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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
184 Seiten
Deutsch
treditionerschienen am13.05.2024
Eingeklemmt zwischen Ost und West und in ideologischer Zerrissenheit zwischen sowjetischer Vergangenheit und kapitalistischer Gegenwart, zeichnet sich Moldova seit der Unabhängigkeit aus durch eine hohe Dynamik politischer Richtungskonflikte und sozialer Herausforderungen. Den daraus resultierenden gesellschaftlichen Fliehkräften geht Füllenbach in ihrem Reisebericht nach und liefert so - neben unterhaltsamen und häufig selbstironischen Beschreibungen persönlicher Erlebnisse - einen Einblick in die Tagesaktualitäten der Republik Moldau und ihrer autonomen Gebiete Gagausien und Transdnestrien. Mit einem guten Blick für Feinheiten und Details beschreibt die Autorin ideologische Differenzen und deren Auswirkungen auf die jeweiligen Wirklichkeiten der verschiedenen Landesteile und vermittelt dem Leser anhand aktueller Ereignisse wesentliche Grundzüge der derzeitigen Konflikte. Ein Fokus des Buches liegt zudem auf den differierenden Gedenkkulturen zu den Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts. Anhand ausgewählter Beispiele werden die diesbezüglichen regionalen Unterschiede nachgezeichnet. Das Buch von Katharina Füllenbach liefert damit einen interessanten neuen Aspekt der Betrachtung fremder Länder, welcher bisher in der handelsüblichen Reiseliteratur so gut wie keine Beachtung gefunden hat.

Geboren 1959 in Bonn. Nach dem Abitur endete ein Studium der Politikwissenschaften, Philosophie und osteuropäischen Geschichte in Bonn und Genf mit einem MA-Abschluß und es begann ein bunter beruflicher Lebenslauf zwischen Politik und Kultur. Nach erfolgreichen Jahren als Unternehmerin ist Katharina Füllenbach mittlerweile im Ruhestand und mehrere Monate im Jahr als alleinreisende Frau in der Welt unterwegs. Die von Katharina Füllenbach herausgegebene Buchreihe REISEPOSTILLEN umfasst inzwischen vierzehn Bände. Bisher erschienen sind Reiseberichte zu: OSTTÜRKEI - Frühjahr 2016, IRAN - Herbst 2016, TOGO - Winter 2016, KIRGISTAN - Frühjahr 2017, die KRIM - Herbst 2017, RUSSLAND - Herbst 2018, UGANDA - Winter 2018, USBEKISTAN - Herbst 2019, KATAR - Winter 2019, ERITREA - Winter 2020, FINNLAND - Herbst 2020, DUBAI - Frühjahr 2022, RUANDA - Herbst 2022 und MOLDOVA - Winter 2024. Ein weiteres Buch ist geplant zu SAUDI-ARABIEN im Herbst 2024 oder Winter 2025. Insh'allah.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR18,00

Produkt

KlappentextEingeklemmt zwischen Ost und West und in ideologischer Zerrissenheit zwischen sowjetischer Vergangenheit und kapitalistischer Gegenwart, zeichnet sich Moldova seit der Unabhängigkeit aus durch eine hohe Dynamik politischer Richtungskonflikte und sozialer Herausforderungen. Den daraus resultierenden gesellschaftlichen Fliehkräften geht Füllenbach in ihrem Reisebericht nach und liefert so - neben unterhaltsamen und häufig selbstironischen Beschreibungen persönlicher Erlebnisse - einen Einblick in die Tagesaktualitäten der Republik Moldau und ihrer autonomen Gebiete Gagausien und Transdnestrien. Mit einem guten Blick für Feinheiten und Details beschreibt die Autorin ideologische Differenzen und deren Auswirkungen auf die jeweiligen Wirklichkeiten der verschiedenen Landesteile und vermittelt dem Leser anhand aktueller Ereignisse wesentliche Grundzüge der derzeitigen Konflikte. Ein Fokus des Buches liegt zudem auf den differierenden Gedenkkulturen zu den Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts. Anhand ausgewählter Beispiele werden die diesbezüglichen regionalen Unterschiede nachgezeichnet. Das Buch von Katharina Füllenbach liefert damit einen interessanten neuen Aspekt der Betrachtung fremder Länder, welcher bisher in der handelsüblichen Reiseliteratur so gut wie keine Beachtung gefunden hat.

Geboren 1959 in Bonn. Nach dem Abitur endete ein Studium der Politikwissenschaften, Philosophie und osteuropäischen Geschichte in Bonn und Genf mit einem MA-Abschluß und es begann ein bunter beruflicher Lebenslauf zwischen Politik und Kultur. Nach erfolgreichen Jahren als Unternehmerin ist Katharina Füllenbach mittlerweile im Ruhestand und mehrere Monate im Jahr als alleinreisende Frau in der Welt unterwegs. Die von Katharina Füllenbach herausgegebene Buchreihe REISEPOSTILLEN umfasst inzwischen vierzehn Bände. Bisher erschienen sind Reiseberichte zu: OSTTÜRKEI - Frühjahr 2016, IRAN - Herbst 2016, TOGO - Winter 2016, KIRGISTAN - Frühjahr 2017, die KRIM - Herbst 2017, RUSSLAND - Herbst 2018, UGANDA - Winter 2018, USBEKISTAN - Herbst 2019, KATAR - Winter 2019, ERITREA - Winter 2020, FINNLAND - Herbst 2020, DUBAI - Frühjahr 2022, RUANDA - Herbst 2022 und MOLDOVA - Winter 2024. Ein weiteres Buch ist geplant zu SAUDI-ARABIEN im Herbst 2024 oder Winter 2025. Insh'allah.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783384199492
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum13.05.2024
Seiten184 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse10816 Kbytes
Artikel-Nr.15199719
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



SOROCA

Seit gestern hat das Wetter einen dramatischen Richtungswechsel vorgenommen und ist vom milden Indian Summer in den Handschuh-Mütze-Schal-Modus gewechselt. Zusammen mit den ohnehin allgegenwärtigen wattierten Steppjacken aus pflegeleichter Kunstfaser gehören diese Accessoires nun zur Grundausstattung der vorbeieilenden Passanten und würden auch meinem Outdoor-Wohlbefinden helfen, allein Mütze war noch nie so mein Ding und die mitgebrachten Handschuhe sind mir schon in den ersten zwei Tagen abhanden gekommen. Gott sei Dank beide gleichzeitig, das macht den Verlust weniger schmerzhaft, als wenn einer übrig bleibt, den wegzuwerfen man trotz aller Unnütze nicht übers Herz bringt. Dafür aber jetzt sind die beiden mitgebrachten Schals im Einsatz und schützen, entsprechend gut um Hals und Kopf gewickelt, vor einigem Unbill, inklusive Regen. _

Letzten Sonntagmorgen bin ich mit dem Bus nach Soroca gefahren. Die Verbindung dorthin beginnt im Norden von ChiÅinÄu an einem modernen Busbahnhof, dessen straffe Organisationsform vielleicht auch als Kampf gegen Schwarzgeld und Korruption gesehen werden kann. Die Reisenden kaufen hier an zwei zentralen Schaltern sämtliche Tickets mit festem Datum und Uhrzeit für alle Destinationen, die von hier aus angefahren werden. Das Geld für die verkauften Sitzplätze wird wahrscheinlich anschließend mit den Busbetreibern nach Stückzahl der verkauften Tickets abgerechnet. Ausgenommen von dieser kontrolleffektiven Regelung sind die Fahrgäste, die unterwegs zusteigen. Sofern ein Bus bei der Abfahrt nicht ausgebucht war, besteht für den Fahrer hier noch ein gewisser Spielraum, ein paar Lei dazu zu verdienen. Auch in meinem Bus sind heute nicht alle Plätze besetzt und einiges Bargeld wird entsprechend auf der Fahrt zwischen dem Fahrersitz und nachträglich zugestiegenen Reisenden den Besitzer wechseln.

Auf die Minute genau beginnt der Kleinbus um 11.45h seine Fahrt. Sie führt außerhalb der Stadt zuerst auf eine dreispurige Straße Richtung Norden, ebenfalls drei Spuren kommen uns aus der Gegenrichtung entgegen. Kann man die Konstruktion als Autobahn bezeichnen? Eher nicht. Die angezeigte Höchstgeschwindigkeit auf den Verkehrsschildern weist siebzig km/h aus. Und auch ohne viel Fahrpraxis in den letzten zehn Jahren weiß ich - aus dem Autoparadies Deutschland kommend - dass das keine Autobahngeschwindigkeit sein kann. Die zuweilen installierten Ampeln unterstreichen ebenfalls eher einen Landstraßencharakter. Entsprechend gemütlich geht die Fahrt vorbei an kleinen Dörfern, Einkaufszentren, Autowaschanlagen und Bushaltestellen, die auf einen öffentlichen Personennahverkehr auf dieser Strecke hindeuten. Während der ganzen Fahrt dudelt aus dem Radio des Fahrers moderne Volksmusik in gemäßigter Lautstärke. Das ist angenehm, habe ich doch in anderen Kulturkreisen auf Busfahrten schon ganz andere Beschallungsorgien erlebt. Sprachlich ist das Unterhaltungsprogramm nicht festgelegt, es wird in Rumänisch, Russisch und Englisch gesungen. Allein der Rhythmus ist immer der gleiche, erinnert insgesamt an die inzwischen leider nicht mehr stattfindenden Russendiskos und nur bei den englischen Nummern schimmert zuweilen verhalten ein bisschen Rap durch. Im Großen und Ganzen aber zeichnet sich das Musikprogramm in den zweieinhalb Stunden Fahrzeit für meine Ohren durch eine gewisse Eintönigkeit aus.

Im Verlauf der Strecke ändert sich das Leben am Straßenrand. Sind auf den ersten siebzig Kilometern viele kleine Ortschaften mit den jeweiligen Infrastrukturen zu sehen, wird die Umgebung im Verlauf der Fahrt immer ländlicher und über weite Strecken wechseln sich irgendwann nur noch Felder und Wälder ab. Der Bus hält ein paar Mal an kleinen Bahnhöfen, wo Fahrgäste ein- und aussteigen. Dazwischen nimmt der Fahrer unterwegs immer wieder Passagiere für die kurze Distanz zwischen zwei Dörfern auf und dies auch, wenn es eigentlich keinen Sitzplatz mehr gibt. Diese Mitreisenden bleiben dann für die kurze Fahrtzeit mit eingezogenem Kopf im Mittelgang des Kleinbusses stehen und springen bei nächster Gelegenheit wieder ab.

Nach zweieinhalb Stunden kommen wir am Busbahnhof von Soroca an. Er ist in nichts zu vergleichen mit seinem großen Bruder in ChiÅinÄu, aber erfüllt natürlich seinen Zweck. _

Die Stadt wird mit rund siebenunddreißigtausend Bewohnern als achtgrößte Stadt Moldovas in der offiziellen Statistik geführt. Bereits vor der Epoche des Fürstentums Moldau im sechzehnten Jahrhundert kam dem Ort wegen seiner Festung am Ufer des Dnestr hohe strategische Bedeutung zu im Verteidigungskampf gegen die Tataren und später die Goldene Horde. Heute ist Soroca immer noch die am Dnestr gelegene Grenzstadt, dessen gegenüber liegendes Ufer bereits zur Ukraine gehört, die Grenzübergänge über den Fluss sind jedoch zur Zeit geschlossen. Vor Ort gibt es wenig Industrie, also wenige große Arbeitgeber und wenn man durch die Straßen schlendert, hat man den Eindruck, dass viele kleine Geschäfte mittlerweile aufgegeben haben. Ob dies an neu entstandenen, großen modernen Einkaufszentren liegt, die in den letzten Jahren erbaut wurden oder an einer massiven Emigration und den dadurch entstandenen Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur, die sich hier wie überall in Moldova täglich vollzieht, lässt sich von außen jedoch schwer sagen. _

Ein Alleinstellungsmerkmal erhält Soroca durch den Zigeunerhügel genannten Stadtteil oberhalb des Zentrums. Angesiedelt haben sich Roma hier schon zu Sowjetzeiten, aber in den letzten Jahrzehnten wurde auf einem Areal von wenigen Quadratkilometern mit dem Bau etlicher gigantischer Wohnträume begonnen. Der Phantasie und auch einer gewissen Großmannssucht scheinen dabei keine Grenzen gesetzt. Es gibt mehrere Gebäude, die bei ihren Kuppelaufbauten an das Washingtoner Kapitol erinnern, auf dem First einer mehrgeschossigen Villa bäumen sich lebensgroße steinerne Pferde auf die Hinterläufe auf, unzählige Kapitelle werden von überlebensgroßen Figuren getragen und kaum ein schmiedeeisernes ohnehin üppig verziertes Gartentor und -gitter ist nicht reichlich vergoldet. Kurz: hier wurde und wird richtig auf die Sahne gehauen, sofern das Geld reicht.

Mindestens so oft aber wie ein Palast errichtet wurde ging Bauherren anderer Objekte die Puste aus und etliche Gebäude sind über den Status des Rohbaus bisher nicht hinausgekommen. Ihre Fenster- und Türöffnungen sind entweder mit Brettern zugenagelt oder mit losen Steinen verrammelt und nur die Dächer wurden in den allermeisten Fällen ordentlich zu Ende gebracht - sicher in dem Bewusstsein, dass das Haus verlorengeht, wenn es länger hineinregnet. Viele dieser halbfertigen Gebäude stehen hinter sehr viel kleineren und älteren Häusern, die bewohnt aussehen. Es macht den Anschein, dass die Bewohner/Besitzer dieser Häuser irgendwann in den Think-Big-Modus gewechselt sind und ihre Unterkunft noch einmal in groß und prächtig neugestalten wollten. Das Nebeneinander von klein und bescheiden zu groß und maßlos lässt mich an das Märchen vom Fischer und seiner Frau denken. Aber das ist nur eine lose Assoziation, die, wenn man weiter an ihr entlang denkt, keinen Bestand hat. Trotzdem bleibt die Frage, welche Motive es wohl für diese Selbstdarstellungsexplosionen geben mag. Ich kenne keinen einzigen Roma persönlich. Diesbezügliche Psycho-Spekulationen verbieten sich also. Allein die Frage bleibt im Raum und beschäftigt mich auch nach meinem Ausflug auf den Hügel noch eine ganze Weile.

Bevor ich morgens hügelan geklettert bin, habe ich mit dem Ziel dieses Ausflugs ein wenig gehadert. Mehrere Stadtbewohner hatten mir den Rat gegeben, auf meine Kamera und sonstigen Wertgegenstände aufzupassen, wenn ich auf den Hügel steige. Und diese Ratschläge hatten alle meine Vorurteilssynapsen touchiert. Ich kenne Roma nur aus der Beobachtung in den Straßen diverser westeuropäischer Innenstädte und finde ihr Verhalten dort fast immer zu fordernd, zu aggressiv und damit insgesamt einschüchternd. Ist das ein Ressentiment? Ja, aber sicher. Allein es sitzt tief in mir drin und entsprechend hatte ich morgens vor dem Losgehen sehr lange überlegt, was ich mitnehme oder vielleicht doch lieber im Hotelzimmer lassen sollte.

Schließlich überwand ich meine Unsicherheit und machte mich auf einer unbefestigten Straße an den Aufstieg. Der Weg führte ziemlich gerade hügelan und wurde gesäumt von kleineren, von Höfen oder Gärten umgebenen Häusern, die sämtlich von Hunden unterschiedlichster Größe und Rasse bewacht wurden. Allen gemeinsam war allerdings, dass sie bei der geringsten Bewegung anschlugen und entsprechend wurde ich von einer kakophonischen Gebellwelle die Straße hinaufbegleitet. Hätte ich mir vorgenommen, möglichst unauffällig durch das Viertel zu gehen, wäre der Plan spätestens in diesem Moment gescheitert gewesen. Aber Gott sei Dank war das ja nie...

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Geboren 1959 in Bonn. Nach dem Abitur endete ein Studium der Politikwissenschaften, Philosophie und osteuropäischen Geschichte in Bonn und Genf mit einem MA-Abschluß und es begann ein bunter beruflicher Lebenslauf zwischen Politik und Kultur. Nach erfolgreichen Jahren als Unternehmerin ist Katharina Füllenbach mittlerweile im Ruhestand und mehrere Monate im Jahr als alleinreisende Frau in der Welt unterwegs.Die von Katharina Füllenbach herausgegebene Buchreihe REISEPOSTILLEN umfasst inzwischen vierzehn Bände. Bisher erschienen sind Reiseberichte zu: OSTTÜRKEI - Frühjahr 2016, IRAN - Herbst 2016, TOGO - Winter 2016, KIRGISTAN - Frühjahr 2017, die KRIM - Herbst 2017, RUSSLAND - Herbst 2018, UGANDA - Winter 2018, USBEKISTAN - Herbst 2019, KATAR - Winter 2019, ERITREA - Winter 2020, FINNLAND - Herbst 2020, DUBAI - Frühjahr 2022, RUANDA - Herbst 2022 und MOLDOVA - Winter 2024.Ein weiteres Buch ist geplant zu SAUDI-ARABIEN im Herbst 2024 oder Winter 2025. Insh'allah.
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