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Die Kraft des langsamen Glaubens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
SCM R.Brockhauserschienen am03.09.20241. Auflage
Ein Buch, das uns den Mehrwert von echter Hingabe, Ortsverbundenheit und dem tiefen Schatz des Bleibens neu vor Augen führt. Ein Augenöffner für alle, die sich schon längst fragen, warum sie eigentlich nie den Mut hatten, an einem Ort mit einer bestimmten Anzahl von Menschen anzukommen und tiefe Wurzeln zu schlagen. Es ermutigt dazu, in einer Zeit der Schnelllebigkeit den eigenen Platz im Hier und Jetzt zu finden und die Kraft von Stabilität - geistlich und physisch - neu wertzuschätzen.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextEin Buch, das uns den Mehrwert von echter Hingabe, Ortsverbundenheit und dem tiefen Schatz des Bleibens neu vor Augen führt. Ein Augenöffner für alle, die sich schon längst fragen, warum sie eigentlich nie den Mut hatten, an einem Ort mit einer bestimmten Anzahl von Menschen anzukommen und tiefe Wurzeln zu schlagen. Es ermutigt dazu, in einer Zeit der Schnelllebigkeit den eigenen Platz im Hier und Jetzt zu finden und die Kraft von Stabilität - geistlich und physisch - neu wertzuschätzen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783417271164
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum03.09.2024
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1564 Kbytes
Artikel-Nr.14608719
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
FERNWEH
Warum es uns woandershin zieht

Er ist wie ein Baum, der am Flussufer wurzelt und Jahr für Jahr reiche Frucht trägt. Seine Blätter welken nicht, und alles, was er tut, gelingt ihm.
Psalm 1,3

Die E-Mail kam völlig unerwartet. Eine Personalagentur, die eine der größten Gemeinden in Amerika vertritt, wollte mich kennenlernen. Die Gemeinde hatte ihren Seniorpastor verloren. Vorausgegangen war ein sehr öffentliches und skandalöses Schauspiel von Untreue und Indiskretionen. Er war eine Legende in der konservativen christlichen Landschaft Amerikasâ- ein Status, vor dem sich jeder fürchten sollteâ- und hatte sich als Führungsguru aufgespielt. Es hatte sich herausgestellt, dass er eine Lüge lebte. Er war von heute auf morgen gegangen (worden), und nun war das Weiterbestehen der Gemeinde gefährdet.

Unsere Gemeinde hatte eine ähnliche Krise erlebt, als sie mehr als ein Jahrzehnt zuvor ihren Gründungspastor verloren hatte. In der Folge unserer eigenen Krise hatten ich und meine Kollegen einiges darüber gelernt, wie man in einer Krisensituation gute Gemeindearbeit macht. Nun wollte die Personalagentur wissen, ob ich ein weiteres Mal bereit dazu sei. Ohne mein Wissen hatte mich irgendjemand empfohlen. Ob ich ein Gespräch mit ihnen führen könne, um zu klären, ob ich ihr neuer Seniorpastor werden wolle?

Das Gespräch kam aus mindestens zwei Gründen überraschend. Erstens hatte ich mich nicht auf die Stelle beworben. Ich kannte niemanden in der Gemeinde, ich kannte keinen aus der Gemeindeleitung und auch niemanden in der Personalagentur. So seltsam es klingen mag, ich hatte noch nie einen Lebenslauf verfasst. Unterm Strich: Ich war nicht auf der Suche nach einer neuen Stelle. Zweitens hatten meine Frau Lisa und ich gerade begonnen, uns einen Lebenstraum zu verwirklichen. Nach Jahren des Träumens und Überlegens hatten wir erst kürzlich von einem 98-jährigen Farmer eine alte Ranch gekauft. Mit uns waren noch zwei weitere Familien an dem Projekt beteiligt, denn wir träumten davon, dass unsere Kinder gemeinsam auf dem Land aufwachsen sollten. Es waren die Familie meiner Schwester und meines Schwagers und die eines meiner besten Freunde und seiner Frau mit ihren jeweils vier Kindern. Wir drei Paare hatten zusammen insgesamt elf Kinder im Alter von sieben bis vierzehn Jahren.

Alles fing gerade an, Gestalt anzunehmen. Wir hielten Vieh und Hühner und hatten Beete im Garten angelegt, die inzwischen gute Ernten einbrachten. Wir reparierten die fünfzig Jahre alten Zäune, damit Pferde und Kühe eine sichere Weide hatten. Mein Schwager, für meine Kinder Onkel David, baute einen Schweinezuchtbetrieb auf. Tagsüber war er Direktor in einer Schule, abends betreute er die Sauen, zog die Ferkel auf und mästete sie, bis sie geschlachtet wurden. Meine Kinder verbrachten die Nächte mit ihm im Stall. Sie nahmen die neugeborenen Ferkel in Empfang und gewannen Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Hobbytierärzte.

Die Kinder hatten auch selbst ihr erstes Unternehmen gestartet: Sie verkauften Eier an die Nachbarn. Sie lernten viel über das Leben, erwarben neue Fähigkeiten und wurden geschickt im Umgang mit Werkzeugen. Sie fuhren mit Traktoren, Lastwagen und Geländewagen auf der Ranch herum. Bevor die unerwartete E-Mail in meinem Postfach landete, waren wir rundherum glücklich mit unserem Leben mit den Nachbarn, die wir uns ausgesucht hatten! Wir gehörten fünfzehn Jahre zu der Gemeinde, in die wir gingen. Und wir liebten dieses Gesamtpaket. Unsere Wurzeln in Colorado Springs wuchsen immer tiefer. Die Pikes-Peak-Region hatte uns ihre Melodie in die Seele geschrieben.

Aber jetzt war ein Stein ins Rollen gekommen. Es schien, als würden sich unsere Wurzeln lockern.

Aus einer unerwarteten E-Mail wurden Telefonate und aus den Telefonaten Zoom-Interviews mit der Personalagentur. Sie baten mich, dass ich Papiere einreichte und Abschriften meiner Arbeiten und Zeugnisse aus meiner Seminarzeit vorlegte. Sie wollten mein Führungszeugnis sehen und wissen, ob ich vorbestraft war. Sie prüften sogar unsere Kreditwürdigkeit, um herauszufinden, ob wir irgendwelche Schulden hatten, die in Zukunft ein Problem darstellen könnten. Ich unterzog mich einem psychologischen Test und saß vor einem Ausschuss von Theologen, die feststellen sollten, ob ich theologisch glaubwürdig war. Zu diesem Zeitpunkt wussten sie schon mehr über mich als meine eigene Mutter.

Nachdem all diese Punkte geklärt waren, war es an der Zeit, direkt mit der Gemeinde in Kontakt zu treten. Sie baten Lisa und mich, ein Video aufzunehmen, in dem wir uns der Gemeindeleitung vorstellten. In diesem Video erzählte Lisa sogar, dass sie ganz in der Nähe dieser Gemeinde aufgewachsen war. Dorthin zu gehen wäre für sie also wie eine Rückkehr nach Hause. Wir dachten alle: »Vielleicht ist das kein Zufall! Vielleicht hat Gott etwas damit zu tun.«

Wir schickten das Video ab. Noch am selben Abend rief mich jemand von der Personalagentur an und sagte: »Als die Gemeindeleitung das Video anschaute, ist etwas im Raum passiert. Sie hätten es selbst nicht geglaubt!« Sie waren gerührt und baten um ein erstes Videointerview mit mir.

Himmel, dieses erste Gespräch! Ich wüsste nicht, wie es besser hätte laufen können. Es war eine große Offenheit im Raum, eine liebevolle Rücksichtnahme füreinander. Es breitete sich sogar ein Hoffnungsschimmer aus, dass diese angeschlagene Gemeinde eine Zukunft haben kann! Tränen flossen. Wir lachten gemeinsam.

Schon am nächsten Tag erhielt ich den Anruf, dass sie mich für ein persönliches Gespräch einladen wollten. Von diesem Zeitpunkt an rollte die Lawine unaufhaltsam weiter. In den nächsten drei Monaten flog ich noch dreimal hin und her.

Ich habe mein ganzes Leben lang den Missionsbefehl von Jesus gehört und versucht, ihm zu folgen: »Geht in die ganze Welt und verkündet allen Menschen die gute Botschaft« (Markus 16,15). Seit meiner Kindheit bewegt mich der Wunsch, die Welt zu verändern, und ich glaube, dieser Wunsch kommt von Gott. Und so kam mir im Laufe dieses Prozesses gelegentlich der Gedanke: »Vielleicht ist es genau das. So werde ich es machen. Vielleicht kann ich so mehr für das Reich Gottes tun.« Halte diesen Gedanken schon mal fest. Wir kommen noch darauf zurück.

Wir erzählten also unseren Kindern, was im Gang ist, und teilten unsere Überlegungen mit ihnen. Wir wussten, dass das die größte Entscheidung ihres bisherigen Lebens sein würde. Also wollten wir hören, wie sie darüber dachten. Wir baten sie um ihre Meinung. Wir hörten uns ihre Ängste und Proteste an. Wir weinten mit ihnen. Wir gaben ihnen Raum für ihre Trauer, über den Gedanken wegzugehen. Und wir beteten gemeinsam. Doch während wir beteten, konnten wir sehen, wie in allen dreien eine Bereitschaft aufblühte. Ja, sie waren bereitâ- gelegentlich sogar begeistert über die Herausforderung, die sich vor uns allen auftat. Als Familie gaben wir Gott und auch einander unser Ja.

Dann rief die Gemeindeleitung an und sagte, sie würde nach Colorado Springs fliegen. Wir waren in der Endphase des Verfahrens. Sie wollten uns an dem Ort erleben, an dem wir lebten. Sie wollten uns in unserer Gemeinde besuchen. Und das taten sie auch. Sie besuchten unsere Gottesdienste, um mich predigen zu hören. Sie verbrachten drei Stunden mit meinem Chef und Pastor und interviewten ihn über mich. Wir aßen gemeinsam. Sie lernten meine Kinder kennen. Es war ein magisches Wochenende, und es fühlte sich an, als ob der sechsmonatige Prozess nun mit einer sanften Landung enden würde.

Am letzten Abend ihres Besuchs luden die Besucher Lisa und mich zum Essen in eines der schönsten Restaurants der Stadt ein. Ein Vertreter der Delegation bat um Ruhe und wartete, bis er die Aufmerksamkeit aller hatte. Er sagte uns, wie er uns erlebt hatte, bedankte sich für ein wunderbares Wochenende und würdigte den zermürbenden Prozess, dem wir uns in den letzten sechs Monaten unterzogen hatten. Dann hob er sein Glas und brachte einen Toast aus. Lisa und ich dachten beide: Oh, Mann, das passiert also wirklich. »Auf die Zukunft!«, sagte er. »Auf die Zukunft!« Wir lächelten und stießen darauf an.

Im Laufe des Abends fragten sie uns, welche Stadtteile wir als Wohnort in Betracht ziehen würden. Auch, welche Schulen und Sportklubs wir für unsere Kinder im Blick hätten. Und dann sagten sie, dass wir wahrscheinlich in der nächsten Woche einen Vorvertrag erhalten würden. Am Ende des Abends umarmten wir uns alle und versicherten einander, wie sehr wir diese Tage zusammen genossen hatten. Es war die perfekte Art, ein perfektes Wochenende zu beenden. Am nächsten Tag flogen sie nach Hause.

Dann, eine Woche später, rief mich eine Vertreterin der Gemeindeleitung an. Doch sie wollte nicht über einen Vorvertrag sprechen. Sie teilte mir mit, dass sie sich weiter umsehen würden. Sie sagte, es täte ihnen leid, dass sie nach diesen sechs Monaten ihre Suche komplett neu beginnen würden.

Ich war geschockt. Wie betäubt. Sprachlos.

Ich wusste nicht, dass einem das Blut so schnell in den Kopf schießen kann. Ich erinnere mich noch, dass meine Wangen brannten wie nach einem Work-out. Nicht weil ich wütend war. Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, was ich in diesem Moment fühlte. Ich saß einfach schweigend daâ- dreizehn Minuten langâ-, während sie beteuerte, wie sehr sie mich schätzten und dass sie und die anderen Mitglieder der Gemeindeleitung mich für einen wunderbaren Pastor hielten. In diesem Moment klang das alles so hohl. Dann begann sie für mich zu beten. Ich wollte nicht, dass sie das tat, aber ich konnte sie ja schlecht mitten im Gebet unterbrechen. Also saß ich da, den Freisprecher eingeschaltet, meinen Kopf in...
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