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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
medimonterschienen am29.05.2024Originalausgabe
Zwei Morde, zwei verstümmelte Leichen! Eine davon verschwindet allerdings wieder spurlos. Ezra Greenwood ist verwirrt. Seine Großmutter hat er selbst umgebracht, aber wer tötete seinen Bruder Jason? Und wo sind dessen sterbliche Überreste abgeblieben? Weshalb steht er außerdem plötzlich im Fokus von mysteriösen Nachrichten, die ihn und seine Familie betreffen? Wer fordert ihn zu einem grausamen Spiel heraus, das er augenscheinlich nicht gewinnen kann? Bei 'Entfesselter Wahn', wird allmählich der Jäger zum Gejagten. Kann Ezra die Botschaften rechtzeitig entschlüsseln, ehe er selbst das Opfer ist oder sein Körper den Kampf gegen die Nervenerkrankung, die aus ihm einen geistesschwachen Krüppel macht, verliert?

Kirstin Inger Allmenröder wurde 1989 in Witten an der Ruhr geboren. Im Jahr 2008 erhielt sie den Kultur- und Förderpreis der Stadt Witten für besondere Leistungen im Bereich Prosa und Lyrik für ihre Gedichtsammlung 'Lebendige Widersprüche'. Gemeinsam mit Gabriele Hasmann hat sie mehrere Kriminalromane veröffentlicht.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextZwei Morde, zwei verstümmelte Leichen! Eine davon verschwindet allerdings wieder spurlos. Ezra Greenwood ist verwirrt. Seine Großmutter hat er selbst umgebracht, aber wer tötete seinen Bruder Jason? Und wo sind dessen sterbliche Überreste abgeblieben? Weshalb steht er außerdem plötzlich im Fokus von mysteriösen Nachrichten, die ihn und seine Familie betreffen? Wer fordert ihn zu einem grausamen Spiel heraus, das er augenscheinlich nicht gewinnen kann? Bei 'Entfesselter Wahn', wird allmählich der Jäger zum Gejagten. Kann Ezra die Botschaften rechtzeitig entschlüsseln, ehe er selbst das Opfer ist oder sein Körper den Kampf gegen die Nervenerkrankung, die aus ihm einen geistesschwachen Krüppel macht, verliert?

Kirstin Inger Allmenröder wurde 1989 in Witten an der Ruhr geboren. Im Jahr 2008 erhielt sie den Kultur- und Förderpreis der Stadt Witten für besondere Leistungen im Bereich Prosa und Lyrik für ihre Gedichtsammlung 'Lebendige Widersprüche'. Gemeinsam mit Gabriele Hasmann hat sie mehrere Kriminalromane veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783911172677
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum29.05.2024
AuflageOriginalausgabe
SpracheDeutsch
Dateigrösse2180 Kbytes
Artikel-Nr.15247559
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Sheriff Bradley John Baxter, genannt BJ, und Deputy Avery Stubs stehen inmitten eines Fliegenschwarms, der hartnäckig und aufgeregt summend um sie kreist. Sie blicken mitleidig und zugleich angewidert auf den dicken Mann um die 50, der kreidebleich auf einem Baumstumpf sitzt und alle paar Minuten keuchend und würgend sein Frühstück erbricht. Die warme breiige Masse wird, kaum dass sie auf den Boden geklatscht ist, sofort von den schwarzen Insekten gierig in Beschlag genommen.

Herbert Winter, ein gebürtiger Deutscher, hat nahe einer Siedlung südlich der Stadt Sedona bei einem Spaziergang im Wald eine grauenhaft zugerichtete Tote gefunden. Noch dazu, als wäre das nicht schon schlimm genug, handelt es sich bei dem zerhackten weiblichen Leichnam um seine Nachbarin Elvira Scott - eine nette, alte Dame, wie Herbert Winter den Männern in Uniform zwischen seinen lautstarken Magenentleerungen immer wieder versichert.

Deputy Stubs, erst seit zwei Jahren bei der Polizei von Yavapai County in Arizona, hat eifrig seinen Notizblock gezückt, um jede noch so kleine Bemerkung schriftlich festzuhalten.

»Ein bisschen schrullig war sie schon«, fährt der Zeuge fort, »fürchtete sich ständig vor irgendetwas und hat uns wahnsinnig gemacht mit ihren grellen Scheinwerfern rund um ihr Haus, die das Gesindel fernhalten sollten.« Er lächelt matt.

BJ Baxter räuspert sich. »War in letzter Zeit jemand bei ihr im Haus, den Sie nicht kannten?«, fragt er, während er in seiner Hosentasche nach einem Kaugummi sucht.

Herbert Winter überlegt kurz und antwortet dann: »Nein, sie hatte nie Besuch. Selbst ihren Sohn habe ich schon lange nicht mehr gesehen.« Er zuckt schwerfällig mit den Schultern und fragt: »Brauchen Sie mich noch? Ich würde gerne nach Hause gehen, meine Frau macht sich bestimmt schon Sorgen.«

Der Sheriff überlegt kurz und nickt dann.

»Ihre Daten sind ja notiert. Wir werden uns morgen bei Ihnen melden, um noch einmal Ihre Aussage durchzugehen - damit wir sicher sein können, dass Sie nichts vergessen haben.«

Herbert Winter erhebt sich schnaufend, wischt sich mit seinen wulstigen Fingern über den Mund, in dessen Winkeln noch Reste von Erbrochenem hängen, und marschiert dann mit schweren Schritten davon.

Nachdem die beiden Ermittler unauffällig sichergestellt haben, dass der Deutsche außer Hörweite ist, wendet sich Deputy Stubs an Sheriff Baxter.

»Was ist mit Jason?«, fragt er und zieht fragend eine Augenbraue hoch. »Der lebt doch bei Elvira, oder ...?«

»Keine Ahnung ... aber ich werde später hinfahren und nach dem Jungen sehen, wenn ich mit meiner üblichen Runde fertig bin. Vielleicht hat er noch gar nicht bemerkt, dass seine Großmutter nicht nach Hause gekommen ist.«

Der Deputy nickt nachdenklich.

»Warum wird einer netten alten Dame der Schädel so tief gespalten, dass das Gehirn austritt, und ihr Leib so lange zerteilt, bis nur mehr ein blutiger Fleischberg übrigbleibt?«, fragt er.

»Hass, Frust, Wut ... oder alles zusammen«, brummt Baxter.

Stubs seufzt und steckt seinem Chef eine Rechnung mit ausgeblichener Schrift zu, auf deren Rückseite er die Nummer von Herbert Winter notiert hat. Der Sheriff beäugt den dünnen Papierfetzen kritisch.

»Starbucks?«

»Ich liebe den Laden, ein bisschen viel Auswahl, aber der White Chocolate Mokka ist der Hit. Würde ich an Ihrer Stelle auch einmal ausprobieren«, erklärt Stubs und verabschiedet sich mit den Worten: »Ich fahre ins Büro ... den Papierkram erledigen.«

Kurz darauf verlässt er den Ort des Geschehens, zusammen mit dem Gerichtsmediziner, der sich bei dem grauenerregenden Zustand der Leiche zu keiner ersten Einschätzung bezüglich des Todeszeitpunkts hat überreden lassen.

Und nun zurück zu mir: Ezra Greenwood.

Der heutige Unterricht ist so anders als jener der letzten Tage. Weil ich mich die ganze Zeit frage, wie lange es dauern wird, bis man mich aufgreift und in eine Zelle sperrt, in der ich nicht einmal eine Tür vor der Toilettenschüssel haben werde.

Meine Hand ist zu einer Faust geballt, in ihr befindet sich ein zerknüllter Zettel. Es ist meine fristlose Kündigung. Ich muss gehen, heute schon, und das so kurz vor Ferienbeginn. Man will mich offenbar so rasch als möglich loswerden. Die angegebenen Scheingründe sind lächerlich, aber ich akzeptiere sie, werde nicht um meinen Verbleib kämpfen, sondern meine Energie für andere Dinge sparen - ich weiß auch schon, für welche.

Alles an diesem Ort widert mich an: Die freundliche Heuchelei, die ich aufbringen muss, das Starren in die jungen Gesichter der Schüler, die ihr Leben, im Gegensatz zu mir, noch vor sich haben ... Diese Institution war einst meine heile Welt, die in ihr herrschende Struktur hat mir Halt gegeben, mich glücklich gemacht. Jetzt wird mich nichts mehr zufriedenstellen - bis auf die Wahrheit.

Nehmen wir einmal an, es hätte diese Diagnose vor knapp 16 Wochen nicht gegeben. Nehmen wir einmal weiter an, ich dürfte weiterleben, dann hätte ich wohl Elvira auch dieses Privileg zugestanden und Gnade walten lassen. Glücklich und zufrieden in ihrer eingemotteten Welt voller uralter Erinnerungen und Rosentapeten. Aber, das Leben macht seine eigenen Pläne, und das werde ich jetzt auch tun.

Mein Arzt rät mir, schon einmal ein Hospiz auszusuchen, falls es schlimmer wird. Falls es schlimmer wird?! Meine Hände zittern, sobald ich nur mit dem Gedanken spiele, sie zu bewegen. Ich bin nicht einmal mehr in der Lage, ein Stück Kreide so lange zu halten, um vernünftig unterrichten zu können. Die geometrischen Figuren, die ich heute an die Tafel zeichnen wollte, glichen viel mehr einem abstrakten Gemälde von Picasso. Wofür sind diese verfluchten Finger noch zu gebrauchen, wenn ich nicht einmal mehr einen Strich aus meinen Gedanken als gerade Linie zu Papier bringen kann?

Die Pflegeeinrichtungen sind ohnehin alle gleich ... wozu sollte ich eine Wahl treffen? Ich kann auch auf den Tag warten, an dem ich sabbernd in mich zusammensacke und mir jemand die Entscheidung abnimmt, wo ich elendig verreckten darf. In einer Umgebung, in der mir säuselnde Krankenschwestern vorgaukeln, alles sei gut, obwohl jeder Atemzug, der meine Lungen verlässt, schlimmer brennt, als die Flammen der Hölle. Oder in einem Zimmer, festgeschnallt auf einer Liege, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschen würde, als mich aus dem Fenster zu stürzen, um meinen Qualen ein schnelles Ende zu bereiten.

Elvira habe ich dieses Privileg der raschen Erlösung auch nicht zugestanden, ihren Herzschlag nicht schnell gestoppt. Ich ließ sie einige Zeit lang an ihrem mickrigen Dasein hängen, bevor sie ihre Augen für immer schließen durfte. Ob sie gelitten hat? Definitiv!

Ich sollte anfangen, zu malen, hat der Arzt vorgeschlagen, um meine kognitiven Fähigkeiten aufrecht zu erhalten, um die Hand-Augen-Koordination nicht zu verlieren. Weshalb? Soll ich der kreativste Todkranke und die begabteste Leiche von Arizona werden?

Mir ist, bis auf wenige Dinge, alles egal! Nur zwei Tatsachen halten mich vorerst bei Verstand und lassen mich noch an meinem Dasein hängen. Erstens: Ich werde sicherlich nicht allein von dieser beschissenen Welt verschwinden. Zweitens: Bevor ich gehe, werde ich wissen, wohin.

Ist es nicht interessant, dass Bewusstsein und Leben voneinander getrennt sind? Als ich Elvira ihre Gliedmaßen abhackte, verlor sie das eine, aber nicht das andere. Jedenfalls nicht sofort. Heißt das dann aber nicht auch, dass Körper, Geist und Seele ebenfalls zu trennen sind und nicht automatisch gleichzeitig aufhören, zu existieren?

Die Pausenklingel reißt mich aus meinen Gedanken. Ich verabschiede meine Schüler. Alle verlassen den Raum, nur Victoria nicht. Vicky, wie sie alle nennen, so wie auch ich in der Zeit nach dem Unterricht, scheint auf mich zu warten. Betont unauffällig starrt sie auf die Seiten ihres immer noch geöffneten Geometriebuchs und verabschiedet ihre Freundinnen mit einem kurzen Winken, ohne dabei aufzusehen.

Mein Bruder ist ganz verrückt nach ihr. Er hat sie schon vor Jahren immer mit dem Fernglas beobachtet, wenn sie aus der Schule kam. Der kranke Mistkerl! Aber, was soll s ... Für mich, ist sie ohnehin nur Mittel zum Zweck. Ein Puzzlestück mehr zur Komplettierung meines Bildes.

Jason wird sich jetzt wohl eine andere Bleibe suchen müssen. Alleine kann er das Haus nicht halten. Er hat nie etwas aus seinem Leben gemacht, und das wird sich auch nicht mehr ändern.

Elvira nahm ihn vor Jahren liebevoll bei sich auf, als wir unseren Eltern, zwei beschissenen Junkies, die geistig nie über die 1960er Jahre hinausgekommen sind, egal wurden. Mich hat sie schon immer gehasst und mir auch nie angeboten, bei ihr zu wohnen. Ihr Goldjunge war und blieb Jason. Während ich mich alleine durchgeschlagen habe und Nebenjobs...
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