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Umgang mit gesellschaftlichen Krisen im Schulalltag

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KGerschienen am12.02.20241. Auflage 2024
In Zeiten von multiplen Krisen wie der Klima- und Biodiversitätskrise, dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, den Folgen der COVID-19-Pandemie, Inflation und Energiekrise berichten Kinder und Jugendliche eine deutliche höhere psychische Belastung. Mit Blick auf die Schule kommt ein stark beanspruchtes Bildungssystem mit eklatantem Personalmangel hinzu. Die neue, krisenhafte und unsichere Normalität trifft auf die Schule, die sowohl als bedeutende gesellschaftliche Einrichtung als auch als konkreter sozialer Ort damit umgehen muss. Das Buch beleuchtet, was gesellschaftliche Krisen sind und wie sie auf die Schule und die Personen in der Schule einwirken. Es wird ein individuelles Stressmodell vorgestellt und daraus mögliche Bewältigungs- und Handlungsstrategien für Lehrkräfte, Schüler*innen und andere Beteiligte abgeleitet. Das Thema Resilienz steht im Fokus, um Schüler*innen, Lehrkräfte sowie auch die Schulen als System langfristig krisenfester zu machen; denn gerade mit Blick auf die großen sozial-ökologischen Krisen kommt für den Schulalltag die Herausforderung hinzu, Prävention und Verarbeitung der bestehenden Belastungen angemessen zu priorisieren. Schließlich ist ein weiteres Kapitel der Gesundheit der Lehrkräfte gewidmet, die Schüler*innen im Schulalltag als Vorbild dienen, sie begleiten und anleiten. Mit konkreten Handlungsempfehlungen und Ideen für eine resilientere Zukunft werden die Leser*innen zum Anwenden und Weiterdenken eingeladen.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR24,95
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR21,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR21,99

Produkt

KlappentextIn Zeiten von multiplen Krisen wie der Klima- und Biodiversitätskrise, dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, den Folgen der COVID-19-Pandemie, Inflation und Energiekrise berichten Kinder und Jugendliche eine deutliche höhere psychische Belastung. Mit Blick auf die Schule kommt ein stark beanspruchtes Bildungssystem mit eklatantem Personalmangel hinzu. Die neue, krisenhafte und unsichere Normalität trifft auf die Schule, die sowohl als bedeutende gesellschaftliche Einrichtung als auch als konkreter sozialer Ort damit umgehen muss. Das Buch beleuchtet, was gesellschaftliche Krisen sind und wie sie auf die Schule und die Personen in der Schule einwirken. Es wird ein individuelles Stressmodell vorgestellt und daraus mögliche Bewältigungs- und Handlungsstrategien für Lehrkräfte, Schüler*innen und andere Beteiligte abgeleitet. Das Thema Resilienz steht im Fokus, um Schüler*innen, Lehrkräfte sowie auch die Schulen als System langfristig krisenfester zu machen; denn gerade mit Blick auf die großen sozial-ökologischen Krisen kommt für den Schulalltag die Herausforderung hinzu, Prävention und Verarbeitung der bestehenden Belastungen angemessen zu priorisieren. Schließlich ist ein weiteres Kapitel der Gesundheit der Lehrkräfte gewidmet, die Schüler*innen im Schulalltag als Vorbild dienen, sie begleiten und anleiten. Mit konkreten Handlungsempfehlungen und Ideen für eine resilientere Zukunft werden die Leser*innen zum Anwenden und Weiterdenken eingeladen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783844432640
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum12.02.2024
Auflage1. Auflage 2024
Reihen-Nr.7
SpracheDeutsch
Dateigrösse4931 Kbytes
Artikel-Nr.17046289
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


|17|3  Schule im Zeitalter der Krisen

Bei Corona konnten die Schulen nichts anderes machen, als sich mit der Krise zu beschäftigen. Ansonsten kriegt man in der Schule von dem, was außen passiert, weniger mit. Wenn man zuhause schon viel über solche gesellschaftlichen Themen spricht, ist es vielleicht auch ein Vorteil, in der Schule nicht so viel darüber zu sprechen. Wie eine Auszeit, weil man dann nicht die ganze Zeit über Schlechtes nachdenkt. Andererseits wäre es schon cooler, wenn das auch im Unterricht eingebunden werden würde. Das wäre ja auch gut für Leute, bei denen zuhause nicht so viel darüber gesprochen wird. Wir sind ja diejenigen, die später die Erwachsenen sind, und zum Teil auch in Führungspositionen sitzen werden - und dann wird man später damit eiskalt konfrontiert, wenn man etwas zu tun versucht. Schule ist ja eigentlich dazu da, uns auf das Leben danach vorzubereiten und mit bestmöglichen Mitteln weiterzuschicken. Das wird schulstoffmäßig meistens erreicht, aber gesellschaftlich passiert zumindestens bis zur 8. Klasse weniger. Es wirkt leider nicht so, dass wir Krisen besprechen, weil sie wichtig sind. Sondern es wirkt so, als würden wir gerade nicht darüber sprechen, weil es die Sorgen von anderen sind oder alle sich selbst kümmern müssen. Es ist wie bei Leuten, die bei einem Unfall wegschauen und nicht eingreifen.

Jonathan, 14 Jahre, Klasse 8

Gesellschaftliche Krisen wurden in unserer Schule schon thematisiert. Jedoch nur, wenn sie uns auch direkt betreffen, wie zum Beispiel die Corona-Pandemie oder die Klimakrise. Doch weiter entfernte Krisen, wie etwa der Konflikt im Iran oder ähnliche Situationen im Nahen Osten, wurden nur in einem Fach besprochen, da wir dort zu jeder Stunde Nachrichten schauen und im Unterricht drüber reden sollten.

Viktoria, 18 Jahre, Abiturientin

Viele Menschen werden mit dem Konzept des Katastrophenfilms vertraut sein. Es gibt oft eine lange Davor -Phase, in der das Leben seinen alltäglichen Gang geht, dann erste Warnzeichen auftreten, die oft nicht ernst genommen werden. Dann spitzt sich die Lage zu, bis ein katastrophales Ereignis unmittelbar bevorsteht, das sich nicht mehr ignorieren lässt. Diese Phase zieht sich mitunter quälend lang. Eine sehr heftige Mittendrin -Phase gleicht aufkommende Langeweile im Anschluss wieder aus. Eine akute Katastrophenlage muss nun bewältigt werden, während gleichzeitig fieberhaft nach einem Ausweg gesucht wird. Ist der gefunden bzw. ist die Katastrophe von alleine zum Erliegen gekommen, gibt es schließlich |18|eine Danach -Phase, in der es um das Aufräumen, Verarbeiten und den Wiederaufbau geht. Im Film kommt diese dritte Phase oft ziemlich kurz.

Die Situation, in der sich die Menschheit gerade befindet, ist global und über die vergangenen Jahre hinweg betrachtet durch eine Gleichzeitigkeit dieser drei Phasen gekennzeichnet: Während der mehr oder weniger mühsame Berufs- oder Schulalltag im immer selben Rhythmus bewältigt wird, kündigen sich seit vielen Jahrzehnten verschiedene ökologische Katastrophen an. Gleichzeitig müssen immer wieder politische Krisen, wie die Finanzkrise oder zwischenstaatliche Konflikte, eingedämmt und immer stärkere Schäden infolge von Wetterextremen oder Umweltzerstörungen beseitigt werden. Diese Gleichzeitigkeit nicht nur verschiedener Krisen und Katastrophen, sondern auch ihrer Phasen stellt eine extreme Belastung für alle gesellschaftlichen Systeme dar. Schule als Institution und konkreter sozialer Ort ist hiervon nicht ausgenommen.
3.1  Was ist eine Krise?

Der Begriff der Krise wird vielfältig gebraucht, je nach wissenschaftlicher Disziplin, Alltagssprachgebrauch oder individueller Absicht, wenn beispielsweise in den Medien ein Konflikt immer gleich zur Krise stilisiert wird. Im Allgemeinen bezeichnet eine Krise eine schwierige Situation oder Phase bzw. einen kritischen Wendepunkt innerhalb einer bedrohlichen Entwicklung (z.âB. Schubert & Klein, 2020), worauf in irgendeiner Form reagiert werden muss (vgl. Schäfers, 2018). Es kann ein konkretes Ereignis gemeint sein, ein ganzer Zeitraum oder eine Kombination aus beidem. Zudem kann eine Krise auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Domänen auftreten, zum Beispiel als:

individuelle Krise: eine Erkrankung, kritische Lebenssituation, emotionale Krisensituation oder ähnliches (Beispiel: ein Kind verliert ein Elternteil);


Krise innerhalb einer Organisation: in einer Schule kommt es zu einem Unfall, bei dem mehrere Beschäftigte und Schüler*innen verletzt werden;


Krise einer Organisation: in einer Schule fehlen krankheitsbedingt so viele Lehrkräfte, dass sie in den Notbetrieb übergehen muss;


Krise eines Systems: in mehreren Schulen herrscht akute Personalnot, sodass an zahlreichen Einrichtungen viel Unterricht ausfallen muss;


gesellschaftliche Krise: durch einen Krieg ist die Energieversorgung für Firmen, Haushalte und öffentliche Einrichtungen wie Schulen akut bedroht;


globale Krise: im Zuge einer ursprünglich unbeabsichtigten Veränderung der Zusammensetzung der Erdatmosphäre durch den Menschen verändert sich das meteorologische Klima, infolgedessen ein Komplex unterschiedlicher Auswirkungen die Gesundheit und Lebensbedingungen aller Menschen bedroht ebenso wie die Stabilität menschlicher Gesellschaften und den Fortbestand der gesamten Zivilisation.


|19|Eine Krise ist nicht an eine bestimmte Ebene gebunden: Ereignisse auf der individuellen Ebene können sich auf übergeordnete Ebenen auswirken, wenn etwa eine Schulleitung inmitten eines Schulentwicklungsprozesses langzeiterkrankt ausfällt. Zudem können Krisen auf überindividuellen Ebenen zu individuellen Krisen führen, wenn bspw. eine Pandemie den Betrieb einer Schule zum Erliegen bringt und ein Kind mit Lernschwierigkeiten zuhause lernen muss und dabei nicht mehr angemessen gefördert werden kann (vgl. Tabelle 1).

Nicht zuletzt können Krisen auch domänenübergreifend auftreten. So beeinträchtigt eine Pandemie verschiedene Domänen, bspw. den Bildungs- und den Gesundheitsbereich, und eine langzeiterkrankte Schulleitung fällt gleichzeitig womöglich im familiären System als wichtige stabilisierende Bezugsperson aus. Eine einzige Krise kann dabei in verschiedenen Situationen, Kontexten bzw. Domänen sowie über die Zeitachse hinweg ganz unterschiedliche Wirkungen entfalten.
3.1.1  Begriffliche Abgrenzung
Eng verbunden mit dem Krisenbegriff ist der Risikobegriff. Ein Risiko geht einem Schaden, einem kritischen Ereignis oder einer krisenhaften Entwicklung voraus. Es zeigt an, wie wahrscheinlich und schwerwiegend die (krisenhaften) Auswirkungen angesichts einer Gefahr (im Sinne eines drohenden Schadens) ausfallen können (UNISDR, 2009; für eine beispielhafte Abgrenzung der Begriffe vgl. Tabelle 2). Eine Krise kann also Folge eines eingetretenen Risikos sein und gleichzeitig auch ein Risiko für weitere Schäden bzw. krisenhafte Entwicklungen bergen. Sind Gefahr und Risiko bekannt, kann eine entsprechende Krise durch Präventionsmaßnahmen verhindert werden. Diese können zudem die Schwere der Folgen eingrenzen (vgl. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, 2022). Während Gefahren vermieden und damit verbundene Risiken minimiert werden können (z.âB. wenn die Regeln im Straßenverkehr befolgt werden), stellt eine akute Konfrontation mit einer Gefahr eine Bedrohung dar.

Ein im Zusammenhang mit Krisen ebenfalls wichtiger Begriff ist der Konflikt. Konflikte können krisenhaft sein (wie ein militärischer Konflikt zwischen zwei Staaten oder anhaltende Auseinandersetzungen zwischen den Schüler*innen einer Klasse) oder Bestandteil einer Krisenlage (wie zum Beispiel der Konflikt zwischen Klimaschützer*innen und der Kohleindustrie oder anhaltende Auseinandersetzungen zwischen Eltern und einer Schulleitung einer Schule...

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