzter Zeit widmet er sich verstärkt Texten fu?r Kinder und Jugendliche. Für seinen Roman 'Der Vogelschorsch' wurde er 2020 mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Er liebt das Leben und ist neugierig, was es fu?r ihn noch alles bereithält.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783964282385
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum01.04.2024
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5554 Kbytes
IllustrationenMit Bildern von Ulrike Möltgen
Artikel-Nr.14503015
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Ich nahm nicht den Zug in die Stadt, sondern beschloss, die Schule zu schwänzen. Mein Fahrrad versteckte ich im Dickicht im Wald. Mit gereiztem Krächzen kündigten mich Amatus und Ansgard an. Sarah saß auf der Bank. Als ich auf sie zukam, betrachtete sie mich mit undefinierbarem Blick. Die beiden Raben landeten in einiger Entfernung auf der Wiese.

Guten Morgen, Josua!

Servus, Sarah!

Seelenruhig stand sie auf und griff nach ihrem Seesack am Boden. Welches Spiel spielte sie eigentlich? Sie musste doch ahnen, dass meine Schwester mir von ihrem Treffen erzählt hatte. Sarah kramte im Rucksack herum, schließlich nahm sie drei Äpfel heraus. Sie hielt mir einen hin, ich schüttelte den Kopf. Sie biss herzhaft in einen.

Wieso kommst du zu unserem Hof? Hast du mich verfolgt?

Die Raben haben mich zu dir geführt , sagte sie grinsend.

Mach dich bitte nicht über mich lustig.

Ich bin dir letztes Mal gefolgt, darum habe ich gewusst, wo du wohnst , gestand sie mir. Wenigstens war sie ehrlich. Als ich mich auf Sarah zubewegte, öffneten die beiden Raben ihre Schnäbel ein Stück, als würden sie dagegen protestieren wollen. Ich blieb stehen.

Margarete ist meine Schwester. Sie ist mir wichtig. Es haben ihr schon zu viele weh getan. Du hättest mich zumindest vorwarnen können.

Sarah nickte, biss wieder vom Apfel ab, kaute das Stück und erst danach antwortete sie.

Ihr Zettel im Supermarkt hat mich tief berührt. Mein Vater und ich sind viel unterwegs. Aus diesem Grund habe ich außer den beiden Raben keine Freunde. Ich weiß genau, wie sich deine Schwester fühlt , erklärte mir Sarah mit einfühlsamer Stimme. Erst als ich vor eurem Hof stand, habe ich gewusst, dass Margarete deine Schwester ist , fuhr sie fort.

Ich musterte sie.

Du bist doch nur auf der Durchreise. Was bringt es dir dann, wenn du dich mit meiner Schwester anfreundest?

Sarah blickte mir spöttisch in die Augen.

Wir haben uns doch auch angefreundet. Oder ist das nicht dasselbe?

Eins zu null für Sarah. Aber war das Freundschaft zwischen ihr und mir?

Dann sag mir zumindest, wie lange du bleibst.

Sie schleuderte den Apfelbutz in hohem Bogen über die Raben hinweg in die Wiese und wandte sich wieder mir zu.

Solange es notwendig ist.

Ich warf ihr einen enttäuschten Blick zu; Sarah strich sich ihr Haar hinter das Ohr, ließ mich dabei nicht aus den Augen. Sie schien zu spüren, dass mir das nicht genügte.

Ich muss hier etwas erledigen und gehe dann zurück zu meinem Vater , sagte sie und nahm einen neuen Bissen.

Bist du auf der Flucht? Oder machst du Einbrüche, um zu überleben?

Sarah machte große Augen, schüttelte mit einem Grinsen den Kopf, beantwortete meine Frage aber wieder einmal nicht.

Und dein Vater? Was macht er?

Es ist besser für dich, wenn du ihn nicht kennenlernst.

Überrascht sah ich in ihre grauen Augen, aber Sarah schwieg. Wahrscheinlich hatte Margarete recht, und wir sollten ihr Zeit geben. Irgendwann würde sie uns vertrauen und mehr über sich erzählen. Plötzlich kreischten Ansgard und Amatus so schrill wie noch nie zuvor auf, erhoben sich flatternd und jagten über das Blätterdach davon. Ernst blickte Sarah ihnen hinterher.

Ich muss los , bemerkte Sarah plötzlich und überrumpelte mich damit. Hektisch erhob sie sich von der Bank, eilte über die Wiese und gleich darauf war sie im Wald verschwunden. Irritiert beobachtete ich sie dabei. Als ich ihr endlich folgte, war viel zu viel Zeit vergangen ... Enttäuscht spazierte ich nach Hause. Auf dem Weg lag noch altes Laub, meine Schritte knisterten. Ich stieg über Wurzeln, die wie Knochen aus der Erde ragten. Manchmal hörte ich Vogelgezwitscher, das aber jäh durch das penetrante Martinshorn eines Einsatzwagens unterbrochen wurde. Das konnte nur von der Landstraße kommen, die ein kleines Stück in den Wald schnitt und von der dann eine Schotterstraße zu uns zum Hof abbog. Ich blieb still und lauschte. Es folgten weitere Einsatzfahrzeuge, die näher klangen, als mir lieb war. Unruhig verließ ich den breiten Weg und lief an moosüberzogenen Baumstämmen vorbei auf das aufdringliche Heulen zu. Nach zehn Minuten lichtete sich das Dickicht, und ich konnte Blaulichter am Straßenrand des Weges erkennen. Hektische Stimmen drangen zu mir. Vorsichtig trat ich näher, blieb verborgen hinter dem dicken Stamm einer Buche stehen und linste auf die kurvige Straße. Mein Herz schlug heftig in meiner Brust, da mir sofort klar war, dass ein Unfall passiert sein musste. Zwei Rettungsfahrzeuge, zwei Polizeiautos und drei Feuerwehrautos standen auf der Straße. Frauen und Männer aus dem Dorf wuselten in Uniformen herum. Im Graben lag ein Auto auf dem Dach, dessen Motorhaube zusammengedrückt war und unter dem Kabel und Motorteile wie Adern und Gedärme hervorquollen. Es war zum Glück nicht das Auto meines Großvaters. Meine Eltern kamen erst später von der Arbeit nach Hause. Ein Verletzter wurde von Sanitätern und dem Notarzt auf einer Bahre in den Krankenwagen gehievt. Gleich darauf wurde die Hecktür zugeknallt, die Sanitäter nahmen auf den Vordersitzen Platz, und mit Blaulicht und Sirene raste der Krankenwagen davon. Nun schnauften die Einsatzkräfte ein wenig durch. Ihre Bewegungen wurden ruhiger und die Stimmen leiser. Als der Wagen mit der Seilwinde von einem Feuerwehrauto aus dem Graben gezogen wurde und wieder auf der Straße stand, drehte ich mich um und schritt zurück in den Wald.

Es beruhigte mich, am Teich zu sitzen und auf die sanften Wellen zu blicken. Wieder und wieder rollten sie auf mich zu. Da der Unterricht noch nicht zu Ende war, konnte ich noch nicht nach Hause. Mein Großvater würde mir gewiss Fragen stellen. Er hatte seine Grundsätze und fand, dass auch Jugendliche Pflichten haben. Die Schule zu besuchen sei eine davon. In dieser Hinsicht war er stur, obwohl er mir sonst kaum Vorschriften machte. Meist saß er am Abend in seinem Ohrensessel und las. Jeden Mittwoch spielte er im Wirtshaus Karten und am Sonntag ging er zum Frühshoppen. Dafür zog er immer seinen schwarzen Anzug und sein weißes Hemd an. In die Kirche ging er nur, wenn sie leer war. Einmal hatte ich ihn als Kind dort alleine in einer Bankreihe entdeckt. Er mochte die Stille und die Kühle darin. Dort konnte er in Ruhe nachdenken, hatte er mir damals erklärt. Ein Schwarm Mücken flog an meinem Gesicht vorbei. Der Benachrichtigungston meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Camillo hatte mir eine Nachricht geschickt, er wollte wissen, was mit mir los sei. Er wollte wissen, ob es etwas mit Sarah zu tun hatte. Ich schrieb ihm, dass ich Kopfschmerzen hätte und mir übel wäre. Und hoffentlich morgen wieder in die Schule gehen könnte. Ich hatte noch ein paar gefälschte Unterschriften meiner Mutter. Sie würde gewiss nichts vom Schuleschwänzen mitbekommen. Zumindest nicht sofort, und meine Fehlstunden hielten sich in Grenzen.

Die Sonne hatte seit gestern an Kraft gewonnen. Ich lag auf meiner Jacke am Steg und genoss die wärmenden Strahlen. Sarah verwirrte mich. Wieso erzählte sie nicht einfach frei heraus und machte so ein Geheimnis um sich? Gewiss, wir kannten uns nicht gut, aber woher sie kam und wohin sie ging, hätte sie doch sagen können. Überdies machte ich mir wegen Margarete Sorgen. Ich hatte immer das Gefühl, sie beschützen zu müssen.

Ich legte mich auf den Rücken und streckte meine Hände und Beine von mir. Der harte Untergrund machte mir nichts aus. Über mir war der Himmel strahlend blau, aber unergründbar. Es war einer der Momente, in denen ich mich frei und gleichzeitig mit allem verbunden fühlte. Irgendwann schlief ich ein.

Als ich aufwachte, wusste ich zunächst nicht, wo ich mich befand. Ich beugte mich zum Wasser hinunter, nahm eine Handvoll und befeuchtete mein Gesicht damit. Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich lange genug geschlafen hatte. Gemächlich packte ich meine Sachen zusammen und machten mich auf den Heimweg. Auf der Bank vor unserem Hof saß mein Großvater. Er winkte mir freundlich zu. Das tat er immer, wenn ich nach Hause kam und er dort saß. Ich setzte mich zu ihm. Er hatte silbernes Haar, trug aber fast immer eine karierte Schieberkappe. In seine Stirn schnitten tiefe Falten. Seine Lesebrille hatte er umgehängt, seine riesigen Hände verschränkte er vor seinem Bauch.

Ich habe am Vormittag einen lauten Knall gehört , stellte er nüchtern fest und blickte mich fragend an.

In der Kurve vor der Kapelle hat es einen Unfall gegeben. Einer ist in den Graben gefahren und gegen einen Baum geknallt, haben sie im Dorf erzählt , log...
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Autor

Hannes Wirlinger, Jahrgang 1970, studierte Kommunikations- und Politikwissenschaften. Seit 2003 ist er freier Drehbuchautor und Schriftsteller in Wien und verfasste zahlreiche Fernsehkrimis für die Serie SOKO Kitzbühel. In letzter Zeit widmet er sich verstärkt Texten für Kinder und Jugendliche. Für seinen Roman "Der Vogelschorsch" wurde er 2020 mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Er liebt das Leben und ist neugierig, was es für ihn noch alles bereithält.Ulrike Möltgen, geboren 1973 in Wuppertal, studierte Kommunikationsdesign bei Wolf Erlbruch. Sie lehrte als Dozentin an der Folkwang Universität der Künste in Essen, ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet und in Ausstellungen gezeigt. Bekannt wurde Ulrike Möltgen insbesondere durch "Der Mondbär", zuletzt erschien von ihr in der Insel-Bücherei "Der kleine Häwelmann" und "Das Geschenk der Weisen". Sie lebt mit ihrem Sohn in Wuppertal.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt