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Märchen vom Meer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Königsfurt-Urania Verlag GmbHerschienen am10.05.2024
Märchen vom Meer - Weite, Wind, Wellen - Sehnsucht Weite, Wind und Wellen - wenn wir ans Meer denken, dann steigt eine Sehnsucht in uns hoch, die so unergründlich ist wie das Meer selbst. Wer schon einmal am Meeresufer stand, der kennt sie, diese Sehnsucht: Der Blick frei bis zum Horizont, darüber der unendliche Himmel, dahinter ferne Länder und darunter die unendlichen Tiefen des Meeres mit seinen geheimnisvollen Geschöpfen. Das Meer fasziniert die Menschen seit je her und hat sie wunderbare Märchen ersinnen lassen. Märchen von mutigen Seefahrern und ihren Abenteuern, von Begegnungen mit Walen und Meerfrauen, von wunderbaren Unterwasserwelten und verborgenen Schätzen. Einige der schönsten Perlen aus diesem Märchenschatz präsentiert Königsfurt-Urania im Frühjahr 2021 mit den 'Märchen vom Meer'. Zusammengetragen hat sie Michaela Brinkmeier, die Herausgeberin der erfolgreichen '5-Minuten-Märchen' (2019) und der 'Märchen für Trauer und Trost' (2020).

Michaela Brinkmeier ist professionelle Märchenerzählerin und Harfenspielerin. Sie arbeitet als Dozentin und gibt zahlreiche Seminare in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen. Mit ihren Programmen tritt sie auf Festen auf, in Altersheimen oder Kindergärten. Sie lebt in Rietberg in Westfalen. Bei Königsfurt-Urania erschien als letztes von ihr der Band 5-Minuten-Märchen.
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Produkt

KlappentextMärchen vom Meer - Weite, Wind, Wellen - Sehnsucht Weite, Wind und Wellen - wenn wir ans Meer denken, dann steigt eine Sehnsucht in uns hoch, die so unergründlich ist wie das Meer selbst. Wer schon einmal am Meeresufer stand, der kennt sie, diese Sehnsucht: Der Blick frei bis zum Horizont, darüber der unendliche Himmel, dahinter ferne Länder und darunter die unendlichen Tiefen des Meeres mit seinen geheimnisvollen Geschöpfen. Das Meer fasziniert die Menschen seit je her und hat sie wunderbare Märchen ersinnen lassen. Märchen von mutigen Seefahrern und ihren Abenteuern, von Begegnungen mit Walen und Meerfrauen, von wunderbaren Unterwasserwelten und verborgenen Schätzen. Einige der schönsten Perlen aus diesem Märchenschatz präsentiert Königsfurt-Urania im Frühjahr 2021 mit den 'Märchen vom Meer'. Zusammengetragen hat sie Michaela Brinkmeier, die Herausgeberin der erfolgreichen '5-Minuten-Märchen' (2019) und der 'Märchen für Trauer und Trost' (2020).

Michaela Brinkmeier ist professionelle Märchenerzählerin und Harfenspielerin. Sie arbeitet als Dozentin und gibt zahlreiche Seminare in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen. Mit ihren Programmen tritt sie auf Festen auf, in Altersheimen oder Kindergärten. Sie lebt in Rietberg in Westfalen. Bei Königsfurt-Urania erschien als letztes von ihr der Band 5-Minuten-Märchen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783868263794
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.05.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse1914 Kbytes
Artikel-Nr.14931676
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DER GLÜCKS-ANDERS

Ein reicher Bauer hatte zwei Söhne, die hießen Hans Niklas und Glücks-Anders. Der Ältere war einer, aus dem man nicht recht klug werden konnte. Mit ihm war nicht gut Kirschen essen, und er war noch habgieriger und geiziger als die Leute aus Nordland gewöhnlich sind, obwohl sie selten zu wenig mit diesen schönen Eigenschaften gesegnet sind. Der andere, Glücks-Anders, war wild und übermütig, aber immer guter Laune, und wenn er noch so fatal dran war, so sagte er doch immer, er sei ein Glückspilz.

Wenn ihm der Adler, um sein Nest zu verteidigen, Kopf und Gesicht so bearbeitete, dass das Blut nur so floss, so behauptete er doch, er sei ein Glückspilz, wenn er nur mit einem Adlerjungen heimkam. Kenterte sein Boot, was auch zuweilen vorkam, und man fand ihn daran angeklammert, ganz heruntergekommen durch Nässe, Kälte und Anstrengung, und man fragte ihn, wie er sich fühle, so antwortete er: »Ach, ganz gut; ich bin ja gerettet; ich habe doch Glück.«

Als der Vater starb, waren sie beide erwachsen, und einige Zeit darauf mussten sie beide zu den Sandbänken hinaus, um einige Fischnetze zu holen, die seit dem Sommerfischen draußen geblieben waren. Es war spät im Herbst, nach der Zeit, wo die meisten Fischer auf der Sommerfahrt begriffen sind. Anders hatte seine Büchse bei sich, die ihn begleitete, wohin er auch ging. Hans Niklas sprach nicht viel auf der Fahrt, aber er dachte sich umso mehr. Zur Heimreise wurden sie erst fertig, als es gegen Abend ging.

»Hör, Glücks-Anders, weißt du was, heut´ Nacht gibt´s ein bös´ Wetter«, sagte Hans Niklas und schaute über das Meer hinaus, »ich meine, es ist am besten, wir bleiben hier bis morgen!« »Ein Wetter gibt´s nicht«, sagte Anders, »die Sieben Schwestern haben ihre Nebelhaube nicht auf, da kannst du ganz ruhig sein.« Aber der andere klagte, er sei so müde, und endlich beschlossen sie, die Nacht hierzubleiben.

Als Anders aufwachte, war er allein; er sah weder Bruder noch Boot, bis er auf den höchsten Punkt der Insel kam; da entdeckte er ihn weit draußen, wie eine Möwe, die zum Land fliegt. Anders begriff die Sache gar nicht. Ein Essvorrat war noch da, auch eine Schüssel mit Molke, seine Büchse und sein Feuerstahl. Anders dachte nicht lange nach. »Er kommt wohl heut´ Abend wieder«, sagte er und machte sich über den Proviant her, »ein Narr, wer die Courage verliert, solange er zu essen hat.«

Aber kein Bruder ließ sich am Abend sehen, und Anders wartete Tag um Tag und Woche um Woche; da merkte er schließlich, dass der Bruder ihn auf der öden Insel ausgesetzt hatte, um das Erbe selbst ungeteilt behalten zu können. Und so war es auch, denn als Hans Niklas auf der Heimfahrt Land in Sicht hatte, ließ er das Boot kentern und sagte, Glücks-Anders sei ertrunken.

Aber der ließ den Mut nicht sinken; er sammelte Treibholz am Strand, schoss Seevögel und suchte Muscheln und Wurzeln; er baute sich ein Floß aus Stangenholz und fischte mit einer Stange, die auch zurückgeblieben war. Eines Tages, als er gerade an der Arbeit war, fiel ihm eine Vertiefung im Sand in die Augen, wie die Kielspur einer großen nordländischen Jacht*, und er konnte deutlich die Windungen der Taue vom Strand bis hinauf zum Gipfel der Insel verfolgen. Da dachte er bei sich, nun habe es keine Gefahr mit ihm; denn er sah, dass es wahr war, was er oft gehört hatte, nämlich, dass die Meerleute hier ihren Aufenthalt hätten und einen eifrigen Schiffsverkehr trieben.

»Gott sei Dank für die gute Gesellschaft! Das ist gerade das, was ich brauche. Ja, es ist doch, wie ich sage, ich habe eben Glück«, dachte Anders bei sich selbst, vielleicht sagte er es auch; denn zuweilen musste er notwendig ein wenig sprechen. So lebte er den Herbst über. Einmal sah er ein Boot; da hing er einen Fetzen an eine Stange und winkte damit, aber in demselben Augenblick fiel das Segel, und die Leute setzten sich an die Ruder und fuhren in größter Eile wieder davon; sie glaubten, es seien die Meerkobolde, die da Zeichen gaben und winkten.

Am Julabend hörte Anders Fiedeln und Musik weit draußen auf dem Meer. Als er hinauskam, sah er einen Lichtschein, der kam von einer großen Nordlandsjacht, die gegen das Land zuglitt - aber ein solches Schiff hatte er noch nie gesehen. Es hatte ein unerhört großes Rahsegel, das ihm aus Seide zu sein schien, und das zierlichste Tauwerk, nicht dicker, als wenn es aus Stahldraht wäre, und alles, was dazugehörte, war so schön und fein, wie ein Nordländer sich´s nur wünschen kann.

Die ganze Jacht war voll von blaugekleideten kleinen Leuten, aber die, die am Steuer stand, war geschmückt wie eine Braut und so prächtig wie eine Königin; sie hatte eine Krone auf und kostbare Kleider an. Aber das konnte er sehen, dass sie ein Menschenkind war; denn sie war groß gewachsen und schöner als die Meerleute; ja, sie kam Glücks-Anders so schön vor, wie er noch nie ein Mädchen gesehen hatte. Die Jacht steuerte auf das Land zu, wo Anders stand; aber rasch bedacht, wie er war, eilte er in die Fischerhütte, riss sein Gewehr von der Wand und kroch hinauf auf den großen Bodenraum und versteckte sich so, dass er sehen konnte, was in der Hütte vor sich ging.

Bald merkte er, dass es in dem Raum wimmelte; es wurde ganz voll, und es kamen mehr und mehr. Da fing es an, in den Wänden zu krachen, und das Häuschen weitete sich in allen Ecken und wurde so herrlich und prächtig, wie es bei dem reichsten Kaufherrn nicht sein könnte; es war fast wie in einem Königsschloss. Tische wurden mit den köstlichsten Gerichten gedeckt, und die Teller und Schüsseln und alles Gerät war aus Silber und Gold. Als sie gespeist hatten, fingen sie an zu tanzen.

Unter dem Lärm des Tanzes kroch Anders zu der Luke, die auf der einen Seite des Daches war, und kletterte hinunter; dann rannte er zu der Jacht, warf seinen Feuerstahl über sie und schnitt, um größerer Sicherheit willen, mit seinem Messer ein Kreuz hinein, um das Schiff festzubannen.

Als er wieder hinaufkam, war der Tanz in vollem Gange. Auch die Tische tanzten, und Bänke und Stühle und alles, was in der Stube war, tanzte mit. Die Einzige, die nicht tanzte, war die Braut; sie saß nur und schaute zu, und wenn der Bräutigam sie holen wollte, so schickte sie ihn weg. Vorerst war an kein Halten zu denken: Der Spielmann ruhte nicht und rastete nicht und griff nicht nach der Mütze, sondern er spielte munter weiter mit der linken Hand und trat den Takt dazu, bis er von Schweiß triefte und die Fiedel vor lauter Staub und Rauch nicht mehr sehen konnte.

Anders merkte, dass es ihm auch in den Füßen zu zucken anfing, da, wo er stand, und dachte bei sich: »Jetzt ist es am besten, ich knalle los, sonst spielt er mich von Grund und Boden.« Also wandte er sein Gewehr, steckte es durch die Fensteröffnung hinein und schoss es über den Kopf der Braut weg ab, aber verkehrt herum, sonst hätte die Kugel ihn selbst getroffen. In demselben Moment, als der Schuss fiel, stürzte das ganze Koboldvolk übereinander zur Tür hinaus. Als sie sahen, dass die Jacht festgezaubert war, jammerten sie und krochen in ein Loch im Berge. Aber alle die Gold- und Silbergeräte blieben zurück, und die Braut saß auch noch da.

Sie erzählte dem Glücks-Anders, dass sie in den Berg verzaubert worden sei, als sie ein kleines Kind war. Als ihre Mutter einmal draußen beim Vieh war, um zu melken, hatte sie sie bei sich, aber als die Mutter auf einen Augenblick heim musste, ließ sie das Kind im Heidekraut sitzen unter einem Wacholderbusch und sagte, sie dürfe von den Beeren essen, wenn sie nur dreimal sage:

»Ich ess´ Wacholderbeer blau

Mit Jesu Kreuz darauf;

Ich esse Preiselbeer rot

Mit Jesu Pein und Tod.«

Aber als ihre Mutter fort war, fand sie so viele Beeren, dass sie ihren Spruch zu sagen vergaß, und deshalb wurde sie in den Berg verzaubert. Es war ihr dort kein anderes Leid geschehen, als dass sie das oberste Glied vom linken kleinen Finger verlor, und sie hatte es gut gehabt bei den Kobolden. Doch schien es ihr, dass nicht alles seine Richtigkeit hätte; es war, als ob etwas sie ängstigte, und sie hatte viel zu leiden unter der Zudringlichkeit des Kobolds, den sie ihr zum Bräutigam bestimmt hatten.

Als Anders hörte, wer ihre Mutter war und wo sie herstammte, da sah er, dass sie aus seiner Verwandtschaft war, und sie wurden, wie man so sagt, schnell gute Freunde. Da konnte Glücks-Anders mit Recht sagen, dass er ein Glückspilz sei. Also fuhren sie heim und nahmen die Jacht und alles Gold und Silber und alle Kostbarkeiten, die in der Hütte zurückgeblieben waren, mit sich, und damit war Anders viel reicher als der Bruder.

Der aber hatte eine Ahnung, wo all der Reichtum hergekommen sein könnte, und wollte nicht weniger reich sein. Er wusste, dass Trolle und Kobolde meist am Weihnachtsabend...
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Michaela Brinkmeier ist professionelle Märchenerzählerin und Harfenspielerin. Sie arbeitet als Dozentin und gibt zahlreiche Seminare in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen. Mit ihren Programmen tritt sie auf Festen auf, in Altersheimen oder Kindergärten. Sie lebt in Rietberg in Westfalen. Bei Königsfurt-Urania erschien als letztes von ihr der Band 5-Minuten-Märchen.
Märchen vom Meer