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Ein Toter lag im Treppenhaus

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Grafit Verlagerschienen am25.04.2024
Eine hinreißende Kriminalkomödie zum Miträtseln! Amadeus Wolf, einst literarisches Wunderkind, nun alleinerziehender Vater mit Schreibblockade, und Schnulzenautorin Holly McRose sind im gleichen Alter, wohnen im selben Haus, leben beide vom Schreiben - und könnten unterschiedlicher nicht sein. Dennoch beschließen sie, sich zusammenzuraufen und ihr kreatives Talent zu nutzen, um den mysteriösen Mord an ihrem alten Nachbarn aufzuklären. Mit Baby im Gepäck jagen sie den Täter und können sich vor Verdächtigen kaum retten: Da ist die Influencerin, die aus Karrieregründen ihre Intelligenz verschweigt. Eine reiche Familie, die es auf das Erbe ihres ärmsten Mitglieds abgesehen hat. Der intriganteste Nordic-Walking-Club der Stadt. Und über allem hängt die Frage: Lauert der Mörder womöglich schon auf der nächsten Etage?

Andreas Neuenkirchen arbeitet seit den frühen 90ern als Journalist, zunächst frei im Feuilleton Bremer Tageszeitungen und Stadtmagazine, später als Redakteur in Münchner Redaktionen. Er hat mehrere Sachbücher und Romane mit Japan-Bezug geschrieben und arbeitete als Autor, Berater und Redakteur an über 20 internationalen Fernsehproduktionen mit. Er lebt mit Frau und Tochter in Tokio.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEine hinreißende Kriminalkomödie zum Miträtseln! Amadeus Wolf, einst literarisches Wunderkind, nun alleinerziehender Vater mit Schreibblockade, und Schnulzenautorin Holly McRose sind im gleichen Alter, wohnen im selben Haus, leben beide vom Schreiben - und könnten unterschiedlicher nicht sein. Dennoch beschließen sie, sich zusammenzuraufen und ihr kreatives Talent zu nutzen, um den mysteriösen Mord an ihrem alten Nachbarn aufzuklären. Mit Baby im Gepäck jagen sie den Täter und können sich vor Verdächtigen kaum retten: Da ist die Influencerin, die aus Karrieregründen ihre Intelligenz verschweigt. Eine reiche Familie, die es auf das Erbe ihres ärmsten Mitglieds abgesehen hat. Der intriganteste Nordic-Walking-Club der Stadt. Und über allem hängt die Frage: Lauert der Mörder womöglich schon auf der nächsten Etage?

Andreas Neuenkirchen arbeitet seit den frühen 90ern als Journalist, zunächst frei im Feuilleton Bremer Tageszeitungen und Stadtmagazine, später als Redakteur in Münchner Redaktionen. Er hat mehrere Sachbücher und Romane mit Japan-Bezug geschrieben und arbeitete als Autor, Berater und Redakteur an über 20 internationalen Fernsehproduktionen mit. Er lebt mit Frau und Tochter in Tokio.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987080173
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum25.04.2024
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1205 Kbytes
Artikel-Nr.14507460
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


3

Holly McRose, der Highlander und ein mutmaßliches Mordopfer

Magnus McLuv schob den Dudelsack zurecht, sodass er auf seinen nackten, muskulösen Schenkeln zu liegen kam. So konnten Magnus´ starke Arme Miriam bequem an seine breite Brust ziehen. Die untergehende Sonne spielte sinnlich in den seidigen, wogenden Haaren des Highlanders, als er in einem dunklen, warmen Bariton sagte: »Oh, Miriam, auch wenn wir aus unterschiedlichen Welten und unterschiedlichen Zeitaltern kommen, so hat uns das Schicksal doch zusammengeführt, und dem Schicksal kann man nicht entfliehen. Es kann für mich nur eine geben. Und das bist du!«

Miriam schmolz in seinen Armen dahin wie ein Esslöffel Butter in einer vorgeheizten Pfanne, als sie seufzte: »Boah, Alter, wenn dieses Kind die ganze Zeit schreit, kann ich mich echt nicht konzentrieren!«

Jetzt schrie es schon wieder. Durch Wolfs geschlossene Wohnungstür hindurch in das Treppenhaus, wo das Geschrei an Hall gewann, dann durch Hollys geschlossene Wohnungstür hindurch in ihr Arbeitszimmer mit seinen bunten, zerlesenen, ungeordneten Taschenbücherstapeln und beidseitig genutzten Taschenbücherregalen, Motto-Katzenpostern und schottischen Landschaftskalendern direkt in ihr Mark und Bein.

So konnte sie nicht arbeiten. Ihr nächster Roman musste bis Freitag fertig werden, damit sie sich am Samstagvormittag in aller Ruhe den übernächsten ausdenken konnte. Und dann war da noch dieser Mordfall, den sie lösen musste, wenn es sonst schon keiner tun mochte. Wegen der Gerechtigkeit. Aber auch zur Inspiration. So ein Mord hatte ja meistens nicht nur Nachteile.

Amadeus Wolf aus der Wohnung gegenüber konnte bestimmt ebenfalls ein wenig Inspiration gebrauchen. Selbst wenn das Babygeschrei sie bei der Arbeit störte, konnte sie ihrem Nachbarn nicht böse sein. Der arme Mann. War den ganzen Tag allein mit dem Kind, die Frau Gott weiß wo. Wahrscheinlich kam er noch weniger zum Schreiben als Holly. Sie würde ein weiteres Mal versuchen, ihn für ihr investigatives Projekt zu gewinnen. Sicher, er hatte schon einmal abgelehnt, in wenigen wie unmissverständlichen Worten, aber manche Menschen wollten eben zu ihrem Glück gezwungen werden. Er war einfach ein bisschen schüchtern. Einer von diesen Schriftstellern, die allein im stillen Kämmerlein vor sich hin brüteten. In seinem Fall natürlich nicht ganz allein und in einem momentan alles andere als stillen Kämmerlein. Holly hingegen gehörte zu der Sorte, die keine Convention ausließ und über ihre multiplen Social-Media-Kanäle in ständigem Kontakt zu ihren Leserinnen stand, um stets die neuesten Mehrheitsmeinungen zu Figurenentwicklungen, Handlungswendungen und Covermotiven einzuholen. Das war sie ihren Fans schon schuldig.

Und ihrem Nachbarn war sie es schuldig, ihn aus seiner alleinerziehenden Misere zu befreien, zumindest vorübergehend. Und natürlich rein platonisch. Sie erhob sich von ihrem Sitzball, wuschelte sich die roten Haare zurecht, rückte die runde Brille gerade und überlegte, ob sie aus ihrem Trainingsanzug in etwas Formelleres wechseln sollte. Sie entschied sich dagegen. Die Leute erstarrten oft in überhaupt nicht angebrachter Ehrfurcht, wenn sie vor so einer berühmten Wortschmiedin standen. Wenn sie an Wolfs Tür klingelte, wollte sie nachbarschaftlich und nahbar wirken, um ihn nicht einzuschüchtern.

Das Kind hörte trotz aller babysprachlichen Beschwichtigungsversuche des Vaters und seiner körperlichen Nähe nicht auf zu schreien, und nun klingelte es auch noch an der Tür. Durch den Spion sah Wolf das türspiontypische Zerrbild seiner Nachbarin von gegenüber. Holly McRose. Schnulzenautorin. Äußerst produktiv. Selbstverständlich nicht ihr richtiger Name. Wahrscheinlich in seinem Alter, sah aber jünger aus. Ihr Problem. Sah außerdem so aus, als käme sie gerade vom Sport. Erst recht ihr Problem. Nur unwesentlich angenehmere Gesellschaft als die alte Frau Loibl. Er öffnete die Tür einen Spaltbreit und fragte, was es gäbe.

»Darf ich reinkommen?«, fragte Holly.

»Warum?«

»Ich war noch nie bei Ihnen drin.«

»Das ist doch kein -«

»Danke.« Schon war sie hereingeschlüpft. Irgendwie hatte sie unmerklich den Türspalt vergrößert und ihren kleinen, schmächtigen Körper hindurchgemogelt.

»... Problem. Frau McRose ...«

»Ach, nennen Sie mich Holly.«

»Gut. Holly. Nennen Sie mich Amadeus, wenn es sein muss.«

Sie lachte. »Ganz bestimmt nicht. Ich bleibe bei Wolf.« Das war ihm recht. Er mochte seinen Vornamen nicht sonderlich. Der erinnerte ihn nur daran, welcher Versager er in den Augen seiner Eltern war. Seine literarische Karriere verstanden und billigten sie nicht. Sie hatten sich so sehr ein musikalisches Genie gewünscht. Leider war das schon in frühen Jahren an der Blockflöte gescheitert.

Angesichts der personellen Veränderung in ihrem unmittelbaren Umfeld hatte Maxine ihren Schreikrampf aufgegeben und war in großäugiger Neugier erstarrt. Wolf entschuldigte sich, ließ Holly im Flur stehen und ging ins Schlafzimmer, um seinem Kind die Flasche zu geben.

Holly sah sich um. So viele Bücher. Fast wie bei ihr zu Hause. Nur dass sie keines dieser Bücher kannte. War eigentlich klar, dass ihr Nachbar viele Bücher hatte. Er war schließlich auch ein Schriftsteller. Er hatte zwar nicht so viel geschrieben wie sie, aber das konnte ja noch kommen. Jeder fing mal klein an. Sie hatten so vieles gemeinsam. Sie konnte ihn unmöglich wegen des bisschen Babygeschreis rügen. Sie war doch nicht die alte Frau Loibl. Und überhaupt, es war schon wieder vorbei. So ein braves Kind.

Als Maxine auf absehbare Zeit zu voll zum Schreien war, kehrte Wolf zu seiner ungebetenen Besucherin zurück. Sie sah sich demonstrativ erneut um und sagte: »Wow, hier sieht es fast aus wie in einer Bibliothek!«

»Leider nur fast.«

»Darf ich Ihnen einen Tipp geben? Benutzen Sie Ihre Bücherregale beidseitig.«

»Warum gehen wir nicht ins Wohnzimmer?«

Das Wohnzimmer war der Ort der Wohnung, der am wenigsten nach Bibliothek aussah. Es war vom weißen Ecksofa bis zu den beleuchtbaren Glasvitrinen komplett von Silke gestaltet worden. Sie hatte Wolf zugestanden, ein paar ausgewählte Bücher auch hier unterzubringen, solange sie »schön« seien. Nach derlei frivolen Kriterien konnte er natürlich nicht aussortieren. Beziehungsweise er konnte die Ordnung in den anderen Räumen nicht zerstören, indem er ausschließlich ansehnliche Ausgaben in eine Vitrine im Wohnzimmer transplantierte. Also hatte er für diesen Zweck lediglich ein paar seiner Bildbände über Nordkorea abgestellt.

»Oh, Sie haben auch einen Sitzball!«, rief Holly. »Sind die Dinger nicht toll, gerade beim Schreiben?«

»Nein.«

»Wie bitte?«

»Ja. Vielleicht. Muss wohl. Hört man ja immer wieder. Sollte ich mal ausprobieren.«

Nachdem sie sich gesetzt hatten (keiner auf dem Sitzball), Wolf ohne großen Enthusiasmus Kaffee angeboten und Holly mit großem Enthusiasmus angenommen hatte, Wolf wieder aufgestanden war und sich schließlich mit zwei großen Bechern wieder gesetzt hatte, fragte er: »Also: Was verschafft mir heute die Ehre Ihres Besuches?«

»Wussten Sie, dass die Polizei die Ermittlungen im Mordfall Niedermeyer offiziell eingestellt hat?«

Das schon wieder. »Meines Wissens ist es nie ein Mordfall gewesen, sondern ein tragischer Unfall.« Tragischer Unfall, dachte Wolf. Ich klinge wie jemand aus einem Unterhaltungsroman mit zu vielen unnötigen Adjektiven. Vielleicht einem McRose.

»Das glauben Sie doch selbst nicht. Einer wie Niedermeyer fällt nicht einfach so die Treppe runter. Der stirbt mit hundertzwanzig im Schlaf oder wird vorher ...« Sie machte eine Geste mit dem Daumen vor ihrer Kehle und ein albernes Geräusch. »Der hatte viele Feinde.«

»Wie kommen Sie nur auf diese Ideen?«

»Wie kommen gerade Sie nicht auf solche Ideen?«

»Ich dachte, Sie schreiben Liebesromane.«

»Ich arbeite gerade an einem Mystery-Spin-off meiner Serie Ich liebe einen Highlander . Ich nenne sie Ein Highlander ermittelt .«

»Ist das derselbe Highlander? Der, der geliebt wird, und der, der ermittelt?«

»Na klar, es kann nur einen geben.« Sie lachte schallend, als hätte sie einen Witz gemacht.

Wolf schaute dumm aus der Wäsche.

»Das ist ein Highlander-Witz«, half Holly ihm auf die Sprünge.

»Tut mir leid, ich habe Ihre Bücher noch nicht gelesen.« Und ich gedenke, das auch in diesem Leben nicht mehr zu tun, selbst wenn Sie mir weiterhin jeden neuen Schmöker mit Widmung aufs Auge drücken, sobald er erschienen ist und Sie mich im Treppenhaus wittern.

»Das ist aus dem Film.«

»Dazu gibt es schon Filme?« Das erinnerte ihn schlagartig an etwas. Etwas so Erfreuliches, dass er unkontrolliert lächeln musste. Es war etwas, das seine finanzielle Eigenständigkeit zumindest für eine Weile sichern und ihm eine Galgenfristverlängerung für die Fertigstellung seines nächsten, bislang imaginären literarischen Meisterwerks verschaffen konnte.

»Ich meine den Film Highlander !«, erläuterte Holly. »Mit Christopher Lambert.«

»Ach, den. Habe ich nie gesehen. Neumodisches Zeug. Bei Filmen, muss ich gestehen, bin ich in den Siebzigern stehen geblieben.«

»Siebziger finde ich auch total stark. Star Wars und so.«

Wolf stieg ein Hauch von Zornesröte ins Gesicht. »Das meine ich gerade nicht. Krieg der Sterne hat alles zerstört. Eine vielleicht unbewusste, gleichwohl verheerende infantile Gegenreaktion auf das erwachsene New-Hollywood-Kino von Altman, Scorsese, Friedkin, Coppola,...
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Andreas Neuenkirchen arbeitet seit den frühen 90ern als Journalist, zunächst frei im Feuilleton Bremer Tageszeitungen und Stadtmagazine, später als Redakteur in Münchner Redaktionen. Er hat mehrere Sachbücher und Romane mit Japan-Bezug geschrieben und arbeitete als Autor, Berater und Redakteur an über 20 internationalen Fernsehproduktionen mit. Er lebt mit Frau und Tochter in Tokio.