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Das Buch des Oboi

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Cross Culterschienen am15.07.2024
Ein spektakulärer Roman über eine Welt, in der die Lese- und Schreibfähigkeit ausgelöscht wurde, und einen Jungen, der nicht an Geschichten glaubt Der 13-jährige Waisenjunge Oboi ist weggelaufen, um seine ursprüngliche Heimat zu finden. Er landet in einer merkwürdigen, von einer Katastrophe heimgesuchten Bergstadt, in der niemand lesen kann. Die Menschen dort werden von der geheimnisvollen Wanda angeführt, die mit Hilfe von Geräten, die an der Handfläche befestigt werden, bestimmt, was jeder wissen darf oder zu tun hat. Auf einem Trödelmarkt trifft Oboi eine Frau, die ihm ein Buch gibt. Ihrer Prophezeiung nach könne dieses Buch alles verändern und Oboi helfen, das zu finden, was er für immer verloren glaubte. Und plötzlich merkt der geschichtsscheue Oboi, dass er wohl der Held ist, der die ganze Welt retten soll. Eine fantastische Abenteuergeschichte, die zeigt, dass Bücher nicht nur aus Buchstaben oder Wörtern bestehen - in ihnen stecken fantastische Gedanken und ganze Welten.mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEin spektakulärer Roman über eine Welt, in der die Lese- und Schreibfähigkeit ausgelöscht wurde, und einen Jungen, der nicht an Geschichten glaubt Der 13-jährige Waisenjunge Oboi ist weggelaufen, um seine ursprüngliche Heimat zu finden. Er landet in einer merkwürdigen, von einer Katastrophe heimgesuchten Bergstadt, in der niemand lesen kann. Die Menschen dort werden von der geheimnisvollen Wanda angeführt, die mit Hilfe von Geräten, die an der Handfläche befestigt werden, bestimmt, was jeder wissen darf oder zu tun hat. Auf einem Trödelmarkt trifft Oboi eine Frau, die ihm ein Buch gibt. Ihrer Prophezeiung nach könne dieses Buch alles verändern und Oboi helfen, das zu finden, was er für immer verloren glaubte. Und plötzlich merkt der geschichtsscheue Oboi, dass er wohl der Held ist, der die ganze Welt retten soll. Eine fantastische Abenteuergeschichte, die zeigt, dass Bücher nicht nur aus Buchstaben oder Wörtern bestehen - in ihnen stecken fantastische Gedanken und ganze Welten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987431197
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum15.07.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse5213 Kbytes
Artikel-Nr.15249138
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Das leere Buch

Der Flohmarkt erstreckte sich über eine riesige Fläche, sodass man nicht auf einen Blick erkennen konnte, wo er aufhörte. Es gab Hunderte von Verkäufern und Tausende von Käufern. Die Menschen strömten durch die verwinkelten Gassen, die Standbesitzer saßen erschöpft von der Spätsommerhitze an ihren Tischen oder auf ihren Decken. Auf den ersten Blick sah der Markt genauso aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Allerdings fiel mir eine altmodisch gekleidete Frau mit Schafen auf, die einen schweren Wollsack auf dem Rücken trug, während hinter ihr jemand mit schwarzem Lederanzug und Helm auf einer Art fliegendem Brett vorbeisauste.

Vergangenheit und Zukunft direkt nebeneinander.

Staunend betrachtete ich die Stände, an denen die seltsamsten Sachen verkauft wurden. Maschinen, die ich nicht kannte, bizarr geformte Schalen, Pflanzen und außergewöhnliche Klamotten. Schamlos starrte ich die Leute an. Ihre Schuhe, ihre Taschen, ihre seltsamen Outfits, ihre bunten Haare und die Pflanzen, die sie wie Haustiere im Arm hielten, oder die Tiere, die sie an der Leine führten oder in ihren Taschen mit sich herumtrugen. Es waren definitiv keine Hunde, sondern Nerze, Dachse, Eichhörnchen, Möwen und sowas Ähnliches. Mehrere Menschen aßen im Gehen ein Brötchen, was meinen Magen knurren ließ. Sie schauten auf die Verkaufstische oder starrten auf das Gerät in ihrer Hand, das matt leuchtete. Ich versuchte, einen besseren Blick darauf zu erhaschen. Diese Dinger sahen aus, als wären sie ein Teil der Hand, als befänden sie sich unter der Haut. Doch anscheinend zeigten sie ihr Bild nur dem eigenen Betrachter, denn ich konnte nichts von dem sehen, worauf die Leute starrten.

-

An einigen Ständen verkauften Kinder ihre zu klein gewordene Kleidung, selbst gezogene Setzlinge von Obstbäumen, Ableger von Weinreben, Nadelbäume und Arten, die ich noch nie gesehen hatte. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich in einem Gefängnis auf einer abgelegenen Felseninsel hoch im Norden aufgewachsen bin und nicht in einem Garten. Dabei erklärten sie den Leuten fachkundig, wie die Pflanzen gepflegt werden mussten. Frauen priesen Elektroschrott an, indem sie riefen: »Inverter!«, »Multilinks!«, »Sinuswellen-Akkus!« Ich wusste nicht, was das alles war, denn als jemand, der in Tómos-Biblos aufgewachsen ist, hatte ich wenig Erfahrung mit elektronischen Geräten. Aber die Kleidung erkannte ich: Jacken, Shirts, Hosen, Socken.

Auf dem Markt gab es auch leere Tische, hinter denen jeweils ein Mann oder eine Frau stand und in kurzen Abständen rief: »Neue Inhalte! Updates! Energiesparende Funktionen! Das Neueste vom Neuesten!«

Oder: »Körner und Samen!«, »Wolle!«, »Pilzmyzelien!«

Es sah alles furchtbar alt aus, und gerade als ich dachte, dass die Straßenbahn bestimmt eine Zeitmaschine gewesen war, die mich in die Vergangenheit befördert hatte, schwebte lautlos ein unglaubliches Gefährt vorbei. Ein Miniatur-Luftschiff oder ein Hochgeschwindigkeitszug aus glänzendem Kupfer, bei dem ich mich dann wieder fragte: Was für eine seltsame Welt ist das hier eigentlich?

-

Da entdeckte ich an der Seite einen Tisch, an dem eine ältere Frau Blumentöpfe aus Ton verkaufte, die über eine Art inneres Bewässerungs- und Wärmesystem verfügten. Auch Heidelbeeren und Heidelbeerstecklinge, Moos, Fichtensetzlinge und anderes Waldzeugs hatte sie im Angebot. Ihre tiefblauen Augen erinnerten mich sofort an meine Schwester Marmelade. Der Gedanke an sie war jedes Mal wie ein Schlag in die Magengrube. Wir waren ohne Eltern wie Kartoffeln in einem kalten und dunklen Gefängnis herangewachsen, aber immerhin gemeinsam. Wir waren ein unzertrennliches Dreiergespann, auch wenn wir uns ständig stritten und rauften.

Genau in dem Moment warf mir die Frau einen langen, prüfenden Blick zu und ich hatte sofort das Gefühl, dass sie mir damit etwas sagen wollte. Kennst du die Hexen aus den Märchen, die andere mit ihrem Blick verzaubern können? Jep. Glaubst du an so was? Ich auch nicht, kein bisschen.

Was ist das Sinnloseste auf der Welt? Geschichten! Wozu brauchte man all die schwachsinnigen Erzählungen über Hexen und sprechende Bären? Pure Zeitverschwendung! Hätten die Menschen all die Zeit, die sie mit dem Lesen von reinen Fantasiegeschichten verplempert haben, sinnvoll genutzt, was hätten sie dann alles schaffen können? Hätten sie statt Märchen Fakten gelesen, wäre die Welt voller Erfindungen, eine großartiger als die andere. Niemand müsste hungern oder krank werden.

Das dachte ich an jenem heißen Augusttag, während ich mich über den seltsamen, auffordernden Blick der Frau wunderte.

Sie sah sehr freundlich aus. Eigentlich war sie der erste Mensch, der mich überhaupt beachtete, abgesehen von den Jungs, die mich verfolgt hatten. Sie trug eine abgenutzte Hose und einen Wollpullover, vielleicht war sie arm. Trotzdem strahlte sie Sicherheit und Wärme aus, und obwohl mich die Tontöpfe und der Waldkram nicht interessierten, merkte ich, wie meine Beine mich wie von allein zu ihrem Tisch hinübertrugen. Vielleicht würde sie mir etwas über diesen Ort erzählen.

-

Die Leute betrachteten die Töpfe der Frau, aber solche gab es auch an vielen anderen Ständen, und so blieben nur die allerwenigsten länger stehen. Nebenbei bemerkt waren Blumentöpfe und Pflanzen auf dem Markt ein echter Renner.

Dann fiel mein Blick auf eine Kiste neben dem Verkaufstisch. Darin lag ein dunkles, in Leder gebundenes Buch. Auf dem Buchrücken stand kein Name. Es war dick und schwer.

Ich weiß nicht, warum ich danach griff, denn jetzt, da ich gerade aus dem Gefängnis voller Bücher entkommen war, hatte ich nicht gerade Lust zu lesen. Vielleicht nahm ich es in die Hand, weil es eben ein Gegenstand war, der mir durch und durch vertraut war, den ich gefahrlos anfassen konnte, im Gegensatz zu den merkwürdigen Geräten, die hier verkauft wurden. Und es konnte ja sein, dass es ein altes Sachbuch war. Vielleicht handelte es von Entdeckern oder Botanikern, die mit dem Schiff zu fernen Urwäldern segelten, Pflanzenproben in kleinen Glasröhrchen sammelten, sie erforschten und dann in ihren eigenen Gewächshäusern die seltsamsten fleischfressenden Pflanzen züchteten. Vielleicht hätte ich so etwas sogar als Abendlektüre gelesen.

Die Frau lächelte mir aufmunternd zu. Das Buch glänzte in der Spätsommersonne fast wie Öl, und es fühlte sich warm an. Als hätte es eben noch jemand in seiner großen warmen Hand gehalten.

»Ein echtes Schnäppchen«, sagte die Verkäuferin sanft. Ihre Stimme war weich und klangvoll, es lag etwas sehr Angenehmes, vielleicht sogar Vertrautes in ihr. Mich überkam das Gefühl, dass ich mehr von dieser Stimme hören wollte. Ich öffnete das Buch und blätterte die ersten Seiten durch. Es war leer, bis auf die erste Seite, auf die oben jemand mit Bleistift ein altes Gebäude gezeichnet hatte. Es war fast vollständig von Pflanzen bedeckt. Am Rand waren Vögel, Tiere und herumlaufende Spielkarten abgebildet.

»Haben Sie das gezeichnet?«

Die Frau nickte.

»Das ist der Anfang der Geschichte, oder besser gesagt, das Ende. Der Mittelteil auch.«

»Dieses eine Bild? Ist die Geschichte misslungen oder warum ist sie nicht fertig?«, fragte ich, aber sie lächelte nur ruhig und sah mich irgendwie wehmütig an. Ein bisschen so, als wollte sie mich anflehen, das Buch zu kaufen.

»Na, mir fällt schon eine Verwendung dafür ein«, sagte ich.

»Du brauchst dir gar keine auszudenken. Die wurde schon vor langer Zeit festgelegt.«

Erst befürchtete ich, sie würde mich veräppeln, aber vielleicht war dem gar nicht so. Sie wirkte nicht gemein, im Gegenteil: Alles, was sie sagte, klang freundlich und irgendwie zärtlich. Dann flüsterte sie: »Dieses Buch kann auch unschätzbar viel Gutes tun, es verändert alles ...«

»Ja, ja, die Rehe werden zutraulich, die Gewässer werden klar, die Flüsse hören auf zu fließen und die Berge rücken näher, damit sie besser hören können, worüber wir reden«, ergänzte ich etwas genervt.

»Ja, wenn du willst, dass es so kommt. Aber dieses Buch kann die Menschen aus ihren Gefängnissen befreien und dir dabei helfen, das zu finden, was du für immer verloren geglaubt hast«, sagte die Frau jetzt mit heller und lauter Stimme.

Ich spitzte die Ohren. Alle meine Sinne waren augenblicklich messerscharf.

»Welche Gefängnisse meinen Sie?«

Die Verkäuferin musterte mich aufmerksam. Dann zuckte sie mit den Schultern und sagte langsam, während sich ihre Augen die ganze Zeit in meine bohrten: »Ein Leben wie im...
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