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Frieden mit der Natur

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Neue Erdeerschienen am15.05.2024
Es wird unter den Menschen keinen Frieden geben, wenn wir als Menschheit nicht Frieden schließen mit der Natur. Zu diesem Frieden gibt es viele Wege, und einige davon möchten die Autoren dieser 19 sehr unterschiedlichen Beiträge aufzeigen. Diese Wege führen zwangsläufig hinaus aus unserer anthropozentrischen Weltsicht und Gemütsverfassung. Die Natur ist nicht nur eitel Sonnenschein und laue Lüfte. Die Leser dieses Buches sind aufgefordert und herausgefordert, sich peitschenden Winden, kalten Regenschauern und eisigen Höhen auszusetzen. Aber am Ende warten neue Horizonte, aufregende Gedanken und hoffentlich die Besinnung auf die jedem von uns innewohnende Weisheit.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEs wird unter den Menschen keinen Frieden geben, wenn wir als Menschheit nicht Frieden schließen mit der Natur. Zu diesem Frieden gibt es viele Wege, und einige davon möchten die Autoren dieser 19 sehr unterschiedlichen Beiträge aufzeigen. Diese Wege führen zwangsläufig hinaus aus unserer anthropozentrischen Weltsicht und Gemütsverfassung. Die Natur ist nicht nur eitel Sonnenschein und laue Lüfte. Die Leser dieses Buches sind aufgefordert und herausgefordert, sich peitschenden Winden, kalten Regenschauern und eisigen Höhen auszusetzen. Aber am Ende warten neue Horizonte, aufregende Gedanken und hoffentlich die Besinnung auf die jedem von uns innewohnende Weisheit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783890604961
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum15.05.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse2841 Kbytes
Artikel-Nr.14973436
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Eine Einladung
Laura Spies

40 Jahre für eine neue Erde
Andreas Lentz

Eine neue Erdkultur
Matthias Blaß

Ein Fels erzählt
Coco Burckhardt

Von Verwaltern des Lebens zu Lebensaktivisten
Fabiana Fondevila

Bäume als Freunde und Helfer
Jenny Garrison

Artenvielfalt und Verzauberung
Fred Hageneder

Die Erde, unser Zuhause
Tanis Helliwell

Die Wiederentdeckung des Heiligen: liebend für die Erde sorgen
Waltraud Hönes

Frieden mit der Natur schließen
Derrick Jensen

Instandsetzen, Wiederherstellen, Wiedervereinen
Lierre Keith

Frieden mit der Natur
Satish Kumar

Der Kreis auf dem Berggipfel
Elizabeth E. Meacham

Wie persönlich ist die Natur?
Marko Pogacnik

Was uns die Wildnis lehrt
Mary Reynolds Thompson

Manifest der Neuen Erde
Catharina Roland

Frieden mit der Erde schließen
Dr. Vandana Shiva

Ein Ort der Zugehörigkeit
Llewellyn Vaughan-Lee

Ein ganzheitlicher Weg zur persönlichen und planetarischen Traumaheilung
Jack Adam Weber

In Liebe mit der Schöpfung
Andrea Wichterich

Frieden mit der weiblichen Natur
Anna Zemann

ANHANG
Ausgewählte Beiträge aus der Ausgabe von 1984

Einleitung
Andreas Lentz

Überlegungen in Sachen Einheit des menschlichen Wissens
Vine Deloria

Philosophie ist Erfahrung
Dolores LaChapelle

Die Poesie der Naturphilosophie
Gary Snyder

Neue Naturphilosophie
Andreas Lentz

Zeitdokument: Erfinderische Zwerge
Anton-Andreas Guha
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Leseprobe

EINE NEUE ERDKULTUR

Matthias Blaß
Die erzürnte Mutter

Was geschieht, wenn wir anderen Menschen mit Respektlosigkeit, gar Gewalt begegnen? Womöglich noch über einen längeren Zeitraum hinweg? Nun, dann werden sich diese Menschen wohl zur Wehr setzen, und sollten sie es vermeiden, werden sie anderweitige Verhaltensauffälligkeiten ausbilden. Niemand wundert sich ernsthaft über die Folgen, wenn Beziehungen grundlegend gestört sind.

Bis heute scheinen aber viele zu glauben, solche Beziehungsmuster gäbe es nur im zwischenmenschlichen Bereich. Jedenfalls ist für moderne Kulturen die Überzeugung kennzeichnend, dass die Regeln des Zusammenlebens nur unter Menschen gelten. Denn die übrigen Wesen der Erde werden in diesem Weltbild nicht als relevante Partner für Beziehungen anerkannt. Eben dies hat es uns ja erlaubt, willkürlich mit ihnen zu verfahren. Unsere Beziehungslosigkeit gegenüber der Erde führte zu Teilnahmslosigkeit und die wiederum zu Respektlosigkeit bis hin zur Gewalt.

Doch welche Überraschung: Wie sonderbar sich die Erde, die wir einst unsere Mutter nannten, auf einmal benimmt! Ja, eigentlich hatten wir von der Klimakrise, dem Artensterben und dergleichen schon lange gehört, aber durch Hitzerekorde vor der eigenen Haustür, Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen erfahren wir die Krise jetzt am eigenen Leib. Während die Einschläge näherkommen, gestehen wir Modernen uns etwas Unerhörtes ein: Wir waren das. Jahrhunderte lang haben wir die Erde so übel behandelt, dass sie aus dem Gleichgewicht geraten ist. Jetzt schlägt - wie wir einst gesagt hätten - unsere erzürnte Mutter zurück. Ihre Kinder weiter versorgend, weiß sie sich nicht mehr anders zu helfen, als die eigenen Sprösslinge zu ohrfeigen.

Betreten, ratlos, aber einigermaßen aufgewacht stehen wir da. Die markerschütternden Hilferufe der Erde fordern dazu auf, unser Weltbild gründlich in Frage zu stellen. Ohne es zu wollen, hat die moderne Wissenschaft, Technik und Wirtschaftsweise den Beweis erbracht, dass die proklamierte Trennung von Mensch und Natur eine gefährliche Illusion war. Wie die Folgen belegen, dürfen wir auf die Pflege unserer außermenschlichen Beziehungen nicht verzichten. Denn das gesamte Netzwerk der Erde ist es, das Lebendigkeit hervorbringt - unsere eigene natürlich eingeschlossen.

Im Grunde hatten wir uns die Natur wie ein regloses Bühnenbild vorgestellt, vor dem sich das eigentliche Leben abspielt: die Dramen der menschlichen Geschichten und Geschichte. Da die natürliche Welt aber verhaltensauffällig wurde, kommt es uns nun gruseligerweise so vor, als würde sich das Bühnenbild plötzlich bewegen. Die Requisiten von gestern werden zu tonangebenden Akteuren von heute, die uns im Kostüm von Naturgewalten wissen lassen, dass sie mitspielen wollen. Das liefert den Stoff für den letzten Akt dieses lehrreichen Dramas: Die leichtsinnigen Kinder erkennen, wie lebenswichtig die Beziehung zu ihrer erzürnten Mutter ist. Zu guter Letzt zeigen sie Reue und versöhnen sich.
Die ferne Geliebte

Bis zur Versöhnung werden wir an unserer Naturbeziehung aber noch arbeiten müssen. Die Voraussetzungen scheinen günstig zu sein, denn die Erde macht nicht nur durch die ökologische Krise auf sich aufmerksam, sondern lockt auch immer mehr Menschen zu sich ins Freie hinaus. Ob es ihnen nun mehr um die belebende Bewegung beim Wandern, schlichte Erholung beim Spazierengehen oder um Gesundheit und inneren Frieden beim Waldbaden geht - all diese Menschen spüren instinktiv, dass die Natur ihren Leib und ihre Seele auf eine Weise nährt, die sie in der modernen Lebensweise vermissen. Naturbesucher lieben ihre Gastgeberin, weil sie sich bei ihr wie von Zauberhand wohlfühlen, ohne dafür etwas erbringen zu müssen.

Doch obwohl die Begeisterung für die Natur zunimmt, bleibt sie uns weiterhin fremd. Wir Spätmodernen sind wie schmachtende Liebhaber, die ihre Angebetete nicht kennen, weshalb unsere Annäherungsversuche eher an den Archetyp der fernen Geliebten als an den der Mutter erinnern. Machen wir uns - trotz Verschossenheit - nichts vor: Wie viele bekennende Naturliebhaber könnten mit dem Objekt ihrer Begierde eine entspannte oder gar lustvolle Nacht im Wald verbringen? Aus Furcht kann das heute kaum noch jemand. Die meisten Liebeshungrigen würden die Flucht ergreifen, wenn in ihrer Nähe ein aufgeschrecktes Reh bellt, weil sie den durchdringenden Warnruf nicht zuordnen können. Ein unternehmungslustiger Igel, der bei Dunkelheit im Laub raschelt, mausert sich in der Phantasie von Unerfahrenen leicht zu einem riesigen Wildschwein. Im klaren Morgenlicht würden sich diese Rätsel auch nicht auflösen, denn dafür müsste man die Spuren dieser Tiere lesen können. Und wie baut man eigentlich einen wärmenden Unterschlupf aus Naturmaterialien, der in der Nacht für Geborgenheit sorgt? Welche Pflanzen liefern das Frühstück?

Offenbar sind wir zu Fremden auf dem Land geworden, das uns trägt und ernährt. Insofern ergeht es uns ähnlich wie Migranten. Tatsächlich hat der koloniale Drang moderner Kulturen nicht nur Indigene von ihrem Land vertrieben und zu Migranten gemacht, er hat auch unser menschliches Innenleben samt Weltverhältnis kolonialisiert. Unser Migrationshintergrund ist, dass wir uns mit dem modernen Weltbild als Erdlinge entwurzelt und uns den Heimatboden unter den Füßen weggezogen haben. Wir waren verstiegen genug, von der Erde in eine vermeintlich enthobene Zivilisation auszuwandern, was die unter Migranten typische Gefühlslage hervorbringt: das Verlangen nach Heimat im fernen Land.

Wir Heutigen sind schlicht Naturwesen, die von der Natur getrennt leben, weshalb sie in uns sowohl Sehnsucht als auch Befremdung auslöst. Die beiden Pole stehen also keineswegs im Widerspruch zueinander, sondern gehören zum selben Phänomen. Doch weshalb können die enthusiastischen Wanderer und Waldbadegäste die Kluft zwischen diesen Polen nicht schließen? Das lässt sich leicht erklären: Denn wie das Sitzen in einer Bibliothek noch nicht zur Gelehrsamkeit führt, so entsteht durch den reinen Aufenthalt in der Natur noch keine kundige Vertrautheit mit ihr. Um Migranten in das Land einzugliedern, bedarf es mehr - und einige sträuben sich zunächst.
Die gute Freundin

Die erstaunliche Bedeutung der Raumfahrt dürfte auch daher rühren, dass wir uns insgeheim und teilweise sogar ausdrücklich auf die Emigration von der Erde vorbereiten wollen. Der Fluchtversuch in noch kühnere Weiten liegt in gewisser Weise nahe, da wir unseren Heimatplaneten im Augenblick verloren haben. Doch schon während die ersten Raumfahrer sich mit Pioniergeist von der Erde entfernten, blickten sie auch schon nachdenklich auf ihre Herkunft zurück. Erstmals war es Erdlingen möglich, den ganzen Planeten mit eigenen Augen zu betrachten. Die Ikone, die dieses Ereignis der Menschheitsgeschichte festhält, kennen wir alle. Es ist das berühmte Foto vom blauen Planeten, welches die Besatzung von Apollo 17 im Jahre 1972 aufgenommen hat. Das Bild wurde unzählige Male mit andächtigen Worten besprochen und bringt die Sehnsucht der Menschheit zum Ausdruck, sich von neuem auf der Erde anzusiedeln. Wenn wir es betrachten, nehmen wir die Perspektive von orbitalen Ausflüglern ein, die sich wieder auf den Landeanflug zu ihrem Heimatplaneten begeben. Um diese einsetzende Rückbesinnung zu bezeugen, ist die Ikone wichtig genug.

Frühere Interpreten hatten dem Foto stärkere Auswirkungen zugetraut. Das Motiv führe die Endlichkeit der Erde untrüglich vor Augen, weshalb die einzig mögliche Konsequenz sei, die vom Club of Rome ebenfalls im Jahre 1972 angemahnten »Grenzen des Wachstums« einzuhalten. Doch was hat das Wissen um Grenzen bewirkt? Wenn es uns in den vergangenen Jahrzehnten an einem nicht gemangelt hat, dann an Informationen darüber, auf welch gewaltige Krise wir zusteuern. Auf dieses Wissen haben wir aber kaum reagiert und den Eindruck erweckt, als hätten wir an unserem Überleben kein Interesse. Wie ist das bloß möglich?

Die Gründe sind vielschichtig, aber einer liegt sicherlich in der Kolonialisierung unseres Menschenbildes. Den vor allem vernunftgeleiteten Menschen, den die Moderne teils behauptet, teils gefordert hat, gibt es nicht. Wissen allein bewirkt im Menschen keinen grundlegenden Wandel. Dies bestätigt die Hirnforschung schon seit Jahren. Wenn wir die Erde wieder als Einheimische bewohnen und pflegen wollen, dann brauchen wir eine persönliche Beziehung zu ihr, dann müssen wir uns wieder mit dem Land verbinden, auf dem wir leben. Dafür ist es nötig, dass wir einen Reifungsschritt vollziehen. Nachdem wir uns wie unerzogene Kinder unserer Mutter aufgeführt und wie jugendliche Schwärmer die ferne Geliebte angehimmelt haben, schlage ich nun die gute Freundin als neue Beziehungspartnerin vor - zu der sowohl die Mutter als auch die Geliebte werden kann.

Um diese Freundin zu gewinnen,...
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