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Das rote Kanu

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
Deutsch
Polar Verlagerschienen am15.07.2024
Buck besuchte vor vierzig Jahre ein katholisches Internat außerhalb des Reservats. Dort wurde er Michael Fineday genannt. Sein Ojibwe-Name jedoch lautet Miskwa'doden (Roter Hirsch). Er verdient seinen Lebensunterhalt als Schreiner und Bootsbauer in der Nähe der Shakopee Mdewakanton Sioux Community in Minnesota und hat gerade die Scheidungspapiere von seiner Frau Naomi erhalten, die genug von seinem Retterkomplex und den Gefahren hat, die er heraufbeschwört. Er verbringt seine Tage allein, bis ein fünfzehnjähriges Mädchen auftaucht, das von einem Kanu angezogen wird, das Buck baut. Lucy's Ojibwe-Name lautet Gage' bineh (Ewiger Vogel). Sie lebt allein in einem Wohnwagen mit ihrem Vater, einem örtlichen Polizisten, der aufgrund des Irakkriegs mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat. Seit dem Tod ihrer Mutter wird sie von den Polizeikollegen ihres Vaters systematisch belästigt und vergewaltigt. Ihr wurde gedroht, dass ihr Vater die Konsequenzen tragen müsse, sollte sie jemals etwas sagen. Buck spürt, dass Lucy in Schwierigkeiten steckt, und zögert nicht, ihr anzubieten, zusammen mit ihm ein Kanu zu bauen. Als Lucys beste Freundin ermordet wird, fürchtet sie um ihr eigenes Leben und wendet sich hilfesuchend an Buck.

Zu Johnsons öffentlichen Auszeichnungen gehören neben anderen: die Aufnahme in die Bestsellerliste der London Times für The Snake Game, drei Pulitzer-Nominierungen (für Deluge, Don't Think Twice und The Devil You Know). Er war Stipendiat des Chesterfield Writers' Film Project in Hollywood und wurde vom Sundance Film Festival für seine Drehbücher ausgezeichnet. Er ist langjähriges Mitglied des Lehrkörpers des Iowa Summer Writing Festival und unterrichtet Drehbuchschreiben am Westminster College in Salt Lake City.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
BuchGebunden
EUR26,00
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EUR21,99

Produkt

KlappentextBuck besuchte vor vierzig Jahre ein katholisches Internat außerhalb des Reservats. Dort wurde er Michael Fineday genannt. Sein Ojibwe-Name jedoch lautet Miskwa'doden (Roter Hirsch). Er verdient seinen Lebensunterhalt als Schreiner und Bootsbauer in der Nähe der Shakopee Mdewakanton Sioux Community in Minnesota und hat gerade die Scheidungspapiere von seiner Frau Naomi erhalten, die genug von seinem Retterkomplex und den Gefahren hat, die er heraufbeschwört. Er verbringt seine Tage allein, bis ein fünfzehnjähriges Mädchen auftaucht, das von einem Kanu angezogen wird, das Buck baut. Lucy's Ojibwe-Name lautet Gage' bineh (Ewiger Vogel). Sie lebt allein in einem Wohnwagen mit ihrem Vater, einem örtlichen Polizisten, der aufgrund des Irakkriegs mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat. Seit dem Tod ihrer Mutter wird sie von den Polizeikollegen ihres Vaters systematisch belästigt und vergewaltigt. Ihr wurde gedroht, dass ihr Vater die Konsequenzen tragen müsse, sollte sie jemals etwas sagen. Buck spürt, dass Lucy in Schwierigkeiten steckt, und zögert nicht, ihr anzubieten, zusammen mit ihm ein Kanu zu bauen. Als Lucys beste Freundin ermordet wird, fürchtet sie um ihr eigenes Leben und wendet sich hilfesuchend an Buck.

Zu Johnsons öffentlichen Auszeichnungen gehören neben anderen: die Aufnahme in die Bestsellerliste der London Times für The Snake Game, drei Pulitzer-Nominierungen (für Deluge, Don't Think Twice und The Devil You Know). Er war Stipendiat des Chesterfield Writers' Film Project in Hollywood und wurde vom Sundance Film Festival für seine Drehbücher ausgezeichnet. Er ist langjähriges Mitglied des Lehrkörpers des Iowa Summer Writing Festival und unterrichtet Drehbuchschreiben am Westminster College in Salt Lake City.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783910918030
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum15.07.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse947 Kbytes
Artikel-Nr.17222811
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

HERBST
1
Buck

Das Mädchen kam am Nachmittag desselben Tages zu ihm, an dem man ihm die Scheidungspapiere überbrachte - Erhalt durch Unterschrift quittiert - und ein Wunder ihm das Leben rettete.

Den Vormittag über arbeitete er in seiner Garagenwerkstatt, deren Tor, breit wie zwei Autos, offen stand, für einen Softwaredesigner aus Seattle an der Nachbildung eines Ruderboots aus den 1880ern, als er Schritte auf der Einfahrt hörte.

»Michael Fineday?«, dröhnte eine Stimme, die etwas von einem Herold an sich hatte.

Er drehte sich um und stand einem harmlos aussehenden Mann mittleren Alters gegenüber, ganz in Schwarz gekleidet, als würde er nicht auffallen wollen, das schmutzigblonde, fettige Haar zum Seitenscheitel gekämmt. Es dauerte einen Moment, bis der Name Sinn ergab - es war nicht seiner, aber wenn Ärger drohte, und das war in den vergangenen Jahren oft vorgekommen, dann drohte er immer Michael. Dem Erzengel, der, wie Schwester Seraphim in der katholischen Internatsschule außerhalb des Reservats ihm beigebracht hatte, sein Namensvetter war.

Nach all den Jahren, vier Jahrzehnten, schob sich Michael immer noch vor ihn, und ihm blieb dann nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.

»Unterschrift bitte?«, sagte Ganz-in-Schwarz und hielt ihm ein Clipboard und einen Stift hin. »Hier unten.«

Er nahm die Thermoskanne vom Zeichentisch, schenkte ein und griff nach dem Clipboard.

»Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte er blinzelnd, versuchte zu erkennen, was das jetzt wieder war, »werfe ich da erst mal einen Blick drauf. Bevor ich meinen Erstgeborenen verkaufe oder - « Ganz oben stand: DRITTES BEZIRKSGERICHT, darunter: Naomi Louise Weston, Antragstellerin.

Mo, dachte er, verdammt, und in seinem Kopf ging eine Bombe hoch. Um Zeit zu gewinnen, schaute er auf, sagte scherzend: »So, wie Sie gekleidet sind, wie soll ich da wissen, ob Sie nicht irgendein Whiskeypriester sind, der mich auf Abwege führen will?«

Ganz-in-Schwarz hielt einen Ausweis an einem gelben Band hoch, Gerichtsbeamter. So ein Typ war das, kein Wort zu viel.

»Wenn Sie dann bitte unterschreiben würden«, sagte er.

Er stützte das Clipboard auf seiner Hüfte ab wie ein Flügel, aber nichts rettete den Moment, und in ihm die schreckliche Starre, an der er litt, seit er bei Naomi ausgezogen war. »Wenn ich unterschreibe, heißt das nur, dass ich es bekommen habe, nicht mehr, stimmt´s?«

Ganz-in-Schwarz nickte.

»Sie kennen die alte Geschichte über den Überbringer schlechter Nachrichten, oder?«

Ganz-in-Schwarz kannte sie zur Genüge und gestattete sich den Schatten eines Lächelns, als wollte er einen Schlag abwehren.

Hinter ihm standen windschiefe Grabsteine auf Rasenflächen, hingen Geister in Bäumen, lauerten Papphexen und Vampire auf Türschwellen. Halloween stand bevor. Aber mit dem Clipboard in der Hand in der Tür seiner Werkstatt erschien alles an diesem Vormittag unwirklich, die überstille Luft, der zu gedämpfte Verkehr drüben auf dem Highway. Dass Naomi vor einigen Tagen vorbeigekommen war, um »ein paar Dinge zu holen«, wie sie es ausgedrückt hatte - Fotos, Geschirr, Kleinkram, den er bei seinem Auszug im Juni versehentlich in die Kisten gepackt hatte - hatte ihn nicht beunruhigt. Schließlich gehörte ihr das Haus in St. Paul, und als sie ihm mitteilte, dass sie »Raum brauche«, hatte er seine Sachen zusammengesammelt und war hierhergekommen, in das Haus, das sein Vater ihm hinterlassen hatte.

Wenn man die früheren »Eingewöhnungsphasen«, wie Naomi sie scherzhaft genannt hatte, mitzählte, war das hier die dritte.

Aber jetzt? Er betrachtete das Clipboard. Juristenjargon, alles Kauderwelsch. Das hier war etwas anderes.

»Einfach unterschreiben bitte?«, sagte Ganz-in-Schwarz. »Unten rechts.«

Er tat es, mit zornigem Schwung, und gab das Clipboard zurück. Ganz-in-Schwarz lächelte, riss die Kopie des Antrags heraus und hielt sie ihm mit einem leichten Nicken hin.

»Und was soll ich damit machen?«, fragte er. »Die Wände tapezieren oder - jetzt weiß ich - mir den Hintern damit abwischen?«

»Danke sehr«, sagte Ganz-in-Schwarz und hielt ihm immer noch den Antrag hin. »Einen schönen Tag noch.«

»Ihnen auch«, sagte er und nahm ihn entgegen.

Er schmiss das Papierbündel in eine Ecke seiner Werkstatt, sodass die Seiten, wie viele es auch sein mochten, auseinanderflogen, ging dann in die Hocke und betrachtete das Ruderboot der Länge nach. Eine geradere Linie konnte man sich nicht vorstellen.

Aber der Kiel ist in der Mitte eine Winzigkeit zu hoch, dachte er und griff zum Hobel.

Irgendwann später trat er verschwitzt und erschöpft vom Boot zurück, dabei war erst später Vormittag. Noch länger konnte er nicht warten, es war nicht zu ertragen, Naomi war in jedem Strich seines Hobels, jedem Raspeln seines Schleifblocks, jedem Kreisen der Stahlwolle, mit der er den Rumpf polierte. Er betrachtete das Boot und biss in das immer noch klebrig-frische Zimtbrötchen, das er in der Bäckerei gekauft hatte. Auch durch das Essen des Zimtbrötchens zögerte er das Unausweichliche hinaus. Noch ein kleines bisschen länger, wenn er es aushielt. Das Brötchen hefig, fett, von Adern aus Butter und Zimt durchzogen und dick glasiert. Normalerweise ein Genuss, jetzt wie Pappe in seinem Mund, fade, fast eklig. Er aß es trotzdem. Er hatte den Brötchen abgeschworen, als Naomi meinte, er würde eine »Plauze« bekommen, aber heute Morgen war er Stunden vor Ladenöffnung zur Hintertür der Bäckerei gegangen und hatte sich zwei geholt. Hatte sie noch heiß in der Tüte zur Garage getragen und - schlaflos um vier Uhr morgens - das erste gegessen, da war es tatsächlich ein Genuss gewesen, und das zweite auf die Werkbank gelegt, als Belohnung für die schwierige Arbeit, die ihm bevorstand.

Und jetzt, nachdem er den Bootsrumpf vorbereitet hatte, war es Zeit für das zweite Brötchen, obwohl er beim Essen fast eine Art Schwindel verspürte, den er aus Erfahrung misstrauisch wahrnahm.

Wenn er sich in der Vergangenheit diesem Gefühl hingegeben hatte, danach gehandelt hatte, war Schlimmes passiert.

»Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert«, hatte Naomi ihm mitgeteilt, bevor sie ihn zum letzten Mal zum Ausziehen aufgefordert hatte.

Er griff zur Thermoskanne. Spähte in ihre Dunkelheit hinein, wusste nicht, warum. Leer war leer.

In der Küche setzte er den Kessel auf, und während der gluckerte, rauchte er an der Spüle eine Zigarette. Der Rauch zog durch das Haus, na und? Wer störte sich daran? Naomi jedenfalls nicht! Das Telefon lag neben seinem Ellbogen, er dachte: Nein, ruf sie nicht an, es ist noch zu früh. Er besaß noch einen Rest Würde, oder nicht?

Sie jetzt anzurufen, würde ... verzweifelt wirken. Oder war sie nicht anzurufen einfach nur feige?

Nach dieser Erkenntnis wählte er. »Also«, sagte er, »was hat der Gerichtsbote zu bedeuten, den du ausgesandt hast?«

»Ja, darüber reden wir gleich«, erwiderte sie. »Aber kann ich dich erst um eine Sache bitten?«

Er würde ihr geben, was sie wollte, dachte er. Oder es versuchen, und dann würde alles von vorn losgehen. Aber er würde nicht betteln.

»Um was denn?«, fragte er.

Früher hatte sie ihn gebeten, nicht noch mehr Streuner - menschliche oder tierische - mit nach Hause zu bringen, keine Sorgenkinder mehr anzuschleppen, von denen es im Lauf der Jahre einige gegeben hatte. Daher trat er jetzt fast mit einem Gefühl der Freude von einem Fuß auf den anderen, wartete darauf, dass es weiterging, auf die nächste Runde.

»Diesmal: Lass. Mich. Gehen«, sagte Naomi mit einer Verdrossenheit in der Stimme, die mehr als endgültig klang.

Er wickelte die Telefonschnur um sein Handgelenk und zog so fest zu, dass das Blut aus seiner Hand wich. Scheiße. Das war anders. Als sie zu lange nichts gesagt hatte, sagte er: »Komm schon, Naomi, lassen wir den Blödsinn, ja?« Bettelte, wie er es absolut nicht hatte tun wollen.

»Du kapierst es einfach nicht, wie?«

»Was?«

»Mit dir zu leben ... ist wie ... als wäre man ein gottverdammtes Menschenopfer. Ich halte es nicht mehr aus. Nicht. Eine. Sekunde. Länger. Ich hab dir gesagt, dass ich deinen Scheiß nicht mehr ertrage, und dann - «

Nun, er konnte nicht leugnen, dass Menschen ihn aufsuchten, und wenn sie kamen, dann steckten sie ihn Schwierigkeiten. Wie Naomi auch, vor seinem letzten Schlamassel.

»Hör zu, du hast gesagt, jemand würde dich verfolgen, und jetzt - tja, jetzt bist du sauer, weil ich mich darum gekümmert habe?«

»Du hast versprochen, so was nicht mehr zu tun.«

»Was sollte ich denn dann tun?«

»Die Polizei rufen. Ganz einfach. Herrgott, er wurde mit einer Halsmanschette auf einem Spineboard eingeliefert.«

»Wenn das alles war, was du wolltest, warum hast du dann nicht selber die Polizei gerufen? Warum hast du mich gebeten, mir mal anzusehen , wer der Typ ist?«

»Du hast es versprochen«, sagte sie, »aber das bedeutet gar nichts.«

»Und du hörst nicht auf die Stimme der Vernunft, Nina«, sagte er, sie bei ihrem Kosenamen nennend, es war einer der Sätze, die sie immer zu ihm...
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Zu Johnsons öffentlichen Auszeichnungen gehören neben anderen: die Aufnahme in die Bestsellerliste der London Times für The Snake Game, drei Pulitzer-Nominierungen (für Deluge, Don't Think Twice und The Devil You Know). Er war Stipendiat des Chesterfield Writers' Film Project in Hollywood und wurde vom Sundance Film Festival für seine Drehbücher ausgezeichnet. Er ist langjähriges Mitglied des Lehrkörpers des Iowa Summer Writing Festival und unterrichtet Drehbuchschreiben am Westminster College in Salt Lake City.