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Anisbrot in Antiochia

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
acabus Verlagerschienen am09.09.20241. Auflage
Anisduft und Granatapfelsaft Antiochia im Jahre 1190: Kaiser Barbarossa ist tot! Sein Kreuzritterheer löst sich auf und Ritter Diethelm erkrankt schwer. Die hochschwangere Delikatessköchin Alkmene und ihr Angetrauter, der Eunuch Pares, machen sich gemeinsam mit Diethelms Knappen auf den gefährlichen Weg nach Antiochia, um dem Ritter zur Seite zu stehen. Keine Speise kann Diethelm heilen, wähnt er sich doch verflucht. Da heckt Pares einen verwegenen Plan aus. Dafür braucht er Alkmenes Kochkünste und er bringt sie alle in Lebensgefahr.

Dorothe Zürcher * 1973, ist verheiratet, lebt in Zürich und unterrichtet Geschichte, Geografie und Ethik. Bisher hat sie mehrere Romane sowie einige Kurzgeschichten veröffentlicht. Alle sieben Jahre nimmt sie eine Auszeit und bereist mit ihrem Mann die Welt. Sie schreibt gerne in der Abgeschiedenheit der Berge. Die Rezepte aus dem Roman probierte sie alle aus, wobei sie nicht alle Originalzutaten beziehen konnte. www.dorothe-zürcher.ch
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAnisduft und Granatapfelsaft Antiochia im Jahre 1190: Kaiser Barbarossa ist tot! Sein Kreuzritterheer löst sich auf und Ritter Diethelm erkrankt schwer. Die hochschwangere Delikatessköchin Alkmene und ihr Angetrauter, der Eunuch Pares, machen sich gemeinsam mit Diethelms Knappen auf den gefährlichen Weg nach Antiochia, um dem Ritter zur Seite zu stehen. Keine Speise kann Diethelm heilen, wähnt er sich doch verflucht. Da heckt Pares einen verwegenen Plan aus. Dafür braucht er Alkmenes Kochkünste und er bringt sie alle in Lebensgefahr.

Dorothe Zürcher * 1973, ist verheiratet, lebt in Zürich und unterrichtet Geschichte, Geografie und Ethik. Bisher hat sie mehrere Romane sowie einige Kurzgeschichten veröffentlicht. Alle sieben Jahre nimmt sie eine Auszeit und bereist mit ihrem Mann die Welt. Sie schreibt gerne in der Abgeschiedenheit der Berge. Die Rezepte aus dem Roman probierte sie alle aus, wobei sie nicht alle Originalzutaten beziehen konnte. www.dorothe-zürcher.ch
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862828692
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum09.09.2024
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1573 Kbytes
Artikel-Nr.17280409
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1
Schlacht bei Iconium

Anno Domini 1190, Mai

Mohnsaft

Wiegt dich in heilenden Schlaf.

Ritze am Morgen die unreife Kapselfrucht des Mohnes an und ernte den austretenden Saft.

Wenn er eintrocknet, kannst du ihn im warmen Wasser auflösen.

»Christus regnat, Christus vincit ...«

Diethelms Schwertknauf krachte gegen die Stirn. Der Seldschuke fiel schreiend auf die Knie. Diethelm stolperte über ihn hinweg. Die folgenden Ritter würden den Rest erledigen.

Schwindel verdunkelte seine Sicht. Es brauste in seinen Ohren, keuchend lehnte er sich gegen eine Hausmauer. Spürte, wie das Kettenhemd ihn zu Boden drückte. Wie viele Tage hatte er es nicht mehr abgelegt?

»... Christus imperat!«

Von hinten drängten seine Kumpane an ihm vorbei. Es war nicht der Gestank nach Blut oder die Schreie, die ihn schwindeln ließen. Es war der Durst. Seit Tagen hatte er kaum etwas getrunken, zu wenig gegessen. Etliche Ritter schlugen nun die Hauspforten ein, plünderten die Vorratskammern. Als Diethelms Blick wieder klarer wurde, bemerkte er über den Helmen der Kämpfenden den flatternden, schwarzen Löwen, das Banner des Herzogs von Schwaben. Es hieß, der hiesige Sultan habe sich in der Zitadelle verkrochen. Der Herzog wollte ihn dort ausräuchern. Plündern durften sie später.

Eine Bewegung im Augenwinkel ließ Diethelm herumwirbeln. Ein kyburger Krieger ging schreiend in die Knie. Ein Armbrustbolzen ragte aus seinem Kettenhemd.

»Pfeile!« Wie von selbst hob Diethelm seinen Schild über den Kopf, taumelte zum Verwundeten, um auch ihn zu schützen. Das Kettenhemd behinderte seine Bewegungen. Schon beugte sich ein Schildträger über den Verletzten, schrie ihm etwas ins Ohr, nickte Diethelm zu und zog den Verwundeten rückwärts aus dem Gerangel. Ulrich von Kyburg trat von hinten auf ihn zu.

»Nimm!«, schrie er und hielt ihm eine Amphore hin, deren Hals abgeschlagen war. Diethelm trank so hastig, dass der Saft ihm aus den Wundwinkeln floss. Dankbar gab er die Amphore zurück und hastete vorwärts. Schmerzhaft vermisste er Herzeloide, sein edles Kampfross. Vor Wochen hatte er ihr die Halsschlagader durchtrennt. Eigenhändig. Gierig ihr Blut getrunken. Er hatte sie geschlachtet und das Fleisch mit seinem Knappen Pio und den Kyburgern geteilt. Beim Gedanken daran drehte sich ihm der Magen um. Sein Pferd, ermattet und von Pfeilen durchbohrt, war in der Ebene vor Philomenon zusammengebrochen. Diethelm redete sich ein, dass er die Stute erlöst habe. Nun war sie ein Teil von ihm.

Ein Pfeil flog haarscharf an ihm vorbei, knallte gegen die Mauer und prallte ab. Schon hörte er die hohen kurzen Schreie. Seldschukische Soldaten. Sollte er das Schwert einstecken und das Kurzbeil ziehen? In den engen Gassen war ein Schwert hinderlich. Da kam Bewegung in die vorderen Reihen. Das Brüllen seiner Kumpane mischte sich mit den Schreien. Diethelm erkannte die Schläge, Metall gegen Leder, Metall gegen Metall. Hier hinten in der engen Gasse konnte er nichts ausrichten. Unter dem Schild blickte er nach oben, ob von dort Ungemach drohe. Der Himmel über den Gassen leuchtete stählern. Der Schweiß rann ihm über das Gesicht. Gerne hätte Diethelm in der vordersten Reihe gestanden und auf die Ungläubigen eingedroschen. Von hinten drängten die Ritter nach vorne. Diethelm stieß seine Füße in den Staub. Es gab nur mehr Tote, wenn die vordere Reihe in die Schwerter ihrer Angreifer gedrängt wurde.

Neben ihm brüllte jemand etwas. Diethelm vermeinte, die Stimme von Ulrich von Kyburg zu erkennen. Da hob der Ritter vor ihm lautlos sein Schwert. Diethelm linste an ihm vorbei, erkannte den ledrigen Harnisch eines Seldschuken. Sein Vordermann ließ das Schwert herabsausen, der Seldschuke stieß von unten zu. Diethelm fuhr mit dem Schwert dazwischen, drückte des Feindes Waffe herunter. Das Schwert des Vordermannes fuhr durch den seldschukischen Harnisch in den Nacken. Blut spritzte. Mit beiden Händen riss sein Vordermann das Schwert heraus, während Diethelm seine Flanke gegen einen weiteren Angreifer verteidigte. Erst jetzt erkannte er in dem Krieger den Herzog Friedrich von Schwaben. Doch es blieb keine Zeit für Courtoisie. Weitere Seldschuken bedrängten sie. Der Rosenauer drängte sich an die andere Seite des Herzogs und hieb zu. Armbrustbolzen zischten von hinten über ihre Köpfe. Der Gegner wich zurück.

»Los! Weiter!«, schrie Friedrich und sie drängten den spitzen Helmen hinterher. Wusste jemand, wo die Zitadelle lag? Da schwirrten wieder Pfeile durch die Luft und Diethelm war beschäftigt, mit dem Schild nicht nur sich, sondern auch den Herzog zu schützen.

Keuchend drängten sie durch eine enge Gasse den Fliehenden hinterher. Kurz fragte sich Diethelm, ob sie in eine Falle liefen. Schon erreichten sie am Ende der Gasse einen Platz. Dort erhob sich mit festem Mauerwerk umschlossen der Turm einer Zitadelle.

Sogleich drängten sie in die dunkle Gasse zurück, um nicht auf dem weiten Platz ein Ziel für Pfeilschützen abzugeben.

Wenn wir die Stadt eingenommen haben, nahm sich Diethelm vor, dann würde er die Bauart dieses Turms studieren, die gewaltigen Steine in der Mauer und ....

Herzog Friedrich rief nach Hermann von Baden, um zu beraten, wie sie die Zitadelle einkreisen konnten.

»Wir kundschaften den Süden aus!« Ulrich nickte Diethelm zu und winkte seinen Kriegsknechten. Sie liefen ein Stück zurück, um danach links abzubiegen. Den Schild vor sich, das Schwert gezückt. Schreie drangen aus den Häusern, es klirrte, etwas flog aus einem Fenster. Eine Frau, ihr Kind umarmend, lag in ihrem Blut. Plünderer. Ulrich murrte, auch ihm gefiel nicht, dass die Gefährten sich nur um ihr Wohl kümmerten.

Sie huschten vorwärts, spähten um die Ecke. Eine enge leere Gasse lag vor ihnen. Ulrich nickte Diethelm zu, schon eilten sie weiter.

Der Schlag kam völlig unvorbereitet. Es war, als wäre ein riesiger Hammer gegen Diethelms Brust gedonnert. Er wurde herumgerissen, prallte gegen die Wand, schrie vor Überraschung und Schmerz auf, verlor das Gleichgewicht und schlitterte zu Boden. Ulrich riss seinen Schild hoch und trat schützend vor ihn. Diethelm hob sein Schwert. Doch da war kein Gegner. Ein Blitz aus Schmerz durchzuckte ihn. Da erblickte er den Bolzen in der Schulter. Schon war ihm, als würde er über sich schweben, die Szene von oben beobachten und sein Stöhnen nur aus der Distanz hören.

Vier Knechte stellten sich schützend um sie, zwei hoben ihre Armbrüste. Doch nichts regte sich.

»Zurück«, zischte Ulrich und half einem Knecht, Diethelm hochzuziehen.

»Brich ihn ab«, stieß dieser zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und war erstaunt, wie schwer seine Zunge war.

Ulrich schüttelte den Kopf und befahl zwei Knechten, Diethelm nach hinten zum Wundarzt zu bringen. Dieser wehrte sich.

»Brich ihn ab und wir kämpfen weiter.« Warum lallte er?

»Nach hinten! Solange du gehen kannst, verarzten dich die Quacksalber«, schnitt ihm Ulrich das Wort ab.

Wir haben die Zitadelle noch nicht eingenommen , wollte Diethelm entgegnen. Das Rauschen in seinen Ohren wurde stärker. Schwindel beengte seine Sicht, sodass er sich gegen einen Knecht lehnen musste.

Ulrich hatte seine behandschuhte Hand auf seinen Arm gelegt, sagte etwas, wohl beruhigende Worte. Diethelm verstand wegen des Rauschens nichts. Von zwei Knechten wurde er sorgsam weggedrängt, aus der Gasse ins Labyrinth der Stadt. An zerschundenen Leichen vorbei, denen die Waffen aus den kalten Händen genommen wurden, an wimmernden Verwundeten und Gruppen von Kriegern, die sich um halbnackte, schreiende Frauen drängten.

Diethelm torkelte, wollte erklären, dass er weiterkämpfen konnte. Der Bolzen, dachte er, der muss nur abgebrochen werden.

***

Da waren Hände, die ihn niederdrückten. Stimmen. Worte in einer fremden Sprache. Er versuchte sich loszumachen. Ein süßer Saft wurde ihm eingeflößt, er spuckte alles aus.

»Wir haben gewonnen, Diethelm«, raunte jemand. »Lass sie machen! Sie beherrschen die Heilkunst besser als wir.«

Da war ein gleißender Schmerz. Benommenheit. Dann eilte er durch dunkle Gassen, wollte um sich schlagen. Doch es war niemand da, obwohl er wusste, dass er umzingelt war. In der Ferne erblickte er seinen Bruder oder war es Gertrudis? Alkmene reichte ihm einen Apfel, ein Kind an der Hand. Sein Kind? Von weitem hörte er Pios Stimme.

Diethelm öffnete die Augen, schreckte hoch, ein Schmerz durchzuckte seinen Oberkörper, stöhnend ließ er sich aufs Lager zurückfallen. Stoff raschelte. Jemand legte ihm einen kühlen Lappen auf die Stirn. Im fahlen Licht des Morgens kauerte Pio neben seinem Lager.

Es pochte in seiner Schulter. Verwundet! Es gab Gemunkel, dass ihre Reise ins Heilige Land verflucht sei. Diethelm drängte den Gedanken beiseite. Und trotzdem ...

Tagelang waren sie auf dem Weg hierher aus dem Hinterhalt beschossen worden, reisten nur noch in Rüstung, hielten die Knappen und Non-Kombattanten in der Mitte des Zuges. Doch die Pfeile trafen auch diese.

Diethelm suchte nach Pios Hand, hielt sie fest. Da war etwas, was er dem Jungen auftragen musste, bevor er in fiebrige Träume versank. Er befeuchtete seine Lippen. Schon hatte Pio einen Kelch in der Hand, half ihm, sich aufzurichten, und setzte ihn an Diethelms Mund. Der Wein schmeckte nach Nelken, erinnerte an eine süße Zeit, die so fern war.

»Alkmenes Mandelkonfekt«, keuchte Diethelm. Pio runzelte die Stirn. Der Junge musste meinen, er hätte sein Gedächtnis verloren. Schon vor Wochen hatten sie die letzten Krümel in der Schatulle...

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Autor

Dorothe Zürcher * 1973, ist verheiratet, lebt in Zürich und unterrichtet Geschichte, Geografie und Ethik. Bisher hat sie mehrere Romane sowie einige Kurzgeschichten veröffentlicht. Alle sieben Jahre nimmt sie eine Auszeit und bereist mit ihrem Mann die Welt.Sie schreibt gerne in der Abgeschiedenheit der Berge. Die Rezepte aus dem Roman probierte sie alle aus, wobei sie nicht alle Originalzutaten beziehen konnte.dorothe-zürcher.ch

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