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1638 Tage im Krieg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
324 Seiten
Deutsch
Miles-Verlagerschienen am27.05.2024
Hagen Vockerodt war als Soldat 1638 Tage in den Einsatzgebieten der Bundeswehr. Vom Kosovo und Bosnien über Thailand bis Afghanistan erlebt er immer wieder Tod und Verwundung. Als Medic und Fallschirmspringer flickt er verletzte Soldaten unter Beschuss zusammen. Inmitten der Zerstörung des Tsunamis in Banda Aceh desinfiziert er Massengräber und gerät in die Fänge von Rebellen. Im Kampf gegen Taliban bereitet er sich darauf vor, die letzte Patrone für sich selbst zu verwenden. Bei einer Steinigung eines jungen afghanischen Mädchens muss er tatenlos zusehen. Wie kann ein Mensch all diese Dinge aushalten? Den Ausweg aus seinen Alpträumen findet er bei den Invictus Games in Den Haag. Als Teamkapitän der deutschen Mannschaft entdeckt er eine neue Art von Mut und Stärke in sich. Die Spiele werden zu einem Wendepunkt in seinem Leben. Mit einem Vorwort von General a.D. Wolfgang Schneiderhan, einem Geleitwort von Brigadegeneral a.D. Michael Bartscherund einem Prolog von Marcel Bohnert.

Hagen Vockerodt war Soldat in der Bundeswehr, zuletzt im Dienstgrad eines Hauptmanns.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextHagen Vockerodt war als Soldat 1638 Tage in den Einsatzgebieten der Bundeswehr. Vom Kosovo und Bosnien über Thailand bis Afghanistan erlebt er immer wieder Tod und Verwundung. Als Medic und Fallschirmspringer flickt er verletzte Soldaten unter Beschuss zusammen. Inmitten der Zerstörung des Tsunamis in Banda Aceh desinfiziert er Massengräber und gerät in die Fänge von Rebellen. Im Kampf gegen Taliban bereitet er sich darauf vor, die letzte Patrone für sich selbst zu verwenden. Bei einer Steinigung eines jungen afghanischen Mädchens muss er tatenlos zusehen. Wie kann ein Mensch all diese Dinge aushalten? Den Ausweg aus seinen Alpträumen findet er bei den Invictus Games in Den Haag. Als Teamkapitän der deutschen Mannschaft entdeckt er eine neue Art von Mut und Stärke in sich. Die Spiele werden zu einem Wendepunkt in seinem Leben. Mit einem Vorwort von General a.D. Wolfgang Schneiderhan, einem Geleitwort von Brigadegeneral a.D. Michael Bartscherund einem Prolog von Marcel Bohnert.

Hagen Vockerodt war Soldat in der Bundeswehr, zuletzt im Dienstgrad eines Hauptmanns.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783967760798
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum27.05.2024
Seiten324 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse922 Kbytes
Artikel-Nr.15413622
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Leicht wie eine Feder

Das Leben im Norden des Kosovo war ein ständiger Kampf ums Überleben. Hier tobte seit Jahrzehnten ein unerbittlicher Konflikt zwischen den verfeindeten Gruppen der Serben und der Albaner. Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen hatten tiefe Wunden hinterlassen und das ohnehin schon schwierige Zusammenleben in dieser Region zur reinen Hölle gemacht. Auf der einen Seite standen die kampferprobten Serben, die sich nichts sehnlicher wünschten als die vollständige Herrschaft über das Land. Auf der anderen Seite kämpften die Albaner mit aller Kraft gegen ihre Unterdrückung und für ihre Freiheit. Trotz der brutalen Gewalt und des tiefen Hasses, der zwischen ihnen herrschte, lebten Serben und Albaner noch immer gemeinsam in dieser Region. Wer hier überleben wollte, musste wachsam sein.

Im düsteren Februar des Jahres 2000 wurde ich von meinem Einsatzoffizier, Hauptmann Heiko N., mit einer besonderen Mission beauftragt. Heiko N. war ein integrer Offizier des militärfachlichen Dienstes, der Respekt einflößte und Vertrauen weckte. Schon bei unserem ersten Zusammentreffen in Deutschland hatte er mich beeindruckt. Ein Mann von imposanter Statur, mit einer Aura der Entschlossenheit und einem verschmitzten Grinsen, das von seiner inneren Stärke zeugte. Seine ruhige Ausstrahlung und sein außergewöhnliches Führungstalent waren eine Quelle der Inspiration für mich.

Das Ziel unserer Mission war diesmal Mitrovica, ein Ort direkt an der serbischen Grenze im Norden des Kosovo, wo die Kämpfe noch immer tobten. Er galt als sogenannter Hotspot. Es war keine leichte Aufgabe, die sanitätsdienstliche Versorgung für die vor Ort stationierten Soldaten sicherzustellen. Diesmal unterstützten wir die Fallschirmjäger. Dafür hatte Hauptmann N. mich und mein Team, bestehend aus meinem Kraftfahrer Stabsgefreiter Dirk R. und Stabsunteroffizier Gabriel G., ausgewählt. Unser Transportpanzer Fuchs war vollständig mit einem speziellen Sanitätsrüstsatz ausgestattet, der jede Menge medizinisches Zusatz-Equip-ment enthielt. Wir hatten auch EPA-Nahrungspakete und PET-Wasserflaschen mitgenommen, um während unseres mehrwöchigen Einsatzes autark zu sein. Dirk hatte das Fahrzeug noch mit nützlichen Gegenständen ausgestattet, darunter einen Tisch mit vier Stühlen sowie eine Bord-sprechanlage, um während der langen Konvoi-Fahrten Musik zu hören.

In Mitrovica erwarteten uns täglich Aufstände und kleinere Scharmützel, die unsere Nerven auf die Probe stellten. Aber wir waren Soldaten und wir waren bereit, für unser Land zu kämpfen und zu sterben, wenn es nötig war. Klingt naiv - aber damals fühlte es sich genauso an. Als wir das französische Feldlager außerhalb von Mitrovica erreichten, spürte ich sofort die düstere Stimmung, die von den dort stationierten Soldaten ausging. Den Franzosen schien es an fast allem zu mangeln. Sie lebten in maroden Zelten und Baucontainern. Uns erschienen sie zunächst sehr unnahbar zu sein. Sie sprachen nur Französisch und schienen sich nicht für uns zu interessieren. Ich begegnete schließlich einigen mit spanischen Wurzeln, mit denen ich mich auf Spanisch verständigte. Auch traf ich Franzosen aus dem Elsass, mit denen ich mich auf Deutsch unterhielt. Später tauschten wir sogar unsere Essensrationen aus.

Unser Auftrag war, deutsche Fallschirmjäger, die eine Brücke über den Fluss Ibar sicherten, zu unterstützen. Der Ibar trennte Mitrovica in einen Nord- und einen Südteil, wobei die Serben im Norden und die Albaner im Süden lebten. Als wir unsere Position erreichten, sah ich Sandsackstellungen mit einer Höhe von 150 Zentimetern, die sich über die gesamte Länge der Brücke erstreckten. Die Brücke konnte von hier aus in alle Richtungen verteidigt werden. Uns war klar: Wir befanden uns hier mitten in einem heißen Konflikt.

Ich war etwas nervös, als ich mich bei einem Oberstabsfeldwebel der Fallschirmjägereinheit meldete. Der Gedanke, inmitten dieser kampferprobten Krieger zu dienen, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Als ich schließlich vor ihm stand, wurde mir klar, dass er der Kompaniefeldwebel der Einheit war - der berüchtigte Spieß. Sein strenger Blick und seine straffe Haltung verrieten mir, dass ich es hier mit einem Mann zu tun hatte, der keine Kompromisse eingehen würde. Zwar wurde ich kameradschaftlich aufgenommen, aber dennoch spürte ich eine gewisse Distanz zu mir als Soldat im Sanitätsdienst. Die Fallschirmjäger betrachteten uns mit Skepsis, da wir in Deutschland als Freizeit- und Schönwettersoldaten galten.

Ein Oberfeldwebel des Fallschirmjägerzuges erklärte mir deren Auftrag: die strategisch wichtige Brücke zu sichern und einen Checkpoint zu betreiben. Es gab nur zwei Brücken, die über den Fluss Ibar führten und den Serben und Kosovoalbanern den Zugang zu ihren jeweiligen Gebieten ermöglichten. Allerdings standen sich an den Ufern des Ibar Serben und Albaner unversöhnlich gegenüber. Der Oberfeldwebel teilte mir besorgt mit, dass seine Jungs Mühe hätten, die Todfeinde auf Distanz zu halten. Als ich die Stellungen für den kleinen und wendigen Panzer Wiesel sah, wurde mir klar, dass der Einsatz auf der Brücke kein Kinderspiel war. Der Panzer, der speziell für die Fallschirmjäger entwickelt worden war, war mit seiner Bewaffnung, einer 20 mm Maschinenkanone, nahezu perfekt für den Auftrag, die Brücke zu sichern.

Die Schanzkörbe (Hesco-Barrier), die spanischen Reiter auf der Brückenmitte und die langen S-Drahtrollen an den Seiten zeigten uns, wie gefährlich unser Auftrag war. Von jedem Fenster der umliegenden Häuser aus konnten Heckenschützen uns ins Visier nehmen. Als eine Alarmsirene aufheulte, zog ich schnell meine Splitterschutzweste an und setzte meinen Helm auf. Während ich aus dem Panzer stieg, sah ich, wie ein dunkler LKW mit hoher Geschwindigkeit auf die Brücke zuraste. Kameraden schrien lauf auf, als ein Einheimischer eine Handgranate in unsere Richtung schleuderte. Plötzlich wurde aus jeder Himmelsrichtung auf uns geschossen. Meine Ohren klingelten, als mein Körper von Adrenalin und Todesangst durchflutet wurde. Ich riss mein Gewehr hoch und gab mehrere Warnschüsse auf eine größere Menschenmenge vor der Brücke ab. Glücklicherweise war der LKW durch fünf parallel ausgelegte S-Draht-Rollen gestoppt worden.

Ich horchte gebannt auf die klaren Kommandos des Oberfeldwebels, der souverän seine Soldaten in ihre Stellungen befahl. Auch ich handelte schnell und effizient. Mit meinem Gewehr im Anschlag ging ich links um den Transportpanzer herum, um mir einen besseren Überblick über die Lage zu verschaffen. Vor mir lagen drei junge Mannschaftssoldaten. Ihre Gesichter waren blutüberströmt, aber trotzdem blieben sie erstaunlich ruhig und gefasst. Sie hingen im S-Draht fest, der sich um die Achse des LKW gewickelt und sie meterweit mitgerissen hatte. Die Schrapnell-Verletzungen von der explodierten Handgranate waren klein, aber stark blutend. Ich nahm den Bolzenschneider, der am Transportpanzer befestigt war, um sie aus dem S-Draht zu befreien. Die Kugeln flogen mir nur so um die Ohren und der Gefechtslärm war enorm. Doch ich konzentrierte mich auf meine verletzten Kameraden. Ich war erleichtert, dass ich ihre Verletzungen schnell versorgen konnte und sie sich auf den Weg zurück in ihre Stellungen machten. Mir war allerdings klar, dass wir noch lange nicht aus dem Gröbsten raus waren.

Der Oberfeldwebel gab den Befehl, die Wiesel mit der Bordmaschinenkanone nach vorne zu ziehen. Die Spannung in der Luft war greifbar, als ich meine Beschussklappe am TPZ-Fuchs herunterließ und mich auf das bevorstehende Gefecht vorbereitete. Ich konnte das Adrenalin in meinen Adern spüren, als ich mein Magazin aus meinem Gewehr nahm und den Munitionsverbrauch prüfte. Die Schüsse, die durch die Luft flogen, hallten im Inneren meines Fahrzeugs wider, als ich meine Backupwaffe, die Pistole P-8, griffbereit machte. Ich lauschte gebannt den Funkmeldungen der anderen Schützen, die den Munitionsverbrauch durchgaben, und atmete tief ein, um mich zu sammeln. Dann rückten die Wiesel vor. Ihre Feuerkraft war beeindruckend, und ich konnte sehen, wie die Angreifer zurückwichen. Nach nur zehn Minuten hatten unsere Fallschirmjäger die Lage unter Kontrolle gebracht.

Als ich dachte, der Kampf sei vorbei, klopfte es plötzlich an meiner Fahrzeugtür. Als ich ausstieg, bekam ich ein kleines verletztes Mädchen, leicht wie eine Feder, in meine Arme gelegt. Ihr Körper war von Blut und Granatsplittern bedeckt, und ich konnte den Schrecken in ihren Augen sehen.

Mein Herz zerriss bei dem Anblick. Ich wusste, dass ich schnell handeln musste, um ihr Leben zu retten. Es war ein Moment, den ich nie vergessen würde - der Moment, in dem ich erkannte, wie brutal Krieg ist. Ich umschlang das Mädchen fest in meinen Armen und trug es um den Transportpanzer herum. Nun erst bemerkte ich, dass ihre Unterschenkel weggerissen waren. Blut sprudelte aus zahlreichen Wunden. Ich roch ihr verbranntes Fleisch. Mir wurde schwindelig, als ich das Ausmaß ihrer Verletzungen sah....
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Autor

Hagen Vockerodt war Soldat in der Bundeswehr, zuletzt im Dienstgrad eines Hauptmanns.
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Vockerodt, Hagen