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Ein Viertel in Aufruhr

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
266 Seiten
Deutsch
epublierschienen am20.06.20249. Auflage
Frühsommer in London. Wangaris Ladeneröffnung ist ein voller Erfolg - die strahlenden afrikanischen Stoffe locken und inspirieren genauso wie Siras Gemälde, die aus den Ladenräumen eine Ausstellung entstehen lassen. Aber nicht alles mutet so frohgemut an wie dieser Aufbruch. Wie kam es zu den Schlägereien, die die nächtlichen Straßen von St. John's Wood in Aufruhr versetzten? Woher kommen die Gruppen seltsam gekleideter junger Leute, die durch ebendiese Straßen schlendern, sobald die Dämmerung fällt? Was hat es mit den Gerüchten von Kokain auf sich, die auf einmal durch alle Gespräche schwirren? Und dann ist da noch die Sache mit den Galerien der Nachbarschaft, in denen nicht alles der Kunst geweiht zu sein scheint. Als in Wangaris Bekanntenkreis ein Mord geschieht, ist das Maß voll. Sie bittet ihre Freundin Olivia um Hilfe. Schließlich hat sie schon mehr als einmal Licht ins Dunkel gebracht...

Gerda M. Neumann ist in Niedersachsen aufgewachsen. Sie studierte Germanistik und Geographie in Münster, arbeitete am Theater und ist regelmäßig in England. Sie hat eine Familie mit drei Kindern und lebt heute in einem Haus voller Bücher am Rand von München.
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Produkt

KlappentextFrühsommer in London. Wangaris Ladeneröffnung ist ein voller Erfolg - die strahlenden afrikanischen Stoffe locken und inspirieren genauso wie Siras Gemälde, die aus den Ladenräumen eine Ausstellung entstehen lassen. Aber nicht alles mutet so frohgemut an wie dieser Aufbruch. Wie kam es zu den Schlägereien, die die nächtlichen Straßen von St. John's Wood in Aufruhr versetzten? Woher kommen die Gruppen seltsam gekleideter junger Leute, die durch ebendiese Straßen schlendern, sobald die Dämmerung fällt? Was hat es mit den Gerüchten von Kokain auf sich, die auf einmal durch alle Gespräche schwirren? Und dann ist da noch die Sache mit den Galerien der Nachbarschaft, in denen nicht alles der Kunst geweiht zu sein scheint. Als in Wangaris Bekanntenkreis ein Mord geschieht, ist das Maß voll. Sie bittet ihre Freundin Olivia um Hilfe. Schließlich hat sie schon mehr als einmal Licht ins Dunkel gebracht...

Gerda M. Neumann ist in Niedersachsen aufgewachsen. Sie studierte Germanistik und Geographie in Münster, arbeitete am Theater und ist regelmäßig in England. Sie hat eine Familie mit drei Kindern und lebt heute in einem Haus voller Bücher am Rand von München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759829917
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum20.06.2024
Auflage9. Auflage
Seiten266 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3641 Kbytes
Artikel-Nr.16066549
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Erwartungsvoll bog Olivia in die High Street von St. John´s Wood ein. Die Luft war angenehm warm an diesem Maimorgen, der Himmel verhalten blau und sie selber voll quirliger Erwartung. Sie überquerte die kleine Seitenstraße und sah wenige Häuser entfernt Wangari Aulton ruhig wie eine Statue zwischen den sich bewegenden Passanten. Die Freundin stand da - beide Hände an den Hüften, die Ellenbogen nach hinten - und musterte die Fassade ihres neuen Geschäftes. Afrika , nur dieses eine Wort stand über der Eingangstür, genau wie bei ihrem kleinen Laden in der stillen Seitenstraße, den sie bis gerade eben betrieben hatte. Hier, hinter dem großen Schaufenster explodierten die Farben: Kleider, Röcke, Kissen, Taschen - ziemlich viele verschiedene Dinge, die man aus Stoff herstellen konnte, sah man auf einfachen Kleiderständern aufgereiht und in gelbe Regale eingeordnet. Olivia umarmte die Freundin, dann stellte sie sich neben sie und blickte an dem Haus hinauf. Sie sah die schmale, verwitterte Ziegelfassade über drei Stockwerke, die durch weiße Fensterumrahmungen aufgehellt wurde. Und hinter jedem der hohen schmalen Fenster leuchtete ein afrikanischer Stoff auf die Straße hinaus. Diese Vorhänge waren seitlich gerafft, als bildeten sie den Rahmen für die lichten Grünpflanzen davor. Doch in Wahrheit waren sie selbst das Ereignis.
»Jedes Fenster hat einen anderen Stoff«, stellte Olivia fest, »es wirkt sehr dramatisch... und... durch die Pflanzen sehr friedlich. Wangari, diese Fassade ist aufregend schön! Komm, lass uns hineingehen, oder hast du hier noch etwas zu tun?«
Drinnen herrschte die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Eine schmale Frau in einem langen grün gemusterten Wickelrock und einem schwarzen T-Shirt stand aufrecht neben dem Tisch, der zum Einpacken und Kassieren diente, die Fingerkuppen fest auf die Tischplatte gedrückt. Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einer Art Krone zusammengebunden. »Das ist Munira Oganda«, stellte Wangari sie vor. »Munira ist für alle Notwendigkeiten der Buchhaltung verantwortlich: Abrechnungen mit Lieferanten, Steuern und so weiter. Seit sie diese Seite meines Geschäftes in die Hand genommen hat, herrscht ständige Klarheit - kannst du dir vorstellen, was das für meine Ideen bedeutet?«
Olivia streckte Munira die Hand entgegen, die zögernd und ernst ergriffen wurde. »Olivia«, fuhr Wangari mit der Vorstellung fort, »ist mit ihren Pullovern ständig um euch«. Sie zeigte auf den neuesten Entwurf, den sie hinter der Kasse drapiert hatte. »Oh, ich liebe Ihre Pullover!« meldete sich eine tiefe Stimme aus den Kleiderständern. »Ich bin Halima«, Olivia ergriff die ausgestreckte Hand und sah in ein lachendes Gesicht. Halima hatte ihre stattliche Gestalt in ein weites blaues Kleid mit gelb-schwarzem Muster gehüllt und einen Turban aus dem gleichen Stoff um den Kopf geschlungen. Und sie war ein Stück älter als die anderen hier im Raum.
»Halima habe ich gewinnen können, nur noch für mich zu nähen«, erklärte Wangari. »Es erleichtert die Planung ungeheuer, sie sitzt oben an ihrer Nähmaschine und stellt die Röcke her, die wir hier gerade gebrauchen oder fertigt einen Rock in der richtigen Größe an, auf den die Kundin nie länger als eine Woche warten muss. Und wenn wir gerade keine neuen Röcke gebrauchen, näht Halima Kissenbezüge, Stoffbeutel - du glaubst nicht, wofür die Leute alles Stoffbeutel gebrauchen - oder auch mal ein Kleid. Für die heutige Eröffnung hat sie einen Ständer voll lässiger langer Blusen genäht, ein neues Angebot, ich bin sehr gespannt, wie sie ankommen«. Olivia wandte sich den Blusen zu, schob Bügel für Bügel weiter, nahm schließlich eine heraus und trat damit vor den Spiegel. »Sie sind perfekt! Ein Kleidungsstück, das fast jede Frau gerne hätte, aber nicht findet. Halima, wenn Sie diese Blusen zusätzlich in einfarbigen Stoffen anbieten, in allen Farben, in denen Sie Stoffe finden, werden allein diese Blusen den Laden tragen«.
»Ich höre Olivias Stimme, kann das sein?« Schritte eilten die Treppe herunter, ein Wirbel schoss durch den Laden und zwei Arme schlossen sich fest um die zierliche kleine Gestalt von Olivia. »Ich bin so froh, dich zu sehen!« Schließlich gab Sira Olivia wieder frei und betrachtete sie mit dem ihr eigenen Strahlen, mit dem sie den ganzen Raum erhellte.
»Deine Bilder habt ihr sicher auch schon aufgehängt, wo sind sie?« Olivia sah sich im Laden um. Munira trat zur Seite und Olivia entdeckte an der Rückwand des Ladens neben dem bodenlangen Spiegel vier kleine Bilder übereinander in hellen Holzrahmen: große Bäume in der afrikanischen Savanne mit Siras unverwechselbarem Strich. Sie betrachtete sie einen kurzen Moment, dann wandte sie sich zu Sira und Wangari um: »Wo hängen die anderen Bilder?«
»Komm!« Sira wandte sich sofort dem Treppenhaus zu und zeigte mit einer stolzen Geste auf die gegenüberliegende Wand, an der eine Fülle von Bildern in verschiedenen Größen neben- und übereinander gehängt waren. Sie alle zeigten Obst und Gemüse in stillen, oft unerwarteten Kombinationen. Langsam ging Olivia die Treppe hinauf, von Bild zu Bild. Überrascht erkannte sie, dass sich der erste Eindruck von Überfülle zu Ruhe organisierte. Sie sah grüne Birnen neben lavendelfarbenen Astern, reife Äpfel zwischen dunklen Holunderbeeren, Bohnenschoten zwischen rankender Kapuzinerkresse, im Hintergrund mal ein Gartenbeet, mal ein Stück Mauer oder eine alte Kiste. »Ein Garten in Kent«, stellte sie verträumt fest.
Sira stimmte zu. »Du erinnerst dich, dass ihr, du und dein Onkel Raymund, mir zuredeten, weitere Bilder von Rhias Garten zu malen, nachdem die, die sie für ihr Restaurant bestellt hatte, fertiggestellt waren. Rhia war damit einverstanden. In diesem Jahr habe ich zeitweise dort gelebt, es war arkadisch.«
Olivia nickte. »So sieht s aus.« Sie standen auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks, hier hing ein größeres Bild, es zeigte eine afrikanische Landschaft. An der Wand zum zweiten Stock hinauf hingen Bilder aus dem südlichen Simbabwe, vor allem von den bemalten Häusern der Ndebele, Olivias Onkel Raymund hatte ein ähnliches schon seit einigen Jahren in seinem Haus hängen.
»Du kennst sie«, fand Sira, »komm«. Sie betraten den Raum, dessen Fenster zur Straße hinausgingen, sahen die afrikanischen Vorhänge von innen in neuer Fülle und die großen Pflanzen. Und mehrere Stellwände mit Gemälden.
Olivia verschlug es den Atem. Ruhig stand sie davor und schaute, manchmal sagte sie etwas, manchmal erzählte Sira etwas zu einem der Bilder. Von unten aus dem Laden drang inzwischen Stimmengewirr herauf. »Wie ist dieser Reichtum überhaupt möglich? Wann hast du das alles geschaffen?«
»Etliche Bilder hatte ich ja schon, das weißt du. Und als Wangari vor zehn Monaten dieses Haus kaufte und mich fragte, ob ich ihr zur Eröffnung so viele Bilder zur Verfügung stellen würde, dass sie eine Vernissage für mich ankündigen könnte, stand ich erst einmal völlig neben mir.« Sira lachte schallend. »Hat Raymund es dir nicht erzählt? Wir sprachen lange miteinander. Schließlich ließ er sich meinen Lieferanten für Malutensilien zeigen und erklärte dem Inhaber, das nächste Jahr hindurch benötigte ich sehr viel Material, er sollte mir alles geben und ihm die Rechnungen schicken. Kannst du dir meine Fassungslosigkeit vorstellen? Als ich mich davon erholt hatte, schöpfte ich den Mut, zu Rhia zu gehen. Sie war einfach begeistert und ich durfte mich völlig frei in ihren Gärten bewegen. Ja... und dann malte ich, phasenweise wie im Rausch. Ich hatte verstanden, dass das meine Chance war.«
Olivia schwieg eine Weile, schließlich meinte sie: »Oh Sira, die Wirkung deiner Bilder ist so unmittelbar - das kann nicht nur mir so ergehen. Diese Ausstellung wird bestimmt ein Erfolg!« Sira antwortete mit ihrem warmen Gelächter. »Olivia, erinnerst du dich noch daran, dass du die Regale in der Bücherei von Howlethurst bunt streichen wolltest und mich mit ins Boot holtest? Damals veränderte sich mein Leben. Auf einmal war ich eine von euch.«
Ein schrilles Auflachen drang aus dem Laden die Treppe hinauf und riss die zwei in die Gegenwart zurück. Wangaris Laden musste sich mit Menschen gefüllt haben, sie hörten viele Stimmen durcheinanderreden, sie hörten Gläser klirren und auch den leisen metallischen Klang von Bügeln, die über eine Stange geschoben werden. Sira ging zur Treppe und hielt den Atem an. Auf halbem Weg zum ersten Stock hinauf stand eine Frau unbestimmten Alters mit hochgesteckten rotschimmernden Haaren und schaute ihre Bilder an. Siras Blick verfing sich augenblicklich an dem ungewöhnlichen Farbverlauf des schlichten langen Kleides: Das dunkle Türkis des Oberteils sprang in der Taille zu einem hellen Ton und verlief in Schattierungen hinunter bis zum Saum, zu dem sehr dunklem Türkis eines tropischen Abendhimmels. Die Frau schaute die Bilder an und Sira die Frau. Olivia betrachtete die stumme Szene, entschloss sich dann, hinunter zu gehen. In ihrem Rücken hörte sie die Stimme der Freundin. »Ich bin Sira Dhalamini. Die Bilder sind von mir. Bitte kommen Sie herein...« das Weitere verschluckte der Trubel im Laden.
Der Laden war tatsächlich sehr voll. Und da es für Olivia mit ihren ein Meter dreiundsechzig nicht gerade einfach war, den Überblick über einen mit Menschen bevölkerten Raum zu gewinnen, schob sie sich an der Wand entlang zu Munira, die sich nach hinten zurückgezogen hatte. »Kennen Sie diese Damen? Sind es Kundinnen von Wangari?«
Muniras Blick schweifte unbeirrt über die Menge. »Die meisten schon, soweit ich das beurteilen kann.«
»Aber?«
»Der Laden ist ganz neu, alles ist so wunderschön, unsere Kollektionen eine Pracht, ich bin so stolz...«
»Und?«
Endlich löste...
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