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Osthafen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
mainbook Verlagerschienen am02.09.20241. Auflage
In den Türmen des alten Frankfurter Gaswerks am Osthafen gehen seltsame Dinge vor sich ... Alexander Bühler, ein Arzt ohne Approbation, behandelt dort Kriminelle, die schnelle medizinische Hilfe brauchen. Als der alternde Zuhälter Siggi die übel zugerichtete Zwangsprostituierte Adriana in die illegale Praxis schleppt, kann Bühler der Frau aber nicht mehr helfen. Während Siggi sich auf den Weg nach Groß-Gerau macht, um die Leiche auf dem alten Safariland-Gelände verschwinden zu lassen, macht Bühler eine verstörende Entdeckung: Offenbar irrt Adrianas kleiner Sohn irgendwo in Frankfurt herum und sucht seine Mutter. Bühler findet das verängstigte Kind und nimmt es mit zu sich nach Hause, ohne zu ahnen, dass der Junge der Schlüssel zu einer größeren Summe Geld ist, die Adriana kurz vor ihrem Tod einem Freier geklaut hat. Nicht nur Siggi, sondern auch der bestohlene Freier und ein ehemaliger Kiezkönig sind auf der Suche nach dem verschwundenen Geld und bereit, dafür über Leichen zu gehen ... Ralf Schwobs fesselnder Schreibstil und seine Kenntnis der Stadt und der Region machen diesen Krimi zu einem wahren Lesevergnügen. Der Autor bewegt sich gekonnt zwischen gesellschaftskritischem Roman und Actionthriller - für Freunde spannender Literatur eine echte Empfehlung.

Ralf Schwob, geboren 1966 im südhessischen Groß-Gerau, Ausbildung und Berufstätigkeit als Krankenpfleger, später Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg und Studium der Germanistik. Lebt heute mit seiner Familie in Groß-Gerau und arbeitet als Buchhändler und Autor. Für seine schriftstellerische Arbeit wurde er mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Er veröffentlichte zuletzt die Krimis 'Last Exit Goetheturm', 'Holbeinsteg' und 'Das Präsidium' im Societäts-Verlag und 'Tod im Gleisdreieck' im mainbook Verlag.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextIn den Türmen des alten Frankfurter Gaswerks am Osthafen gehen seltsame Dinge vor sich ... Alexander Bühler, ein Arzt ohne Approbation, behandelt dort Kriminelle, die schnelle medizinische Hilfe brauchen. Als der alternde Zuhälter Siggi die übel zugerichtete Zwangsprostituierte Adriana in die illegale Praxis schleppt, kann Bühler der Frau aber nicht mehr helfen. Während Siggi sich auf den Weg nach Groß-Gerau macht, um die Leiche auf dem alten Safariland-Gelände verschwinden zu lassen, macht Bühler eine verstörende Entdeckung: Offenbar irrt Adrianas kleiner Sohn irgendwo in Frankfurt herum und sucht seine Mutter. Bühler findet das verängstigte Kind und nimmt es mit zu sich nach Hause, ohne zu ahnen, dass der Junge der Schlüssel zu einer größeren Summe Geld ist, die Adriana kurz vor ihrem Tod einem Freier geklaut hat. Nicht nur Siggi, sondern auch der bestohlene Freier und ein ehemaliger Kiezkönig sind auf der Suche nach dem verschwundenen Geld und bereit, dafür über Leichen zu gehen ... Ralf Schwobs fesselnder Schreibstil und seine Kenntnis der Stadt und der Region machen diesen Krimi zu einem wahren Lesevergnügen. Der Autor bewegt sich gekonnt zwischen gesellschaftskritischem Roman und Actionthriller - für Freunde spannender Literatur eine echte Empfehlung.

Ralf Schwob, geboren 1966 im südhessischen Groß-Gerau, Ausbildung und Berufstätigkeit als Krankenpfleger, später Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg und Studium der Germanistik. Lebt heute mit seiner Familie in Groß-Gerau und arbeitet als Buchhändler und Autor. Für seine schriftstellerische Arbeit wurde er mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Er veröffentlichte zuletzt die Krimis 'Last Exit Goetheturm', 'Holbeinsteg' und 'Das Präsidium' im Societäts-Verlag und 'Tod im Gleisdreieck' im mainbook Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783911008013
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum02.09.2024
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse994 Kbytes
Artikel-Nr.17196285
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Frankfurt am Main, Bahnhofsviertel

Siggi parkt seinen feuerroten Camaro am frühen Nachmittag direkt vor dem Eingang des Clubs im absoluten Halteverbot.

Hinter den rot getönten Scheiben des Puffs brennt kein Licht, die Doppeltür mit der Aufschrift Girls, Girls, Girls ist geschlossen. Seit man die Bordelle wegen der Pandemie dichtgemacht hat, läuft das Geschäft illegal auf der Straße. Die Türsteher sind gereizt, weil es nichts zu kontrollieren gibt, und die Mädchen, die keine andere Wahl haben, laufen scheinbar absichtslos durch die Gegend oder stehen in dunklen Hauseingängen. Ihre Zuhälter sitzen währenddessen gelangweilt in den am Straßenrand geparkten Autos und spielen mit ihren Handys.

Siggi steigt aus seinem Wagen und sieht sich um. An der Tür, die in das Treppenhaus neben dem Club führt, hängt ein mit Lippenstift gemaltes Schild: Auch an Sexarbeit hängen Existenzen .

Ja, denkt Siggi grimmig, zum Beispiel meine. Er schließt auf, verschwindet im Hauseingang und nimmt die Treppe nach oben. Im ersten Stock des Altbaus betritt er ein fast leeres Zimmer. Lediglich zwei einfache Holzstühle und ein Bettgestell aus Messing mit einer nackten Matratze darauf befinden sich in dem Raum. An der Schmalseite des Zimmers hängt ein Spiegel, in der gekachelten Ecke zu seiner Linken ist ein einfaches Waschbecken an die Wand geschraubt. Ein verblichenes grauweißes Handtuch hängt an einem Haken daneben. Die Luft riecht süßlich schwer und ein bisschen nach kaltem Rauch.

Siggi durchquert das Zimmer mit großen Schritten, öffnet das Fenster und sieht hinunter auf die Straße. Drei junge Männer mit Bierdosen in der Hand stehen gegenüber vor dem Eingang eines Table-Dance-Ladens. Sie stoßen sich gegenseitig an und machen eindeutige Handbewegungen, lachen laut und überqueren breitbeinig die Straße, als könne ihnen keiner was. Ihre medizinischen Masken hängen ihnen wie Lätzchen unterm Kinn. Landeier, die wahrscheinlich zum ersten Mal im Frankfurter Bahnhofsviertel unterwegs sind, und das ausgerechnet im Lockdown.

Siggi reibt sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger, er hat Kopfschmerzen. Einen Moment schließt er die Augen, und als er sie wieder öffnet, stehen die Jungs unten vor dem Club. Einer lehnt sich mit seinem fetten Hintern an Siggis Camaro. Der Junge trinkt einen Schluck, rülpst und zerquetscht die Leichtmetalldose zwischen seinen Fingern. Als er Siggis Pfiff hört, sieht er sich suchend um, legt schließlich den Kopf in den Nacken und sieht ihn am offenen Fenster stehen. Ruckartig bewegt sich der Junge mit der zerdrückten Bierdose in der Hand von dem Camaro weg und hebt entschuldigend eine Hand, seine beiden Freunde treten feixend zu ihm, verstummen aber sofort, als sie Siggi am Fenster stehen sehen, der nichts weiter tut, als zu ihnen runterzusehen.

Die Jungs trollen sich und Siggi schließt das Fenster.

Früher wäre er nach unten gegangen und hätte es nicht bei bösen Blicken belassen, mittlerweile setzt er seine Mittel sparsamer ein. Mit Ende vierzig ist seine Reaktionsschnelligkeit nicht mehr die Beste und den härtesten Punch hat er auch nicht mehr. Siggis Überlebensstrategie ist deshalb, wenn es unbedingt nötig ist, immer als Erster zuzuschlagen, und zwar dahin, wo es wehtut. Wo es richtig wehtut. Meistens ist dann Ruhe im Karton.

Aber vorlaute Möchtegern-Freier, die angesoffen über die Taunusstraße stolpern, auf offener Straße zu verprügeln, ist unnötig. Die rennen am Ende noch zur Polizei, und die kann Siggi jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Er ist froh, den Job bei den Rumänen zu haben. Die bezahlen ihn unter anderem auch dafür, weil er weiß, wie man in dieser schönen Stadt am Main unter dem Radar der Bullen bleibt.

Er geht ein paar Schritte auf den knarrenden Holzdielen durch den Raum und bleibt vor dem bodentiefen Spiegel stehen. Es gibt Leute, die ihm eine Ähnlichkeit mit Lemmy, Sänger und Bassist der englischen Heavy-Metal-Band Motörhead, nachsagen, der nach einem exzessiven Leben vor ein paar Jahren gestorben ist. Der Mann war allerdings schon fast siebzig, während Siggi noch nicht einmal die Fünfzig erreicht hat.

Neuerdings hat er diese Kopfschmerzen, die sich vollkommen anders anfühlen als der gewohnte dicke Kopf nach zu viel Bier und Schnaps. Die Kopfschmerzen, die ihm seit ein paar Wochen zu schaffen machen, kommen anfallartig wie aus heiterem Himmel und fühlen sich an, als würde ihm jemand mit einer heißen Stricknadel im Gehirn herumstochern. Wahrscheinlich wird er einfach nur alt und lässt nach, von früher kennt er so einen Scheiß jedenfalls nicht. Er greift in seine Jackentasche und holt einen Blister mit Schmerztabletten heraus, drückt sich zwei auf die Hand und schluckt sie ohne Wasser herunter, dann zündet er sich eine Zigarette an.

Als er wenig später Schritte auf dem Flur hört, macht er sich bereit. Die Tür in seinem Rücken wird aufgerissen und jemand in den Raum gestoßen, ein Mann flucht, eine Frau wimmert, dann fällt die Tür wieder krachend ins Schloss und alles ist still, bis auf den schweren, zitternden Atem der Frau.

Siggi bläst den Rauch seiner Zigarette gegen die Fensterscheibe und sieht dabei zu, wie sich der blaue Dunst über dem Glas verteilt. Ohne sich umzudrehen, fragt er: Wie heißt du?

Die Frau flüstert etwas, das er nicht versteht. Er wartet einen Moment, dann fragt er sie erneut, diesmal betont langsam: Wie heißt du?

Sofia ... , entgegnet die Frau, diesmal laut genug. Sie hat eine tiefe, aber dennoch weibliche Stimme.

Siggi zieht noch einmal an seiner Zigarette, stößt den Rauch aus und dreht sich langsam um.

Sofia steht in der Mitte des Zimmers, so wie sie alle am Anfang hier stehen: Jeans und Billig-Sneaker, eine dünne Kunstlederjacke über der zerknitterten, tiefausgeschnittenen Bluse, den Nylon-Rucksack mit ihren paar Habseligkeiten mit beiden Händen schützend vor den Bauch gehalten. Diese hier ist klein und sehr schmal, wahrscheinlich mit viel zu wenig Oberweite. Dafür mandelförmige braune Augen, dunkle lange Haare, leichter Teint, den Mund trotzig nach unten verzogen.

Siggi zieht einen der beiden Stühle heran und postiert ihn in der Mitte des Raums.

Setz dich!

Sofia sieht abwechselnd den Stuhl und Siggi an. Ihr Atem hat sich beruhigt. Er will sie gerade erneut auffordern, sich hinzusetzen, als Sofia sich mit dem Rucksack auf den Knien zögernd niederlässt, als könne es sich bei dem Angebot um eine Falle handeln.

Siggi geht mit der Zigarette im Mund um den Stuhl herum, streicht ihr über die Haare, bündelt sie mit einer Hand zu einem Zopf und legt so ihren Nacken frei, rechts und links des Haaransatzes kräuseln sich dunkle Nackenhärchen. Er holt einen einfachen Gummiring hervor und fixiert die gebündelten Haare mit ein paar schnellen Griffen zu einem Pferdeschwanz, den er ihr über die Schulter legt.

So , sagt er.

Das Mädchen schweigt.

Wie heißt du?

Sofia ...

Das stimmt nicht , sagt Siggi sanft und wartet, ob sie darauf etwas erwidern wird, was das Mädchen aber nicht tut. Vielleicht versteht sie ihn gar nicht, vielleicht aber doch und sie will aufsässig sein. Egal.

Du heißt ab heute Angelina , sagt Siggi, als spreche er eine einfache, unverrückbare Tatsache aus. Er streicht ihr mit zwei Fingern zärtlich über die dunklen Härchen in ihrem Nacken, dann fragt er erneut: Wie heißt du?

Sofia ... , erwidert das Mädchen leise, aber bestimmt.

Siggi seufzt. Die Zigarette in seiner linken Hand ist bis zur Hälfte heruntergebrannt. Er zieht noch einmal kurz daran, ascht ab und führt die rotglühende Spitze an ihre feinen Nackenhärchen. Als sie die Hitze auf der Haut spürt, beginnt sie, unruhig auf dem Stuhl herumzurutschen, und Siggi drückt sie mit der rechten Hand zurück auf die Sitzfläche. Der Geruch nach angesengten Haaren steigt auf.

Wie heißt du?

Das Mädchen sagt nichts. Siggi spürt, wie ein Beben durch ihren Körper läuft, ihr Atem wieder schneller und ungleichmäßiger wird. Er nimmt die Zigarette zwischen die Lippen und zieht erneut daran, hält sie dann zwischen Daumen und Zeigefinger und wartet.

Wie heißt du?

Ich ... heiße ...

Siggi winkelt den Arm mit der Zigarette ab, beugt sich zu ihr herunter und bringt sein Ohr so nah an ihre Lippen, bis er ihren warmen Atem spürt.

Sofia ... , flüstert das Mädchen und eine Träne läuft ihr dabei über die Wange.

Siggi nickt. Irgendwie hat er das schon erwartet. Er lässt noch ein paar Sekunden verstreichen, tritt wieder hinter das Mädchen, drückt ihr mit der linken Hand den Kopf brutal nach vorne und drückt mit der rechten die glühende...
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