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Der Spuk in Luftbahnwagen 015 (inklusive: Ein toter Dschinn in Kairo)

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Cross Culterschienen am15.07.2024
Eine Novelle im Universum des alternativen Kairos aus 'Meister der Dschinn'. Kairo im Jahr 1912: Zunächst scheint das Ministerium für Alchemie, Zauberei und übernatürliche Wesen mit einem recht einfachen Fall konfrontiert: Es handelt sich um nichts weiter als um einen besessenen Straßenbahnwagen. Doch schon bald lernen Agent Hamed Nasr und sein neuer Partner Agent Onsi Youssef eine ganz neue Seite Kairos kennen. Suffragetten, Geheimbünde und empfindungsfähige Automaten befinden sich in einem Wettlauf gegen die Zeit. Es gilt, die Stadt vor einer drohenden Gefahr zu schützen, angesichts derer die Grenzen zwischen dem Magischen und dem Alltäglichen verschwimmen ... Als Bonus: Die Kurzgeschichte EIN TOTER DSCHINN IN KAIRO Ein ungewöhnlicher Selbstmord führt die Sonderermittlerin Fatma el-Sha'arawi in die Unterwelt Kairos: Dort stolpert sie über randalierende Ghule, kecke Attentäter, Aufziehengel und eine Verschwörung, die die Zeit selbst zunichtemachen könnte ... Finalist des Hugo Award Finalist des Locus Award Finalist des Mythopoetic Award Finalist des Nebula Awardmehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Novelle im Universum des alternativen Kairos aus 'Meister der Dschinn'. Kairo im Jahr 1912: Zunächst scheint das Ministerium für Alchemie, Zauberei und übernatürliche Wesen mit einem recht einfachen Fall konfrontiert: Es handelt sich um nichts weiter als um einen besessenen Straßenbahnwagen. Doch schon bald lernen Agent Hamed Nasr und sein neuer Partner Agent Onsi Youssef eine ganz neue Seite Kairos kennen. Suffragetten, Geheimbünde und empfindungsfähige Automaten befinden sich in einem Wettlauf gegen die Zeit. Es gilt, die Stadt vor einer drohenden Gefahr zu schützen, angesichts derer die Grenzen zwischen dem Magischen und dem Alltäglichen verschwimmen ... Als Bonus: Die Kurzgeschichte EIN TOTER DSCHINN IN KAIRO Ein ungewöhnlicher Selbstmord führt die Sonderermittlerin Fatma el-Sha'arawi in die Unterwelt Kairos: Dort stolpert sie über randalierende Ghule, kecke Attentäter, Aufziehengel und eine Verschwörung, die die Zeit selbst zunichtemachen könnte ... Finalist des Hugo Award Finalist des Locus Award Finalist des Mythopoetic Award Finalist des Nebula Award
Details
Weitere ISBN/GTIN9783986664442
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum15.07.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse1167 Kbytes
Artikel-Nr.15157549
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL
1

Das Büro des Oberaufsehers für Bahnsicherheit und -wartung am Ramses-Bahnhof verfügte über das angemessene Dekor für jemanden in einer solch hohen Stellung - auch wenn er seine Position höchstwahrscheinlich mittels Vetternwirtschaft erlangt hatte. Auf dem Boden lag ein anatolischer Teppich klassischen Stils mit blauen Winkelmotiven, roten Spandrillen und goldenen Tulpen, eingefasst in einem dunklen Lavendelton. An der Wand hing ein Bild von einem der neuen abstrakten Pharaonisten mit den typischen unregelmäßigen Formen, Klecksen und strahlenden Farben; diese Gemälde verstand wohl niemand wirklich. Ein gerahmtes Foto des Königs gab es natürlich auch. Und einige strategisch platzierte Romane alexandrinischer Autoren, deren Ledereinbände so unberührt aussahen wie am Tag des Kaufs.

Leider, so stellte Agent Hamed Nasr mit dem akribischen Blick eines erfahrenen Ermittlers fest, haftete all diesen gekünstelten Versuchen des Oberaufsehers, guten Geschmack zu zeigen, die dröge Langeweile eines bürokratischen Funktionärs mittleren Ranges an: Transitkarten und Linienfahrpläne, mechanische Schaubilder und Reparaturtermine, Memoranden und Berichte - unzählige Papiere und Zettel, die wie verrottende Drachenschuppen an den verblichenen gelben Wänden hingen. Sie flatterten im Wind eines Kupferventilators, der rasselte, als versuche er, aus seinem Käfig zu entkommen. Aus irgendeinem Grund war es hier dennoch so stickig, dass Hamed dem Drang widerstehen musste, am Halsbund seines kragenlosen weißen Hemdes zu ziehen. Wenigstens verbarg seine dunkle Uniform jedwedes Anzeichen von Schweiß, den ihm die anhaltende Hitze des spätsommerlichen Kairos auf die Haut trieb.

Der Inhaber des Büros saß auf einem Stuhl mit hoher Lehne hinter einem fleckigen kaffeebraunen Schreibtisch. Das Möbelstück zeigte Zeichen der Abnutzung; ein feiner Riss zog sich an einem Bein hinauf, wo das Holz gespalten war. Sein Eigentümer hatte jedoch Sorge getragen, dass er poliert wurde, sodass er unter der einsamen flackernden Gaslampe in dem fensterlosen Zimmer immerhin hübsch glänzte. Dem Oberaufseher schien das unerträgliche Klima nichts auszumachen. Und seinem lärmenden Ventilator nicht unähnlich plapperte er in einem fort weiter.

»Es ist eigenartig, dass wir bloß von einem Bahnsystem sprechen«, schwafelte er. Den Zeigefinger hielt er erhoben, unter einer ausgeprägten Nase, die einen gewachsten, grau melierten Schnurrbart beschirmte, dessen Spitzen sich nach oben krümmten. Es verblüffte Hamed, wie aufgeblasen der Mann war. Er benahm sich, als hielte er Universitätsstudenten im ersten Lehrjahr einen Vortrag - und spräche nicht mit Agenten vom Ministerium für Alchemie, Verzauberungen und übernatürliche Wesen. »Eigentlich handelt es sich um ein Hängebahnsystem, wenn man es sich einmal genau überlegt«, leierte er weiter. »Straßenbahnen folgen einer einzelnen Kabelleitung und können nicht davon abweichen. Unsere Wagen bewegen sich jedoch wie Schwebebahnen unabhängig und wechseln an bestimmten Punkten sogar die Spur, ganz wie ein Zug. Die ursprüngliche Hängebahn wurde in London erfunden, damals in den 1880er-Jahren. Doch sobald unsere Dschinn die Idee in die Finger bekamen, wurde die Funktionsweise in großem Maß erweitert.«

»Ungeheuer faszinierend, Oberaufseher Bashir!«, rief ein jüngerer Mann, der neben Hamed Platz genommen hatte. Er war vierundzwanzig und somit in Wahrheit nur vier Jahre jünger. Doch das runde braune Gesicht unter dem roten Tarbusch des Ministeriums wirkte wie das eines Jungen. In diesem Moment saß er mit andächtiger Miene da, wirkte aufmerksam und aufrichtig interessiert.

»Oh, in der Tat!« Der Oberaufseher nickte wie ein Aufziehspielzeug, sichtlich froh über sein Publikum. »Die Leute haben wenig Verständnis von der Funktionsweise des Transitsystems, das einen Großteil Kairos verbunden hält. Ganz zu schweigen von dem, was für die Zukunft noch zu planen ist. Unsere Stadt hat bereits mehr als zwei Millionen Einwohner und wächst nach wie vor; es wird viel Arbeit nötig sein, um mit dieser Bevölkerungszunahme Schritt zu halten.« Er griff nach einer Bronzeschale auf dem Schreibtisch und hielt sie ihnen ruckartig hin. »Noch etwas Sudjukh, Agent Onsi?«

Der jüngere Mann bedankte sich und nahm sich vergnügt noch ein paar Stücke - es handelte sich um kleine braune Batzen aus gehärtetem Sirup und Nüssen, die nach Nelken und Zimt schmeckten. Der Oberaufseher hielt Hamed die Schale hin, doch der lehnte höflich ab. Er kämpfte schon seit ein paar Minuten darum, eins der Dinger von seinen Backenzähnen loszubekommen.

»Köstlich!«, sagte Onsi und biss herzhaft hinein. »Was sagten Sie noch gleich, woher diese Süßigkeiten stammen, Herr Oberaufseher?«

»Armenien!« Der Mann zog das Wort in die Länge und strahlte sie an. »Ich war letztes Jahr mit der Verkehrsbehörde dort, im Rahmen einer Entwicklungsreise. Die Regierung hofft, dass vermehrte Modernisierungsmaßnahmen die Stabilität der Republik gewährleisten, nach all der Mühe, die die Aushandlung der Unabhängigkeit gekostet hat. Während ich dort war, habe ich mich Hals über Kopf in die heimische Küche verliebt. Und Sudjukh mag ich mit Abstand am liebsten.«

»Sudjukh«, murmelte Onsi beim Kauen und zog die buschigen Augenbrauen über den runden Gläsern seiner silbern gerahmten Brille zusammen. »Ich dachte immer, das sei eine Art Rohwurst.«

»Ah!«, rief der Oberaufseher und neigte seinen knochigen Leib nach vorn. »Sie denken womöglich an Sujuk! Die Schreibung ist manchmal gleich, wohingegen die Aussprache ...«

Hamed räusperte sich hörbar in seinen kurzen Schnurrbart. Wenn er sich jetzt auch noch ein Gespräch über Dörrfleischsorten aus dem Südkaukasus anhören musste, würde er womöglich wahnsinnig werden. Oder sich in den eigenen Fuß beißen. Er schätzte jedoch sowohl seine geistige Gesundheit als auch seine Füße. Als er die Aufmerksamkeit des Oberaufsehers hatte, sandte er noch einen tadelnden Blick in Onsis Richtung. Sie waren im Auftrag des Ministeriums hier, nicht um den Morgen mit müßigem Geschwätz zu verbringen wie alte Männer in einem Café.

»Oberaufseher Bashir.« Er gab sich Mühe, sich die Ungeduld nicht anmerken zu lassen und nebenher noch ein bisschen Sudjukh aus dem Zahnzwischenraum zu bekommen. »Würden Sie uns nun von dem Problem erzählen, das Sie mit der Bahn haben?«

Der Mann blinzelte, als erinnere er sich erst jetzt, warum sie hier waren.

»Ja, ja, natürlich«, antwortete er und lehnte sich mit einem Schnauben zurück. Er spielte an dem Kaftan mit den blauen Streifen herum, den er über einer weißen Gallabija trug, die Letztere samt Knöpfen und Hemdkragen im Stil der ministerialen Mode. Er zog ein Tuch aus einer Vordertasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das alles ist so schauderhaft«, beklagte er sich. »Nun, es lässt sich einfach nicht verblümt ausdrücken: In der Bahn spukt es!«

Hamed öffnete seinen Notizblock und kritzelte mit einem unterdrückten Seufzer das Wort »Spuk« hinein. Das hatte auch auf der Akte gestanden, die heute Morgen auf seinem Schreibtisch gelandet war. Er hatte gehofft, der Fall würde sich als etwas Interessanteres entpuppen. Na gut, dann eben ein Spuk. Dann erst wurde ihm klar, was der Mann gerade gesagt hatte. Er hörte auf zu schreiben und blickte auf.

»Moment mal, sagten Sie gerade, es spukt in Ihrer Bahn?«

Der Oberaufseher nickte verdrießlich und senkte den Kopf, sodass sein Schnurrbart matt herabhing. »Wagen 015, der die Linie in die Alte Stadt abfährt. Es handelt sich um eins der neueren Modelle, das 1910 rausgekommen ist. Erst zwei Jahre im Einsatz, und schon haben wir diese Schwierigkeiten. Gott behüte uns!«

»Ich wusste nicht, dass es in Bahnwagen spuken kann«, murmelte Onsi und warf sich ein weiteres Stück Sudjukh in den Mund.

Hamed musste ihm beipflichten. Er hatte bereits von Gebäuden gehört, in denen es gespukt hatte. Von Wohnhäusern. Bei einem seiner Fälle hatte es sogar in einem Mausoleum in al-Qarafa gespukt, was ziemlich albern war, wenn man einmal darüber nachdachte. Wer zog auf einen Friedhof und beklagte sich dann über Gespenster? Aber ein Bahnwagen, in dem es spukte? Das war neu.

»Oh, und wie es dort spukt«, versicherte der Oberaufseher. »Fahrgäste sind dem Geist zu mehreren Gelegenheiten begegnet. Wir hatten gehofft, er würde aus eigenem Antrieb wieder verschwinden. Aber jetzt hat er eine Frau attackiert, gerade erst gestern! Sie konnte unversehrt entkommen, gepriesen sei Gott. Ihre Kleidung war jedoch praktisch in Fetzen gerissen!«

Onsi...
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