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Und dann verschwinde ich in die Nacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Französisch
Kampa Verlagerschienen am25.04.2024
Rancho Cordova, Kalifornien, 1974: Ein Einbrecher versetzt das sonst so idyllische Städtchen in Angst und Schrecken. Wie ein Schatten bewegt er sich über die Dächer, steigt in Wohnungen ein und prügelt die Haustiere brutal zu Tode. »Cordova Cat Burglar« wird er genannt - nur einer von vielen Spitznamen, die ihm im Laufe der 70er- und 80er-Jahre gegeben werden, als er verschiedene Städte an der Westküste terrorisiert. »Visalia Ransacker«, »East Area Rapist«, »Original Night Stalker«, »Golden State Killer« - die Bezeichnungen spiegeln die wachsende Brutalität seiner Taten wider. Vom Einbrecher wird er zum Serienvergewaltiger, später zum kaltblütigen Mörder. Erst Jahre später, als die DNA-Analyse immer flächendeckender angewendet wird, können seine Taten miteinander in Verbindung gebracht werden. Doch bis der Täter tatsächlich identifiziert und gefasst wird, vergehen noch einmal Jahrzehnte. Auf der Basis akribischer Recherchen und intensiver Gespräche mit Ermittler*innen, Angehörigen und Opfern zeichnet William Thorp das Leben des Golden- State-Killers und die Jagd auf ihn nach.

William Thorp studierte Journalismus an der ISCPA École de communication, de journalisme et de production in Paris. Er realisierte bereits Reportagen für Winter Productions, Bangumi und SO PRESS, nicht nur in Frankreich, sondern auf der ganzen Welt: London, San Salvador, New York, Los Angeles, Kapstadt, Cancún, Port-au-Prince, Vancouver ... Heute lebt Thorp in Courbevoie, nahe Paris, und ist als Journalist für VAKITA tätig.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextRancho Cordova, Kalifornien, 1974: Ein Einbrecher versetzt das sonst so idyllische Städtchen in Angst und Schrecken. Wie ein Schatten bewegt er sich über die Dächer, steigt in Wohnungen ein und prügelt die Haustiere brutal zu Tode. »Cordova Cat Burglar« wird er genannt - nur einer von vielen Spitznamen, die ihm im Laufe der 70er- und 80er-Jahre gegeben werden, als er verschiedene Städte an der Westküste terrorisiert. »Visalia Ransacker«, »East Area Rapist«, »Original Night Stalker«, »Golden State Killer« - die Bezeichnungen spiegeln die wachsende Brutalität seiner Taten wider. Vom Einbrecher wird er zum Serienvergewaltiger, später zum kaltblütigen Mörder. Erst Jahre später, als die DNA-Analyse immer flächendeckender angewendet wird, können seine Taten miteinander in Verbindung gebracht werden. Doch bis der Täter tatsächlich identifiziert und gefasst wird, vergehen noch einmal Jahrzehnte. Auf der Basis akribischer Recherchen und intensiver Gespräche mit Ermittler*innen, Angehörigen und Opfern zeichnet William Thorp das Leben des Golden- State-Killers und die Jagd auf ihn nach.

William Thorp studierte Journalismus an der ISCPA École de communication, de journalisme et de production in Paris. Er realisierte bereits Reportagen für Winter Productions, Bangumi und SO PRESS, nicht nur in Frankreich, sondern auf der ganzen Welt: London, San Salvador, New York, Los Angeles, Kapstadt, Cancún, Port-au-Prince, Vancouver ... Heute lebt Thorp in Courbevoie, nahe Paris, und ist als Journalist für VAKITA tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311704898
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum25.04.2024
Seiten144 Seiten
SpracheFranzösisch
Dateigrösse813 Kbytes
Artikel-Nr.14507456
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Teil eins Düstere Nacht

1976-1979



1


Die langen, schmalen Fenster sehen aus wie Schießscharten und lassen das Gebäude wirken wie eine unerschütterliche Festung. Das Sacramento Sheriff´s Department befindet sich in der 711 G Street, mitten im Zentrum der Hauptstadt Kaliforniens. Die Botschaft könnte nicht klarer sein: Hier wird das Gesetz vollzogen, und an diesem Gesetz wird nicht gerüttelt. Die Büros der Polizisten, die für Morde, Einbrüche und kleinere Delikte zuständig sind, liegen im dritten Stock. Dort sitzt nun auch Richard Shelby, in einem kleinen Raum, in den nur ein Stuhl und ein Tisch passen. Wenn man vom Flur aus den Kopf hineinstreckt, sieht man den ein Meter neunzig großen Mann meist hinter seiner grauen Royal-Schreibmaschine sitzen. Er trägt fast immer ein weißes Hemd und eine Krawatte mit psychedelischem Muster. Sein schwarzes Haar ist auf der rechten Seite zu einer Welle gekämmt, seine Koteletten reichen bis zum Kiefer hinunter, wie es gerade Mode ist.

 

Seit er Rancho Cordova vor zwei Jahren als Streifenpolizist durchquert hat, ist er zum Inspector aufgestiegen. Er gilt als gefürchteter Ermittler. Wenn es darum geht, eine neue Spur aufzutun, schreckt er nicht davor zurück, in Müllcontainer zu klettern, dreht in der ganzen Stadt jeden Stein einzeln um. Erst da draußen, wo er mit beiden Beinen auf dem Asphalt von Sacramento County stehen und mit stählerner Faust gegen Türen hämmern kann, fühlt Shelby sich wirklich in seinem Element. Er hat das hitzige Temperament eines Mannes, der explodiert, wenn er zu lange in seinem Büro eingesperrt ist.

Am Morgen des 5. Oktober 1976 sitzt Shelby in der Cafeteria des Sheriff´s Department und pustet in seine Kaffeetasse. Er hört den Gesprächen der Kollegen zu, die gerade ihre Schicht beginnen, und den Abschiedsgrüßen derer, die die Nacht durchgearbeitet haben und jetzt zum Schlafen nach Hause gehen. Eine Stimme sticht heute heraus. Captain Stamm, ein Korea-Veteran mit schütterem Haar, berichtet, dass eine junge Frau in ihrem Haus in Citrus Heights, einem Vorort von Sacramento, überfallen wurde. Jemand habe sie gefesselt, geknebelt und dann vergewaltigt. Von ihrem Angreifer keine Spur. Ein Polizist ist schon vor Ort, zwei weitere Beamte sollen sich ihm anschließen. Der Captain deutet auf den achtunddreißigjährigen Richard Shelby und auf seine Kollegin, Detective Carol Daly, sechsunddreißig, meerblaue Augen.

Die beiden Detectives steigen ins Auto und fahren vom Norden der Stadt in den zwanzig Kilometer entfernten Ort. Eine Mittelschichtsgegend, die Rancho Cordova ähnelt: einstöckige Häuser mit leicht abfallenden Dächern, Gärten ohne Zäune und Mauern, die zum Betreten einzuladen scheinen. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel, als sie vor dem großzügigen weißen Haus am Woodpark Way halten. Die Hälfte der Fassade wird von einer breiten Garage eingenommen. Ein aufblasbarer Pool hinter dem Haus deutet auf Kleinkinder hin. Jane ist im Haus ihrer Nachbarin untergekommen. Ihr Haar ist zerzaust und ihre Bluse mit roten Flecken besudelt. Ihre Handgelenke bluten noch immer von den Fesseln. Mit gesenktem Blick erzählt sie vom Vormittag. Ihr Mann, ein Air Force Captain, habe das Haus um 6.30 Uhr verlassen. Ihr dreijähriger Sohn sei dann zu ihr ins Bett geklettert. Nur wenige Minuten später habe sie gehört, wie das Garagentor geschlossen wurde und sich schnelle Schritte näherten. Sie dachte, ihr Mann hätte vielleicht etwas vergessen, aber dann sah sie, wie die Schlafzimmertür sich öffnete. Ein Mann stürmte ins Zimmer, das Gesicht unter einer Skimaske verborgen, ein Fleischermesser in der Hand.

Jane schrie. Der Mann stürzte sich auf sie und zischte mit zusammengebissenen Zähnen: »Sei still! Ich will nur dein Geld. Ich tu dir nichts. Halt die Klappe und rühr dich nicht. Wenn du dich wehrst, kommt das Messer zum Einsatz.«

Und dann: »Wenn du nicht tust, was ich dir sage, bring ich dich um. Und deinen Sohn gleich mit.«

Der Maskenmann zog schwarze Schnürsenkel aus der Tasche und fesselte Janes Handgelenke mit einem Diamantknoten - einem Seemannsknoten. Er knebelte die Frau und das Kind, verband ihnen die Augen und fesselte auch ihre Knöchel. Jane erzählt, wie sie vorsichtig auf dem Bett herumrobbte und nach ihrem Sohn tastete. Sie wollte ihm durch eine Berührung Trost spenden, konnte ihn aber nicht erreichen. Sie fragte sich, was der Mann wohl mit ihm gemacht hatte. Lebte er noch? Würde er sie beide töten? Sie hörte, wie der Einbrecher in ihren Schränken herumwühlte und vor sich hin murmelte. Sie nahm seine leisen Schritte wahr, wenn er den Raum betrat und wieder hinausging. Und schließlich spürte sie in ihren gefesselten Händen etwas kleines Fleischiges, klebrig, wie mit Gleitgel eingerieben.

»Los, spiel damit«, sagte der Mann. Jane gehorchte. Dann löste er die Fesseln um ihre Fußgelenke. Sie erinnert sich noch genau an ihren Gedanken: Bitte nicht, alles, nur das nicht.

 

Richard Shelby und Carol Daly notieren sich alles. Jane erzählt, dass der Mann nach der Vergewaltigung in die Küche gegangen sei. Sie habe gehört, wie er im Kühlschrank gekramt und mit Töpfen und Pfannen geklappert habe. Er schien sich eine Mahlzeit zuzubereiten. Nachdem sie eine halbe Stunde lang nichts gehört hatte, schaffte Jane es endlich, den Knebel auszuspucken und ihre Augenbinde abzustreifen. Ihr Sohn lag nur ein paar Meter von ihr entfernt und schlief. Sie weckte ihn, und die beiden konnten sich, die Knöchel immer noch gefesselt, zur Hintertür hinaus retten. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis eine Nachbarin ihnen zu Hilfe eilte.

 

Während seine Kollegin sich weiter um die Aussage des Opfers kümmert, nimmt Shelby sich die Umgebung des Hauses vor. Er geht zurück bis zum Shadow Brook Way, einer Straße, die von Janes Haus durch ein verlassenes Grundstück getrennt ist. Ein Anwohner erzählt ihm, hier sei am Morgen ein grüner Chevrolet Coupé geparkt gewesen. Der Detective erfährt außerdem, dass in den vergangenen Wochen ein merkwürdiger Einbrecher in der Gegend sein Unwesen getrieben habe. Er stahl Kleinkram und billigen Schmuck aus einem Haus und ließ diesen dann in einem anderen zurück, aus dem er wieder andere wertlose Gegenstände mitnahm. Beinahe so, als betriebe er einen Tauschhandel mit dem Trödel der Nachbarn. Auch Jane war kürzlich bestohlen worden. Man hatte ihr ein Paar Ohrringe und ein Armband entwendet. Zunächst hatte sie das gar nicht bemerkt, aber dann entdeckte sie neben ihrem Schmuckkästchen andere Accessoires, die ihr nicht gehörten. Der Einbrecher war durch das Zimmer ihres Sohnes hineingekommen, ebenso wie ein paar Tage später der Vergewaltiger.

Auf dem Rückweg zu dem weiß getünchten Haus ist Richard Shelby besorgt. Er fragt sich, ob hinter diesem Fall nicht mehr steckt als nur ein weiteres Verbrechen in einer von Kriminalität gebeutelten Stadt, in der täglich Schicksale und Leben zerstört werden. Der Mann mit der dunklen Maske ist nicht der Typ Verbrecher, der einem spontanen Impuls folgt. Er war mit den Arbeitszeiten des Ehemanns vertraut, er wusste, wie er ins Haus gelangen konnte, und dann löste er sich einfach in Luft auf, ohne von irgendjemandem gesehen zu werden. Er hatte einen Plan. Ein typischer Vergewaltiger geht anders vor. Richard Shelby spürt: Ob hier in den ruhigen Straßen von Citrus Heights oder sonst wo in den USA - dieser Mann hat sich nicht zum ersten Mal an einer Frau vergangen.

 

Zurück im dritten Stock des Sheriff´s Department erkundigt sich Shelby, ob noch jemand in letzter Zeit einen Vergewaltigungsfall bearbeitet hat. Einen Fall wie den von Jane: eine junge Frau, gefesselt, geknebelt und vergewaltigt, und ein Verdächtiger mit einer dunklen Maske.

Ein Kollege erzählt ihm von einem seiner Fälle, dem einer zweiundzwanzigjährigen Frau im Paseo Drive, Rancho Cordova. Sie war am 18. Juni nachts aufgewacht und hatte in ihrem Zimmer einen Mann in einem dunkelblauen T-Shirt und mit einer weißen, handgestrickten Skimaske vorgefunden. Er hatte ihre Handgelenke so fest gefesselt, dass sie sich anfühlten wie amputiert. Sein Penis war klein, er hatte ihn mit Johnson´s Baby Oil eingerieben. Shelby hört auch von einer Fünfzehnjährigen, die mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wurde, weil ein Mann sich auf sie gelegt hatte. Das war am 17. Juli gegen zwei Uhr morgens. Das Mädchen lebte nur fünfzehn Autominuten vom ersten Opfer entfernt in Carmichael. Ihre Eltern befanden sich gerade auf einer viertägigen Wandertour. Der Mann fesselte ihr die Hände hinter dem Rücken, drückte sich dann an sie und sagte: »Spiel damit.«

Ein anderer Detective berichtet von einem weiteren Fall im Malaga Way in Rancho Cordova: Eine einundvierzigjährige Mutter wurde von ihrer zwölfjährigen Tochter geweckt. Diese hatte durch das offene Fenster ihres Schlafzimmers einen maskierten Mann gesehen, der sie beobachtete. Ihre Mutter ging mit ihr zurück ins Kinderzimmer und schaute sich dort um. Sie sah nichts, nahm aber den Geruch von Rasierwasser wahr. Daraufhin eilte sie in das Zimmer ihrer zweiten Tochter, um diese zu wecken. Zurück im ersten Zimmer fand sie sich plötzlich Auge in Auge mit dem Mann wieder, der sie durch das Fenster anstarrte. Nur wenige Sekunden später stand er im Flur hinter ihr. Sein Gesicht war hinter einer Maske verborgen, er hielt eine Pistole in der Hand und trug weder Hose noch Unterwäsche. Die Frau wehrte...

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William Thorp studierte Journalismus an der ISCPA École de communication, de journalisme et de production in Paris. Er realisierte bereits Reportagen für Winter Productions, Bangumi und SO PRESS, nicht nur in Frankreich, sondern auf der ganzen Welt: London, San Salvador, New York, Los Angeles, Kapstadt, Cancún, Port-au-Prince, Vancouver ... Heute lebt Thorp in Courbevoie, nahe Paris, und ist als Journalist für VAKITA tätig.