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Der Name ihres Vaters

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
epublierschienen am18.07.20242. Auflage
Louis Lacoste lebt mit seiner Tochter, der in Freiheit aufgewachsenen, selbstbewussten Leona, in einem kleinen Ort nicht weit von Rio de Janeiro. Der Bösewicht Ribeiro deutet an, er wisse über Louis? dunkle Vergangenheit Bescheid, und fordert als Preis für sein Schweigen die Hand von Leona. Die ist darüber ebenso empört wie ihr Verehrer Christobal Valera, für den Leona allerdings nicht mehr als geschwisterliche Zuneigung empfindet. Louis Lacoste entzieht sich dem Dilemma durch Selbstmord. Leona verlässt Brasilien und erfährt, dass ihr Vater in Wirklichkeit George Evans hieß und vor vielen Jahren aus England fliehen musste, weil man ihn für einen Mörder hielt. Daraufhin leistet sie einen Schwur: Sein Name soll von dem Verdacht reingewaschen werden. Mit ihrem angeborenen Schauspieltalent scheut Leona sich nicht, sich immer wieder als Mann zu verkleiden und Dinge zu tun, die einer Frau zu ihrer Zeit verboten sind. Christobal bleibt ihr auf den Fersen, aber Leonas Herz schlägt ausschließlich für ihr Gelübde. Schließlich verschafft sie sich in England Zugang zur Familie ihres Vaters und findet nach und nach heraus, welche Verwicklungen damals zu dem falschen Verdacht geführt haben...

Die britische Autorin und Schauspielerin Florence Marryat (1833-1899) gehörte zu den bekanntesten Schriftstellerinnen der viktorianischen Zeit. Neben 68 Romanen schrieb sie Sachbücher, Reiseberichte, Bühnenwerke und Zeitschriftenartikel.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
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Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR16,99

Produkt

KlappentextLouis Lacoste lebt mit seiner Tochter, der in Freiheit aufgewachsenen, selbstbewussten Leona, in einem kleinen Ort nicht weit von Rio de Janeiro. Der Bösewicht Ribeiro deutet an, er wisse über Louis? dunkle Vergangenheit Bescheid, und fordert als Preis für sein Schweigen die Hand von Leona. Die ist darüber ebenso empört wie ihr Verehrer Christobal Valera, für den Leona allerdings nicht mehr als geschwisterliche Zuneigung empfindet. Louis Lacoste entzieht sich dem Dilemma durch Selbstmord. Leona verlässt Brasilien und erfährt, dass ihr Vater in Wirklichkeit George Evans hieß und vor vielen Jahren aus England fliehen musste, weil man ihn für einen Mörder hielt. Daraufhin leistet sie einen Schwur: Sein Name soll von dem Verdacht reingewaschen werden. Mit ihrem angeborenen Schauspieltalent scheut Leona sich nicht, sich immer wieder als Mann zu verkleiden und Dinge zu tun, die einer Frau zu ihrer Zeit verboten sind. Christobal bleibt ihr auf den Fersen, aber Leonas Herz schlägt ausschließlich für ihr Gelübde. Schließlich verschafft sie sich in England Zugang zur Familie ihres Vaters und findet nach und nach heraus, welche Verwicklungen damals zu dem falschen Verdacht geführt haben...

Die britische Autorin und Schauspielerin Florence Marryat (1833-1899) gehörte zu den bekanntesten Schriftstellerinnen der viktorianischen Zeit. Neben 68 Romanen schrieb sie Sachbücher, Reiseberichte, Bühnenwerke und Zeitschriftenartikel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783759842763
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum18.07.2024
Auflage2. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3809 Kbytes
Artikel-Nr.17206452
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1:
Leona im Wald

Weit im Süden, unter einem strahlend blauen Himmel, umgeben von fruchtbaren Tälern und sattgrünen Hügeln, liegt Rio de Janeiro.

Vor der Stadt dehnt sich die Bucht, in Farben und Landschaft schöner als Feder und Tinte sie nachzeichnen können. An ihrem Busen trägt sie die Ilha das Cobras, die Ilha das Euxadas und weiter draußen Long Island und Paquetà, beide im Schatten der blattreichen Mango- und Cashewbäume und blühend von Myrten und der olivengleichen Camarà.

Aber unser Ziel liegt jenseits von alledem.

Eingebettet in die lange Reihe der Mangroven, die hinter Paquetà die Küste säumen, oder auffällig an den grün bewachsenen Hügeln, oder auch friedlich und abgelegen versteckt inmitten der pflanzenbewachsenen Täler, erkennt man kleine Städte und Dörfer mit Häusern und Villen, Befestigungen und Kirchen, die ihr Dasein bezeugen. Unter ihren Bewohnern findet man Männer aller Nationen und Berufe: Kaufleute, Bauern, Spekulanten und vielleicht auch einige Gentlemen, die sich zur Ruhe gesetzt haben - Franzosen, Amerikaner oder Portugiesen, denen es nichts ausgemacht hat, auf ihre alten Tage nicht nur den Ort zu verlassen, an dem sie sich ihr ganzes Leben lang abgerackert haben, sondern sogar das Land, in dem sie mit Gedanken, Gebräuchen und Gefühlen zuhause waren.

In einer dieser kleinen Ortschaften vor den Toren der Hauptstadt Rio de Janeiro, vielleicht der abgelegensten und unauffälligsten von allen, spielen die ersten Szenen unserer Geschichte. Kein Himmel, wie er sich selbst am hellsten und klarsten Sommermorgen über unserer nebelumwölkten, rauchigen britischen Insel dehnt, könnte jemals auch nur die geringste Vorstellung von der strahlenden Durchsichtigkeit des hyazinthenfarbenen Firmaments vermitteln, welches sich über der kleinen Stadt wölbte, von der ich spreche. Weiße, flauschige Wölkchen schienen auf halbem Weg zwischen Erde und Himmel aufgehängt zu sein und schwebten in Abständen über sie hin, um das Auge davor zu bewahren, dass es zu lange an einer solchen unterbrochenen Farbfläche hängen blieb, und die sanftesten Sommerwinde ließen gelegentlich die Blätter der Palmen und gefiederten brasilianischen Zedern erbeben, als wäre das Schweigen zu bedrückend und als würden die Bäume untereinander flüstern.

Es war Mittagszeit. Die Ortschaft - sie bestand aus freistehenden Häusern, gebaut im Stil von Villen, Hütten, Chalets und Häuschen - schien zu schlafen. Die Fenster lagen im Schatten grüner Jalousien, die Tiere hatten sich an ihre jeweiligen Ruheplätze zurückgezogen. Das einzig Lebendige, was sich in dem schönen, sonnendurchfluteten Bild bot, waren ein paar Landarbeiter. Aber für jeden, der nach Einsamkeit suchte, war sie nur fünf Gehminuten von den geschlossenen Haustüren entfernt, und das Leben im Freien liegt jedem Brasilianer nahezu im Blut.

Die gewundene Straße grenzte an Planatagen und war von blühenden Myrtenhecken gesäumt. Sie führte von dem kleinen Ort aufs Land und lockte mit dem sanften Plätschern und silbrigen Glitzern fallenden Wassers über lebendigem Grün bis zu dem dichten Wald, der den Fuß der düsteren Berge bedeckte. Die steilen, kargen Gipfel ragten, nur von nacktem Gestein gekrönt, scharf abgegrenzt in den lachenden Himmel.

Hier, wo die Straße sich in einem schmalen Pfad verlor, der sich zwischen hohen Kiefern, Palmen und Zedern hindurchwand, wurde das betäubende Sonnenlicht erträglicher; man sah es durch das zarte Maßwerk der Schmarotzerpflanzen, die sich von Ast zu Ast schwangen und sich mit ihren Lianen verflochten, sodass sie für den Blick einen Vorhang bildeten. Im weiteren Verlauf wurden die Bäume zum idealen botanischen Garten für die luftigen Pflanzen, die sich in ihre Astgabeln schmiegten, für die hübschen, bandförmigen Farne, die von den Ästen hingen, und für die gefiederten Frauenhaarfarne, die Orchideen und Mimosen, die sich um die Stämme drängten. Hin und wieder zeigte sich eine Unterbrechung des dichten Waldes, ein grasbewachsener Hügel, der vom umgebenden Blattwerk so abgeschirmt war, dass man ihn erst sah, wenn man ihn erreichte - eine Art natürliche Laube, die von dem Hauptweg abzweigte; ihre Wände bestanden aus verwobenem Bambus und seidigen Stapelien, der Teppich aus grünem und braunem Moos, und die Sitze aus Blüten aller Farben.

An einen solchen Ort im innersten Herz des Waldes, außerhalb der kleinen Ortschaft, von der ich berichtet habe, sollst du - in der Fantasie - mich begleiten.

Zu behaupten, das Mädchen, das an dieser Stelle stand, sei schön, wäre zu wenig. Es gibt viele gut aussehende Frauen auf der Welt, und diese hier gehörte einem Volk an, das wegen seiner persönlichen Anziehungskräfte gefeiert wird. Aber sie war nicht nur schön. Sie sah ungewöhnlich aus, zog den Blick sofort auf sich, und nachdem sie ihn auf sich gezogen hatte, fesselte sie ihn. In dem kleinen Ort, in dem sie geboren und aufgewachsen war, räumte man beiläufig ein, sie sei dort die schönste Frau, aber in jedem anderen Land hätte man ihre Schönheit als bemerkenswert bezeichnet. Sie war für ihr Geschlecht mit mindestens fünf Fuß und sieben Zoll sehr groß, und ihre Gliedmaßen waren im Verhältnis zur Körpergröße ideal geformt. Ihre Gesichtszüge waren groß, aber nicht männlich; ihre Haare waren üppig dicht wie bei den meisten Frauen in Brasilien und hingen in gekräuselten Wellen hinunter bis unter die Taille. Als Erstes aber fiel jedem, der mit den Eigenschaften der Menschen ihres Landes vertraut ist, etwas Seltsames auf: Ihre Haare waren nicht schwarz, sondern von einem tiefen Kastanienbraun, und ihre Augen zeigten ein reiches Braun mit gelben Lichtpunkten; es waren Augen wie von polierter Bronze, die außer bei Tizians Fonarina oder einem gefleckten, ruhenden Panther nicht ihresgleichen hatten. Im Übrigen unterschied sich ihr Erscheinungsbild nicht wesentlich von dem anderer Frauen im Süden. Sie hatte ein dunkles, cremefarbenes Gesicht, und unter der ebenso gefärbten Haut spielte ihr warmes Blut nach Belieben. Der Mund war fest und wohlgeformt; die Lippen nicht voll, sondern scharlachrot, und auf der oberen stand der weichste, schwächste, zarteste Flaum, der jemals den Mund einer Frau umspielt hatte - der bloße Schatten eines Schnauzbarts, der nur dazu diente, die Lippe stärker gebogen und spöttischer aussehen zu lassen. Aber sie war noch sehr jung. Die vollen, festen Brüste, die rundlichen Gliedmaßen und der federnde Gang hätten einen Fremden zwar zu der Annahme verleiten können, sie habe bereits die volle Fraulichkeit erlangt, aber ihr Aussehen war dem Klima geschuldet, in dem sie aufgewachsen war und erst ihr siebzehntes Jahr erreicht hatte. Ihre Kleidung war eine seltsame Mischung aus europäischer und spanischer Mode, denn die modernen Brasilianer haben die malerischen Kostüme, die sie sich bis zu Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts bewahrt haben, fast vollständig aufgegeben, auch wenn einige Teile davon erhalten geblieben sind. Sie trug ein weißes Gewand mit langen, locker hängenden Ärmeln, die ihre prächtigen Arme sehen ließen, sobald sie diese hob. Ein leuchtend gefärbter mexikanischer Schal war um die Taille gewunden; er hielt auf der einen Seite eine geladene Pistole und auf der anderen ein langes Messer fest. Den spanischen Überwurf aus schwarzer Seide hatte sie neben sich auf das Gras geworfen. Sie war nicht ganz allein: In ihrer Nähe lag eine große, graubraun gefärbte Ziege mit langem schwarzem Bart, kaute mit offenkundiger Befriedigung die Kräuter, die in ihrer Reichweite wuchsen, und betrachtete blinzelnd jeden neuen Energieausbruch auf Seiten ihrer Herrin (denn das Mädchen sprach mit ihr), als würde sie alles verstehen und als sei jeder Versuch, sie aufzuhalten, bevor sie fertig war, nutzlos. Der zweite Liebling des Mädchens hüpfte über die Baumstämme und suchte nach Insekten, wie es sein Herz begehrte, wobei er aber nie außer Sichtweite geriet: ein Tukan mit großem Schnabel und schwarz-orange gefärbtem Hals, ein charakteristischer Vogel des Landes, der zwar äußerst scheu und schwer zu fangen ist, sich aber mit Freundlichkeit leicht zähmen lässt und ein ausgezeichnetes, treues Haustier abgibt. Sie selbst stützte sich mit einem Arm auf den Hals eines dunkel gefärbten Maultiers, das einen altmodischen spanischen Sattel und ein schmuckes Geschirr trug; dieses war zwar aus Silber, zeigte aber durch die Auswirkungen von Alter, Nachlässigkeit und schlechter Nutzung eher das Aussehen von Blei.

In ihrer Nähe war kein menschliches Wesen. Niemand außer den drei dummen Tieren leistete ihr Gesellschaft, und doch deklamierte das Mädchen laut und heftig, als würde ihr Publikum den ganzen Wald füllen.

Sire! , sagte sie, wobei sie einen Arm ausstreckte, um Aufmerksamkeit zu erregen, dies ist nicht die Zeit für Diskussionen oder Verzögerungen. Ihre Armee wurde besiegt, Ihre Städte geplündert, Ihre Frauen und Kinder durch das Schwert hingemetzelt! Die Soldaten sind demoralisiert, der Feind triumphiert - allmählich verliert das Land sein Vertrauen in Sie. In dieser Not werfe ich mich in die Bresche - bereit zu sterben, gefoltert zu werden, meinen letzten Blutstropfen für mein Land, mein Volk und meinen König zu vergießen!

Was ich Ihnen anbiete, fragen Sie? Ich biete Ihnen an, Sire, mich in die Bresche zu werfen, die durch Ihre jüngste Niederlage entstanden ist, an der Spitze Ihrer Truppen vorzurücken und diesen gemeinen, feigen Engländern den Geist einer Frau Frankreichs zu zeigen, damit sie endlich die Männer fürchten! Ich werde in die Hitze des Gefechts reiten ...

Auf einem Maultier von zwölf Handbreit, beladen mit einem alten spanischen Sattel vom Doppelten seines eigenen Gewichts!...

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Die britische Autorin und Schauspielerin Florence Marryat (1833-1899) gehörte zu den bekanntesten Schriftstellerinnen der viktorianischen Zeit. Neben 68 Romanen schrieb sie Sachbücher, Reiseberichte, Bühnenwerke und Zeitschriftenartikel.