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Stellvertreter Nase - Die Auserwählten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
138 Seiten
Deutsch
BoD - Books on Demanderschienen am27.06.20241. Auflage
Zwei sonderbare Geschichten, die absonderliche Vorkommnisse mit der alltäglichen Welt vermengen. In "Stellvertreter Nase" geht es um eine Nasenoperation, bei der ein Karzinom herausgeschnitten werden soll. Alles nimmt einen sehr merkwürdigen Verlauf! In "Die Auserwählten" fordert der Meister einer Sekte die Mitglieder auf, die zukünftig geborenen Söhne auf den Namen Judas zu taufen, weil dessen Name zu unrecht verunglimpft wird. Das gibt Probleme, die einige auf überraschende und eleganteste Weise lösen.

Achim Fischer, in Posen geboren. Schulzeit in Potsdam. Nach dem Verlassen der DDR Abitur in München. Studium der Pädagogik, Politischen Wissenschaft und Publizistik in Bochum und Berlin. Volkshochschulleiter in Ochsenfurt. Heute lebt er in Würzburg. achimfischer-och@web.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextZwei sonderbare Geschichten, die absonderliche Vorkommnisse mit der alltäglichen Welt vermengen. In "Stellvertreter Nase" geht es um eine Nasenoperation, bei der ein Karzinom herausgeschnitten werden soll. Alles nimmt einen sehr merkwürdigen Verlauf! In "Die Auserwählten" fordert der Meister einer Sekte die Mitglieder auf, die zukünftig geborenen Söhne auf den Namen Judas zu taufen, weil dessen Name zu unrecht verunglimpft wird. Das gibt Probleme, die einige auf überraschende und eleganteste Weise lösen.

Achim Fischer, in Posen geboren. Schulzeit in Potsdam. Nach dem Verlassen der DDR Abitur in München. Studium der Pädagogik, Politischen Wissenschaft und Publizistik in Bochum und Berlin. Volkshochschulleiter in Ochsenfurt. Heute lebt er in Würzburg. achimfischer-och@web.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759709776
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum27.06.2024
Auflage1. Auflage
Seiten138 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2872 Kbytes
Artikel-Nr.16148297
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

STELLVERTRETER NASE

Der Neigung nach war Dominik Steffen ein Mensch, der es vorzog, lieber auf eine Ärztin zu treffen, als auf einen Arzt, wenn er schon eine ärztliche Praxis aufsuchen musste. Eine Ärztin, eine Frau eben, schien ihm geeignet zu sein, sich seiner anzunehmen und ein Verständnis für ihn zu entwickeln, das über eine Diagnose und das Ausfüllen eines Rezeptes hinausging. Kranksein oder generell ärztliche Leistung in Anspruch nehmen zu müssen verursachen diffizile Zustände, die Empfindungen unterschiedlicher, meist nicht angenehmer Art auslösen, die gegenüber einer Frau leichter auszudrücken sind. Das war, was er glaubte. Ihm fiel es um vieles leichter, einen Zugang zu einer Ärztin zu finden. Bei einem Mann war er gehemmt und irgendwie immer auf der Hut, etwas Unangenehmes könnte passieren. Zudem verabscheute er die kurz angebundene Art, alles beiseite zu wischen, was nicht von Belang wäre und für das Krankheitsbild keine Rolle spielte. Der Arzt wehrt sich buchstäblich gegen das Eindringen der Außenwelt. Hier in der Praxis, heißt es, werden Beschwerden in Form von überprüfbaren, klinischen Werten dingfest gemacht und daraus die Konsequenzen gezogen. Das gefiel Dominik nicht. Er kam zu der Einsicht, der Arzt ist lediglich an seinen Symptomen interessiert. Er war sich im Klaren darüber, dass es nicht reichte, ich will gesund werden zu sagen und sich selbst zum Gesundsein zu zwingen. Allein mit dem Willen käme niemand weiter. Deshalb wählte er einen anderen Weg, der über die Person führte, über die Ärztin, der er vertraute und deren Maßnahmen er heilende Wirkung zuschrieb. Es war die Ärztin, der er vertraute.

Seinem Wunsch, von Ärztinnen behandelt zu werden, kam eine gesellschaftliche Tendenz entgegen, denn zwei Drittel der Studienanfänger im Fach Medizin sind Frauen. Und erst vor kurzem stieg der Frauenanteil an der allgemeinen vertragsärztlichen Versorgung auf über fünfzig Prozent.

Seine Hausärztin war eine Frau, Dr. Sabine Huber-Stratmann, die kompetent und heiter ihre Praxis führte, dabei immer die neuesten Entwicklungen auf dem Medikamentenmarkt scharf im Auge behielt und Impfungen aller Art empfahl. Regelmäßige Coronaimpfungen unbedingt, jährliche Grippeimpfungen sowieso, aber auch Impfungen gegen Gürtelrose, Borreliose und Tetanus. Dabei war sie nicht im Mindesten verstimmt oder gar gekränkt, wenn er ihren Empfehlungen nicht nachkam. Sie hörte sich sogar aufmerksam an, wenn er beispielsweise in einem Artikel gelesen hatte, dass in den USA das blutverdünnende Aspirin in weit höherer Dosis verabreicht würde als hierzulande. Sie versprach, der Sache nachzugehen, was sie denn auch tat und ihm das nächste Mal das Ergebnis mitteilte. Oder wenn er ihr erzählte, er hätte zuweilen mit homöopathischen Mitteln Erfolg gehabt, insbesondere mit Arnica-Globuli C30 nach Verletzungen oder schmerzhaften Eingriffen, dann lachte sie und sagte, mit Homöopathie kenne sie sich nicht aus. Aber wenn es helfe, bitte. Er hatte dabei den Eindruck, Frau Huber-Stratmann suchte gezielt, wenn die Zeit es zuließ, das Gespräch mit ihren Patienten, um so ein besseres Gefühl für deren Verfassung zu gewinnen. Als Dominik sich mit Corona angesteckt hatte und nach einigen Tagen nicht mehr ein und aus wusste vor lauter Husten und Würgen, rief er in der Praxis an und bat um Rückruf. Sie meldete sich bald darauf und beruhigte ihn mit wenigen Sätzen, gab ihm einige Hinweise, wobei sie Verlässlichkeit und Vertrauen ausstrahlte. Er fühlte sich beschützt. Er würde am liebsten sagen, behütet. Einige Worte hatten damals ausgereicht, um ihm die Angst zu nehmen, zu ersticken, und aufzulösen. Sie war ihm vertraut.

Zu Frau Dr. Jutta Almayer, seiner Hautärztin, hatte ihn gleich zu Beginn seine damals neue Hausärztin, Frau Dr. Huber-Stratmann, überwiesen. Sie hatte ihn wissen lassen, dass es angeraten sei, eine dermatologische Praxis aufzusuchen. Dominiks Gesichtshaut wies Unebenheiten, stellenweise Verhornungen und Rötungen auf, die begutachtet werden mussten. Insbesondere über die Stirn und die Wangenknochen zogen sich Knötchen und auffällige Verfärbungen, die er zwar mit Creme und Salben halbwegs kaschieren konnte, aber nicht vor den Augen seiner Ärztin. Diese empfahl ihm, ohne überlegen zu müssen, Frau Dr. Almayer, weshalb Dominik vermutete, die beiden Ärztinnen würden sich kennen, was aber nicht zutraf. Frau Dr. Almayer hatte einfach einen guten Ruf. Sie arbeitete in einer Gemeinschaftspraxis, die stark nachgefragt war, so dass Dominik einige Wochen warten musste, ehe er einen Termin zugeteilt bekam. Das war noch zu Zeiten der Pandemie, und alle rannten mit Masken herum und hatten Abstand zu halten. In der Mitte der Praxis befand sich ein offener Warteraum, wo jeder zweite Stuhl mit einem Signalband verklebt war, was eine zu enge Nachbarschaft der dort wartenden Patienten vermied. In den Gängen rund um den Warteraum öffneten sich Türen, schlossen sich Türen, und die Ärzte und Ärztinnen, medizinische Fachangestellte, Assistenten und Praktikantinnen huschten in blauen Kitteln und mit eiligen Schritten ihren Aufgaben hinterher. Dominik wurde dann aufgerufen und folgte einer Angestellten in ein kleines Untersuchungszimmer, wo ihm eine Reihe von standardisierten Fragen gestellt wurde, die er beantwortete. Die Angestellte verschwand, und nach einer Weile erschien Frau Dr. Almayer und begrüßte ihn mit warmherziger Stimme und einem ebensolchen Lächeln. Später, als er die Gelegenheit hatte, Frau Dr. Almayer vom Warteraum aus zu beobachten, bemerkte er, dass sie immer sehr ernst war und ihr Lächeln erst im letzten Augenblick einschaltete, als sie ihre Hand auf den Türgriff legte, dabei kurz innehielt, wie um sich einen innerlichen Schubs zu geben. Beim Verlassen des Raumes verlosch sofort ihr Lächeln, das sie dem Patienten geschenkt hatte, als sie die Tür hinter sich schloss. Eilig und ernst ging sie weiter. Sie war ihm vom ersten Augenblick an angenehm. Eher zierlich von Gestalt machte sie auf ihn einen Eindruck von Zähigkeit und Verlässlichkeit und von etwas anderem, das ihm bekannt vorkam, ohne sagen zu können, was das sei.

Ich will Ihnen keine Angst machen , sagte sie, nachdem sie ihn untersucht hatte und dabei mit den Fingerspitzen über seine Gesichts- und Kopfhaut gestrichen war. Sie hatte auch mit einer speziellen Lupe einzelne Stellen in Augenschein genommen und dabei einen besorgten Eindruck auf ihn gemacht. Da sind eine Reihe von aktinischen Keratosen, die sich zu Hautkrebs entwickeln können.

Zu Hautkrebs?

Aktinische Keratosen als Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms ..., ja, da ist die Gefahr.

Von den Keratosen hatte Dominik schon sehr viel früher gehört, schon als Jugendlicher. Man hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, und die Ärztin schabte mit einem Instrument raue Unebenheiten von seiner Schläfe, die sie beginnende Keratosen nannte. Er war nicht weiter besorgt gewesen. Das war unendlich lange her. Man hatte auch von einem seborrhoischen Ekzem gesprochen, mit dem er sich damals abplagte, rot entzündete Streifen von den Nasenflügeln bis hin zu den Mundwinkeln, die kamen und gingen. Es war irgendwie immer unklar. Einmal entzündete sich die gesamte Haut im Gesicht flammend rot, gesprenkelt mit Eiterpünktchen. Man konnte ihm nicht sagen, was das sein sollte. Die Entzündung verschwand nach und nach von allein.

Waren Sie viel in der Sonne?

Ich war unbedacht ..., ich habe mich in die Sonne gelegt. Damals war das Hauptziel im Urlaub, möglichst braun zu werden ..., das war so. Ist lange her.

Sie sind ein heller Hauttyp ...

Deswegen musste ich in die Sonne.

Sie hatten häufig Sonnenbrand ...

Hatte ich ..., ja.

Frau Dr. Almayer musterte ihn eingehend, und ihre Miene verriet ihre Sorge. Das kann man so nicht lassen ... Ich werde Ihnen etwas verschreiben, was recht hereinfetzt. Darauf werden Sie sich einstellen müssen ...

Dominik sah sie fragend an.

Sie werden die Salbe zweimal täglich morgens und abends auf alle befallenen Partien sorgfältig auftragen. Für vier Wochen. Das kann zu unschönen Ergebnissen führen. Die Haut wird sich entzünden, die Herde können sich ausbreiten ... An verschiedenen Stellen schält sich die Haut, blättert ab ... Stellen Sie sich darauf ein. Wenn es zu arg kommt, müssen Sie es abbrechen. Bei Fieber sollten Sie die Behandlung unbedingt unterbrechen. Sie sprach schnell, und Dominik mühte sich, zu behalten, was sie sagte. Für Frau Dr. Almayer waren ihre Anweisungen völlig klar und verständlich, denn sie hatte sie im Laufe der Jahre in der Art oder in einer ähnlichen Weise tausende Male geäußert. Routine. Dominik hörte sie hingegen zum ersten Mal, und sie betrafen ihn.

Es kam, wie Frau Dr. Almayer es angekündigt hatte. In der ersten Woche war nicht viel zu bemerken. Dominik trug...
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