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Augenblicke für die Ohren

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
BoD - Books on Demanderschienen am23.07.20241. Auflage
Jürg Jecklin war nicht nur ein erfindungsreicher Tonmeister, er war auch Schöpfer der weltberühmten Jecklin-Scheibe oder des elektrostatischen Kopfhörers FLOAT. Nach 30 ereignisreichen Jahren als Tonmeister beim Schweizer Radio wirkte er als Hochschullehrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Jürg Jecklin zeichnete seine unkonventionelle Art aus, wie er Probleme anging, wie auch seinen empathischen Umgang mit Studierenden, Musikern und Musikerinnen.

Jürg Jecklin war nicht nur ein erfindungsreicher Tonmeister, er war auch Schöpfer der weltberühmten Jecklin-Scheibe oder des elektrostatischen Kopfhörers FLOAT. Nach 30 ereignisreichen Jahren als Tonmeister beim Schweizer Radio wirkte er als Hochschullehrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Jürg Jecklin zeichnete seine unkonventionelle Art aus, wie er Probleme anging, wie auch seinen empathischen Umgang mit Studierenden, Musikern und Musikerinnen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR29,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJürg Jecklin war nicht nur ein erfindungsreicher Tonmeister, er war auch Schöpfer der weltberühmten Jecklin-Scheibe oder des elektrostatischen Kopfhörers FLOAT. Nach 30 ereignisreichen Jahren als Tonmeister beim Schweizer Radio wirkte er als Hochschullehrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Jürg Jecklin zeichnete seine unkonventionelle Art aus, wie er Probleme anging, wie auch seinen empathischen Umgang mit Studierenden, Musikern und Musikerinnen.

Jürg Jecklin war nicht nur ein erfindungsreicher Tonmeister, er war auch Schöpfer der weltberühmten Jecklin-Scheibe oder des elektrostatischen Kopfhörers FLOAT. Nach 30 ereignisreichen Jahren als Tonmeister beim Schweizer Radio wirkte er als Hochschullehrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Jürg Jecklin zeichnete seine unkonventionelle Art aus, wie er Probleme anging, wie auch seinen empathischen Umgang mit Studierenden, Musikern und Musikerinnen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758334924
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum23.07.2024
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse11608 Kbytes
Artikel-Nr.17225722
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Jugendjahre in Chur: Radio, Filmton und Hi-Fi vor 1960

ERSTE ERFAHRUNGEN UND BASTELEIEN

Als Jürg Jecklin im Mai 1961 als 23-Jähriger bei Radio Basel in die Arbeitswelt einstieg, war bei der Aufnahme und Wiedergabe von Musik technisch einiges grundlegend im Wandel:

In den späten Fünfzigerjahren begann sich in den Aufnahmestudios Stereo durchzusetzen. Bis heute sind viele Aufnahmen von Decca, RCA und weiteren Labels, die damals schon auf Stereo setzten, legendär. Die meisten Haushalte blieben jedoch noch längere Zeit mit Monogeräten ausgerüstet. Auch bei den Radiostationen blieb man in Sachen Aufnahmen noch lange bei Mono. Zu aufwendig schienen damals die technischen Veränderungen, die nötig gewesen wären, um Stereo senden zu können.

Ein Tonmeisterleben beginnt aber nicht mit der Berufstätigkeit. Jürg Jecklin hatte schon im Kindheits- und Jugendalter ein Faible für Audiotechnik entwickelt. Er wuchs in Chur auf und verbrachte seine ganze Jugend und Schulzeit bis zur Matura dort. Chur war damals fernab von Radiostudios. Die ersten Kapitel geben in Anekdoten Aufschluss darüber, wie der Teenager dort mit dem Radiovirus infiziert wurde und in die Audiowelt einstieg.

Kristall-Detektor

Hat deine Faszination für Audio schon in jungen Jahren begonnen? Jürg Jecklin: Das Radio faszinierte mich, seit ich mich erinnern kann. Mit zwölf baute ich einen sogenannten Kristall-Detektor. Seit den Anfangstagen des Radios waren solche Geräte die einfachste Möglichkeit, Rundfunk zu empfangen. Diese passiven Empfänger ohne Stromanschluss funktionierten mit der empfangenen Energie des Senders. Das ging aber nur mit einer langen Antenne und wenn ein genügend leistungsstarker Sender in der Nähe war. Zum Glück schirmte in Chur der Calanda den damaligen Landessender Beromünster so massiv ab, dass die PTT für die Lokalversorgung einen kleinen Relaissender mit einer Leistung von 500 Watt installierte.

Aber nicht durch die Brauerei!

Nein, Chur wurde nicht vom Calanda-Bräu abgeschirmt, sondern vom Calanda-Gebirgsmassiv, das natürlich viel weniger bekannt ist als die nach ihm benannte Brauerei. Bekanntlich gibt es ja auch deutlich mehr Biertrinker als Bergsteiger

Der kleine Mittelwellensender in Chur lieferte für den Empfang mit einem an einen Detektor angeschlossenen Kopfhörer ein genügend starkes Signal. Ich installierte im Garten eine 30 Meter lange Antenne und kaufte bei der damaligen PTT einen alten «Telefon-Stöpselhörer». Diese wurden damals für einen Franken liquidiert.

Das Ganze installierte ich neben meinem Bett, und so konnte ich auch im Bett Radio Beromünster hören. Das war mir aber nur bis 22 Uhr erlaubt. Bei den sporadischen Kontrollgängen meiner Mutter liess ich nach 22 Uhr einfach den Stöpsel auf den Boden fallen und stellte mich kurz schlafend. Um Mitternacht kam immer die alte Landeshymne, und dann war Sendeschluss. Diese Hymne verfolgt mich wegen des häufigen Anhörens bis heute mit ihrem Text, «Rufst du mein Vaterland ...».

Drei Mal wöchentlich begannen die Sendungen am Morgen um halb sieben mit dem sogenannten Frühturnkurs. Ein Turnlehrer, begleitet von einer Pianistin, gab Anleitungen zum Bewegen von Armen und Beinen. Das alles hörte ich mir, im Bett liegend, immer an.

An dieser Stelle könnte ich die bekannte Aussage von Churchill über die Auswirkungen von Sport zitieren. Stattdessen möchte ich nur festhalten, dass sich meine Haltung gegenüber dem Sport bis heute nicht geändert hat. Vermutlich laufe ich deshalb immer noch mit meinen eigenen Hüftgelenken und Kniescheiben herum.

Elektrifiziertes Hühnergehege und Türklingel als Funkeninduktor

War der Detektor deine erste Bastelei?

Nein, ich hatte schon vorher einige Versuche mit Elektrizität gemacht.

Meine 17 Jahre ältere Halbschwester war mit einem Bauern verheiratet, und ich verbrachte immer den grössten Teil meiner Schulferien auf ihrem Bauernhof in Fläsch. Da schloss ich einmal versuchsweise den batteriebetriebenen Hochspannungs-Generator für den Betrieb des elektrischen Vieh-Zaunes am Gitter eines Hühnergeheges an. Wenn ein Huhn in Kontakt mit dem Drahtgitter kam, flatterte es laut gackernd in die Mitte des Geheges. Und zufällig vorbeikommende Passanten, die das Gitter berührten, zuckten erschreckt zusammen.

Als Nächstes baute ich eine alte, mit einer 4,5 Volt-Batterie betriebene Türklingel zu einem Funkeninduktor um. Damit störte ich den Radioempfang im ganzen Haus. Einer der Bewohner beschwerte sich deswegen bei der PTT. Daraufhin kam ein Techniker vorbei, um die Störquelle zu orten. Er fand aber nichts. Ich machte dann während den Hauptsendezeiten des Radios keine weiteren Hochspannungsversuche mehr.

Für diesen Funkeninduktor fand ich aber auch noch eine andere Anwendung. Ich verband einen Pol der erzeugten Hochspannung mit einer wassergefüllten Metallschale, in die ich einen Einfränkler legte. Meine Klassenkameraden mussten einen am andern Pol angeschlossenen Draht in eine Hand nehmen und mit der anderen Hand versuchen, das Geldstück aus der Schale zu holen. Wenn sie es schafften, durften sie es behalten. Ein Franken war für mich damals viel Geld, das Risiko es zu verlieren war aber gleich Null. Sobald die Finger meiner Kameraden in Kontakt mit dem Wasser kamen, verkrampften sich die Hand und der ganze Arm so, dass es keiner schaffte. Der erste, der es versuchte, schrie auf, und sass anschliessend mit einem leicht verstörten Gesichtsausdruck sehr ruhig da. Meine anderen Schulkameraden versuchten es dann trotz dieses abschreckenden Beispiels ebenfalls, natürlich auch ohne Erfolg. Da wurde mir zum ersten Mal klar, welche Handlungsweisen Gier bei Menschen auslösen, auch wenn es dabei nur um einen Einfränkler geht.

Leider beschwerten sich die Eltern meiner Kameraden bei meinen Eltern. Daraufhin wurde mir strikt untersagt, weiterhin derartige Experimente zu machen.

Audion-Empfänger

Nach dem Detektor baute ich nach einer Bauanleitung im damals jährlich erscheinenden Jugend-Jahrbuch Helveticus einen Einröhren-Audionempfänger mit Batteriebetrieb und ersetzte den Stöpsel durch einen Funker-Kopfhörer für 10 Franken aus der Liquidation von Beständen der Schweizer Armee. Damit konnte ich abends mit der langen Antenne die wichtigsten Mittelwellensender Europas empfangen, etwa den in Lahr stehenden amerikanischen Soldatensender AFN (American Forces Network) mit seinen täglichen Jazz- und «American Song Book»-Programmen, sowie die Schlager-Hitparaden von RIAS Berlin (Radio im amerikanischen Sektor).

Die Batteriekosten für den Empfänger, er lief mit je einer 1,5 Volt und einer 22,5 Volt-Batterie, frassen mein ganzes Taschengeld auf. Die Batterien hielten nur wenige Betriebsstunden durch.

Richtige Radios

Der Detektor und der Audion-Empfänger entsprachen dem technischen Stand der späten Zwanziger- und frühen Dreissigerjahre. Dank einiger Ferienjobs konnte ich dann bei lokalen Radiohändlern ausgediente richtige Radios kaufen, ausgewählt immer nach klanglichen Kriterien. In besonderer Erinnerung ist mir ein damaliges Spitzengerät von Loewe-Opta geblieben. Es hatte zwei Tiefton-, zwei Mittelton-Lautsprecher und ein Hochton-Doppelhorn, das links und rechts seitlich abstrahlte und so, obwohl in Mono, ein einigermassen räumliches Klangbild erzeugte. Dieser Radio hatte bereits eine Gegentaktendstufe mit 12 Watt für den Tief-Mitteltonbereich, sowie eine 4-Watt-Endstufe für den Doppelhochtöner.

Mittelwelle und Telefonrundspruch

Der Empfang der Mittelwellensender war immer von atmosphärischen Störungen geprägt. Zum Glück hatten meine Eltern den sogenannten «Telefonrundspruch» abonniert, mit dem man einen störungsfreien Langwellen-Radioempfang über das Telefonkabel mit total fünf Programmen in der damals höchstmöglichen Radioqualität hatte. Ich zapfte das mit Blei abgeschirmte Kabel vom Telefonapparat zum Telefonrundspruch-Empfänger meiner Eltern mit einem dünnen, lackisolierten Wickeldraht an. Diesen verlegte ich unsichtbar durch einen stillgelegten Kamin bis in mein Zimmer im Dachgeschoss. Bemerkt hat das damals niemand. So konnte ich fünf Programme störungsfrei und mit einer Bandbreite von immerhin 6 kHz empfangen, unter anderem auch das Welschschweizer Radio mit seinen Jazzkonzertübertragungen aus Frankreich. Ein Highlight war an einem Weihnachtsabend um 23 Uhr die Direktübertragung eines Konzertes von Sydney Bechet und Claude Luter aus Paris. Mit schlechtem Gewissen, denn am heiligen Weihnachtsabend war so etwas im damaligen Chur, und dann auch noch während der in der Kathedrale zelebrierten Mitternachtsmesse, ein absolutes No-Go. Kurz nach Mitternacht gab es in Chur ein nennenswertes Erdbeben, das ich in meinem Zimmer auf dem Estrich des vierstöckigen Hauses deutlich spürte. Ich empfand das zuerst als mögliche Strafe Gottes. Dann sagte ich mir aber, dass eine Gottesstrafe doch eher Paris mit den Musikern und dem Konzertpublikum, und nicht die Stadt Chur mit einem einzigen Radiohörer hätte...
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Jürg Jecklin war nicht nur ein erfindungsreicher Tonmeister, er war auch Schöpfer der weltberühmten Jecklin-Scheibe oder des elektrostatischen Kopfhörers FLOAT. Nach 30 ereignisreichen Jahren als Tonmeister beim Schweizer Radio wirkte er als Hochschullehrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.
Jürg Jecklin zeichnete seine unkonventionelle Art aus, wie er
Probleme anging, wie auch seinen empathischen Umgang mit Studierenden, Musikern und Musikerinnen.