Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Erzählungen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
692 Seiten
Mehrsprachig
BoD - Books on Demanderschienen am28.06.20241. Auflage
Erzählungen mit Venedig im Zentrum, basierend auf Gottesvorstellungen neuzeitlicher europäischer Maler und Komponisten, Geschichten auf der Grundlage der Mythen der alten Ägypter, Assyrer, Babylonier und Maya sowie weitere Erzählungen mit unterschiedlichen kulturgeschichtlichen Schwerpunkten. Dem Leser wird ein Einstieg in die Wahrnehmungs- und Erfahrungswelten der Menschen dieser Kulturen geboten.

Dr. Antonie Hindelang ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Deutsch und Englisch und arbeitet als Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR38,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextErzählungen mit Venedig im Zentrum, basierend auf Gottesvorstellungen neuzeitlicher europäischer Maler und Komponisten, Geschichten auf der Grundlage der Mythen der alten Ägypter, Assyrer, Babylonier und Maya sowie weitere Erzählungen mit unterschiedlichen kulturgeschichtlichen Schwerpunkten. Dem Leser wird ein Einstieg in die Wahrnehmungs- und Erfahrungswelten der Menschen dieser Kulturen geboten.

Dr. Antonie Hindelang ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Deutsch und Englisch und arbeitet als Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759772398
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum28.06.2024
Auflage1. Auflage
Seiten692 Seiten
SpracheMehrsprachig
Dateigrösse3039 Kbytes
Artikel-Nr.16182452
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Parzivale

Das breite in einen Rundbogen auslaufende Tor aus rotem Buntsandstein führte ins Innere der Burg, das Allerheiligste des roten mittelalterlichen Felsentempels hinein. Im Inneren griffen spitz zulaufende, rote Steinbögen Licht aus dem Himmel und durchbrachen die hohen Steinmauern, - wände dieses großartigen Bauwerks, heiligen Gemäuers ritterlicher Zeiten. In der Mitte des langgestreckten Raumes an einer der inneren Seitenwände erhob er sich der schwere Kamin, mit einem wuchtigen, breit vorstehenden Überbau, einem massiven Steinblock, dem Abzug über dem Parnass, überbaut, und hatte dort zur Feuerung, zum Aufwärmen der breiten Steinhalle, den Ankommenden und sich dort Aufhaltenden gedient. An einer der hoch stellenweise bis zu zwei Stockwerken aufragenden Seitenwände war zudem ein Erker eingelassen, der einen wunderbaren Blick auf die die höhergelegene Burg umgebenden Wälder und Ländereien zuließ, gestattete, freigab im eigentlichen Sinne. Auf dem außerhalb der Gebäudemauern der Innenburg verlaufenden Weg, der in den Saal und das Zentrum des Aufenthalts, ritterlichen Lebens wohl führte, lag ein tiefer Steinbrunnen. Er war mit einem schwerem schwarzen Gitter abgedeckt.

Sie schritt den schmalen Fußweg hinauf zur Burg und sie fragte sich, wie viele Füße und Hufe diesen Pfad wohl hinauf gekommen waren. Durch das Blattwerk der Bäume, die zu einem großen Wald gehörten, konnte sie den Erker und die mächtige oben bezinnte Steinmauer, das äußere Gemäuer der Burg sehen. Sie schaute zurück ... an den unten noch kahlen Baumstämmen entlang ... den Weg hinunter ... konnte sich nicht mehr auf seinen Verlauf besinnen ... darauf, wie sie hierher gekommen war. Ina war bei ihr. Sie schnaufte. Der Weg war beschwerlich.

Oben auf der Burg waren sie nicht alleine. Ihr Blick fiel auf einen alten, gebrechlichen Mann, der vornübergelehnt auf einer der halb verfallenen Mauern saß. Es schien ihm nicht gut zu gehen, aber sie wollte nicht fragen, zumal da einige Leute auf ihn zugelaufen kamen. Ein kleiner Junge war dabei mit einem Ritterschild und einem wohl aus einem Ast geschnitzten Speer. Ein kleines, etwas jüngeres, vielleicht vierjähriges Mädchen in einem weißen, wadenlangen Kleidchen kam auf ihn zugesprungen, schüttelte ihr blondes Lockenköpfchen, auf dem ein bunter Blumenkranz ruhte, und ergriff sich den Speer, blieb vor dem gebrechlichen Herrn stehen und schaute. Da fragte der Junge schon: Was hast du denn?

Der alte Mann schaute auf und sie konnte seine großen blauen Augen, sein herzförmig auslaufendes Kinn sehen ... er lächelte und sah mit einem Mal ganz jung aus.

Magst du einen Apfel? Die Kleine hatte in ihr über die Schulter hängendes Täschchen gegriffen und reichte ihm die rote Frucht ...

Ein kleiner Hund war hinzugesprungen, hatte sich den Dreien schon zugesellt.

Sie schaute hinunter über die Waldhänge und die Fluren ... drüben konnte man das nahe Amorbach schon erahnen ...

Die Wildenburg ... eine prachtvolle Burg des Mittelalters, meinte Ina jetzt schon. Sie hatte ihr Weißweinglas abgestellt und tranchierte ihre Forelle, sie hatte Müllerin blau und Salzkartoffeln bestellt. Die kleinen Bäche um Amorbach herum führten Forellen. Die Wildenburg ist die Gralsburg des Odenwalds, erklärte sie jetzt und Ina blickte gebannt auf. Wolfram von Eschenbach hat das Gralsgeschehen hier angesiedelt. Ina hörte interessiert zu. Die Edlen von Hundilanc oder Hundenlang bzw. Hindenlang waren Ritter und zuerst im Allgäu in Hindelang und Sonthofen zu Hause und sind dann in den Odenwald gekommen.

Er war vom Hundelanger Tal, diesem zauberhaften, schmalen Durchflussgebiet der Ostrach in den Alpen, den früheren Anwesen seiner Familie gekommen, den Ländereien, in Hindelang, in Groß, Vorderhindelang und der Burg zu Groß ... mit dem wunderbaren Blick über das Ostrachtal bis hinüber nach Reckenberg und dem sich darüber ganz wehmutig anmutend erhebenden von Weiden grünen Bergzug ... und der zur Burg gehörenden Kirche St. Leonhard zu Liebenstein ... die sich unterhalb des steil den Berg hinaufziehenden Burghügels zu Groß auf dem vorspringenden Felsen über der Ostrach so tröstend und gläubig emporreckte, dem Heiligen der Notleidenden und Gefangenen mit frommem Herzen geweiht entgegenschwieg ... mit den angrenzenden Behausungen, schiefergrauen Steinbauten für Koch, Kaplan und Gutschar ihrer früheren Burg, die sich immer noch so allerliebst dem Hügel, Berg der Alpen in der Morgensonne anschmiegte, wartete, dem Kommenden und Ankommenden entgegenharrte, und die jetzt allesamt... seit knapp fünfzig Jahren schon ... zum Besitz derer von Heimenhofen zählten, und war auf dem Weg zu deren Burg, seinen übrigen Ländereien zu Burgberg am Ende des anmutig herrlichen Hundenlangtals, um sie mit den anfallenden Schuldschreibungen dort heute auch noch an die von Heimenhofen zu veräußern ... ritt vorbei an dem ehemaligen Gut im Imberg, das die Familie vor gut hundert Jahren dem Kloster Ottobeuren geschenkt hatte ... Sie schrieben das Jahr 1374 ... Er machte auf dem Weg zur Burg in Burgberg einen kurzen Halt an der Mühle in Burgberg ... auch sie hatten sie an die von Heimenhofen noch vor zehn Jahren abgetreten ... sie lebten jetzt auf dem Sedelhof ... und der runde Stein ihrer Mühle drehte sich ... mahlte ... das Wasser der Ostrach rauschte ... immer noch ...

Unter den Welfen ... unter den Staufern hatten sie gedient ... unter den Bischöfen von Augsburg ... irgendwann waren die Vorfahren von Spanien hierhergekommen, so sagte man ... er dachte an Aragon ... an die hochgewachsenen Basken mit den blauen Augen und den schwarzen Haaren ...

Da lag sie vor ihnen, eine der zahlreichen Burgen. Hoch streckte sich die dreistöckige Giebelmauer in den blauen Himmel. Es war August und die Sommerluft und die heiße Sonne, die jetzt am Spätnachmittag noch gewaltsam herunter brannte, legten sich heiß auf die Steine, übergroße Quader, die die vordere Stützmauer der Burg über Jahrhunderte hinweg noch weiß und breit ... aufrecht erhalten hatten. Übergroß und mit weißgrauen Steinen erhob sich die Giebelfront auf dem hohen Burgberg, den sie über einen steigenden Fußpfad erreicht hatten. Die Gebäudereste schimmerten vielversprechend, lange verharrt schon, wartend immer noch durch das Laub der ihr vorgelagerten bewaldeten Anhöhe hindurch, sprachen von Vergangenem und Langegewesenem und Zeiten, die uns nur noch von Ferne bekannt waren. Jahre zuvor, wie viele wusste sie nicht, waren noch die gesamten Gemäuer der Räumlichkeiten erhalten gewesen. Bis in den dritten Stock hinein hatte sich die Vorderburg erstreckt, dort auf dem vorgelagerten Felsen, dem Burgberg Jahrhunderte lang gewartet, geharrt, bis ein Maler sie in den sanften rötlichen Farben des Abends festgehalten hatte, den Bergfried mit den angrenzenden Burggemächern und die vorgelagerten Räume, die nur noch bis zum zweiten Stock bizarr mit ihren Mauerresten in die Höhe griffen. Büsche ... grüngelb beinahe... lagerten auf dem weißen Felsgestein, umspannten das urtümliche Anwesen in einem fast frühherbstlichen Timbre.

Sie hatte sich die Bleistiftzeichnung hervorgeholt. Sie zeigte die Burg auf dem Felsen, die Wohngebäude und den runden Turm mit der hölzernen Zugbrücke über den Burggraben ... dahinter weitere Wohngebäude derer von Heimenhofen, die einen Teil ihrer Anwesen von den von Hundenlang erworben hatten.

Das obere Fenster tat sich auf, in der Reihe der Fenster des Obergeschosses im dritten Stock zeigte sich das helle Gesicht einer jungen Frau. Sie trug ihr Haar in einem langen Zopf, und ein diademähnliches Geschmeide hielt den hellen Schleier über dem hellen Haar zusammen. Sie blickte nach unten auf das rege Treiben vor und um den Brunnen herum. Da saßen sie und standen, fahrendes Volk, Gaukler und Komödianten, Musikanten und spielten auf, trieben ihre derben Scherze, Sprünge in die Luft hinein. Ein besonders anmutiger Musikant mit hellen Locken hielt die Laute, griff in die Saiten, setzte zum Spiel an und das blonde Lockengewirr fiel ihm tief in die Stirn, ins Gesicht, umspielte die kleinen lieben Pausbäckchen, während die Augen sehnsuchtsvoll, fremd verklärt in die Ferne nach oben zu der oberen Fensterreihe blickten, ihr anhingen und sich anheimstellten. Die junge Frau griff nach den Strähnchen, die sich rechts und links der Wange entlang angelegt hatten, griff nach dem Geschmeide über den Aufhängungen der Schulterknochen unterhalb der Kuhle am Halse, dort wo die Kehle aufhört und die Schulterpartie im Halsansatz auszulaufen beginnt. Das Sonnenlicht des fortgeschrittenen Vormittags leuchtete auf den Wangen, umspielte das Kinn mit dem kleinen Grübchen, in dem herzförmigen Kinn, brachte das helle Blau der Augen zum Glänzen. Die Melodie der angeschlagenen Laute drang zärtlicher, flehentlicher zu ihr herauf und die Stimme des Sängers und Musikers brach die frohen Schreie und Rufe, das Lachen der im Hof befindlichen Gesellschaft heller und klarer, reiner und sanft behaucht an...
mehr