Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Musik für Chamäleons

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Kein + Abererschienen am16.08.20241. Auflage
Mit seinem »Tatsachenroman« »Kaltblütig« revolutionierte Truman Capote die Literaturgeschichte und den Journalismus, indem er die journalistische Beobachtung mit den Mitteln des Schriftstellers verband. Immer bestrebt, der Wirklichkeit in einzigartigen Gattungen gerecht zu werden, schuf er etwa die Konversationsporträts - Begegnungen wie mit Marilyn Monroe, die er aus langen Dialogen komponierte. Durch ihr hochamüsantes Gespräch über sexuellen Klatsch, Ängste und Berühmtheiten lässt er uns einen intimen Blick in die Seele der Hollywoodikone werfen. Doch Capotes Zugewandtheit gilt ebenso dem Mörder oder der Witwe, die Dutzende toter Katzen in ihrer Tiefkühltruhe verwahrt. Die Terrains von Wahrheit und Dichtung lotet er überraschend anders auch in »Handgeschnitzte Särge« aus, seinem »Tatsachenbericht« über ein Verbrechen. In diesem Buch, seinem letzten zu Lebzeiten, wagt er es zudem, mit entwaffnender Ehrlichkeit von sich selbst zu erzählen. Zum 100. Geburtstag des Jahrhundertgenies erscheint Capotes gesamtes journalistisches Werk bei Kein & Aber neu in drei Einzelbänden.


Truman Capote wurde 1924 in New Orleans geboren. 1948 erschien sein erster Roman Andere Stimmen, andere Räume, der als das sensationelle Debüt eines literarischen Wunderkindes gefeiert wurde. Das 1958 veröffentlichte Frühstück bei Tiffany erlangte auch dank der Verfilmung mit Audrey Hepburn große Berühmtheit. 1966 erschien der mehrmals verfilmte »Tatsachenroman« Kaltblütig, 1973 Die Hunde bellen (Storys und Porträts), 1980 Musik für Chamäleons (Erzählungen und Reportagen). Posthum wurden 1987 der unvollendete Roman Erhörte Gebete und 2005 das neu entdeckte, eigentliche Debüt Sommerdiebe veröffentlicht. Truman Capote starb 1984 in Los Angeles. Das gesamte Werk von Truman Capote erscheint auf Deutsch in der Zürcher Ausgabe, herausgegeben von Anuschka Roshani, bei Kein & Aber.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextMit seinem »Tatsachenroman« »Kaltblütig« revolutionierte Truman Capote die Literaturgeschichte und den Journalismus, indem er die journalistische Beobachtung mit den Mitteln des Schriftstellers verband. Immer bestrebt, der Wirklichkeit in einzigartigen Gattungen gerecht zu werden, schuf er etwa die Konversationsporträts - Begegnungen wie mit Marilyn Monroe, die er aus langen Dialogen komponierte. Durch ihr hochamüsantes Gespräch über sexuellen Klatsch, Ängste und Berühmtheiten lässt er uns einen intimen Blick in die Seele der Hollywoodikone werfen. Doch Capotes Zugewandtheit gilt ebenso dem Mörder oder der Witwe, die Dutzende toter Katzen in ihrer Tiefkühltruhe verwahrt. Die Terrains von Wahrheit und Dichtung lotet er überraschend anders auch in »Handgeschnitzte Särge« aus, seinem »Tatsachenbericht« über ein Verbrechen. In diesem Buch, seinem letzten zu Lebzeiten, wagt er es zudem, mit entwaffnender Ehrlichkeit von sich selbst zu erzählen. Zum 100. Geburtstag des Jahrhundertgenies erscheint Capotes gesamtes journalistisches Werk bei Kein & Aber neu in drei Einzelbänden.


Truman Capote wurde 1924 in New Orleans geboren. 1948 erschien sein erster Roman Andere Stimmen, andere Räume, der als das sensationelle Debüt eines literarischen Wunderkindes gefeiert wurde. Das 1958 veröffentlichte Frühstück bei Tiffany erlangte auch dank der Verfilmung mit Audrey Hepburn große Berühmtheit. 1966 erschien der mehrmals verfilmte »Tatsachenroman« Kaltblütig, 1973 Die Hunde bellen (Storys und Porträts), 1980 Musik für Chamäleons (Erzählungen und Reportagen). Posthum wurden 1987 der unvollendete Roman Erhörte Gebete und 2005 das neu entdeckte, eigentliche Debüt Sommerdiebe veröffentlicht. Truman Capote starb 1984 in Los Angeles. Das gesamte Werk von Truman Capote erscheint auf Deutsch in der Zürcher Ausgabe, herausgegeben von Anuschka Roshani, bei Kein & Aber.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783036996738
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum16.08.2024
Auflage1. Auflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3828 Kbytes
Artikel-Nr.14722228
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


VORWORT

Mein Leben - zumindest das als Künstler - lässt sich so präzise aufzeichnen wie eine Fieberkurve: die Höhen und Tiefen, die deutlich erkennbaren Schaffenszyklen.

Zu schreiben begonnen habe ich mit acht Jahren - aus heiterem Himmel, ohne jedes Vorbild. Ich kannte damals niemanden, der schrieb. Es war sogar so, dass ich kaum jemanden kannte, der las. Trotzdem interessierten mich nur vier Dinge: Bücher lesen, ins Kino gehen, Stepptanz und zeichnen. Und dann fing ich eines Tages an zu schreiben, nicht ahnend, dass ich mich auf Lebenszeit an ein nobles, jedoch unbarmherziges Handwerk kettete. Wenn Gott einem eine Gabe verleiht, liefert er auch gleich die Peitsche mit, und die ist allein zur Selbstgeißelung gedacht.

Aber das wusste ich natürlich noch nicht. Ich verfasste Abenteuergeschichten, Kriminalromane und Satiren, außerdem Anekdoten, die mir ehemalige Sklaven und Bürgerkriegsveteranen erzählt hatten. Das alles bereitete mir viel Freude - zumindest anfänglich. Die Freude verflog, als ich den Unterschied zwischen guter und schlechter Literatur erkannte und dann eine sogar noch beunruhigendere Entdeckung machte, nämlich den Unterschied zwischen sehr guter Literatur und wahrer Kunst; er ist subtil, aber grausam. Danach kam die Peitsche zum Einsatz!

Wie gewisse junge Leute vier bis fünf Stunden pro Tag Klavier oder Geige üben, spielte ich mit Papier und Bleistift. Ich sprach mit niemandem über das, was ich produzierte. Wenn ich gefragt wurde, was ich in all den Stunden so treibe, behauptete ich, ich würde Hausaufgaben erledigen. In Wirklichkeit machte ich nie Hausaufgaben. Ich war vollauf mit meiner literarischen Arbeit beschäftigt, meiner Lehrzeit, meinem Niederknien vor dem Altar der Technik und der Kunstfertigkeit; mit den tückischen Feinheiten der Gliederung, der Interpunktion, der Platzierung von Dialogen. Ganz zu schweigen vom Gesamtentwurf, dem großen, anspruchsvollen Bogen von der Mitte zum Anfang und von dort zum Ende. Es gab so viel zu lernen, und aus so vielen Quellen. Nicht nur aus Büchern, sondern auch von der Musik, von der Malerei und der ganz einfachen alltäglichen Beobachtung.

In der Tat waren die interessantesten literarischen Arbeiten, die ich in jenen Tagen zu Papier brachte, die einfachen Alltagsbeobachtungen, die ich in meinem Tagebuch notierte. Beschreibungen einer Nachbarin. Lange, wortgetreue Wiedergaben mitgehörter Gespräche. Klatsch und Tratsch. Eine Art der Berichterstattung, ein Stil des »Hörens« und »Sehens«, der mich später wesentlich beeinflussen sollte, auch wenn ich es damals noch nicht wusste. Denn all meine »offiziellen« Arbeiten, jene Texte, die ich auf Hochglanz polierte und sorgfältig abtippte, waren mehr oder weniger fiktional.

Mit siebzehn war ich bereits ein vollendeter Schriftsteller. Wäre ich Pianist gewesen, hätte nun mein erstes öffentliches Konzert angestanden. So jedoch beschloss ich, bereit zu sein für eine Publikation meiner Texte. Ich schickte sie an die wichtigsten literarischen Zeitschriften und an die überregionalen Magazine, die damals die beste sogenannte »Qualitätsliteratur« druckten - an Story, den New Yorker, Harper´s Bazaar, Mademoiselle, Harper´s Magazine, Atlantic Monthly -, woraufhin prompt Erzählungen von mir in diesen Medien erschienen.

Dann, im Jahr 1948, veröffentlichte ich einen Roman: Andere Stimmen, andere Räume. Er wurde von der Kritik gut aufgenommen und entwickelte sich zum Bestseller. Außerdem legte er dank eines aus der Norm fallenden Fotos seines Urhebers auf dem Schutzumschlag den Grundstein für einen gewissen Ruf, der mir seither anhaftet und mich all die Jahre begleitet hat. Viele schrieben den kommerziellen Erfolg des Romans diesem Foto zu. Andere taten das Buch als bizarren Zufallstreffer ab. »Erstaunlich, dass eine derart junge Person schon so gut schreiben kann!« Erstaunlich? Ich tat seit vierzehn Jahren tagein, tagaus nichts anderes! Der Roman war dennoch ein befriedigender Abschluss meiner ersten Entwicklungsphase.

Ein Kurzroman - Frühstück bei Tiffany - beendete 1958 die zweite. Während der dazwischenliegenden zehn Jahre experimentierte ich mit nahezu jedem Aspekt des Schreibens, unternahm den Versuch, mir eine möglichst große Bandbreite an Schreibtechniken anzueignen, eine technische Virtuosität zu erlangen, die so strapazierfähig und dehnbar war wie ein Fischernetz. Natürlich versagte ich auf manchem Terrain, auf das ich mich wagte, doch trifft es zu, dass man aus Fehlern mehr lernt als aus Erfolgen. Bei mir war es so, und ich konnte später das derart Gelernte zu meinem Vorteil anwenden. Jedenfalls verfasste ich während dieses Jahrzehnts des Erkundens Kurzgeschichtensammlungen (Baum der Nacht, Eine Weihnachtserinnerung), Essays und Porträts (Lokalkolorit, Observations, die Arbeiten, die in Die Hunde bellen enthalten sind), Theaterstücke (Die Grasharfe, Das Blumenhaus), Drehbücher (Schach dem Teufel, Schloss des Schreckens) und eine Menge Reportagen, die meisten davon für den New Yorker.

Tatsächlich erschien auch die - unter dem Gesichtspunkt meiner kreativen Bestimmung betrachtet - interessanteste Arbeit dieser gesamten zweiten Phase zunächst als mehrteiliger Artikel im New Yorker, bevor sie später als Buch herauskam, unter dem Titel Die Musen sprechen. Es ging darin um den ersten Kulturaustausch zwischen der UdSSR und den USA, nämlich die Russlandtournee eines Ensembles schwarzer Amerikaner im Jahr 1955 zur Aufführung von Porgy and Bess. Ich gestaltete das ganze Abenteuer als einen kurzen komischen »Tatsachenroman«; es war der erste.

Einige Jahre zuvor hatte Lillian Ross Picture veröffentlicht, ihren Bericht über die Arbeit an dem Film Die rote Tapferkeitsmedaille; mit seinen schnellen Schnitten, den Vor- und Rückblenden wirkte er selbst wie ein Film, und als ich den Bericht las, fragte ich mich, was wohl gewesen wäre, wenn die Autorin ihre strenge, nüchtern berichtende Disziplin aufgegeben und ihr Material stattdessen wie Fiktion behandelt hätte - hätte das Buch dadurch gewonnen oder verloren? Ich beschloss, einen Versuch zu wagen, sobald das richtige Thema auftauchte, und auf Porgy and Bess sowie Russland im tiefsten Winter schien genau das zuzutreffen.

Die Musen sprechen erhielt hervorragende Kritiken; selbst jene Organe, die mir sonst nicht freundlich gesinnt waren, sahen sich dazu veranlasst, das Buch zu loben. Dennoch erregte es keine besondere Aufmerksamkeit und verkaufte sich eher bescheiden. Für mich hingegen stellte es ein wichtiges Ereignis dar, denn mir wurde während des Schreibprozesses klar, dass ich womöglich eine Lösung für das gefunden hatte, was schon immer mein größtes kreatives Dilemma gewesen war.

Seit mehreren Jahren fühlte ich mich zunehmend zum Journalismus als eigenständiger Kunstform hingezogen. Dafür gab es zwei Gründe: Erstens warich der Meinung, dass sich seit den Zwanzigerjahren nichts wirklich Innovatives mehr in der Prosadichtung oder überhaupt in der Literatur getan hatte, und zweitens war der Journalismus als Kunst ein nahezu jungfräuliches Gebiet - ganz einfach deshalb, weil sich nur sehr wenige Literaten je im erzählenden Journalismus versucht hatten, und wenn doch, dann in Form von Reiseberichten oder Autobiografien. Die Musen sprechen hatte meine Gedanken allerdings in eine vollkommen neue Richtung gelenkt: Ich wollte einen journalistischen Roman schreiben, ein groß angelegtes Werk, das die Glaubwürdigkeit des Tatsachenberichts, die Unmittelbarkeit des Films, die Tiefe und Freiheit von Prosa und die Präzision der Lyrik in sich vereinte.

1959 stieß ich, geleitet von einem mysteriösen Bauchgefühl, auf das geeignete Thema, einen obskuren Mordfall, der sich in einem abgelegenen Teil von Kansas ereignet hatte. Und erst 1966 konnte ich das Ergebnis vorlegen: Kaltblütig.

In einer Erzählung von Henry James, ich glaube, es ist Die mittleren Jahre, lamentiert der Held, ein kreativ gereifter, desillusionierter Schriftsteller, sinngemäß: »Wir leben im Dunkeln, wir tun, was wir können, der Rest ist der Wahnsinn der Kunst.« Mr James legt hier die Karten auf den Tisch, er sagt uns die Wahrheit. Und das Dunkelste der Dunkelheit, das Wahnsinnigste des Wahnsinns ist das unaufhörliche Pokern, das mit dem Erzeugen von Kunst verbunden ist. Schriftsteller, zumindest jene, die wirklich etwas riskieren, die bereit sind, in den sauren Apfel zu beißen, sprichwörtlich über die Planke zu gehen, haben viel mit einer anderen Spezies einsamer Männer gemeinsam: jenen, die sich ihren Lebensunterhalt am Billardtisch oder beim Kartenspiel verdienen. Nicht wenige hielten mich für verrückt, weil ich sechs Jahre lang in Kansas durch die Prärie streifte; andere lehnten mein gesamtes Konzept des »Tatsachenromans« ab und erklärten es als eines »seriösen« Schriftstellers unwürdig. Norman Mailer bezeichnete es als »Versagen der Vorstellungskraft«, was vermutlich bedeuten sollte, dass man als Romancier über Erfundenes zu schreiben hatte statt über Reales.

Es war durchaus wie beim Pokern mit hohem Einsatz: Sechs nervenaufreibende Jahre lang wusste ich nicht, ob ein Buch dabei herauskommen würde oder nicht. Es waren lange Sommer und eisige Winter, aber ich spielte einfach weiter, holte aus meinem Blatt heraus, was ich konnte. Und dann erwies sich, dass das Ergebnis tatsächlich ein Buch war. Mehrere...

mehr

Autor

Truman Capote wurde 1924 in New Orleans geboren. 1948 erschien sein erster Roman Andere Stimmen, andere Räume, der als das sensationelle Debüt eines literarischen Wunderkindes gefeiert wurde. Das 1958 veröffentlichte Frühstück bei Tiffany erlangte auch dank der Verfilmung mit Audrey Hepburn große Berühmtheit. 1966 erschien der mehrmals verfilmte »Tatsachenroman« Kaltblütig, 1973 Die Hunde bellen (Storys und Porträts), 1980 Musik für Chamäleons (Erzählungen und Reportagen). Posthum wurden 1987 der unvollendete Roman Erhörte Gebete und 2005 das neu entdeckte, eigentliche Debüt Sommerdiebe veröffentlicht. Truman Capote starb 1984 in Los Angeles. Das gesamte Werk von Truman Capote erscheint auf Deutsch in der Zürcher Ausgabe, herausgegeben von Anuschka Roshani, bei Kein & Aber.